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Veröffentlicht am 27.10.2020

Sei ARTIG!

Artiges Mädchen: Thriller
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Eigentlich würde ich sagen: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin. In diesem Fall muss man dies aber revidieren. Nicht artige Mädchen landen tot auf Spielplätzen.
Und damit ist man auch ...

Eigentlich würde ich sagen: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin. In diesem Fall muss man dies aber revidieren. Nicht artige Mädchen landen tot auf Spielplätzen.
Und damit ist man auch schon mitten im Geschehen. Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und Florian Kessler sind die beiden Protagonisten und ermitteln in dem neuen Fall. Man könnte die Geschichte auch mit Laster und Tugend zusammenfassen. Mehr möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten.
Der Schreibstil gefällt, fesselt sofort und nach dem Prolog mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Rundum weiß „Artiges Mädchen“ von Catherine Shepherd zu gefallen. Die Charaktere sind authentisch, die Ermittler fokussiert auf ihre polizeiliche Arbeit und man selbst überlegt wer wohl der Täter sein könnte. Die Geschichte liest sich spannend. Man ist neugierig wie es weitergeht und welche Wendungen die Leser *innen erwarten.
Ganz besonders hat mir das Cover gefallen. Passt es doch perfekt zur Story. Sollte man die Reihe um Julia Schwarz nicht kennen, so ist dies nicht schlimm, denn „Artiges Mädchen“ kann unabhängig von den Vorgängern gelesen werden.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Ein Horn - Ein Kurt

Kurt, Einhorn wider Willen 2. EinHorn kommt selten allein
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„Es ist viel schwieriger, mutig zu sein, wenn man weiß, was einen erwartet.“ [34]
Kurt geht in die nächste Runde. Mit „Kurt – EinHorn kommt selten allein“ startet man in das zweite Abenteuer. Und da die ...

„Es ist viel schwieriger, mutig zu sein, wenn man weiß, was einen erwartet.“ [34]
Kurt geht in die nächste Runde. Mit „Kurt – EinHorn kommt selten allein“ startet man in das zweite Abenteuer. Und da die Charaktere Trill, Floh und die Ninja-Goldfische wieder auftauchen, empfiehlt es sich, wenn man sich zuerst den vorherigen Teil von Kurt nochmals vorlesen lässt.
Chantal Schreiber geht der Frage auf den Grund, wieso ein Einhorn-Leben nur so anstrengend sein kann und nimmt dabei Vorleser innen und Zuhörer innen mit auf ein außergewöhnliches Abenteuer. Dass diese Geschichte so viel Spaß macht liegt natürlich zum einen an dem Einhorn Kurt selbst. Er ist ein mürrischer Vertreter seiner Art, jedoch hat er einen weichen Kern. Zum anderen tragen der Schreibstil und die wundervollen Illustrationen von Stephan Pricken dazu bei, dass man die märchenhafte Geschichte mit den tollen Einfällen genießen kann.
Das Verhältnis von Text zu Illustration ist gut gewählt und Kinder ab fünf Jahren können der Geschichte problemlos folgen. Humorvoll geht es zur Sache. Des Öfteren lacht man, schmunzelt bei den Illustrationen und ist von den einzigartigen Charakteren hingerissen. Und trotzdem werden auf eine subtile Art und Weise die Themen Mut, Freundschaft und Zueinanderhalten angesprochen und gut zur jungen Leserschaft transportiert.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Plötzlich Stille

Die Stille
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Bereits das Cover lässt die Stille erahnen, welche in dem Werk von Don DeLillo vorherrschen sollte, jedoch haben die Charaktere in diesem Buch einen enormen Redebedarf. Die Welt im Ausnahmezustand – und ...

Bereits das Cover lässt die Stille erahnen, welche in dem Werk von Don DeLillo vorherrschen sollte, jedoch haben die Charaktere in diesem Buch einen enormen Redebedarf. Die Welt im Ausnahmezustand – und jeder geht damit anders um, hat sein Ventil, um diese neuartige Konfrontation zu bewältigen.
„Die Stille“ ist ein Werk, welches polarisieren wird. Vieles wirkt sehr diffus. Ein perfektes Beispiel dazu liefert der Autor selbst: „Halbsätze, nackte Wörter, Wiederholungen. Diane hätte das gern als eine Art ritualistischen einstimmigen Cantus planus gesehen, aber dann sagte sie sich, Prätentiöser Unsinn.“ [27]
Auf der anderen Seite sind da wirklich schöne, philosophische Überlegungen, die perfekt zum Status quo passen. Das ist schon sehr durchdacht. „Je fortgeschrittener, desto verletzlicher. Unsere Überwachungssysteme, unsere Geräte zur Gesichtserkennung, unser Bildauflösung. Woher wissen wir, wer wir sind?“ [34]
Das Buch möchte sehr viel – und das auf wenigen Seiten. Eine richtige Auseinandersetzung mit dem Thema der Stille findet nicht statt. Ich hatte das Gefühl, dass lediglich die Spitze eines Eisbergs betrachtet wurde und manches, hier am Beispiel Corona nur aufgrund der aktuellen Lage mit einem Satz erwähnt wurde. „Das Virus, die Seuche, Corona, die Märsche durch die Flughäfen, die Masken, die entleerten Straßen der Städte.“ [44 f.]
Die Charaktere wirken auf mich sehr kopflos. So agieren sie auch. Das spiegelt sich im Handeln und in den unklar, verworren und nicht leicht zu durchschauenden Monologen wieder, auch wenn sie mit anderen reden.
„Was geschieht auf den Straßen? Was ist da draußen? Wer ist da draußen? (…) Zehn Jahre in Amerikanischer Eiche gelagert (…) Was ist mit deinen Schuhen passiert?“ [49]
Mir ist das Ganze zu wenig, zu konstruiert. Und nach einem Flugzeugabsturz, Platzwunde am Kopf, schiebt man eine Nummer, nur um sich die Wartezeit im Krankenhaus zu verkürzen? Nein, so kann Don DeLillo mich nicht begeistern.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Eine LSD-Party?

Das Licht
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Der Schreibstil von T. C. Boyle ist wirklich gut. Das hat er in seinen bisher erschienenen Werken gezeigt und das zeigt er auch wieder in dem Roman „Das Licht“. Thematisch geht es diesmal um den Konsum ...

Der Schreibstil von T. C. Boyle ist wirklich gut. Das hat er in seinen bisher erschienenen Werken gezeigt und das zeigt er auch wieder in dem Roman „Das Licht“. Thematisch geht es diesmal um den Konsum von Drogen. Genauer gesagt um die Einnahme von LSD und deren Wirkung. Es soll ein „kreischend greller Trip“ sein, jedoch kam das beim Lesen nicht wirklich so rüber. Vieles wirkte auf mich sehr farblos und eintönig. Dazu zählen auch die Charaktere selbst. Sie bleiben blass, naiv und austauschbar. Mir fehlt das Tiefgründige, das Hinterfragende. Dies liefert weder Boyle noch seine Charaktere. Die sind lediglich darauf fokussiert, dass es mit den Partys weiter vorangeht.
Wie auch in seinen anderen Romanen war das Potential riesig, hätte man hier doch einiges über die damalige Forschung, die Gedankengänge berichten können. Alles in Allem bleibt die ganze Handlung ein kurzer Trip ohne wirkliche Höhepunkte und berauschende Momente. Nach dem Genuss des Buches ist auch schon wieder alles vergessen.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

lustige Fassade

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
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„Auf einer Skala von Trump bis Einstein könnte man diese Idee noch nicht mal verzeichnen.“ [270]

Ready to read on a smarter planet? Es geht weiter. „QualityLand 2.0“ von Marc-Uwe Kling macht genau da ...

„Auf einer Skala von Trump bis Einstein könnte man diese Idee noch nicht mal verzeichnen.“ [270]

Ready to read on a smarter planet? Es geht weiter. „QualityLand 2.0“ von Marc-Uwe Kling macht genau da weiter wo der Vorgänger QualityLand aufgehört hat. Man bekommt zwar eine Einführung, Informationen zu den Charakteren, zu dem Geschehen, so dass man diesen Roman als eigenständiges Werk lesen kann. Jedoch finde ich, dass der erste Teil sehr gut geschrieben war und dementsprechend nicht nur Spaß macht, sondern auch den Einstieg erleichtert und zum Verständnis beiträgt.
Wie ich bereits zum Vorgänger geschrieben hatte - Hinter der ganzen "lustigen" Unterhaltung steckt viel mehr – so ist das auch in diesem Teil. Es sind die Themen unserer Zeit: Klimawandel, eine smarte Welt und die Folgen, die sich daraus ergeben. Dazu kommt noch die Datensammlungswut. Dies beschreibt Kling sehr treffend: „Wir haben das Wissen. Es ist nur noch nicht aufbereitet.“ [127] Er geht aber auch auf die soziale Gerechtigkeit ein. „Die Ungleichheit in unserem Land ist so groß geworden, dass sich die Reichen selber einsperren.“ [164] Und natürlich wird es auch politisch. Dies verdeutlicht bereits das eingangs erwähnte Zitat.
„Wir müssen Menschen vom ökonomischen Druck befreien, der sie zwingt, sinnlose Jobs auszuüben.“ [89 f.]
Hinter all der lustigen Fassade steckt viel Wahrheit, Gedanken, mit denen sich die Charaktere auf eine wunderbare Art und Weise konfrontiert sehen und darüber vortrefflich diskutieren und philosophieren. Beispielhaft kann hier das Thema Vergessen genannt werden. Also, dass das Netz nie etwas vergisst. Er greift das Thema "Recht auf Vergessenwerden" auf, mit dem sich auch schon die Gerichte beschäftigt haben. Als Beispiel wäre das BGH zu nennen, welches über Klagen gegen Google diesbezüglich entscheidet.
„Und folglich gibt es irgendwo Server des Vergessenen. … So etwas wie das kollektive Unbewusste …. Das würde Freud gefallen.“ [139]
Und das tolle bei diesem Werk, obgleich manche Themen einem eher Angst machen sollten, ist, dass man doch viel lachen kann. Dies wird bei dem Lied „What if God was John of Us?“ deutlich. Prima, dass da Joan Osborne in den Neunzigern schon daran gedacht hat.
„Etwas einfach gleich zu sagen, führt selten zu Erkenntnisgewinn beim Gegenüber.“ [352] Genauso verhält es sich auch mit diesem Werk. Da hilft nur lesen.

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