Ein atmosphärischer Roman über einen Sommer, der unendlich wirkt
Das Summen unter der HautInhalt: Der Sommer in Hamburg 1977. Der 14-jährige Julle verbringt die Zeit mit seinen Freundinnen im Freibad. Mit dabei ist auch Axel, der erst vor Kurzem neu in die Klasse gekommen ist und zu dem Julle ...
Inhalt: Der Sommer in Hamburg 1977. Der 14-jährige Julle verbringt die Zeit mit seinen Freundinnen im Freibad. Mit dabei ist auch Axel, der erst vor Kurzem neu in die Klasse gekommen ist und zu dem Julle sich hingezogen fühlt. Über den Sommer freunden sich Axel und Julle an – und entdecken ein Geheimnis, das sie zusammenschweißen wird: eine abgebrannte Hütte, deren Überbleibsel Rätsel aufgeben.
Persönliche Meinung: „Das Summen unter der Haut“ ist ein queerer Coming of Age-Roman von Stephan Lohse. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Julle. Im Roman spielt Julles Gedankenwelt eine große Rolle: Er ist sich seiner Homosexualität bewusst, doch fragt er sich permanent, ob diese von seinem Vater, seiner Mutter oder seinen Freundinnen akzeptiert werden wird, wenn er sich ihnen offenbart. Dieser innere Konflikt wird authentisch dargestellt sowie gefühlvoll und empfindsam nachgezeichnet. Daneben spielen auch weitere Themen des Erwachsenwerdens in „Das Summen unter der Haut“ eine Rolle. So werden u. a. die Bewusstwerdung/Wahrnehmung des Selbst mit all seinen Wünschen, der Umgang mit Trauer/Verlust, die (erste) Liebe und verschiedene Arten von Freundschaften thematisiert. Die Nebenhandlung um die abgebrannte Hütte erinnert ein Stück weit an „Die Leiche“ von Stephen King: Es handelt sich um das Abenteuer der Jugend, bei dem es weniger um die Klärung des Rätsels geht als vielmehr um den Weg (mit all seinen Implikationen), den die Freunde zur Klärung des Rätsels gehen. Das Handlungssetting des Romans, die 1970er Jahre, werden durch zeitgenössische Produkte und Verhaltensweise authentisch dargestellt. Sehr gut hat mir auch der angenehme und flüssige Schreibstil von Stephan Lohse gefallen: Genutzt werden eher kurze Sätze, die teilweise assoziativ – an einen Bewusstseinsstrom erinnernd – verbunden werden, sodass man den Gedanken und Gefühlen Julles eindrücklich nachspüren kann. Insgesamt ist „Das Summen unter der Haut“ ein atmosphärischer, mit einem Hauch Melancholie ausgestatteter Coming of Age-Roman über einen Sommer, der unendlich wirkt.