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Veröffentlicht am 09.05.2023

Ein Mystery-Roman mit vielen tollen Ansätzen, der mich aber nicht völlig überzeugen konnte

Der Geisterbaum
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Inhalt: Vor einem knappen Jahr wurde die Leiche von Laurens Vater inmitten des Waldes nahe Smiths Hollow gefunden. Obwohl es sich eindeutig um einen Mord handelte, ließ die Polizei die Ermittlungen im ...

Inhalt: Vor einem knappen Jahr wurde die Leiche von Laurens Vater inmitten des Waldes nahe Smiths Hollow gefunden. Obwohl es sich eindeutig um einen Mord handelte, ließ die Polizei die Ermittlungen im Sande verlaufen – absichtlich, wie Lauren meint. Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Wieder werden Leichen in der Nähe des Waldes gefunden, deren Todesumstände – ähnlich wie bei Laurens Vater – Rätsel aufgeben. Da Lauren befürchtet, dass die Polizei die Todesfälle erneut vertuschen wird, beginnt sie ihre eigenen Ermittlungen.

Persönliche Meinung: „Der Geisterbaum“ ist ein Mystery-Roman von Christina Henry. Es handelt sich um einen Stand-alone-Roman, der in sich abgeschlossen ist und zu keiner Reihe gehört. Die Handlung wird aus mehreren personalen Perspektiven (hauptsächlich unterschiedliche Bewohner*innen der Kleinstadt Smiths Hollow) erzählt. Die „Hauptperspektive“ ist die 14-jährige Lauren, die einerseits versucht, die Morde aufzuklären, andererseits aber auch mit einigen privaten Problemen zu kämpfen hat. Daneben treten u.a. die Perspektiven von Miranda (Laurens beste Freundin), Alejandro Lopez (ein Polizist, der gerade erst neu nach Smiths Hollow gezogen ist) und Richard Touhy (der Bürgermeister der Stadt). Die Handlung spielt im Jahr 1985 und besonders im ersten Viertel durchströmen den Roman schöne 80s-Vibes. Außerdem finden sich in „Der Geisterbaum“ Elemente verschiedener Genres. So erinnert die Grundstruktur an einen Krimi/Thriller, allerdings geht der Roman nicht darin auf. Zu der Krimi-/Thrillerhandlung gesellt sich eine schöne Portion Mystery, wobei diese hier stärker in Richtung Horror und weniger in Richtung Fantasy tendiert. In den Perspektiven von Lauren und Miranda spielen auch Coming of Age-Elemente eine größere Rolle (Die beiden sind eigentlich beste Freundinnen, entwickeln sich aber seit Beginn der Pubertät in unterschiedliche Richtungen). In diesem Kontext spricht der Roman zudem gesellschaftliche Probleme an. Eigentlich mag ich solche Durchmischungen verschiedener Genres sehr gerne; „Der Geisterbaum“ konnte mich in dieser Hinsicht aber nicht völlig überzeugen (Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass hier zu „viel“ gewollt wurde, wodurch der Roman ein Stück weit zerfaserte). Auch die Handlung von „Der Geisterbaum“ war für mich eher durchwachsen. Der Roman beginnt sehr stark: Es passieren mehrere unerklärliche und seltsame Dinge, deren Ursprung/Zusammenhang man unbedingt erfahren möchte, weshalb man das Buch kaum beiseitelegen kann. Leider wird dann aber relativ abrupt und recht früh eine Erklärung für das Rätselhafte „eingefügt“, sodass die Spannungskurve abflachte (Es wird zwar nicht direkt alles offenbart, aber eine eindeutige Richtung vorgegeben, was den Mystery-Reiz schmälerte. Im Folgenden gibt es zwar noch einige atmosphärisch dichte Szenen und kleinere Überraschungen, die Handlung selbst wird aber zunehmend vorhersehbar). Der Schreibstil von Christina Henry hat mir sehr gut gefallen: Er ist anschaulich und sehr bildhaft, sodass greifbare und dichte Szenerien entstehen. Insgesamt ist „Der Geisterbaum“ ein atmosphärisch dichter, schön geschriebener Mystery-Roman mit wirklich spannenden und vielversprechenden Ansätzen. Das „Gesamtpaket“ konnte mich aber leider nicht in allen Punkten überzeugen.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Eine spannende Fortsetzung

Die Zentrale
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Inhalt: Nachdem die Bankerin Laura Jacobs einen Komplott bei der BWG Bank entdeckt hat, wird sie von der Chefetage zum Hauptquartier der Bank beordert, um dort mit bei der restlosen Aufklärung des finanziellen ...

Inhalt: Nachdem die Bankerin Laura Jacobs einen Komplott bei der BWG Bank entdeckt hat, wird sie von der Chefetage zum Hauptquartier der Bank beordert, um dort mit bei der restlosen Aufklärung des finanziellen Skandals behilflich zu sein. Doch je länger Laura sich mit den Finanzen der Bank beschäftigt, desto deutlicher wird: Der von ihr entdeckte Komplott ist nur die Spitze des Eisbergs…

Persönliche Meinung: „Die Zentrale – Allein gegen das System“ ist ein Thriller, der in der Finanz- und Bankenwelt spielt. Es handelt sich um den zweiten Band der „Laura Jacobs“-Reihe, die mit „Die Filiale“ begonnen hat. Da „Die Zentrale“ inhaltlich auf „Die Filiale“ aufbaut, ist es sinnvoll, die Bände chronologisch zu lesen (fängt man mit „Die Zentrale“ an, spoilert man sich für den ersten Band). Erzählt wird die Handlung aus der personalen Perspektive von Laura Jacobs in vielen, eher kurzen Kapiteln, sodass sich der Thriller flott lesen lässt. Auch kommt es innerhalb der Handlung zu mehreren Wechseln des Handlungsortes, wodurch der Thriller vergleichsweise temporeich ist. Der „Thrill“ des Buches ist nicht effektheischend, sondern schön subtil: Laura hat es mit einer anonymen „Macht“ zu tun, die sich blinde Flecke des Bankensystems zunutze macht und meisterhaft darin ist, ihre Spuren zu verwischen. Daher verliert sich Laura mehrfach in den Irrwegen des Systems und steht plötzlich vor Sackgassen. Außerdem weiß man während der Lektüre nie so genau, wem Laura tatsächlich trauen kann, wodurch sich eine latente Spannung durch den Thriller zieht. Der Schreibstil von Veit Etzold ist angenehm und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Die Zentrale“ ein thematisch aktueller und spannender Thriller, der mit einigen unerwarteten Wendungen auftrumpft.

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Geschichten, Geschichten und wieder Geschichten

Morgen, morgen und wieder morgen
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Inhalt: Harvard in den 1990ern. Sam und Sadie waren in ihrer Jugend mal beste Freunde – doch dann hat Sadie etwas in Sams Augen Unverzeihliches getan. Mittlerweile ist Sam seiner ehemaligen besten Freundin ...

Inhalt: Harvard in den 1990ern. Sam und Sadie waren in ihrer Jugend mal beste Freunde – doch dann hat Sadie etwas in Sams Augen Unverzeihliches getan. Mittlerweile ist Sam seiner ehemaligen besten Freundin fast zehn Jahre erfolgreich aus dem Weg gegangen. Doch plötzlich steht Sadie in einer U-Bahn-Station vor ihm, und drückt ihm nach einem kurzen Gespräch eine Diskette mit einem von ihr programmierten Computerspiel in die Hand. Zunächst zögert Sam, spielt es dann aber doch – und ist begeistert. So begeistert, dass er Sadie vorschlägt, gemeinsam Computerspiele zu produzieren.

Persönliche Meinung: „Morgen, morgen und wieder morgen“ ist ein Coming of Age-Roman von Gabrielle Zevin. Inhaltlich dreht sich der Roman um Freundschaft, die Liebe, Hoffnungen, Enttäuschungen, Erfolg und Scheitern. Dies alles spielt sich vor dem zeitlichen Hintergrund der 90er und 2000er ab, sodass sich viele popkulturelle Referenzen zu diesen Zeiten im Roman finden. Hauptaugenmerk ist dabei die Gaming-Szene dieser Jahre: Sam und Sadie haben in ihrer Kindheit/Jugend bereits viel gemeinsam gezockt; nun wollen sie ihr Hobby zum Beruf machen. Zu Beginn des Romans spielen dementsprechend auch eher technische Aspekte der Spieleentwicklung eine größere Rolle. Dies legt sich aber nach den ersten hundert Seiten: Verstärkt werden die Games, die Sam und Sadie programmieren, als Geschichten verstanden, deren Handlungsverläufe im Roman durchdacht, diskutiert und kritisiert werden (man könnte den Roman auch „Geschichten, Geschichten und wieder Geschichten“ nennen 🙃). Dementsprechend spielt das „Erschaffen“ von Erzählungen und Erzählwelten in „Morgen, morgen und wieder morgen“ eine große Rolle. Die auftretenden Figuren, allen voran Sadie und Sam, besitzen Ecken und Kanten: Mal kann man sich mit ihnen identifizieren, mal fällt – durch bestimmte Handlungen – das Sympathisieren schwer, früher oder später kann man aber immer ihr Verhalten zumindest nachvollziehen. Erzählerisch ist der Roman brillant: Hauptsächlich wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler erzählt, der meist in die personalen Perspektiven von Sam und Sadie schlüpft und auch mal foreshadowing betreibt, allerdings finden sich immer wieder alternative erzählerische Kniffe. So begibt sich der Erzähler bspw. in einem Kapitel in eine Parallelwelt, in einem anderen Kapitel hingegen wird erzählerisch die Arbeitsweise von Sam und Sadie nachgebildet. Erzählerisch wie inhaltlich mein liebstes Kapitel ist „Der NPC“: Dies wird aus der Du-Perspektive erzählt, wodurch die Distanz zwischen Erzählfigur und Leser*in schrumpft; zugleich ist es hochemotional, tragisch und in Bezug auf das Tempo perfekt erzählt (ohne Witz: Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich beim Lesen dieses Kapitels keine Tränen in den Augen hatte). Wirklich ein kleines Meisterstück! Insgesamt ist „Morgen, morgen und wieder morgen“ ein anschaulich geschriebener, interessant erzählter Coming of Age-Roman mit einigen unerwarteten Wendungen. Zwar steht die Gamingwelt im Fokus, allerdings können auch Lesende, die eigentlich nichts mit Games am Hut haben, ihre Freunde an „Morgen, morgen und wieder morgen“ haben, da Spiele hier als Geschichten/Erzählungen (wie man sie auch in Büchern findet) verstanden werden.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Ein vielschichtiger, schön geschriebener Roman, der sich durch lebendige Figuren auszeichnet

Wir Verratenen
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Vorab: „Wir Verratenen“ ist der finale Band der „Wir Verlorenen“-Trilogie. Es finden sich in der Rezension daher leichte Spoiler zu den Vorgängerbänden. Weiterlesen erfolgt auf eigene Gefahr 🙃

Inhalt: ...

Vorab: „Wir Verratenen“ ist der finale Band der „Wir Verlorenen“-Trilogie. Es finden sich in der Rezension daher leichte Spoiler zu den Vorgängerbänden. Weiterlesen erfolgt auf eigene Gefahr 🙃

Inhalt: Die Gefahr scheint gebannt: Nach Jahren des blanken Überlebenskampfes hat Smilla den sicheren Hafen Brüssel gefunden. Dort versuchen die Überlebenden der Plage eine neue, friedliche sowie gerechte Gesellschaft aufzubauen. Doch: So sehr Smilla es auch wünscht, das Leben ist nicht mehr so unbeschwert wie noch vor der Plage. Die Traumata, die die letzten Jahre ausgelöst haben, zeigen sich, jetzt, wo die existenzielle Gefahr bewältigt ist, mit voller Wucht. Zugleich wird in jüngster Zeit auch die fragile Sicherheit, die in Brüssel herrscht, bedroht. Einerseits übt die Untergrundorganisation Magnolia Anschläge auf das Gemeinwesen aus, andererseits häufen sich mysteriöse Todesfälle in der Stadt…

Persönliche Meinung: „Wir Verratenen“ ist ein dystopischer Roman von Jana Taysen. Die Handlung des Romans ist in sich abgeschlossen und zu Beginn wird man kurz up to date gebracht, was in den vorherigen Bänden passiert ist, sodass man „Wir Verratenen“ auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann. Für ein tieferes Verständnis der Figurenbeziehungen ist es aber natürlich sinnvoll, die Bände chronologisch zu lesen (kennt man die Geschichten der Figuren, ist außerdem das Mitfiebern größer und bestimmte Situationen/Ereignisse treffen eine*n während des Lesens tiefer). Erzählt wird die Handlung – wie schon die Vorgänger – aus der personalen Perspektive von Smilla, die sich nun, gemeinsam mit Jera, Julius, Giorgio und Nadja, in Brüssel in (relativer) Sicherheit befindet. Allerdings hat der Überlebenskampf der vergangenen Jahre seine Spuren hinterlassen: Alte, schlecht verheilte (mentale) Wunden reißen unvermittelt auf und die Protagonisten müssen sich nun verstärkt mit psychischen Verletzungen auseinandersetzen. Die daraus resultierenden Konflikte (innerlich und zwischen den Figuren) werden anschaulich, authentisch und mit einer sehr großen Intensität nachgezeichnet. Ebenfalls sehr schön in Bezug auf die Figurenzeichnung ist, dass die Figuren nicht nach einem einfachen Schwarz-weiß-Schema funktionieren: Sie weisen insgesamt in ihren Gedanken und Handlungen Schattierungen auf, sodass sie sich nicht zwangsläufig nach „Gut“ und „Böse“ differenzieren lassen. So vielschichtig die auftretenden Figuren sind, so vielfältig ist auch die Handlung von „Wir Verratenen“: Der Roman vereint unterschiedliche Genres in sich. Es finden sich – neben der Dystopie – eine Liebesgeschichte, Elemente von Abenteuer- und Spannungsromanen, ein Hauch Coming of Age und Anleihen eines Gesellschaftsromans (das hört sich jetzt vielleicht alles nach „viel“ an, aber keine Sorge: Die unterschiedlichen Gattungselemente sind wohldosiert; die Handlung ist stimmig und nicht überfrachtet). Eine weitere Stärke des Romans ist seine diskursive Offenheit: Innerhalb von „Wir Verratenen“ werden einzelne Themenfelder (bspw. die Frage nach der „richtigen“ Gesellschaftsordnung) diskutiert, ohne – und das ist das Besondere – dass den Lesenden eine Meinung aufgedrängt wird; was ersie über die Meinungen der Figuren denkt, wird letztlich ihmihr überlassen (der wirklich gelungene Epilog setzt hier quasi auf einer Metaebene nochmal eins drauf). Für Spannung innerhalb des Romans sorgen besonders die großen Fragen, wer hinter Magnolia steckt und was es mit den mysteriösen Todesfällen auf sich hat. Auf dem Weg zur Beantwortung dieser Fragen finden sich immer wieder unerwartete Wendungen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte 🙃 Der Schreibstil von Jana Taysen ist anschaulich, bildhaft und lässt sich sehr angenehm lesen. Insgesamt ist „Wir Verratenen“ ein vielschichtiger Roman, der eine spannende sowie emotionale Handlung besitzt und mit lebendig ausgestalteten Figuren auftrumpft – ein wirklich schöner Abschluss der „Wir Verlorenen“-Trilogie.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Ein düsterer Urban-Fantasyroman, in den man sich etwas reinfuchsen muss

Das neunte Haus
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Inhalt: Alex Stern kann Geister sehen – ohne, dass sie gefährliche Substanzen zu sich nehmen muss. Daher ist sie die perfekte Kandidatin für Lethe, jenes neunte Haus der Yale University, das die magischen ...

Inhalt: Alex Stern kann Geister sehen – ohne, dass sie gefährliche Substanzen zu sich nehmen muss. Daher ist sie die perfekte Kandidatin für Lethe, jenes neunte Haus der Yale University, das die magischen Rituale der anderen acht Häuser überwacht. Alex, der ihr Leben lang eingeredet worden ist, das Sehen der Geister sei eine psychische Störung, muss allerdings erst lernen, ihre Fähigkeiten gezielt einzusetzen. Dabei soll ihr Daniel Arlington – Everybody's Darling in Lethe – helfen. Doch plötzlich verschwindet Daniel und zeitgleich sieht Alex sich noch mit einem anderen Problem konfrontiert: ein Mordfall in Yale, der magische Spuren besitzt…

Persönliche Meinung: „Das neunte Haus“ ist ein Urban-Fantasyroman von Leigh Bardugo. Erzählt wird der Roman in zwei Handlungssträngen, die sich jeweils abwechseln. Der chronologisch gesehen erste Handlungsstrang wird aus der personalen Perspektive Daniel Arlingtons erzählt, der Alex in die Arbeit bei Lethe einführt; der zweite in der Gegenwart spielende Handlungsstrang setzt nach dem Verschwinden Daniels ein und wird aus der Perspektive Alex‘ erzählt. Der Fokus liegt in diesem u.a. auf der Suche nach Daniel und der Aufklärung des Mordfalls. Zugleich passiert hier inhaltlich aber auch so viel Anderes, das man kaum in Gänze fassen kann: Informationspartikel werden preisgegeben, ohne dass man sie wirklich einordnen kann; die Handlung wendet sich, geht in bestimmte Richtungen, bleibt aber abrupt stehen, um doch wieder einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Das ist stellenweise verwirrend, und gerade zu Beginn des Romans habe ich mich in der Handlung etwas verloren gefühlt: Ich hatte permanent den Eindruck, dass mir das nötige Hintergrundwissen zu Yale, den Verbindungen und dem Leben in diesen fehlt, um komplett zum Kern der Handlung vorzudringen. Allerdings: Je länger man liest, desto besser kann man sich in die Handlung reinfuchsen. Auch ergeben mit der Zeit die Winkelzüge der Erzählung (mehr) Sinn: Zum Ende der Handlung werden die gestreuten Informationspartikel aufgesammelt und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt. Dabei gibt es einige schöne Aha-Momente, da einzelne Dinge, die man eigentlich schon abgehakt hatte, plötzlich wieder eine Rolle spielen und in einem ganz anderen Licht erscheinen. Das Finale des Romans ist dementsprechend überraschend, twistig und fulminant. Der Schreibstil von Leigh Bardugo ist detailreich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Das neunte Haus“ ein facettenreicher Fantasyroman, für den man einen längeren Atem haben muss, bis man sich reingefuchst hat – am Ende wird man aber für das Durchhaltevermögen belohnt.

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