Idee gut, Umsetzung gewöhnungsbedürftig
Gork der SchrecklicheGork der Schreckliche ist ein Drachenkadett, der seine Königin finden muss, um sich mit ihr zu paaren und einen Planeten in Beschlag zu nehmen. Doch eine Drakonette zu seiner Königin zu machen, gestaltet ...
Gork der Schreckliche ist ein Drachenkadett, der seine Königin finden muss, um sich mit ihr zu paaren und einen Planeten in Beschlag zu nehmen. Doch eine Drakonette zu seiner Königin zu machen, gestaltet sich gar nicht mal so einfach. Immerhin ist er, nett ausgedrückt, nicht grade der fieseste Drache und sein Wille-Zur-Macht-Status liegt bei KuschelBär. Seine Hörner haben die Größe von Babymöhren. Hinzu kommt noch, dass sein Opa sich mit dem Vater seiner Angebeteten verfeindet hat und direkt danach untergetaucht ist. Wie also kann er Runcita, eine der begehrtesten Drakonetten der War-Wings-Universität, überzeugen, die Königin eines Weicheis wie Gork zu werden?
Ich weiß bei „Gork der Schreckliche“ gar nicht so recht, wo ich anfangen soll. Leseprobe und Cover haben mir recht gut gefallen und die Idee einer Mischung aus Fantasy- und Sci-Fi-Elementen fand ich wirklich interessant. Auf den ersten Seiten wird schon gesagt, dass es sich hierbei um keine normale Drachengeschichte handeln soll, und das stimmt auch.
Tatsächlich konnten mich allerdings leider nur der Anfang und das Ende mehr oder weniger überzeugen. Der Anfang war ziemlich vielversprechend. Ich hatte mich auf eine Geschichte gefreut, die anders ist — doch leider ging dieses anders in eine Richtung, die mir die meiste Zeit über wenig zugesagt hat.
Angefangen mit den Charakteren. Gork war mir nicht total unsympathisch, aber wirklich gemocht habe ich ihn auch nicht. Er war eher bemitleidenswert, wie er so von einem Fettnäpfchen in das nächste spazierte. Und ich glaube, er hat dezente Probleme mit der Selbsteinschätzung. Mir hat die Vorstellung eines Hauptcharakters, der im Vergleich zu den anderen benachteiligt ist, gefallen, auch wenn diese natürlich überhaupt nichts Neues ist. Wie er trotzdem Runcita als seine Königin haben wollte, fand ich ziemlich komisch, denn er scheint ja selbst zu wissen, dass er Unbeliebt ist, und hätte sich daher auch denken können, dass er sein Ziel ein gutes Stück zu hoch gesteckt hat. Über Runcita erfährt man übrigens äußerst wenig, nur dass ihr Wille zur Macht ziemlich hoch ist und dass alle Kadetten auf sie abfahren.
Der einzige Charakter, den ich ansonsten wirklich mochte (viele Charaktere, die auf der „guten“ Seite stehen, gab es ja auch nicht), ist Fribby. Sie ist stark und mutig und kann sich auch gegen die fiesen Typen durchsetzen, ist aber trotzdem mit jemandem wie Gork befreundet.
So ziemlich alle anderen Charaktere waren, nun ja, eher unsympathisch. Natürlich ist mir klar, dass das vom Autoren so gewollt war, denn das ist ja das Ziel der Drachenuniversität: möglichst gemein zu sein. Was moralisch gesehen problematisch ist. Das muss für den Roman nicht gleich bedeuten, dass er schlecht ist, wenn die Charaktere dem entgegen wirken wollen, aber bei Gork ist das eher weniger der Fall.
Die Geschichte selbst war für mich ein einziges Wirrwarr. Einerseits war der Schreibstil, auf den ich aber gleich nochmal zurückkommen werde, nicht wirklich leicht zu lesen, andererseits war auch der Aufbau der Geschichte extrem verwirrend. Die ersten Kapitel waren noch verständlich (es wird hauptsächlich über Gorks Kindheit erzählt), aber nach und nach artete das Ganze in eine komisch verworrene Geschichte aus. Ständig gab es „Rückblenden“, die mich total aus dem (sowieso schon verbesserungsfähigen) Lesefluss gebracht haben. Man erfährt erst nach und nach, was Gork in die Situation gebracht hat, in der er ist. Generell habe ich wirklich lange gebraucht, um mich in die Geschichte hereinzufinden, weil es so viele „Fantasiewörter“ beziehungsweise ausgedachte Gegenstände gab, die nicht erklärt wurden.
Über die Grundsätze der EierLege lässt sich streiten, ich persönlich finde die Idee etwas komisch (die männlichen Drachen MÜSSEN einen weiblichen Drachen zur Königin machen und sich mit ihr paaren, sonst werden sie versklavt?), doch ich verstehe, dass diese Umstände für die Geschichte essentiell sind.
Der Schreibstil war leider auch nicht mein Fall. Er war nicht flüssig zu lesen und ich habe für das Buch überdurchschnittlich lange gebraucht, was zusätzlich aber auch der Tatsache, dass ich mich mit dem Buch einfach nicht anfreunden konnte, zu Schulden ist. Außerdem haben wirklich überdurchschnittlich viele Sätze mit „also, ...“ angefangen. Das ist sicherlich ein markanter Punkt des Schreibstils, aber auf Dauer wurde es doch etwas nervig.
Nichtsdestotrotz gab es natürlich such gute Seiten an diesem Buch. Manchmal fand ich Passagen lustig, und wie gesagt, ich finde die Grundidee wirklich toll. Es wird auf jeden Fall ein anderes Licht auf Drachen geworfen.
Ich fand es auch witzig, Einblicke in die verschiedenen Fächer der Universität zu bekommen. Ebenfalls waren das die auf drakonisch „gepimpten“ Ausdrücke. So sehen die Drachen zum Bespiel nicht rot, sondern sie sehen Lava, und wenn es brenzlig wird, stellen sich ihnen die Nackenschuppen auf.
FAZIT
Ich will nicht sagen, dass das Buch total schlecht war. Es ist einfach nur ein Buch, das man wirklich mögen muss, sonst wird man damit nichts anfangen können (so wie ich). Und den Klappentext finde ich komplett unangebracht. Dieser lässt es nach einem Kinder- oder Jugendbuch wirken, was es aber in meinen Augen nicht ist. Zumindest für jüngere Kinder war es doch zu blutig.