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Veröffentlicht am 03.01.2023

Ein spannender und wendungsreicher Krimi

Die letzte Party
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Inhalt: Das traditionelle Neujahrsschwimmen im walisischen Cwm Coed wird durch einen Todesfall überschattet: Im See Llyn Drych treibt die Leiche des bekannten Sängers Rhys Lloyd. Da die Leiche vom anderen ...

Inhalt: Das traditionelle Neujahrsschwimmen im walisischen Cwm Coed wird durch einen Todesfall überschattet: Im See Llyn Drych treibt die Leiche des bekannten Sängers Rhys Lloyd. Da die Leiche vom anderen – englischen – Ufer des Sees stammt, bekommt die walisische Polizistin Ffion Morgan mit Leo Brady einen englischen Kollegen zur Seite gestellt. Schnell stellt sich heraus: Lloyd hat es sich in der Vergangenheit mit vielen Leuten mehr als verscherzt; fast jede*r im Dorf hat ein Motiv für die Tat und die Zahl der potentiellen Verdächtigen ist hoch. Erschwerend kommt hinzu, dass Ffion fast ihr Leben lang in Cwm Coed gelebt hat, wodurch ihr manchmal die nötige Distanz zum Fall fehlt…

Persönliche Meinung: „Die letzte Party“ ist ein Kriminalroman von Clare Mackintosh. Die Handlung des Krimis spielt am fiktiven walisischen See Llyn Drych, durch den sich die walisisch-englische Grenze zieht. Während sich auf walisischer Seite bereits seit unzähligen Jahren das Dorf Cwm Coed befindet, war auf englischer Seite nur Wald – bis dort vor Kurzem auf Betreiben von Rhys Lloyd „The Shore“ gebaut wurde, ein luxuriöses Feriendomizil, das den Bewohnern von Cwm Coed ein Dorn im Auge ist. Die Spannungen zwischen Cwm Coed und The Shore sind schön ausgestaltet und sorgen – zusätzlich zum Mordfall – für Konfliktpotential innerhalb der Handlung. Erzählt wird der Krimi aus einer Vielzahl von (personalen) Sichtweisen: Neben den Hauptperspektiven der beiden Ermittelnden Ffion und Leo werden immer wieder die Perspektiven verschiedener Dorfbewohner/Bewohner von The Shore eingenommen. So schlüpft man u.a. in die Perspektiven von Rhys, seiner Frau Yasmin, seinem Geschäftspartner Jonty, der Postbotin Ceri, dem lokalen Bootsverleiher Steffan, Seren (der Schwester von Ffion) und Mia (einer Freundin von Ffion). Aber keine Sorge. Trotz der Vielzahl der Perspektiven verliert man nicht den Überblick: Jeder Perspektivwechsel wird deutlich markiert. Außerdem werden die Perspektivwechsel in „Die letzte Party“ sehr stimmig eingesetzt. Oftmals erlebt man während der Lektüre eine Szene doppelt – aus zwei unterschiedlichen Perspektiven –, sodass Dinge, die (scheinbar) eindeutig waren, plötzlich wieder hinterfragt werden müssen. Die Handlung wird auf drei Zeitebenen erzählt. Den Haupthandlungsstrang bilden die Ermittlungen von Leo und Ffion. Ein zweiter Handlungsstrang spielt an Silvester – auf der titelgebenden letzten Party, die Rhys nicht überleben wird. Der dritte Handlungsstrang erzählt die Anfänge von The Shore und liefert hintergründige Konfliktpunkte. Sukzessiv lernt man auf den unterschiedlichen Zeitebenen die verschiedenen Figuren (besser) kennen, sodass sich, je weiter die Lektüre voranschreitet, mehr und mehr ein Gesamtbild von Cwm Coed und The Shore ergibt. Die Spannungskurve des Krimis ist hoch, was besonders daran liegt, dass jede der handelnden Figuren ein Geheimnis mit sich trägt; jede Figur ist auf eine eigene Art undurchsichtig, wodurch es zu einigen unerwarteten Wendungen kommt. Dementsprechend knifflig und offen ist auch die Frage nach der Täterfigur. Diese Frage wird in „Die letzte Party“ mit einem überraschenden, kaum zu erahnenden Twist beantwortet. Der Schreibstil von Clare Mackintosh ist anschaulich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Die letzte Party“ ein spannender und wendungsreicher Kriminalroman mit vielen undurchsichtigen Figuren und einem überraschenden Ende.

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Eindrücklich, emotionsgeladen und nachhallend

Liebe in Zeiten der Follower
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„Liebe in Zeiten der Follower“ ist ein Gedichtband von Max Richard Leßmann, der rund 150 Gedichte versammelt. Leßmann hat in den vergangenen vier Jahren täglich ein Gedicht auf Instagram gepostet; in „Liebe ...

„Liebe in Zeiten der Follower“ ist ein Gedichtband von Max Richard Leßmann, der rund 150 Gedichte versammelt. Leßmann hat in den vergangenen vier Jahren täglich ein Gedicht auf Instagram gepostet; in „Liebe in Zeiten der Follower“ finden sich seine liebsten Gedichte – quasi ein best of. In diesen Gedichten, die mal kürzer, mal länger sind, gelingt Leßmann etwas Besonderes: Er verpackt große Emotionen in konziser Weise eindrücklich. Inhaltlich drehen sich die Gedichte um das Erwachsenwerden, das Verschwinden von Personen aus dem eigenen Leben, Versagensängste, Gedankenkarusselle, Introspektionen des Selbst und nicht zuletzt: die Liebe. In die Gedichte eingeflochten finden sich außerdem immer auch kluge Gedanken, Überlegungen und Beobachtungen über das Leben. Besonders das Thema „Liebe“ nimmt einen großen Raum im Gedichtband ein. Der Liebe wird dabei in all ihren Facetten nachgespürt – als Seelenverwandtschaft, Geborgenheit und Begehren, zugleich aber auch als unerfüllt und schmerzhaft. Je nach Thema differiert der Ton des jeweiligen Gedichts: So sprühen einige Gedichte vor Zuversicht und Hoffnung; andere sind eher sehnsüchtig und melancholisch. Die Aufmachung des Gedichtbandes ist hochwertig: ein kompaktes Hardcover, in dem jede Seite andersfarbig gestaltet ist (so wie die Posts auf Leßmanns Instagram-Kanal). Insgesamt ist „Liebe in Zeiten der Follower“ ein Gedichtband mit vielen eindrücklichen, nachhallenden und emotionsgeladenen Texten, die zum Nachdenken anregen.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Eine humorvolle Weihnachtskomödie - sogar noch eine Spur besser als Band 1

Alle anderen können einpacken
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Inhalt: Wie jedes Jahr fährt Bastian über Weihnachten nach Hause zu seinen Eltern in die bayrische Provinz. Nur diesmal ist etwas anders: Zum ersten Mal wird Bastian Heiligabend nicht zu Hause feiern. ...

Inhalt: Wie jedes Jahr fährt Bastian über Weihnachten nach Hause zu seinen Eltern in die bayrische Provinz. Nur diesmal ist etwas anders: Zum ersten Mal wird Bastian Heiligabend nicht zu Hause feiern. Denn: Die Eltern seiner neuen Freundin haben ihn zum Weihnachtsessen eingeladen. Das stellt Bastian vor ein zweifaches Problem. Einerseits muss er seinen Eltern irgendwie verklickern, dass er Heiligabend nicht bei ihnen verbringt (was für sie ein mittlerer Weltuntergang ist). Andererseits sind auch die Eltern seiner Freundin nicht die einfachsten Zeitgenossen, sodass Bastian unbedingt einen guten ersten Eindruck machen will (was er durch einen Einkaufswagen, der die Fahrerseite eines Jaguars zerkratzt, verkompliziert).

Persönliche Meinung: „Alle anderen können einpacken“ ist eine humorvolle Weihnachtserzählung von Christian Huber. Man muss den ersten Band „7 Kilo in 3 Tagen“ nicht unbedingt gelesen haben, um dem zweiten Band folgen zu können, allerdings steigert es das Lesevergnügen ungemein, wenn man den ersten Band kennt. Erzählt wird die Handlung, wie schon der erste Band, aus der Ich-Perspektive von Bastian. Das Erfolgsrezept, das Huber bereits in „7 Kilo in 3 Tagen“ umgesetzt hat, findet sich auch in „Alle anderen können einpacken“: Ein verpeilter Protagonist, urkomische Verwicklungen, die trotz aller Übersteigerung einen wahren Kern besitzen, witzige Dialoge und eine luftig-lockere Erzählweise. Allerdings legt Huber in „Alle anderen können einpacken“ noch ein paar Schippen drauf. So sind einerseits die Szenen noch eine Spur lustiger als im ersten Teil (besonders die neu eingeführten Figuren besitzen ihre Momente, die die Handlung ungemein aufpeppen). Bei aller Komik finden sich andererseits in „Alle anderen können einpacken“ – stärker noch als im ersten Band – auch traurig-tragische Momente, die emotional beschrieben werden. So gelingt Huber das Kunststück, dass der zweite Band zugleich lustiger und ernster als der erste ist. Daher hat mir „Alle anderen können einpacken“ sogar noch eine Spur besser gefallen als „7 Kilo in 3 Tagen“ (was wirklich etwas heißt. Den ersten Band fand ich schon echt toll).

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Eine schöne Mischung unterschiedlichster Weihnachtsgeschichten

Weihnachtsbescherung
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„Weihnachtsbescherung“ beinhaltet 30 kurze Erzählungen, die sich rund um die Themen Winter und Weihnachten drehen. Im Schnitt nimmt jede Erzählung ca. 3 Seiten ein – mal länger, mal kürzer. Die Geschichten ...

„Weihnachtsbescherung“ beinhaltet 30 kurze Erzählungen, die sich rund um die Themen Winter und Weihnachten drehen. Im Schnitt nimmt jede Erzählung ca. 3 Seiten ein – mal länger, mal kürzer. Die Geschichten sind in vier Kategorien eingeteilt. Der erste Teil „Wintersonne“ beinhaltet legendenhafte Erzählungen (z.B. „Warum es keine Weihnachtslärche gibt“ von Josef Guggenmos) und Schnee-Geschichten (z.B. „Weiß wie Schnee“ von Hansjörg Schneider). Im zweiten Teil „Bald geht’s los“ stehen Erzählungen über Weihnachtsvorbereitungen (das Öffnen des Adventskalenders, das Kaufen von Geschenken, das Weihnachtsessen, Wünsche etc.) im Mittelpunkt. So behandelt bspw. „Wenn es weihnachtet“ von Axel Hacke humorvoll die (jährlich aufs Neue) knappe Suche nach Geschenken; „Aurelius“ von Edith Schreiber-Wicke handelt von einem Engel, der einzelnen Menschen Wünsche erfüllen will – was aber nicht so läuft wie geplant. Der dritte Teil „Endlich unterm Baum“ behandelt die Bescherung an Heiligabend. So liest man in Heinrich Maria Denneborgs „Eine schöne Bescherung“ von einem unkonventionellen Geschenk, Paul Maars „Der doppelte Weihnachtsmann“ handelt von einer weihnachtlichen Begegnung, die eigentlich nicht stattfinden dürfte, und James Krüss „Wüstenweihnachten“ erzählt von einer Bescherung fernab des heimischen Wohnzimmers. Der Band schließt mit dem vierten Teil „Nach dem Fest ist vor dem Fest“. Die in diesem Teil versammelten Erzählungen sind sehr unterschiedlich, sodass sie sich nicht über einen Kamm scheren lassen. Robert Walsers „Winter“ ist beispielweise eine wortgewandte Beschreibung des Winters – mit seinen Licht- und Schattenseiten; „Das Geschenk des heiligen Nikolaus“ hingegen ist ein Märchen aus Albanien; Martin Suters „Eine Führungskrise“ handelt von einem Chef, der durch einen unangekündigt aufgestellten Weihnachtsbaum aus dem Konzept gerät. Insgesamt versammelt „Weihnachtsbescherung“ eine vielfältige, inhaltlich breit aufgestellte Mischung von Erzählungen: mal ernst, mal humorvoll; mal pointierter, mal ausschweifender; mal süffisant erzählt, mal eher nüchtern berichtet – aber immer mit weihnachtlichem Bezug. Aufgrund ihrer Kürze eignen sich die Erzählungen besonders als Lektüre für zwischendurch – wenn man in der (vielleicht stressigen) Weihnachtszeit mal 5 oder 10 Minuten „frei“ hat und etwas lesen möchte.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Ein fesselnder Whodunnit-Krimi

Totenklippe
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Inhalt: Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau unterhalb der Klippen von Kálfshamarsvík aufgefunden. An gleicher Stelle lagen 25 Jahre zuvor auch die Leichen ihrer Mutter und Schwester. ...

Inhalt: Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau unterhalb der Klippen von Kálfshamarsvík aufgefunden. An gleicher Stelle lagen 25 Jahre zuvor auch die Leichen ihrer Mutter und Schwester. Da Vorsatz nicht auszuschließen ist, wird die Polizei eingeschaltet. Die Ermittler Tómas und Ari beginnen ihre Untersuchungen – und kommen dabei schrittweise einem dunklen Geheimnis auf die Spur, dessen Ursprung bereits Jahre zurückliegt.

Persönliche Meinung: „Totenklippe“ von Ragnar Jónasson ist der vierte Band der Dark-Iceland-Serie um den jungen Polizisten Ari. Der Fall ist in sich abgeschlossen, sodass man den Band auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann (für ein besseres Verständnis der Beziehungen einzelner Figuren ist es aber natürlich sinnvoll, die Bände der Reihe nach zu lesen). Erzählt wird der Krimi hauptsächlich aus der personalen Perspektive von Ari; im ersten Teil des Romans, der ca. 30 Seiten umfasst, wird außerdem die Perspektive des (späteren) Opfers eingenommen. Ísrún, die in den beiden Vorgängerkrimis eine große Rolle gespielt hat, tritt nicht auf (was ich ehrlich gesagt etwas schade fand, da die Figuren mit ihrer Hintergrundgeschichte sehr interessant ist). Die Handlung des Krimis folgt einer klassischen Whodunnit-Struktur: Kálfshamarsvík liegt abgeschieden, es existiert ein bestimmter Kreis an Verdächtigen, jeder der Verdächtigen trägt ein Geheimnis mit sich und der Fokus des Krimis liegt auf den Ermittlungen. Da der Fall kurz vor Weihnachten spielt, werden innerhalb der Handlung außerdem auch mehrmals isländische Weihnachtstraditionen aufgegriffen. Die Handlung wird in vielen kurzen Kapiteln temporeich erzählt; der Spannungsbogen ist hoch, da man durch die klug gesetzten falschen Fährten erst vergleichsweise spät den Täter unter den Verdächtigen erahnen kann. Für weitere Spannung sorgen die beiden älteren Todesfälle: Ari beschäftigt sich indirekt ebenfalls mit diesen und kommt zu einem anderen Ergebnis als seine Kollegen vor 25 Jahren, die beide Todesfälle als Unfall abtaten (Aris Ergebnis ist dabei ein schöner Twist). Der Handlungsort, die (nahezu) verlassenen, eisigen Klippen rund um Kálfshamarsvík, werden atmosphärisch und dicht beschrieben. Der Schreibstil von Ragnar Jónasson lässt sich flüssig lesen und ist, wie schon bei den Vorgängern, glasklar und deutlich. Insgesamt ist „Totenklippe“ ein spannender Whodunnit-Krimi, mit einer weihnachtlichen Atmosphäre.

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