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Veröffentlicht am 27.05.2019

Die Hölle auf Erden

Knockemstiff
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„Ich verstand, dass ich mitten in einem dieser Augenblicke des Lebens steckte, in denen große Dinge möglich sind, wenn man nur gewillt ist, die richtige Entscheidung zu treffen.“ [233]
Knockemstiff, Ohio. ...


„Ich verstand, dass ich mitten in einem dieser Augenblicke des Lebens steckte, in denen große Dinge möglich sind, wenn man nur gewillt ist, die richtige Entscheidung zu treffen.“ [233]
Knockemstiff, Ohio. Die Hölle auf Erden. Man könnte auch sagen, dass dies ein Kaff ist an dem selbst die Hoffnung stirbt. Düster, hoffnungslos. Ein Ort, den man unter allen Umständen meiden sollte. Denn alles was man hier finden wird, sind vorherrschende Gewalt, Verbrechen, Mord, Sexualdelikte und Drogen. Knockemstiff beherbergt Außenseiter, Psychopaten, Menschen ohne Hoffnung. In „Knockemstiff“
von Donald Ray Pollock geht es um den wahr gewordenen amerikanischen Albtraum. Facettenreich stellt Pollock die verschiedenen Wege unterschiedlicher Charaktere in seinem Roman dar. Allein gemein, die Tristesse und Hoffnungslosigkeit und den daraus resultierenden falschen Lebenswegen.
In 18 kurzen Geschichten nimmt der Autor den Leser mit in den Süden von Ohio. Manchmal brillant, hart und immer schockierend. Es ist schon beeindruckend, wie Pollock schreibt. Man findet sich in einem Sumpf, ist gefesselt und liest und liest. Auch wenn es manchmal nicht leicht ist, denn die Geschichte lässt einen nicht kalt.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Gack gack guck!

Guck gack ga! Wer kommt denn da?
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Hühner sind neugierig und ideenreich. So kommt es auch, dass diese auf Entdeckungstour gehen, als urplötzlich ein großer Tierfuß neben ihnen auftaucht und sie in ihrer Partie Schach unterbricht. Welches ...

Hühner sind neugierig und ideenreich. So kommt es auch, dass diese auf Entdeckungstour gehen, als urplötzlich ein großer Tierfuß neben ihnen auftaucht und sie in ihrer Partie Schach unterbricht. Welches Tier mag das bloß sein?
„Guck gack ga! Wer kommt denn da?“ von Gökçe İrten liefert eine richtig gute Grundidee. Man darf die Hühner auf ihrer Erkundungstour begleiten, miträtseln und gespannt sein, was für Ideen die Hühner an den Tag legen, um herauszufinden um welches Tier es sich handelt.
Das Kinderbuch ist sehr schön illustriert und kommt in einer ansprechenden Farbgestaltung und Größe daher – wie man es auch vom Magellan Verlag kennt und erwartet. Es ist gut durchdacht, kreativ und für Kinder im Alter von 3-4 Jahren bestens geeignet.
Allerdings ist es ein etwas anderes Buch, denn erzählt wird alles in Hühnersprache. Und das liest sich dann „Gack, gack, guck“. Das macht zwar auch Spaß, zumal die Hühnersprache lustig und der Situation entsprechend passend und kreativ geschrieben ist. Mit richtigem Text hätte man aber noch viel mehr aus diesem wunderschönen Buch herausholen können. So wurde leider meines Erachtens viel Potenzial verschenkt.
Am besten schaut man sich das Buch mit seinen knapp 25 x 25 cm vor dem Kauf an, um dann die richtige Entscheidung zu treffen. Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Gack, gack, pook.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Babushka

Der Zopf meiner Großmutter
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„Du bist so groß geworden, ich kann kein Wort mehr von dem verstehen, was du sagst. Manchmal denke ich, du kannst kein Russisch mehr.“ [158]

Witzig, spritzig, hintergründig und teils richtig böse schreibt ...

„Du bist so groß geworden, ich kann kein Wort mehr von dem verstehen, was du sagst. Manchmal denke ich, du kannst kein Russisch mehr.“ [158]

Witzig, spritzig, hintergründig und teils richtig böse schreibt die Autorin Alina Bronsky über eine russische Patchwork-Familie. „Der Zopf meiner Großmutter“ ist ein wundervoll geschriebener Roman in dem eigenwillige und doch so liebenswerte Charaktere einen Platz haben und diesen vollends ausfüllen. Dabei geht es um die Großmutter, den Großvater, seine – mehr oder weniger heimliche - Geliebte und Max, den Enkel.

Max und seine Großeltern sind als Flüchtlinge aus Russland nach Deutschland emigriert. Und Max ist es auch, aus dessen Sicht hier berichtet wird. Er ist inmitten des ach so normalen Wahnsinns. Die Großmutter Margo, der alles in dieser neuen Gesellschaft bzw. neuem Land zu entgleiten scheint, ist das, was man heutzutage als Helikopter-Eltern bezeichnet. Sie ist in Bezug auf ihren Enkel überfürsorglich, möchte sich ständig in seiner Nähe aufhalten, um ihn zu überwachen und zu behüten. Dies sieht man auch gut an dem eingangs erwähnten Zitat.
Im Gegensatz zur Großmutter findet Max zunehmend halt in der Gesellschaft. Er entwickelt sich weiter, löst sich, integriert sich.
Der Großvater geht sparsam mit seinen Gefühlen um, wenn er denn mal welche zeigt. Und letztendlich bringt Großvater Tschingis, der sonst ruhig, zurückgezogen auftritt, die Wendung für alle.

Komödie und Tragik wechseln sich ab und Bronsky verwebt alles zu einem gelungenen Roman mit einem schwierigen und ernsten Thema, der sich aufgrund des Schreibstils schnell und flüssig lesen lässt.

Das Cover ist minimalistisch gestaltet und passt wunderbar zu dieser Geschichte.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Spritzig mit italienischem Flair

Julipläne
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„Ein altes Rot, mit Rheuma in den Knochen, aber rüstig und munter. Ein Rot wie auf einem Renaissancebild.“ [35]

Und wieder einmal spielt Deborah Gronwald die Hauptrolle in dem neuen Roman von Martina-Marie ...

„Ein altes Rot, mit Rheuma in den Knochen, aber rüstig und munter. Ein Rot wie auf einem Renaissancebild.“ [35]

Und wieder einmal spielt Deborah Gronwald die Hauptrolle in dem neuen Roman von Martina-Marie Liertz. „Julipläne“ ist die Fortsetzung von „Januarrot“, kann aber auch als eigenständige Geschichte gelesen werden. Die Farbe Rot stellt sich als Verbindung zum vorherigen Buch dar. – mehr wird an dieser Stelle nicht verraten – Um in die Gefühlswelt richtig abzutauchen, die Aktionen bzw. Reaktionen der Charaktere optimal zu verstehen, empfiehlt es sich „Januarrot“ vorab zu lesen.

„‘Du weißt zu viel über mich‘, sagte die Venusfliegenfalle und biss der Fliege den Kopf ab. Ich schloss erschöpft die Augen.“ [39]

Diesmal findet sich Deborah in Bella Italia wieder, genauer gesagt in der Toskana. Die vorwitzige, neugierige Protagonistin kann sich nicht zurückhalten und schnüffelt herum, ermittelt auf eigene Faust. Dass der Urlaub sich nun Zusehens mehr in ein Abenteuer wandelt, bleibt nicht aus.
Der Roman ist wunderbar geschrieben, spritzig und humorvoll. Das italienische Flair wird durch die bildhafte Sprache perfekt transportiert. Man ist sofort im Geschehen, in den engen Gassen und kann sich richtig gut vorstellen, wie Sizilianische Flüche klingen.

Als humorvoller Krimi hebt sich das Buch aus der Masse ab. Aber auch die Charaktere tragen dazu bei. So eine Deborah gibt es nur einmal. Es ist einfach nur schön und kurzweilig geschrieben.

Fazit: Erneut ein besonderes Lesevergnügen für jederfrau und jedermann. Bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 26.04.2019

revenge

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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„Sie spürte eine vertraute Dunkelheit in jede Pore ihres Körpers einsickern, die Dunkelheit, die sie erfolgreich verdrängt hatte.“ [189]

Der Klappentext stellt die Frage, welches sich als der rote Faden ...

„Sie spürte eine vertraute Dunkelheit in jede Pore ihres Körpers einsickern, die Dunkelheit, die sie erfolgreich verdrängt hatte.“ [189]

Der Klappentext stellt die Frage, welches sich als der rote Faden durch das Buch erweist: „Was machst du, wenn dir alles genommen wird?“

„Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem.“ von Camilla Läckberg handelt von der Protagonistin Faye, die buchstäblich im goldenen Käfig sitzt. Und wie so oft trügt der äußere Schein.
„Wenn man in einem goldenen Käfig gefangen war, brauchte man Ablenkung, um sein Schicksal zu ertragen.“ [356]
Läckberg hat einen Roman geschrieben, ganz anders als ihre bisherigen Werke. Es sollte ihr erster Psychothriller sein. Für mich persönlich eher ein Thriller mit vielen Drama-Elementen, der direkt, schonungslos und abgründig daherkommt. Obwohl mit viel Gewalt – vor allem seelische-, Rache und expliziten Sexszenen garniert, liest sich das Buch richtig gut.
„Es tat weh, aber ich wollte, dass es wehtat. Der Schmerz war mir vertraut. Er gab mir Sicherheit. Die Welt stand in Flammen, und der Schmerz war mein Anker.“ [147]

Der Schreibstil ist flüssig. Spannung ist garantiert. Läckberg weiß, wie man ein Buch für eine große Masse schreibt. Gegliedert in 3 Teile, gewinnt man durch diverse Rückblenden in Fayes Vergangenheit einen Einblick, wie sich die Geschichte entwickeln wird.
Die Charaktere Faye, sowie ihr Mann Jack, werden ausreichend gut dargestellt, obgleich keiner wirklich sympathisch rüberkommt.
Das Ende ist rasant, knackig und durchdacht, auch wenn man schon weiß worauf alles hinauslaufen wird.