Mit „Die Jagd – Kurzthriller“ präsentiert Paul Finch Teil 2 der Reihe "Mark Heckenburg - Kurzthriller".
Es beginnt rasant, ziemlich vielversprechend. Man ist sofort im Geschehen und fiebert mit wie es ...
Mit „Die Jagd – Kurzthriller“ präsentiert Paul Finch Teil 2 der Reihe "Mark Heckenburg - Kurzthriller".
Es beginnt rasant, ziemlich vielversprechend. Man ist sofort im Geschehen und fiebert mit wie es Alexa, die Protagonistin wohl schaffen soll, sich zu retten. Der Kurzthriller lässt sich gut lesen und man liest immer schneller. Doch dann kommt auf einmal das Ende. Tja, insgesamt ist es somit doch etwas dünn und das Ende ist mir viel zu offen.
Was ich persönlich etwas komisch fand. Der Kurzthriller enthält eine andere Leseprobe des Autors mit gleicher Länge. Alles nur Marketing für seine anderen Bücher?
Auschwitz-Birkenau. Ginette Kolinka. Registrierungsnummer 78599.
Wie kann man das unfassbare Grauen, das Leid, die Gefühle, die quälenden Erinnerungen und Fragen beschreiben? Kann man das überhaupt? Kurz: ...
Auschwitz-Birkenau. Ginette Kolinka. Registrierungsnummer 78599.
Wie kann man das unfassbare Grauen, das Leid, die Gefühle, die quälenden Erinnerungen und Fragen beschreiben? Kann man das überhaupt? Kurz: Man kann. Ginette Kolinka ist dies in dem Buch „Rückkehr nach Birkenau“ sehr gut gelungen.
Das kleine Buch hat einen annehmen Schreibstil und lässt sich sehr gut lesen. Das, was dieses Buch so interessant macht, ist nicht nur die Geschichte an sich, sondern auch, dass Kolinka immer wieder aus der Erzählung heraus aktuelle Fragen stellt, sich Fragen stellt, warum die Schulklassen zum Beispiel nie nach dem Hunger fragen. Diese Unterbrechungen finde ich sehr gelungen. Sie lassen die Leser*innen begreifen, fordern zum weiteren Denken auf, wirken darauf hin, das Gelesene zu verarbeiten.
Es ist ein intensiver Augenzeugenbericht. Er macht sprachlos, schockiert. Und zwar immer wieder. Dass sie ihr Schweigen gebrochen hat, erstmal für Steven Spielberg, als dieser nach Zeitzeugen für den Film „Schindlers Liste“ suchte, ist für uns Mitmenschen enorm wichtig. Sie rückt damit manche Sachen ins rechte Licht. Als Beispiel den weit verbreiteten Irrtum, dass die Insassen der Lager gestreifte Kleidung tragen mussten. Nein, für die deportierten Juden mussten Lumpen genügen. Außerdem erhalten wir ein Zeitzeugendokument, welches einem stets präsent bleiben wird.
Wie es Carolin Emcke, deutsche Autorin und Publizistin, treffend gesagt hat: “Niemand, der diesen Text gelesen hat, wird ihn vergessen können.“ Jeder der sich für die Deutsche Geschichte interessiert, wird an diesem Buch, einem wichtigen Zeitzeugendokument, nicht vorbeikommen.
„Nur wenige Dinge sind so schicksalsschwanger wie die letzten Fotos eines Ermordeten oder Vermissten, dachte Tess.“ [74]
Tess Hjalmarsson ist nicht nur Expertin für unaufgeklärte Fälle und zugleich auch ...
„Nur wenige Dinge sind so schicksalsschwanger wie die letzten Fotos eines Ermordeten oder Vermissten, dachte Tess.“ [74]
Tess Hjalmarsson ist nicht nur Expertin für unaufgeklärte Fälle und zugleich auch die Protagonistin in dem Krimi „Cold Case - Das verschwundene Mädchen“ von Tina Frennstedt. Sie leitet auch „das Team, das sich um alte unaufgeklärte Morde kümmert. Annikas Fall gehört dazu. “ [353]
„Sie war völlig zufrieden in ihrem kleinen Team (…) in dem sie noch richtige Polizeiarbeit machen konnte.“ [29] Und genau dies zeichnet auch dieses Buch aus. Richtige Polizeiarbeit. Getrieben durch den entstehenden Zeitdruck der aktuellen Geschehnisse, versucht das Team einen alten Vermisstenfall zu lösen.
Es „waren aus Gerüchten Fakten geworden, Wahrheiten, die einem Einzelnen oder mehreren nutzten. Aber irgendwo da draußen wusste bestimmt jemand, was damals wirklich passiert war.“ [159] Akribisch setzen Tess und ihre Kollegen die Puzzleteile zusammen, rollen den Fall wieder auf und gehen somit der Frage nach, wie sich damals alles zugetragen hat.
Das Buch, eher Krimi als Thriller, lässt sich aufgrund des guten Schreibstil flüssig und flott lesen. Die Charaktere werden ausreichend gut dargestellt, mit privaten Details ausgearbeitet und das Handeln der jeweiligen Personen kommt nachvollziehbar rüber. Auch wenn der Spannungsbogen, der zu Beginn doch recht hoch war, etwas abfällt, macht es Spaß der spannenden Geschichte zu folgen.
„Wie lebt man all die Jahre damit? Was für ein Mensch wird man da?“ [165]
Philosophisch hätte man diese ungemein interessante Frage natürlich aufklären können. Leider geht die Autorin nicht wirklich darauf ein. Ein tiefer Einblick in die Psyche wäre auch für die folgenden Bände interessant.
Insgesamt ist der Roman ein guter Einstieg in die Cold Case Reihe. Man darf gespannt sein, was Tess noch alles erwarten wird.
Eigentlich kann man „Die Reisenden“ von Regina Porter ziemlich kurz zusammenfassen: Zwei Familien, zwei Hautfarben, eine Geschichte. Aber der Roman ist weit mehr als das. Auch ist er mehr als die einzelnen ...
Eigentlich kann man „Die Reisenden“ von Regina Porter ziemlich kurz zusammenfassen: Zwei Familien, zwei Hautfarben, eine Geschichte. Aber der Roman ist weit mehr als das. Auch ist er mehr als die einzelnen Essays, welche das Buch dominieren, ineinander übergehen, Verbindungen schaffen, die Geschichte zu dem werden lassen was sie ist und die Leserinnen mit in die Vereinigten Staaten nehmen, deren vorherrschende Probleme, wie zum Beispiel das Ausmaß an Rassismus und Rassenhass aber auch Polizeigewalt, aufzeigen.
Die Themen, die Porter in ihrem Debüt-Roman aufgreift, sind so vielfältig wie die vorkommenden Personen. Zum Glück gibt es ein Register mit den Charakteren und so ist man gezwungen immer mal wieder nachzuschlagen, da man sich nicht alle Personen im Kopf behalten kann. Zudem springen die Geschichten zeitlich hin und her – in Anbetracht der sechs Jahrzehnten Amerikanischen Geschichte ist auch das eine ordentliche Menge, die die Leserinnen stets im Kopf behalten müssen.
Auf der einen Seite ist das ziemlich interessant, auf der anderen Seite hielten mich die oben genannten Punkte davon ab, viel mehr in die spannende Geschichte abzutauchen. Stilistisch gesehen ist die nichtlineare Erzählung gut gewählt, jedoch mit der Kombination der schieren Menge an auftretenden Personen finde ich es mühsam, eben diesen nahe zu kommen und etwas von deren Gefühlswelt zu spüren.
Aber es gibt natürlich auch positives zu berichten. Porter benutzt eine klare Sprache, die gerade am Beispiel der Polizeigewalt, in Bezug auf Agnes und Eddie, die Lage der Charaktere klar erkennen lässt. Man sieht sich mit der Situation konfrontiert, verarbeitet die Informationen langsam und mit Bedacht. Generell ist Porters Werk „Die Reisenden“ – übersetzt von Tanja Handels – ein Buch, das sich nicht so schnell lesen lässt. Aber das will es vielleicht auch gar nicht.
„Die Ambivalenz, die Tyron beim Betrachten der Gewalt verspürt, besorgt ihn. Die kommerzialisierte Brutalität stößt ihn ab und gleichzeitig hat sie eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihn.“ [71]
Der Verlag ...
„Die Ambivalenz, die Tyron beim Betrachten der Gewalt verspürt, besorgt ihn. Die kommerzialisierte Brutalität stößt ihn ab und gleichzeitig hat sie eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihn.“ [71]
Der Verlag HarperCollins bringt mit „Zeit der Vergeltung“, des Autors David Albertyn, ein Buch in den Handel, welches mich sehr beeindruckt hat. Kaum zu glauben, dass das Werk das Debüt von Albertyn sein soll.
Die Geschichte dreht sich um vier Personen, alles frühere Jugendfreunde, welche sich nach zehn Jahren wieder begegnen und nach nur 24 Stunden in ernsthaften Problemen stecken. „Die ganze Clique wiedervereint, zum ersten Mal nach über zehn Jahren.“ [52]
Der Thriller begeistert mit einer Story, welche bildgewaltig, durchdacht und intensiv durch Albertyn dargestellt wird. Man hat das Gefühl, dass das Gelesene nicht Fiktion, sondern auch eine Reportage sein könnte. Alles ist sehr authentisch und lebendig beschrieben. Dabei verleiht Albertyn seinen Protagonisten Charakter. Er stellt sie glaubhaft dar, skizziert diese perfekt, detailreich und lässt sie reflektierend auftreten.
Wie so oft ist Rassismus ein Thema der amerikanischen Geschichte, welches sich auch immer wieder in den Büchern wiederspiegelt. So auch hier. „Hierbei geht es darum, institutionalisierten Rassismus zu bekämpfen. Es beginnt damit, den polizeilichen Terrorismus in schwarzen Nachbarschaften aufzudecken und zu beenden.“ [165] Jedoch ist dies nicht das einzige Thema. Und so lässt Albertyn die verschiedenen Erzählstränge zu etwas Großem zusammenlaufen, gewährt Einblicke in Vergangenes, ohne den Fokus zu verlieren.
Der Schreibstil ist, man kann es nicht anders sagen, einfach umwerfend. Es macht so viel Spaß der Geschichte rund um Tyron zu folgen. Man ist gefesselt, kann nicht die nötige Kraft aufbringen das Buch zur Seite zu legen. Von Wortgewalt zeugend bleibt dieses überzeugende Werk im Kopf.
Der Boxkampf in der Mitte des Buches dürfte jedem Leser das Blut in den Adern gefrieren lassen. Wie Albertyn die Stimmung der Arena, er beschreibt diese als unterirdische Höhle oder auch als Gruft, wo die Massen lautstark nach Gewalt lechzen, transportiert, lässt einen glauben, man sei selbst vor Ort.
Fazit:
Eine klare Leseempfehlung für ein Buch, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.