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Veröffentlicht am 22.10.2020

Eine lebensverändernde Begegnung

Das Buch eines Sommers
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Inhalt: Eigentlich wollte Nicolas nach dem Abitur Schriftsteller werden. Doch aufgrund des Pflichtgefühls seinem Vater gegenüber beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium und führt nun, nach dem Tod ...

Inhalt: Eigentlich wollte Nicolas nach dem Abitur Schriftsteller werden. Doch aufgrund des Pflichtgefühls seinem Vater gegenüber beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium und führt nun, nach dem Tod seines Vaters, dessen Pharmaunternehmen weiter. Doch so richtig zufrieden ist Nicolas nicht. Er hat kaum Zeit für sich und seine Familie; seine Träume werden hintangestellt. Als plötzlich sein Onkel Valentin stirbt, kommt Nicolas ins Grübeln, inwiefern er etwas in seinem Leben ändern muss.

Persönliche Meinung: „Das Buch eines Sommers“ wird von Nicolas, der als Ich-Erzähler auftritt, erzählt. Inhaltlich werden einige philosophische Gedanken zur Endlichkeit und Sinn des Lebens und zur Frage, wie man aus dem Alltagstrott herauskommt, diskutiert. So behandelt „Das Buch eines Sommers“ indirekt auch Themen der Achtsamkeit oder Selbstsensibilität. Der Trott oder die Verpflichtungen, die einen immer wieder von den eigenen Wünschen zurückhalten, sind dabei sehr schön und bildhaft gezeichnet: Nicolas verrennt sich in eine Arbeit, die er eigentlich nur aus Pflichtbewusstsein angetreten hat, und vergisst dabei zu häufig, im Augenblick zu leben. In lichten Momenten fällt ihm dies auf, doch diese werden jäh von Gedanken an die Arbeit verdrängt, sodass der Alltag ihn wieder einfängt. Eingestreut werden dabei kluge Überlegungen zur Selbstbestimmtheit im eigenen Leben (Wie sehr haben wir Glaubenssätze von anderen unreflektiert übernommen?). Diese Thematiken werden allerdings nicht komplex geschildert, sondern sind ansprechend formuliert, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt. „Das Buch des Sommer“ ist aber kein Ratgeber oder Selbsthilfebuch, das einem vorgefertigte Überlegungen vermitteln möchte, sondern ein Stück Gegenwartsliteratur, das Literatur auch auf der Metaebene diskutiert, weshalb sich viele verweise auf die „Literatur“ an sich finden: Nicolas möchte Schriftsteller werden, sein Onkel war selbst ein Schriftsteller, Nicolas trifft auf eine literarische Figur aus dem Werk seines Onkels, mehrmals erzählt Nicolas kleinere Binnengeschichten und der Roman endet mit einem literarischen Kniff, den ich jetzt nicht vorweg nehmen möchte. Es dreht sich somit viel um das Erzählen selbst. Insgesamt ist „Das Buch eines Sommers“ ein Roman, der einerseits wichtige und aktuelle Themen (Sinn des Lebens, das Glücklichsein) bespricht, andererseits aber auch literarisch schön geformt ist.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Ein spannender und schön formulierter Thriller

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
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Inhalt: Sylt. Gefesselt in einem Gewächshaus wird eine Leiche gefunden. Der Tote: Hugo Bellmer, einer der reichsten Menschen Deutschlands. Das Mordwerkzeug: Bambussprossen, die langsam aber stetig wuchsen ...

Inhalt: Sylt. Gefesselt in einem Gewächshaus wird eine Leiche gefunden. Der Tote: Hugo Bellmer, einer der reichsten Menschen Deutschlands. Das Mordwerkzeug: Bambussprossen, die langsam aber stetig wuchsen und Bellmer so bei lebendigen Leibe durchbohrten. Betraut mit dem Fall wird die Hauptkommissarin Anita Ichigawa, die die beiden Profiler Jan Grall und Rabea Wyler als Verstärkung mit ins Boot holt. Doch der Mord auf Sylt war erst der Anfang. Als die leitende Ermittlerin selbst in die Fänge des selbsternannten „Erlösers“ gerät, beginnt ein Spiel gegen die Zeit.

Persönliche Meinung: „Rache, auf ewig“ ist der dritte Band der Thriller-Reihe um die Ermittler Jan Grall und Rabea Wyler und kann auch ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden. Für ein tieferes Verständnis der zwischenmenschlichen Beziehungen ist es aber sinnvoll, die Vorgängerbände zu lesen. Erzählt wird die Handlung hauptsächlich aus den Perspektiven von Grall und Wyler; teilweise wird allerdings auch die Perspektive anderer in den Fall involvierter Figuren eingenommen. Der Handlungsbogen startet, bedingt durch den Modus Operandi des Täters, rasant: Häufig wird der Ort gewechselt, sodass sich verschiedene Handlungsorte (hauptsächlich) in Deutschland und der Schweiz ergeben. Ab der Hälfte der Handlung wird stärker ein begrenzter Ort fokussiert. Das Motiv des Täters, das auf einem verqueren religiösen Verständnis beruht (mehr möchte ich nicht verraten :D) ist originell. Wie schon die ersten beiden Thriller von Lars Schütz lässt sich auch „Rache, auf ewig“ aufgrund des anschaulichen, humorvollen und abwechslungsreichen Schreibstils sehr flüssig lesen. Die beiden Hauptfiguren (Grall und Wyler) treten im Vergleich zu den vorherigen Bänden aufgrund der Perspektivierung anderer Figuren etwas zurück. Grall zeigt allerdings wieder seine gewohnt sarkastische Art; Wyler hat mit privaten Problemen zu kämpfen. Ergänzt wurde das Figurenrepertoire um Kolja Wiebusch, dem Kollegen von Ichigawa, der sympathisch gezeichnet und kalauernd unterwegs ist. Die Handlung ist durch die Taten des „Erlösers“ durchweg fesselnd; das Ende und die Täterfrage überraschend. Besonders spannend fand ich, dass sich am Ende Wahn und Wirklichkeit in der Psyche des Täters vermischen. In diesem Kontext hätte ich es aber noch interessant gefunden, etwas mehr über die Vergangenheit des Täters zu erfahren. Insgesamt ist „Rache, auf ewig“ ein spannender Thriller, der stilistisch sehr schön formuliert ist.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Die Zug-Odyssee

Was dir bleibt
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Inhalt: Kanada. Die 76-jährige Gladys wohnt schon fast ihr ganzes Leben lang in einer kleinen Siedlung an einer Bahnlinie, mitten im Nirgendwo. Eines Tages setzt sie sich in den Northlander-Zug und fährt ...

Inhalt: Kanada. Die 76-jährige Gladys wohnt schon fast ihr ganzes Leben lang in einer kleinen Siedlung an einer Bahnlinie, mitten im Nirgendwo. Eines Tages setzt sie sich in den Northlander-Zug und fährt weg. Ihre Nachbarn und Freunde, die sie nicht darüber informiert hat, obwohl sie sich sonst alles erzählen, rätseln über Grund und Ziel der Fahrt – zumal sie ihre suizidale Tochter allein zurücklässt. Was treibt Gladys an?

Persönliche Meinung: Bei „Was dir bleibt“ handelt es sich um ein Stück Gegenwartsliteratur, das sich näheren Genrezuordnungen entzieht. Erzählt wird der Roman nicht, wie das Cover nahelegt, von Gladys selbst, sondern von einem namenlosen männlichen Ich-Erzähler, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Verschwinden Gladys‘ nachzuspüren. Dabei versucht er, die Reise und die Motive von Gladys zu rekonstruieren, wird zum Spurensucher, der die Fühler in alle möglichen Richtungen ausstreckt. Der Erzähler tritt (bewusst) zurück; man erfährt kaum etwas persönliches über ihn. Er tritt eher als Chronist und Vermittler der Geschichte von Gladys auf, geht dabei aber gar nicht chronologisch vor, sondern verfolgt Spuren, die auch mal ins Leere führen. Besonders interessant dabei ist das assoziative Vorgehen der Erzählung: Der Bericht ist quasi eine (mal mehr, mal weniger) assoziative Addition der Spuren. Insofern ergeben sich viele kleine Nebengeschichten, in denen man sich – ähnlich wie der Erzähler – verirrt. Auch bemüht sich der Erzähler bewusst nicht um einen roten Faden, sondern bleibt unstrukturiert: Er gibt den Leserinnen letztlich Einblicke in den Schreib- und Nachforschungsprozess und bildet diesen ab. Dabei kommt es zu Sackgassen, Schleifen, kleinen Vorausdeutungen und Rücksprüngen. Die Erzählweise ist somit eher experimentell. Die Handlung ist aber – vom Ende her betrachtet – dennoch stimmig; Gladys‘ Reisegrund in einer bestimmten, ihr eigenen Logik nachvollziehbar. Der Erzählton ist eher gesetzt: nicht aufmerksamkeitsheischend, eher deskriptiv, vergleichsweise anspruchsvoll, zwischendurch auch melancholisch und nostalgisch, immer mal wieder abschweifend, insgesamt ruhig. Die Handlungsorte sind häufig die Züge und die kleinen Ortschaften längs der Eisenbahnlinie. In diesem Kontext wird ein besonderes Kapitel der kanadischen (Bildungs-)Geschichte angesprochen: die school trains. Waggons, die bis in die 1960er Jahre für einige Tage auf Nebenschienen in der Nähe von Ortschaften abgestellt wurden, damit auch die Schülerinnen in abgelegenen Orten eine zumindest rudimentäre Schulbildung erhalten. Dieser emotionale Bezug zum Komplex „Eisenbahn/Gleis“, der ja ungleich höher ist, wenn der Waggon nicht nur Transportmittel, sondern Ort des Lernens, der Freundschaften und des Heranwachsens ist, ist sehr plastisch gezeichnet. „Was dir bleibt“ besitzt eine gewisse experimentelle Andersartigkeit, ist eher ruhig erzählt und thematisch/bzgl. des Erfahrungshorizontes vielleicht etwas weit von uns entfernt, aber das zeichnet letztlich die Besonderheit des Romans aus.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Eine bildgewaltige Space Opera

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Inhalt: Kira arbeitet als Xenobiologin für ein intergalaktisches Unternehmen, das sich auf die Urbarmachung von zu kolonisierenden Planeten spezialisiert hat. Die Arbeit ist schon fast erledigt, doch dann ...

Inhalt: Kira arbeitet als Xenobiologin für ein intergalaktisches Unternehmen, das sich auf die Urbarmachung von zu kolonisierenden Planeten spezialisiert hat. Die Arbeit ist schon fast erledigt, doch dann wird eine seltsame Unregelmäßigkeit gefunden, die Kira überprüfen soll. Diese entpuppt sich als Alientechnologie - ein besonderer Fund für die Xenobiologin, zumal es erst der zweite Hinweis auf extraterrestrisches Leben ist. Doch plötzlich wird die Technologie lebendig und verschmilzt mit Kiras Körper. Für Kira ist es der Beginn einer Reise durch Raum und Zeit, während der sie auf fremde Lebensformen und neue Freunde trifft und versucht herauszufinden, worum es sich bei der "Soft Blade", der Alientechnologie, handelt.

Persönliche Meinung: Bei "Infinitum - Die Ewigkeit der Sterne" handelt es sich um eine Space Opera, in die sich phantastische Elemente mischen. Dabei trifft man während des Lesens auf unterschiedliche Lebensformen und -arten, verschiedenste Figuren und Planeten. Die Figuren sind dabei sehr plastisch ausgearbeitet; jede Hauptfigur erhält eine Hintergrundgeschichte und spezielle Merkmale, sodass sie sich deutlich von den anderen Charakteren abhebt. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive Kiras, deren Sorgen, Gefühle, Ängste, Grübeleien und Selbstfindung (mit der Soft Blade) die Leser*innen hautnah mitbekommen. Die erschaffene Erzählwelt mit ihren unterschiedlichen Planeten, Raumschiffen und Raumfahrtregeln ist vergleichweise komplex und fachterminologisch anspruchsvoll. Man muss sich dementsprechend voll auf "Infinitum" einlassen und kann es nicht zwischendurch mal eben durchlesen. Ein Anhang mit Glossar und Erklärungen zur Raumzeit und Überlichgeschwindigkeit hilft allerdings dabei, terminologisch nicht den Faden zu verlieren. Die Handlung ist sehr dicht, sodass viel passiert und Pfade eingeschlagen werden, mit denen man nicht gerechnet hätte. Dabei kommt es auch zu der ein oder anderen überraschenden Aufdeckung. Besonders das grandiose Ende sticht dabei heraus: Einerseits gibt es eine finale Schlacht, die filmische Qualitäten aufweist, andererseits geht das Ende auch transzendente Wege, die überraschend und originell sind. Der Erzählstil ist generell bildgewaltig und erinnert an "Eragon". Wer "Eragon" gelesen hat, weiß, dass Paolini sehr detailliert schreibt, was oft zu tollen Szenen führt, teilweise - besonders bei für die Handlung nicht unbedingt wichtigen Kleinstinformationen - aber auch ausufernd und überbordend wirkt. Insgesamt ist "Infinitum - Die Ewigkeit der Sterne" aber ein außergewöhnlicher und komplexer Science Fiction-Roman, der eine unvorhersehbare Handlung aufweist und bildgewaltig geschrieben ist.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Eine gelungene Fortsetzung

UNENDLICH
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Inhalt: „Unendlich – Für ein Leben“, der 2. Band der „Unendlich-Trilogie“, beginnt in dem Moment, in dem der erste Band geendet hat (um Spoiler zu Band 1 zu vermeiden, bleibe ich im Inhaltsteaser bewusst ...

Inhalt: „Unendlich – Für ein Leben“, der 2. Band der „Unendlich-Trilogie“, beginnt in dem Moment, in dem der erste Band geendet hat (um Spoiler zu Band 1 zu vermeiden, bleibe ich im Inhaltsteaser bewusst vage :D) Nachdem Scarlett, Mason und Oliver durch Hilfe von unverhoffter Seite vom Hauptquartier der Rebellen flüchten können, gewährt ein alter Bekannter ihnen Unterschlupf. Von dort aus planen die drei Freunde die Rettung von Liam und Emma, doch dabei geraten sie zwischen die Fronten von Ephraim Lordan, der unbedingt seine Macht behalten will, und dem Oppositionsführer Logan Grey.

Persönliche Meinung: „Unendlich – Für ein Leben“ wird aus der Perspektive von unterschiedlichen Figuren erzählt, die in Band 1 eher Nebencharaktere waren. Insgesamt erhalten die Charaktere dadurch eine größere Tiefe, was besonders für Oliver zutrifft, der den meisten Erzählraum erhält: Im Vergleich zu Band 1 ist er sympathischer, verständlicher und menschlicher. Auch die Welt von „Unendlich“ wird größer: Die Freunde bereisen unterschiedlichste Gegenden und auch religiöse Aspekte der „Unendlich“-Welt werden thematisiert. Der Handlungsbogen ist insgesamt weniger rasant als in Band 1. Der Fokus liegt in Band 2 eher auf einer Erweiterung der Handlungswelt und den Beziehungsdynamiken innerhalb der Gruppe (wobei es auch zu einer Liebesgeschichte kommt). [KLEINER SPOILER] Besonders der Umgang und das liebevolle Kümmern der Gruppe um die Babys, die später zu der Gruppe stoßen, fand ich schön und lebendig dargestellt, wobei das Verhalten der Babys teilweise herzallerliebst ist :D [SPOILER ENDE]. Actionreiche Sequenzen gibt es auch, allerdings treten diese im Vergleich zu Band 1 eher zurück. Die Handlung, die teilweise dystopische Züge erhält, ist insgesamt rund und schlüssig, wobei sie wieder mit einer Aufdeckung und einem fiesen Cliffhanger endet. Der Schreibstil lässt sich generell flüssig lesen; ein paar Sätze sind stilistisch etwas holprig, aber das fällt nicht so sehr ins Gewicht. Insgesamt ist „Unendlich – Für ein Leben“ eine gelungene Fortsetzung, die handlungstechnisch sinnvoll an den ersten Band anknüpft, dabei aber andere Schwerpunkte setzt, wodurch die Charaktere und die Handlungswelt eine größere Tiefe erhalten.

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