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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

Beginne am Ende

Das Glashotel
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„Das Glashotel“ von Emily St. John Mandel ist eins dieser Bücher, die mich mit sehr gemischten Gefühlen zurücklassen. Nach einem holprigen Lesestart wird es leicht besser. Jedoch bekam ich keine Verbindung ...

„Das Glashotel“ von Emily St. John Mandel ist eins dieser Bücher, die mich mit sehr gemischten Gefühlen zurücklassen. Nach einem holprigen Lesestart wird es leicht besser. Jedoch bekam ich keine Verbindung zu den Charakteren. Alles bleibt sehr distanziert. Für mich liegt das auch daran, dass ich wahrscheinlich mit komplett anderen Erwartungen an diesen Roman gegangen bin. Ich hatte mir viel mehr vom Glashotel gewünscht. Allerdings dient in diesem Setting das Glashotel nur als Ausgangspunkt. Und auch die Spannung kommt meines Erachtens zu kurz.
Mir sind die Fragmente der Geschichte schlicht zu viel. Dazu tragen auch die Sprünge zwischen den Charakteren bei und auch die Sprünge in der Zeit. Liest man gerade noch von Paul wechselt die Sicht plötzlich zu Vincent. Ein stärkerer Fokus auf die eigentlichen Protagonisten Vincent und Paul wäre wünschenswert gewesen.
Der Schreibstil ist wunderbar. Da ist es schade, dass der Rest aus meiner Sicht nicht passt.
Die Überschrift „Beginne am Ende“ [9] ist ein Zitat aus dem Buch.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Von guter Abstammung

Q
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Der Roman „Q“ von Christina Dalcher gehört zu den Werken, die einen richtig packen, wachrütteln und auch sehr wütend machen. Das hat für mich mehrere Gründe. Zum einen wäre da die Protagonistin Elena, ...

Der Roman „Q“ von Christina Dalcher gehört zu den Werken, die einen richtig packen, wachrütteln und auch sehr wütend machen. Das hat für mich mehrere Gründe. Zum einen wäre da die Protagonistin Elena, kurz El genannt. Auf der einen Seite ist „Dr. Elena Fischer Fairchild, Lehrerin für Life Scienes an der Davenport Silver School“ [314], ziemlich naiv und gutgläubig. Und das ändert sich auch nicht bis zum Ende der Geschichte. Auf der anderen Seite ist sie die Person, die zwar ganz schön blauäugig an die Sache rangeht, aber auch dafür alles opfert.
Als Leser*in hat man relativ früh eine Idee wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Dies kann natürlich auch daran liegen, dass man die düstere Vergangenheit Deutschlands vor Augen hat. Aber auch hier hätte Elena viel früher auf ihre Großmutter hören und auch reflektierender sein können. Denn die „Monster aus einer gar nicht so fernen Vergangenheit“ [140] lauern überall und kommen immer wieder. Geschichte wiederholt sich.
Vieles beginnt mit einem Ziel. Der Q-Wert ist nur „zum Besten der Gesellschaft.“ [68] Die Umsetzung kommt meist schleichend. Wenn man dann das ganze Ausmaß begriffen hat, ist es meist schon zu spät.
In ihren Anmerkungen schreibt die Autorin Dalcher folgendes: „Sollten Sie durch die Hinweise in diesem Buch aufgewühlt sein, habe ich gute Arbeit geleistet.“ [331 f.] Sie hat ihr Ziel erreicht und zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen sollte. Wachsam sein und mit einem gesunden Maß müssen die Geschehnisse hinterfragt werden.
Die Themen der Vergangenheit kommen immer wieder. Nur in unterschiedlichen Ausprägungen. Hier am Beispiel des Themas Eugenik dargestellt.
Das Buch lässt sich aufgrund des Schreibstils wunderbar lesen. „Q“ ist kein ruhiges Lesevergnügen. Man ist von der Geschichte gefesselt und fiebert dem Ende entgegen.
„Die meisten Männer gelten als die wertvolleren Elternteile, auch wenn sie es gar nicht sind.“ [76]

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Die Welt gehört Every

Every (deutsche Ausgabe)
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„Der Circle“ war gestern. Nun geht es mit „Every“ von Dave Eggers in die zweite Runde. Alte Bekannte, wie Mae Holland, tauchen wieder auf und eine neue Protagonistin betritt die Bühne. Delaney Wells, eine ...

„Der Circle“ war gestern. Nun geht es mit „Every“ von Dave Eggers in die zweite Runde. Alte Bekannte, wie Mae Holland, tauchen wieder auf und eine neue Protagonistin betritt die Bühne. Delaney Wells, eine Technikskeptikerin, fängt bei Every an und hat ein großes Ziel. Die Zerschlagung der Firma von innen heraus. Das Ganze kennt man von „Der Store“. Aber auch, dass alles auf eine Zahl reduziert werden soll - „Alles würde in einer einzigen Zahl subsummiert.“ [480] – kommt einen bekannt vor. Dies wurde auch schon in „Q“ behandelt.
Wie ich bereits schon bei „Der Circle“ geschrieben hatte geht es wieder um die ethische Naivität, den Aufstieg der sozialen Medien und die daraus resultierenden Folgen. Und Dave Eggers greift auch wieder auf einen Satz zurück, den er in seinem vorherigen Werk verwendet hatte: „Die Rechte der Menschen im digitalen Zeitalter.“ [454] Denn um nichts anderes geht es hier.
„Jedes Jahr verbringen wir mehr Zeit damit, uns gegenseitig zu überprüfen, zu beurteilen, mental zu ermorden. Und wir fragen uns, warum die Pillen kontinuierlich stärker werden. Wir sind gefühllos und wollen noch gefühlloser werden.“ [455]
Mir gefällt „Every“ besser als der Vorgänger. Das liegt vor allem am starken Ende. Das hatte das gewisse Etwas, welches ich mir viel mehr von Eggers über weite Strecken des Buches gewünscht hätte.
„Es gibt keine neuen Informationen. Schon seit neun Minuten. Das ist Wahnsinn.“ [346]
Fazit: Der Roman lässt sich gut lesen, zeigt wo wir stehen und wo sich die Gesellschaft hinbewegt. Gerade am Anfang darf man herzhaft schmunzeln, wenn es um Jeff Bezos und seine Firma geht.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Neue stellvertretende Chefredakteurin

The Stranger Times
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Hannah ist die neue Tina. So könnte eine Schlagzeile der Stranger Times lauten. Dass Hannah, unsere Protagonistin, bei einer Wochenzeitung einen Job finden würde, hätte sie sich wahrscheinlich nicht so ...

Hannah ist die neue Tina. So könnte eine Schlagzeile der Stranger Times lauten. Dass Hannah, unsere Protagonistin, bei einer Wochenzeitung einen Job finden würde, hätte sie sich wahrscheinlich nicht so ausgemalt. Zumal ihr neuer Chef Banecroft eine wirkliche Nummer ist und das Arbeiten unter ihm eine Herausforderung darstellt. „Gut, Banecroft war ein Problem, insgesamt aber schien es eindeutig bergauf zu gehen.“ [68]. Aber auch die Themen, welche die Zeitung aufgreift sind etwas spezieller.
Man könnte jetzt sagen, wer ihn als Chef hat, braucht keine Feinde. Und Motivation klingt bestimmt anders: „Keiner kommt hierher, der eine Zukunft hat. Zu uns kommt selbst die Zukunft zum Sterben.“ [38]
Was im wirklichen Leben einen verrückt machen würde, ist für diese Geschichte und deren Charaktere und dafür auch für die Leser*innen wirklich sehr gut. „The Stranger Times“ von CK McDonnell bietet gut herausgearbeitete, einzigartige und skurrile Charaktere, eine spannende und fantastische Geschichte, welche sich erfreulicher Weise von der Masse abhebt. Der Schreibstil von McDonnell und dessen Humor sind wunderbar. Es liest sich sehr angenehm, man ist gefesselt und neugierig auf den Verlauf der Story. Für meinen Geschmack werden die verschiedenen Elemente aus den Genres Krimi und Fantasy sehr gut miteinander verwoben und mit einer ordentlichen Brise Humor garniert. Die Dialoge sind erfrischend und amüsant. Hier stimmt wirklich alles.
Gelungen fand ich auch die Artikel der Wochenzeitung, welche als Auszüge immer mal wieder im Buch vorkommen. Zum positiven Gesamtbild tragen auch das Cover, es ist mal etwas ganz Anderes und bietet einen Wiedererkennungswert, und der schwarze Buchschnitt bei.
Insgesamt kann man sagen, dass dies ein sehr gelungener Auftakt ist und ich mich jetzt schon riesig auf das Erscheinen des nächsten Bandes freue.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

das Böse

The Evil of Salwood
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Wow. Das Cover hat mir gefallen und mich neugierig gemacht. Der Klappentext klingt spannend und hat meine Neugierde nur noch befeuert. Und was soll ich sagen? Das Buch hat meine Erwartungen übertroffen. ...

Wow. Das Cover hat mir gefallen und mich neugierig gemacht. Der Klappentext klingt spannend und hat meine Neugierde nur noch befeuert. Und was soll ich sagen? Das Buch hat meine Erwartungen übertroffen. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich Gänsehaut bekomme oder dass mir ein Schauer über den Rücken läuft.
Der Titel „The Evil of Salwood“ von Ann-Kristin Gelder klingt schon richtig böse, düster und mystisch. Was da wohl in diesem Dorf nur los ist? Ein bisschen erinnerte mich das Ganze an den Film „The Village“.
Die Geschichte beginnt sofort spannungsgeladen. Man taucht sofort ein und merkt schnell, dass der Nebel nichts Gutes verheißt. Denkt man vielleicht noch am Anfang, dass der Nebel nur Illusionen hervorruft, so merkt man schnell, dass damit nicht zu spaßen ist.
Faye ist die Protagonistin und aus ihrer Sicht wird die ersten Kapitel ausschließlich berichtet. Dann wechseln sich die Perspektiven der Kapitel mit der Sichtweise von Ezra ab.
In der Geschichte ist ordentlich Tempo und einiges an Spannung und mystischen Elementen. Rasant geht die Geschichte voran. Der Schreibstil ist wunderbar. Man fliegt förmlich durch die Seiten und mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte bleibt bis zum Ende spannend. Und immer schön daran denken: Verlasse niemals den Salzkreis, wenn du überleben willst!

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