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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2020

Humor- und gefühlvoll

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Vorab: „The Secret Bookclub“ von Lyssa Kay Adams war ein kleines Experiment für mich. Liebesroman lese ich normalerweise nicht, aber der Klappentext von „The Secret Book Club“ hat mir so gut gefallen, ...

Vorab: „The Secret Bookclub“ von Lyssa Kay Adams war ein kleines Experiment für mich. Liebesroman lese ich normalerweise nicht, aber der Klappentext von „The Secret Book Club“ hat mir so gut gefallen, dass es dem Genre mal eine Chance geben wollte.

Inhalt: Die Ehe von Gavin und Thea scheint vor dem Aus zu stehen. Gavin ist ausgezogen, möchte die Ehe aber noch retten; Thea hingegen will die Scheidung. Leider hat Gavin auch keine Idee, wie er Thea wieder für sich gewinnen kann. Wie gut, dass es den Secret Book Club gibt: Ein Club von Liebesroman lesender Männer, die sich die Beziehungsrettung auf die Fahne geschrieben haben.

Persönliche Meinung: „The Secret Book Club“ ist aus der Perspektive (3. Person) von Gavin und Thea geschrieben, sodass man beide Seiten des Problems kennenlernen konnte. Der Hauptplot dreht sich um die Beziehung von Gavin und Thea, wobei ich anfangs den Eindruck hatte, dass der Trennungsgrund etwas konstruiert ist. Nach und nach erhält man aber mehr Einsicht in die Problematik und erkennt, dass sie doch tiefer liegt. Ohne Spoiler: Das romantische Ende des Buches fand ich stark und sehr schön geschrieben. Mein Highlight war der titelgebende „Secret Book Club“ mit seinen ausgereiften Slapstick-Situationen, die filmreif sind. Leider tritt der Book Club aber nicht so oft auf, die ich angenommen hatte. In die Handlung um Thea und Gavin eingeflochten und mit ihr verbunden ist die fiktive Schnulze „Die Verführung der Gräfin“, die Gavin auf Anraten des Book Clubs“ liest, um Thea wieder zurückzugewinnen. Besonders am Ende des Romans kamen – dem Genre entsprechend – häufig Liebesszenen vor, die mir persönlich zu explizit beschrieben waren. Nichtsdestotrotz ist „The Secret Book Club“ ein schöner Liebesroman, der mein Bild vom Genre positiv verändert hat!

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Ein Appell zur Achtsamkeit und Selbstbestimmung

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
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Inhalt: Eine Auszeit suchend, begibt sich eine gestresste Mutter an einen Platz ihrer Kindheit: Eine kleine Lichtung im Wald, auf der sich eine Bank befindet. Dort trifft sie eine alte Dame, die ihr vier ...

Inhalt: Eine Auszeit suchend, begibt sich eine gestresste Mutter an einen Platz ihrer Kindheit: Eine kleine Lichtung im Wald, auf der sich eine Bank befindet. Dort trifft sie eine alte Dame, die ihr vier Fragen stellt. Vier Fragen, die das Leben der Mutter verändern werden.

Persönliche Meinung: Die Erzählung wird aus der Ich-Perspektive einer gestressten Mutter erzählt, die versucht, Job, Freunde, Kinder, Ehe und Haushalt unter einen Hut zu bekommen. Dabei kommt sie allerdings selbst zu kurz. Die Erzählung ist sehr alltagsnah geschrieben, was ich schön finde. Die Problemlagen und Stressfaktoren der Mutter kennt (wahrscheinlich) jeder: Man sagt zu, einen Kuchen zu backen, obwohl man keine Zeit hat; man geht zur Arbeit, obwohl man eigentlich krank ist usw. Auch die vier Fragen sind sehr passend und alltagsrelevant. Dabei sind sie selbst gar nicht komplex; ihre Beantwortung und Umsetzung hat allerdings weitreichende, die Lebensqualität erhöhende Folgen. Tessa Randau spricht in Form einer kleinen, ansprechenden Erzählung wichtige Fragen an, die im Alltagsstress schnell in den Hintergrund rücken, obwohl sie für ein erfülltes Leben wichtig sind. "Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich" ist ein Appell zur Selbstbestimmung und Achtsamkeit, ohne dass ein belehrender Ton eingeschlagen wird.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Ein tragischer Fall

DUNKEL
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Inhalt: Die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir steht kurz vor ihrer Rente, womit sie sich nicht anfreunden kann. Die Lage spitzt sich noch zu, als ihr von heute auf morgen mitgeteilt wird, dass ...

Inhalt: Die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir steht kurz vor ihrer Rente, womit sie sich nicht anfreunden kann. Die Lage spitzt sich noch zu, als ihr von heute auf morgen mitgeteilt wird, dass sie mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzt wird. Verbissen handelt sie mit ihrem Vorgesetzten einen Deal aus: Sie darf noch zwei Wochen arbeiten und sich einen abgeschlossenen Fall neu aufrollen, danach ist Schluss. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf den Todesfall der russischen Asylbewerberin Elena, der als Unfall abgetan worden ist. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich herausstellen wird…

Persönliche Meinung: Ragnar Jónasson hat in seinem Thriller „Dunkel“ gleich zweierlei geschafft: Der Fall der verschwundenen Elena ist spannend und die Aufklärung ist durch das Spiel mit den Leser*innenerwartungen überraschend. Zusätzlich dazu ist die Ermittlerfigur Hulda sehr komplex und plastisch gezeichnet, was dadurch gelingt, dass ihre Vergangenheit in einem eigenen Handlungsstrang beleuchtet wird. Hulda ist gewissermaßen eine gebrochene Figur, wobei ihre Brüche erst nach und nach aufgedeckt werden. Diese Gebrochenheit habe ich in dieser Art noch nie zuvor gelesen. Beide Handlungsstränge hatten für mich einen ähnlich hohen Spannungsgrad. Der Erzählstil von „Dunkel“ ist sehr flüssig zu lesen und hat, passend zur Handlung, einen bedrückenden Ton. „Dunkel“, der Titel des Romans, ist Programm: Die Ermittlerin ist eine tragische Figur, ihre Vergangenheit düster, der Erzählstil melancholisch und bedrückend, Island als Handlungsort atmosphärisch dicht, der Weg, den Ragnar Jónasson geht, ist mutig und radikal. Alles ist hier dunkel – und das macht den Thriller zu einem besonderen und einmaligen Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Die Suche nach Kurtz

Herz der Finsternis
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Inhalt: Getrieben von dem Wunsch, die weißen Flecken des Globus zu erkunden, heuert Marlow als Schifffahrtskapitän bei einer Kolonisationsgesellschaft an, die im Kongo angesiedelt ist. Dort erhält er den ...

Inhalt: Getrieben von dem Wunsch, die weißen Flecken des Globus zu erkunden, heuert Marlow als Schifffahrtskapitän bei einer Kolonisationsgesellschaft an, die im Kongo angesiedelt ist. Dort erhält er den Auftrag, den Elfenbeinhändler Kurtz aus dem Inland wieder zurück an die Küste zu eskortieren.
Persönliche Meinung: Die Handlung setzt sich aus einer Rahmenhandlung (Treffen Marlows mit vier Freunden) mit Binnenerzählung (Marlows Erzählung seiner Erlebnisse) zusammen. Die Erlebnisse Marlows werden somit aus einer retrospektive erzählt. Die Suche nach Kurtz hat zum Teil surreale Züge: Marlow denkt, er würde ihm immer näherkommen, nur um zu erfahren, dass Kurtz schon weiter ins Landesinnere gezogen ist. Dabei hört er immer neue Gerüchte über Kurtz, sodass sich Marlows Bild von Kurtz ins Sagenhafte steigert. Der Erzählstil der Rahmenhandlung hat lyrische Züge und ist metaphernreich, doch dies tritt in weiteren Verlauf zugunsten eines nüchternen Erzählstils zurück, der teilweise schwieriger zu lesen ist. Die Erzählung ist allerdings im Geiste ihrer Zeit geschrieben, was aus heutiger Perspektive negativ aufstößt: Zwar findet sich auch Kritik am Kolonialsystem, doch ist die Erzählung durchzogen von Stereotypen und Vorurteilen der indigenen Bevölkerung gegenüber, gepaart mit einem Überlegenheitsdenken. Die Ausgabe des Diogenes Verlags ist mit einem Nachwort des Germanisten Urs Widmer versehen, der die biografischen Bezüge Joseph Conrads zur Erzählung aufführt und erörtert.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Eine Protagonistin im künstlichen Koma: Mord oder Unfall?

Mädchen versenken
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Inhalt: Lara liegt seit ihrem Unfall vor zwei Wochen im künstlichen Koma: Nach einer Feier ist sie in die Prinsengracht gefallen und lag dort eine Stunde im Wasser, wodurch ihr Gehirn schaden genommen ...

Inhalt: Lara liegt seit ihrem Unfall vor zwei Wochen im künstlichen Koma: Nach einer Feier ist sie in die Prinsengracht gefallen und lag dort eine Stunde im Wasser, wodurch ihr Gehirn schaden genommen hat. Ihre beste Freundin Maud macht sich schlimme Vorwürfe, denn sie wollte nicht mit Lara zu der Feier gehen, weshalb sie sich kurz vor dem Unfall gestritten haben. Seit kurzen wird Maud allerdings von einem ihr unbekannten Mann mit Basecap verfolgt, sodass sich bei ihr ein Verdacht regt: War Laras „Unfall“ tatsächlich einer? Auch Lara kommt – für Außenstehende unbemerkt – langsam wieder zu sich und kommt nach und nach zu einer dramatischen Erkenntnis…

Persönliche Meinung: „Mädchen versenken“ setzt sich aus zwei Handlungssträngen zusammen. Im ersten Handlungsstrang versucht Maud mit ihrer Trauer und den Folgen des Unfalls klar zu kommen. Erzählt wird er aus der Ich-Perspektive Mauds. Der zweite Handlungsstrang wird aus der Ich-Perspektive Laras erzählt, die nach und nach zu sich kommt und versucht dahinter zu kommen, was genau ihr passiert ist. In beiden Handlungssträngen finden sich immer wieder Suspense- und Thriller-Elemente (z.B. der Basecap-Mann). Diese gefielen mir bei Lara besser als bei Maud: Laras Gehirn funktioniert zwar wieder, doch keiner merkt es. Sie ist ans Bett gefesselt, kann ihre Augen nicht öffnen, weiß nicht, wer neben ihr am Bett sitzt, hört nur manchmal Geräusche (Klicken, Schritte, Atmungen), die sie keiner Person zuordnen kann. Anders gesagt: Es ist eine beklemmende Atmosphäre, wobei die Leser*innen genauso wenig wie Lara wissen, was wirklich um ihr Krankenbett herum passiert und wer da ist. Den Täter konnte man – im Vergleich zu den anderen Thrillern, die ich bis jetzt von der Autorin gelesen habe – etwas leichter erahnen. Allerdings war man sich nie 100%ig sicher, da es „Fallen“ gab und man immer wieder aufs Glatteis geführt wurde. „Mädchen versenken“ war auch etwas langatmiger als „Wer sich umdreht oder lacht…“ oder „Mädchen, Mädchen, tot bist du“, die mir etwas besser gefallen haben. Dennoch ist „Mädchen versenken“ ein solider Thriller mit einer guten Auflösung und Spannung.

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