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Veröffentlicht am 26.07.2021

Diskussionskultur

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
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Dr. Mai Thi Nguyen-Kim Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin. Ich kannte sie bis jetzt nur aus dem Fernsehen und war deshalb neugierig auf „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“, die ja „den fundamentalen ...

Dr. Mai Thi Nguyen-Kim Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin. Ich kannte sie bis jetzt nur aus dem Fernsehen und war deshalb neugierig auf „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“, die ja „den fundamentalen Faktencheck“ [6] verspricht und analysiert warum „Tatsachen und Behauptungen nicht selten genauso durcheinander (geraten) wie Ursache und Wirkung“ [6].
Im Buch heißt es dann: „Vergleichen wir also – detaillierter!“ [93] Und genau dieses differenzierte Betrachten, unter Zuhilfenahme von Statistiken und Grafiken, macht mit der Autorin richtig Spaß. Langweilig wird es nie. Die Themen sind unterschiedlich. Das macht es auf der einen Seite abwechslungsreich und auf der anderen sind die angesprochenen Themen genau die, welche aktuell sind und immer wieder angesprochen werden. Da wären folgende – als kleine Auswahl - zu nennen: Tierversuche, Videospiele, Gender Pay Gap, systemrelevante Berufe, Impfpflicht, Lohngerechtigkeit, klinische Studien, Gewalt. Das ist ein breites Spektrum. Umso spannender ist es, den Ausführungen der Autorin zu folgen. Dabei bringt sie den wissenschaftlichen Spirit sehr gut zu den Leserinnen herüber und zeigt, dass konstruktive Debatten und konstruktive Problemlösungen auch „wissenschaftliches Denken, wissenschaftliche Methoden, wissenschaftliche Fehler- und Diskussionskultur“ [339] erfordern.
Das Buch lässt sich prima lesen, regt zum Nachdenken an, und erweitert den eigenen Horizont. Der Schreibstil ist locker und die promovierte Chemikerin kommt offen und ehrlich bei den Leser
innen an.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Ein schöner Ort zum Sterben

Unbarmherziges Land
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Bereits das Cover hatte mein Interesse für dieses Buch geweckt. Dazu ein spannender Klappentext, der fragt ob Mensch oder Natur tödlicher ist. Das erzeugt direkt Spannung, man ist neugierig wie die Antwort ...

Bereits das Cover hatte mein Interesse für dieses Buch geweckt. Dazu ein spannender Klappentext, der fragt ob Mensch oder Natur tödlicher ist. Das erzeugt direkt Spannung, man ist neugierig wie die Antwort auf diese Frage lauten wird. Und man darf gespannt sein, welche Eindrücke von Kentucky auf einen einprasseln.
„Die Schönheit der Natur tat dieser Tod keinen Abbruch; die Natur war Sterben gewohnt.“ [27]
Inhaltlich geht es um die Lösung eines Mordfalls, den die Protagonisten Mick Hardin und seine Schwester Linda untersuchen. Thematisch geht es auch um die Eheprobleme von Mick. Hier ist alles sehr gut verwoben. Alles greift perfekt ineinander über.
„Unglaublich, dass sie beide Gesetzeshüter geworden waren. (…) Vielleicht hatten sie nach ihrer chaotischen Kindheit beide das Bedürfnis nach Ordnung.“ [93]
„Unbarmherziges Land“ von Chris Offutt ist wunderbar geschrieben. Für mich bringt der Autor das Ganze atmosphärisch dicht rüber. Die Natur, die Menschen, welche dort leben. Seine Beschreibungen sind sehr beeindruckend. Man ist angetan von der Natur. Aber es geht einem auch wie dem Charakter Mick, dass man überlegt, ob die Wälder von Kentucky ein geeigneter Ort sind, um hier zu leben. Für mich geht der Krimi in die Richtung Noir. Die Charaktere weisen eine pessimistische Weltsicht auf. Düster und rau sind Land und Leute.
„Geradeheraus, aber nicht mitteilsam. Ehrlich, dabei zurückhaltend. Auf der Hut und doch freundlich.“ [102]
Offutt schreibt präzise, fesselnd und treffend. Der Krimi überzeugt auf ganzer Linie und glänzt durch ein brillantes Ende.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Eine Geschichte

Es war einmal in Hollywood
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Quentin Tarantino macht Filme. Sehr gute sogar. Also zumindest meiner Meinung nach. Nun bekomme ich einen neuen Berührungspunkt mit diesem Regisseur und zwar in literarischer Form. „Es war einmal in Hollywood“ ...

Quentin Tarantino macht Filme. Sehr gute sogar. Also zumindest meiner Meinung nach. Nun bekomme ich einen neuen Berührungspunkt mit diesem Regisseur und zwar in literarischer Form. „Es war einmal in Hollywood“ entführt die Leserinnen in die 60er/70er Jahre. Dabei glänzen die Charaktere Rick Dalton und sein Stuntdouble Cliff Booth auch in Buchform.
Quentin Tarantino hat ein Händchen dafür, wenn es darum geht, wie man Geschichten erzählt. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei auf die wunderbaren Dialoge. Das ist Unterhaltung pur und macht ordentlich Spaß diesem Abenteuer zu folgen.
Auch wenn das Buch einige Längen hat, ist es ein gelungener literarischer Ausflug. Man muss sich aber im Klaren sein, dass die schauspielerischen Leistungen in dem Buch nicht voll zum Tragen kommen. Das ist bei Tarantinos Filmen immer ein Hauptaugenmerk. Generell wird der Roman wohl nicht nur dem Autor selbst gerecht, sondern auch den Leser
innen. Der Schreibstil und die einzigartigen Charaktere tragen dazu bei.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Vergangenheit

Der böse Mann: Thriller
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Die Spezialermittlerin Laura Kern darf nun schon zum sechsten Mal ermitteln. Und diesmal hat es der Fall wirklich in sich. Nicht nur, dass die Polizei lange nicht weiß wer der perfide Mörder ist, nein, ...

Die Spezialermittlerin Laura Kern darf nun schon zum sechsten Mal ermitteln. Und diesmal hat es der Fall wirklich in sich. Nicht nur, dass die Polizei lange nicht weiß wer der perfide Mörder ist, nein, auch für Laura wird dies ein ganz persönlicher Fall. Das Ende finde ich sehr gelungen, greift es doch das auf, was in den Bänden zuvor immer über Lauras Vergangenheit angesprochen wurde.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und das Buch lässt sich prima lesen. Man kommt schnell voran. Polizei und Täter verfolgen akribisch ihre Ziele. „Er verfolgte akribisch sein Ziel und noch war er ein paar Schritte davon entfernt.“ [230] Natürlich läuft es für beide nicht immer Glatt. Aber das macht es spannend.
„Das Böse versteckte sich häufig hinter einem netten Gesicht.“ [201 f.] Und deshalb tappt man als Leser*in lange im Dunkeln, stellt Vermutungen an und rätselt auf der Suche nach dem wahren Täter mit. Unterschiedliche Perspektiven, aus Lauras Sicht und der des Täters, geben Einblicke und befeuern die Spannung.
„Der böse Mann“ von Catherine Shepherd lässt sich ohne Vorkenntnisse lesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Puzzleteilchen

Kaltes Land
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Rechtsmedizinerin Sabine Yao ist die Protagonistin in dem kurzen Thriller „Kaltes Land“ von Michael Tsokos. Wobei das Buch für mich weniger ein Thriller ist, sondern mehr in die Richtung Krimi und True ...

Rechtsmedizinerin Sabine Yao ist die Protagonistin in dem kurzen Thriller „Kaltes Land“ von Michael Tsokos. Wobei das Buch für mich weniger ein Thriller ist, sondern mehr in die Richtung Krimi und True Crime geht. Obwohl das Werk recht kurz ist, gibt es gute und umfassende Einblicke in die forensischen Methoden. Das Ganze ist wirklich spannend und gut geschrieben. Dies hatte mir schon bei der Reihe "Paul Herzfeld" gefallen. Sehr schön finde ich auch die Verbindungen zu Herzfeld.
„Bei Herzfeld hatte sie das rechtsmedizinische Handwerk im Sektionssaal von der Pike auf gelernt, war von ihm immer wieder angespornt worden, alles zu hinterfragen.“ [57]
Mir hat es Spaß gemacht den Gedankengängen der Protagonistin zu folgen und die einzelnen Stücke des Falls zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen. Tsokos weiß wie man Wissen und Spannung perfekt kombiniert.
„Und schon fand das nächste Puzzleteilchen seinen Platz.“ [87]
Insgesamt hätten es für mich persönlich ruhig mehr Seiten sein können. Das Ende ist richtig Klasse und macht Lust auf mehr.

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