Inhalt: Da es in den Häusern der Menschen immer weniger Kachelöfen, den natürlichen Lebensräumen der Mumins, gibt, begeben sich Mumin und Muminmutter auf Wanderschaft. Sie sind dabei auf der Suche nach ...
Inhalt: Da es in den Häusern der Menschen immer weniger Kachelöfen, den natürlichen Lebensräumen der Mumins, gibt, begeben sich Mumin und Muminmutter auf Wanderschaft. Sie sind dabei auf der Suche nach einer neuen Heimat und nach Muminvater, der, von Fernweh geplagt, zusammen mit den Hatifnatten, kleinen, nomadisierenden Trollen, verschwunden ist. Auf ihrer Reise besuchen Mumin und seine Mutter allerlei seltsame Orte und treffen unterschiedliche (Troll-)Wesen.
Persönliche Meinung: „Mumins lange Reise“ ist das kürzeste der „Mumin“-Bücher, wobei strittig ist, inwiefern es zur Kernreihe zu zählen ist bzw. ob es eher als unabhängiger Vorläufer zu verstehen ist. Viele der altbekannten Figuren (Klein Mü, Snorkfräulein etc.) treten hier noch nicht auf; im namenlosen „kleinen Tier“ findet sich ein Vorläufer von Sniff wieder. Die Autorin selbst war im Nachhinein unzufrieden mit diesem „Mumin“-Buch. Die Handlung ist linear und – ähnlich wie eine Reise – in Sequenzen unterteilt. Auf Figurenebene haben mir besonders die Hatifnatten gefallen, die nie an einem Ort bleiben, sondern nur auf Reise sind, wodurch ihre gesamte Existenz erfüllt wird. So wird schön das eher unstillbare Gefühl „Fernweh“ in Form von Figuren versinnbildlicht. Bezüglich der Handlungsorte fand ich – auch aus motivgeschichtlicher Perspektive – das Süßigkeitenparadies des „alten Herren“ spannend. Tove Jansson hat hier anschaulich ein kleines, künstliches Schlaraffenland erschaffen, das möglicherweise ein Vorläufer von Willy Wonkas Schokoladenfabrik (Roald Dahl) ist. Der Erzählstil ist insgesamt anschaulich, flüssig und für die Zielgruppe passend, wobei ab und zu die Erzählfigur stärker hervortritt und das Geschehene in Form von Kommentaren ironisch bricht. Tove Jansson hat „Mumins lange Reise“ zudem reichlich illustiert: Auf jeder Doppelseite ist mindestens eine schwarz-weiß Illustration, die schön ins Märchenschema passt. Unabhängig davon, ob man „Mumins lange Reise“ nun zum „Mumin“-Kanon zählen möchte oder nicht, ist das älteste Buch rund um die nilpferdartigen Trolle ein feines, modernes Märchen, das durch abwechslungsreiche Orte und lustig-seltsame Wesen besticht.
Inhalt: London. Ein Serienmörder verteilt in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs Teile seiner Opfer. Die Tat ist dabei eine Hommage an Peter Olivier, den ursprünglichen „Jigsaw Man“, der vor drei ...
Inhalt: London. Ein Serienmörder verteilt in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs Teile seiner Opfer. Die Tat ist dabei eine Hommage an Peter Olivier, den ursprünglichen „Jigsaw Man“, der vor drei Jahren sein Unwesen in der Metropole trieb. Besonders schmerzlich ist das erneute Auffinden der Leichenteile für die leitende Ermittlerin Anjelica Henley, die bereits Olivier dingfest gemacht hatte – allerdings für einen hohen Preis. Die Krux an dem Fall: Um den neuen Mörder fangen zu können, muss mit Anjelica mit Olivier zusammenarbeiten.
Persönliche Meinung: Die Handlung besteht aus zwei Strängen. Im ersten Strang versucht Anjelica den neuen Jigsaw-Serienmörder zu fangen, wobei einerseits Ermittlungsarbeit stattfindet, andererseits aber auch einige leichte Thrills (Psychospiele der beiden Serienmörder) vorkommen. Während der Ermittlungsarbeit treten immer wieder Parallelen zwischen Oliviers Vorgehen und dem des neuen Jigsaw-Mörders auf, sodass insgesamt eine spannende Verweisungsstruktur zwischen den beiden Fällen entsteht, die sich sukzessiv aufbaut. Der Handlungsbogen des Falls ist dabei rund. Auch wenn die Identität des Mörders vergleichsweise früh zu erahnen ist, kommt es durch die Verweisungsstrukturen zu ein paar schönen Aufdeckungen, die den Modus Operandi des aktuellen Täters näher beleuchten. Der zweite Handlungsstrang thematisiert das zerrüttete Privatleben von Anjelica, das durch die Ermittlungen gegen Olivier nachhaltig geschädigt worden ist. Die beiden Handlungsstränge wechseln sich in guten Abständen ab, sodass „Jigsaw Man“ insgesamt eine unterhaltsame Lektüre ist. Durch die Einblicke in das Privatleben Anjelicas wird die Tragik und das „Kaputte“ der Figur schön deutlich. Olivier, über dessen Vergangeheit ich gerne noch mehr erfahren hätte, erinnert an Francis Ackerman jr. von Ethan Cross: (scheinbar) allwissend, charmant und unberechenbar. Im Ermittlerteam treten relativ viele Figuren auf, wobei einige etwas blass blieben. Generell besitzen mehrere der eher blassen Figuren (und deren Hintergrundgeschichte) ein großes Potential, das in „Jigsaw Man“ noch nicht vollends ausgeschöpft worden ist. Da „Jigsaw Man“ aber den Auftakt einer Reihe bildet, vermute ich, dass viele der angeteaserten Problemlagen und offenen Fragen in den Folgebänden tiefergehend ausgeführt werden. Der Erzählstil von Nadine Matheson ist flüssig zu lesen. Insgesamt ist „Jigsaw Man“ ein handlungstechnisch solider Thriller; die auftretenden Figuren blieben mir allerdings etwas zu blass – wobei dies, wie gesagt, aber auch damit zusammenhängen kann, dass nicht das gesamte (Hintergrundgeschichten-)Pulver bereits im ersten Reihenband verschossen werden sollte, sodass die Figuren in den Folgebänden mehr Tiefe erhalten.
Inhalt: Die Eifel nach der Apokalypse. Nachdem die Welt von der „Plage“, die die Bevölkerung merklich dezimiert hat, heimgesucht worden ist, ist nichts mehr so, wie es war. Die Nahrungsmittelversorgung, ...
Inhalt: Die Eifel nach der Apokalypse. Nachdem die Welt von der „Plage“, die die Bevölkerung merklich dezimiert hat, heimgesucht worden ist, ist nichts mehr so, wie es war. Die Nahrungsmittelversorgung, die gesellschaftliche Ordnung, Elektrizität und Internet sind zusammengebrochen. Allein das Recht des Stärkeren gilt, das vor allem von den „Verlorenen Jungs“ durchgesetzt wird, einem Fußballverein, der zur Zeit des Ausbruchs der „Plage“ in der Eifel war. Die Protagonistin Smilla kämpft in dieser Welt mit ihrer Gruppe täglichs ums Überleben. Doch die Eintönigkeit wird durchbrochen, als sie einen Bekannten aus dem alten, normalen Leben trifft: Falk, ihren ehemaligen Nachbarn, der ihr zwar neue Hoffnung gibt, allerdings auch eine brutale Seite hat.
Persönliche Meinung: „Wir Verlorenen“ ist ein dystopischer Jugendroman, der gleichzeitig eine Liebesgeschichte thematisiert. Dabei geht „Wir Verlorenen“ aber interessante und erfrischende Wege. Die Dystopie spielt nicht in einer fiktionalen Welt (oder einer dystopischen Variante der USA), sondern direkt vor unserer Haustür: in der Eifel. Dabei werden mehrere bekannte Orte wie die Wüstung Wollseifen, Monschau oder die Ordensburg Vogelsang in die Handlung eingewoben und erhalten einen spezifischen postapokalyptischen Charakter. Andererseits diskutiert „Wir Verlorenen“ auch mehrmals die philosophisch-ethische Frage, inwiefern man in Zeiten, in denen es ums blanke Überleben geht, überhaupt noch moralisch gut handeln könne. Die Liebesgeschichte war für mich ebenfalls authentisch: emotional, unschuldig und jung, ohne kitschig oder übertrieben zu sein. Der Erzählstil ist angenehm zu lesen und fesselnd; die Handlungsorte plastisch und detailliert beschrieben (man merkt dabei, dass die Autorin die Eifel intensiv erwandert hat). Auch Smilla ist – mit ihren Sorgen und Ängsten, Hoffnungen und Träumen – lebendig charakterisiert. Viele der Nebenfiguren greifen die oben genannte philosophische Frage durch ihre Gestaltung, die oft nicht schwarz-weiß ist, auf und diskutieren sie so implizit. Insgesamt ist „Wir Verlorenen“ eine fesselnd geschriebene Dystopie mit einer schönen Liebesgeschichte und einem interessanten Handlungsort.
"Die Perelandra-Trilogie" vereint drei Science-Fiction-Romane von C.S. Lewis miteinander ("Jenseits des schweigenden Sterns"; "Perelandra" und "Die böse Macht"). Die Trilogie ist vergleichsweise abwechslungsreich ...
"Die Perelandra-Trilogie" vereint drei Science-Fiction-Romane von C.S. Lewis miteinander ("Jenseits des schweigenden Sterns"; "Perelandra" und "Die böse Macht"). Die Trilogie ist vergleichsweise abwechslungsreich und jeder der Roman hat etwas Spezielles, das ihn von den anderen unterscheidet.
Buch 1: "Jenseits des schweigenden Sterns"
Inhalt: Zwei skrupellose Wissenschaftler kidnappen den Philologen Ransom und fliegen mit ihm zum Planeten Malakranda (dem Mars), wo sie Ransom den Seroni, einem humanoiden Volk des Planeten, opfern möchten. Ransom kann sich auf Malakranda befreien, findet Unterschlumpf bei den Hross (einem anderen humanoiden Volk) und lernt die Oyarsa, göttliche Wesen, die es auch mal auf der Erde gab, kennen.
Persönliche Meinung: Lewis erschafft in "Jenseits des schweigenden Sterns" eine schöne, originelle Welt. Malakranda ist eine zerklüfftete Landschaft mit eigenen mythologischen Gestalten, die mit drei unterschiedlichen humanoiden Arten bevölkert ist. Jede der drei Arten hat eine besondere Funktion im Gesellschaftsgefüge (die Hross sind z.B. die Dichter; die Pfilftriggi Handwerker). Ransom verbringt die meiste Zeit bei den Hross, sodass wir deren Leben am ausführlichsten kennenlernen. Hierbei thematisiert Lewis auch philosophische Fragen: Die Gedanken der Hross zu Leben, Tod, Ehre und Beziehung sind zunächst anders und ungewohnt, sobald man die Sichtweise aber näher kennengelernt hat, erscheinen sie als berechtigte Alternativen zu "unseren" Gepflogenheiten. Der Schreibstil von Lewis ist dabei sehr detailliert, lyrisch und bildgewaltig, sodass man sich den Planeten sehr gut vorstellen kann. Auch philologisch ist der Roman interessant: Man erhält Einblich in die Art und Weise, wie Ransom sich die fremden Sprachen aneignet. Am Ende finden sich zwei schöne Wendungen: Durch die Oyarsa wird ein Bezug zur Erde hergestellt und zuletzt wird eine Authentizitätfiktion eingebaut. Insgesamt hat mir der erste Teil der Trilogie am besten gefallen. Er ist rund, erschafft eine schöne Welt und erinnert insgesamt am meisten an den Lewis, den man aus der Narnia-Reihe kennt.
Buch 2: "Perelandra"
Inhalt: Nach den Ereignissen von Band 1 muss Ransom auf einen neuen Planeten reisen, um die Humanoiden, die dort gerade erst erschaffen worden sind, vor dem Einfluss des Bösen zu schützen. Ziel ist diesmal nicht der Mars, sondern Perelandra, die Venus.
Persönliche Meinung: Wie schon im ersten Band ist auch in "Perelandra" eine originelle Welt erschaffen worden. Diesmal ist der Planet ist dauernder Bewegung und es gibt nur wenige Flecken "Festes Land". Besonders interessant ist, dass diesmal Lewis direkt als Figur aufgetreten ist, die Teil der Handlung ist. Die Humanoiden auf Perelandra sind erst vor Kurzem geboren worden, sodass nur ein weibliches und ein männliches Wesen existiert. Daraus wird ein Adam-und-Eva-Setting entwickelt, wobei besonders der Sündenfall behandelt wird. Es existiert ein Verbot für "die Frau" und eine Figur (ein alter Bekannter), die "die Frau" in Versuchung führen möchte. Ransoms Part ist es, "die Frau" von der Versuchung abzuhalten. Dementsprechend ist "Perelandra" sehr dialoglastig: Hauptsächlich wird zwischen den drei Parteien argumentiert, inwiefern man nun das Verbot übertreten dürfe oder nicht. Dabei werden teilweise auch tiefschürfende theologische Fragen in Parabelform diskutiert, was das Lesen häufig trocken und zäh machte. Lewis will hier dezidiert belehren und unterrichten wodurch der unterhaltende Faktor zurücktrat. "Perelandra" war für mich der zähste der drei Bände, durch den ich mich am meisten durchkämpfen musste.
Buch 3: "Die böse Macht"
Inhalt: Edgestow, Vereinigtes Königreich. N.I.C.E, das National Institute of Coordinated Experiments, möchte den Bragdon-Wald dem Bracton-College abkaufen. Der Sage nach, soll dort ein mächtiger Magier beerdigt worden sein. Während Mark begeistert von der Idee ist, da er von N.I.C.E. ein Jobangebot erhalten hat, wird seine Frau Jane von seltsamen Alpträumen, die das Institut betreffen, heimgesucht.
Persönliche Meinung: Handlungsort ist diesmal die Erde. Ransom ist zwar nicht der Protagonist, allerdings später eine wichtige Figur. Die Handlung ist aber mehr oder weniger losgelöst von Band 1 und Band 2. Besonders Mark ist mit seiner Mischung aus Geltungsbedürftigkeit, Mitläufertum und Unsicherheit differenziert dargestellt. Mehrmals erhält man Einblicke in die instabile Psyche Marks, die ihn in die Arme von N.I.C.E. treibt. N.I.C.E. selbst ist ein System Kafkascher Prägung: Mark versucht immer weiter in das Institut bzw. das System, für das er eventuell arbeiten möchte, vorzudringen, wird aber schon bei so grundlegenden Dingen wie der Bezahlung oder dem tatsächlichen Arbeitsgebiet abgewimmelt. Die Vorgesetzten geben sich dabei entweder feindselig, dubios oder dümmlich und nichts scheint in diesem System schriftlich fixiert, sprich: fest und sicher, zu sein. N.I.C.E. hat mich dabei insgeamt sehr an das Schloss in Kafkas gleichnamigen Roman erinnert. Behandelt wird auch in "Die böse Macht" der endzeitliche Kampf des Guten mit dem Bösen, wobei das Ende des Romans folgerichtig apokalyptische Züge annimmt. Interessant ist auch, dass eine Figur aus dem Artusstoff eine Rolle spielt, die einerseits als rückständig und andererseits als hochintelligent charakterisiert wird. "Die böse Macht" ist der längste der drei Romane, wobei er sich aber am zügigsten Lesen lässt. Viele spannende Ideen sind hier eingebaut worden, wobei ich allerdings manchmal den Eindruck hatte, dass einzelne Fäden zu schnell zu einem Ende gebracht worden sind.
Inhalt: Pascal hat oft Wut im Bauch, die sich in Situationen entlädt, für die Pascal Ärger bekommt. So wie in der Geschichte mit dem Rollator: Als er den Rollator von Ingelotte, einer Bewohnerin der nahegelegenen ...
Inhalt: Pascal hat oft Wut im Bauch, die sich in Situationen entlädt, für die Pascal Ärger bekommt. So wie in der Geschichte mit dem Rollator: Als er den Rollator von Ingelotte, einer Bewohnerin der nahegelegenen Seniorenresidenz Sonnenstrahl, in einem Teich versenkt, wird er dazu verdonnert, den Sommer in der Residenz auszuhelfen. Pascal graut’s: Das kann ja nur langweilig werden. Doch die Senior*innen sind agiler, als gedacht, und besonders Ingelotte hat einen Trumpf in der Hinterhand: Ein Schatz, den es zu heben gilt, wartet in ihrem alten Haus.
Persönliche Meinung: „Ein ganz alter Trick“ ist aus der Perspektive von Pascal geschrieben, der ein liebenswürdiger Querulant ist. Schön fand ich dabei, wie die Wut, die Pascal verspürt, die für ihn aber zugleich nicht kontrollierbar ist, für die Zielgruppe (Kinder ab 10) verständlich umschrieben wird. Auch die anderen Figuren sind humorvoll und amüsant beschrieben: Die SeniorInnen sind insgesamt ulkig, wobei besonders Ingelotte heraussticht. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, hat immer einen lustigen Spruch auf den Lippen und sieht sich insgesamt nicht als „alte Frau“. Mehrmals kommt es während der Schatzsuche, die zugleich eine Geschichte vom Finden von Freundschaft ist, zu komischen Situationen, die nicht platt beschrieben werden, sondern amüsant-ironisch sind (Das Finale, in dem mehrere Figuren aufeinandertreffen, ist besonders lustig!) Der Schreibstil eignet sich mit seinen eher kurzen Sätzen und der Wortwahl sehr gut für die Zielgruppe. Schön und besonders fand ich auch, dass ohne viel Aufhebens ein gleichgeschlechtliches Paar in „Ein ganz alter Trick“ auftritt. „Ein ganz alter Trick“ ist insgesamt eine kurzweilige und witzige Geschichte über Freundschaft und das Älterwerden, ohne das innere Kind in sich zu verlieren.