Profilbild von sternenstaublegenden

sternenstaublegenden

Lesejury Profi
offline

sternenstaublegenden ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sternenstaublegenden über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2020

Einfach ein Wohlfühlbuch

Die Stunde der Inseltöchter
0

Laurens Leben ist scheinbar perfekt. Sie lebt mit ihrem Mann Ed und ihrer Tochter Mack in einem wunderschönen Haus in Notting Hill, sie haben genug Geld und verstehen sich blendend. Zumindest bis zu dem ...

Laurens Leben ist scheinbar perfekt. Sie lebt mit ihrem Mann Ed und ihrer Tochter Mack in einem wunderschönen Haus in Notting Hill, sie haben genug Geld und verstehen sich blendend. Zumindest bis zu dem Moment, als eine Tragödie und eine Lüge ihre perfekte Welt ins Wanken bringen und alles zu zerstören drohen. Gemeinsam mit ihrer Tochter muss sie zurück nach Martha’s Vineyard, wo ihre Mutter Nancy, zu der sie eine eher schwierige und distanzierte Beziehung hat, und ihre Schwester Jenna, welche gleichzeitig ihre beste Freundin ist, immer noch leben. Dort muss sie sich nicht nur mit den Problemen der Gegenwart herumschlagen, sondern auch die Konsequenzen der Entscheidungen aus der Vergangenheit tragen und sich selbst fragen, wie von nun an ihre Zukunft aussehen soll.

Dieses Buch hat mich wirklich positiv überrascht. „Die Stunde der Inseltöchter“ war mein erstes Buch der Autorin und ich war wirklich gespannt auf diese Geschichte. Ich habe schon öfter gehört, dass die Bücher von Sarah Morgan romantische Wohlfühlbücher sein sollen – und das war hier definitiv der Fall. Da ich keine hohen Erwartungen hatte, bin ich ganz unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen und habe es sehr geliebt. Dazu muss ich aber noch sagen, dass ich es nicht selbst gelesen, sondern das Hörbuch gehört habe. Die Sprecherin Anne Fink hatte eine sehr angenehme Stimme und hat die Emotionen toll rübergebracht. Besonders gut gefallen haben mir die Begriffserklärungen am Anfang jedes Kapitels. Das hat dem Buch nochmal eine besondere Note gegeben. Außerdem wurde die Umgebung von Martha’s Vineyard so wundervoll beschrieben, dass man sich wünschte, selbst dort zu sein und am Strand entlang zu spazieren.

Anfangs hatte ich noch die Befürchtung, dass mir die Geschichte zu langweilig sein könnte. Man wurde langsam in die Geschichte eingeführt, hat die Familienmitglieder kennengelernt und es baute sich für mich erst nach und nach die Spannung auf. Das ist auch der Grund, warum ich einen halben Stern abziehe, da ich ein bisschen gebraucht habe, um mich gänzlich in die Geschichte hineinzufühlen. Aber sobald ich das geschafft hatte, konnte ich nicht mehr aufhören, dem Hörbuch zu lauschen und wollte die ganze Zeit nur noch wissen, wie mit all die Schwierigkeiten umgegangen wird, wie die Charaktere auf all die Geheimnisse, die nach und nach ans Licht gekommen sind, reagieren und was schlussendlich aus Lauren, Jenna und ihrem Mann, Nancy, Mack und Scott wird.

Letztendlich liegt der Fokus natürlich auf der Familie. Mir hat der Zusammenhalt so unglaublich gut gefallen und wie sie gemeinsam ihre Probleme gelöst und immer mehr zusammengewachsen sind. Ich mochte die Entwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Nancy, Lauren und Jenna sehr. Das Buch hat für mich gezeigt, wie viel man zusammen erreichen kann und wie wichtig es ist, miteinander zu reden, um Missverständnisse aus der Vergangenheit zu klären.

Die angesprochenen Themen fand ich auch sehr interessant: Verlust und Trauer, Kinderwunsch, Verantwortung, Familienzusammenhalt, Zukunftsangst, Einsamkeit. Die Geschichte war wirklich sehr emotional und hat mich tief berührt. Die anfängliche Verzweiflung, Misstrauen und Wut ist irgendwann langsam in Hoffnung und Liebe umgeschlagen, was wirklich schön mitzuverfolgen war und sehr realistisch beschrieben wurde. Die Liebesgeschichten waren in meinen Augen zwar relativ vorhersehbar, aber irgendwann hatte ich die Charaktere so ins Herz geschlossen, dass mich das nicht gestört, sondern viel mehr gefreut hat.

Insgesamt bekommt „Die Stunde der Inseltöchter“ von mir 4,5/5 Sterne und ich kann die Geschichte wirklich nur empfehlen. Mir hat es großen Spaß gemacht, diese Familie auf ihrem Weg zu begleiten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2020

Interessante Dystopie!

Falling Skye (Bd. 1)
0

Die Gläsernen Nationen – ehemals die USA – scheinen das perfekte Land zu sein. Keine Diskriminierungen, kein Populismus, keine impulsiven Entscheidungen. Die Menschen werden in Ratio und Senso eingeteilt ...

Die Gläsernen Nationen – ehemals die USA – scheinen das perfekte Land zu sein. Keine Diskriminierungen, kein Populismus, keine impulsiven Entscheidungen. Die Menschen werden in Ratio und Senso eingeteilt und dürfen damit jeweils nur bestimmte Berufe ausüben und haben verschiedene Möglichkeiten. Als Skye's Testung bevorsteht, ist sie sich ihres Traits sicher: sie ist eine Rationale und wird an ihrer Wunschuniversität studieren! Doch die Testung ist ganz anders, als sie es sich jemals vorgestellt hat. Und als dann auch noch immer mehr Mädchen verschwinden, beginnt Skye, ihre ganze Welt zu hinterfragen. Auf der Suche nach der Wahrheit erhält sie überraschende Hilfe ...

Ich muss wirklich sagen, dass mich „Falling Skye“ positiv überrascht hat. Momentan bin ich bei Dystopien im Jugendbuch-Bereich doch eher kritisch eingestellt und mich können leider nicht mehr so viele Geschichten überzeugen wie noch vor ein paar Jahren. Deswegen bin ich ohne große Erwartungen, vielleicht sogar ein bisschen pessimistisch, in die Geschichte eingestiegen. Aber jetzt kann ich sagen: ich wurde überzeugt und mir hat Skye's Geschichte wirklich gut gefallen!
Es gab zwar ein paar Kleinigkeiten, die ich bemängeln würde, aber im Großen und Ganzen war es eine spannende Geschichte mit einem interessanten und wichtigen Hauptthema, welches sich vor allem gegen Ende hin richtig herauskristallisiert hat und auf das vor allem im nächsten Teil vermehrt eingegangen werden wird, schätze ich.

Lina Frisch hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der nicht nur dafür sorgt, dass man weiterlesen möchte, sondern auch, dass man förmlich durch die Geschichte rast. Der Anfang begann meines Empfindens nach etwas langsamer, was mich aber nicht gestört hat. Man wird gut in diese neue Welt eingeführt, bekommt die neuen Regeln, die Kristallisierung und was es mit der Einteilung der Rationalen und Emotionalen auf sich hat, gut verständlich erklärt. Überhaupt hat mir der Aufbau des Systems wirklich gut gefallen und auch wie der Leser an all diese neuen Sachverhalte herangeführt wurde. Im Mittelteil gab es leider ein paar Längen, die zwar noch verkraftbar waren, bei denen ich mir allerdings dann doch ein oder zwei Mal gewünscht habe, dass jetzt langsam mehr Spannung aufgebaut wird und endlich etwas mehr passiert. Zum Ende hin überschlugen sich die Ereignisse ein bisschen, aber insgesamt hat mich das nicht so sehr gestört. Es wurden viele Dinge erklärt und aufgelöst, es blieben aber auch noch genug Fragen offen, sodass ich neugierig auf den zweiten Teil der Dilogie bin.

Was man vielleicht noch als Kritikpunkt betrachten könnte, wäre die Vorhersehbarkeit. Viele Entwicklungen konnte ich mir schon denken, lange bevor sie sich ereigneten, genauso auch einige

„Geheimnisse“, die aufgedeckt wurden – sei es nun bezüglich der Machenschaften der Regierung oder in Bezug auf die Entwicklung oder die Vergangenheit einiger Nebencharaktere. Letztendlich hat es mich nicht allzu sehr gestört, dass ich ziemlich früh gewisse Schlüsse gezogen habe, die sich später bestätigt haben, aber natürlich ging dadurch ein bisschen der Überraschungs-/ Schockmoment verloren.

Die Charaktere, vor allem unsere Protagonistin Skye, haben mir zum Großteil aber echt gut gefallen. Skye war sympathisch, auch wenn ihr Charakter in meinen Augen genau der typischen 16jährigen Protagonistin aus diesem Genre entsprach. Trotzdem mochte ich sie, da sie zum Glück auch nicht allzu oft in diese typische Teenie-Schmachterei verfallen ist.
Die Liebesgeschichte, die sich im Laufe des Buches entwickelt hat, hätte in meinen Augen ruhig ein bisschen mehr Tiefe bekommen können, da sie am Ende doch relativ schnell entstand und – für mich mal wieder – nicht zu 100% nachvollziehbar war.

Was mir extrem gut gefallen hat, waren die Abschnitte, die aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt wurden. Die Identität dieser Person wird nicht sofort gelüftet, auch wenn ich mir ziemlich schnell denken konnte, wer dahinter steckt. Dadurch hat man als Leser nochmal andere Aspekte und Blickwinkel auf die Geschichte und alles, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, erhalten.

Ein bisschen schade fand ich, dass es einige klischeehafte Charaktere gab – die gemeine Zicke und Feindin, der Schwarm, die kämpferische beste Freundin etc.

Auf das am Ende angesprochene Thema will ich gar nicht eingehen, weil ich mir nicht sicher bin, ob das ein Spoiler wäre. Nur so viel: der Ansatz hat mir gut gefallen und ich bin richtig gespannt, wie diese Entwicklung noch weiter ausgebaut wird. Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, hat toll unterhalten und sich richtig schnell lesen lassen. „Falling Skye“ bekommt von mir 4/5 Sterne und für Fans von Jugendbuch Dystopien ist es auf jeden Fall einen Versuch wert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2020

Es geht düster weiter ...

Red Rising: Das dunkle Zeitalter - Teil 1
0

Da sich meine Rezension auf Teil 5.1 der Red Rising Reihe bezieht, beinhaltet sie Spoiler zu den vorherigen Bänden.

Diese „zweite Trilogie“ der Red Rising Reihe, ist in meinen Augen schon irgendwie anders, ...

Da sich meine Rezension auf Teil 5.1 der Red Rising Reihe bezieht, beinhaltet sie Spoiler zu den vorherigen Bänden.

Diese „zweite Trilogie“ der Red Rising Reihe, ist in meinen Augen schon irgendwie anders, als die ersten drei Teile. Die Atmosphäre hat sich verändert, die Charaktere sind inzwischen 10 Jahre älter, reifer, aber auch einfach erschöpft von den vielen Jahren des Krieges.
Mir ist bereits bei Band 4 aufgefallen, dass mir die erste Trilogie besser gefallen hat. Das bedeutet natürlich nicht, dass Band 4 und Band 5.1 – auf den ich mich hier natürlich hauptsächlich beziehen werde – schlecht gewesen wären. Das ist einfach meckern auf drecksverdammt hohem Niveau. Ich bin immer noch sprachlos über dieses unglaubliche Worldbuilding. Diese Welt, das System, der Krieg – es ist einfach absolut genial, was Pierce Brown da erschaffen hat. Ich habe wirklich selten Bücher gelesen, die so wahnsinnig komplex in ihrem Aufbau waren und so tiefgründige Charaktere hatten, wie in der Red Rising Reihe.

Ich muss sagen, dass ich immer noch etwas zwiegespalten bin, was die neuen Sichten angeht. Die ersten drei Teile wurden aus Darrows Sicht erzählt, aber ab Band 4 hat sich das geändert. Wir bekommen mehr Einblicke in die Gedanken, Empfindungen und die Vergangenheit anderer Charaktere – zum Teil auch einfach aus dem Grund, weil es inzwischen noch viel mehr Handlungsstränge gibt, die an unterschiedlichen Orten spielen. Prinzipiell gefällt mir das eigentlich sehr gut. Das Problem ist nur, dass für mich irgendwie dadurch ein wenig Spannung eingebüßt wurde, da mich nicht immer jeder Handlungsstrang so sehr interessiert hat, wie andere.

Der Einstieg in Band 5.1 viel mir überraschend schwer. Das hat mich wirklich extrem gewundert, da ich Band 4 erst zwei Wochen vorher gelesen hatte und eigentlich noch komplett in der Story und Welt drin war. Die Erklärung ist aber ganz einfach: im ersten Part des Buches wechselt die Erzählperspektive nur zwischen Darrow und Lysander – und es geht wirklich nur um den Krieg. Kämpfe, strategische Besprechungen etc. Normalerweise finde ich solche Kämpfe sehr interessant und Pierce Brown schreibt diese auch immer extrem spannend und detailliert. Aber hier hat sich das über 200 Seiten gezogen und war mir irgendwie einfach zu viel. Zumal die Sprüche und der Humor, die solche Szenen oft aufgelockert haben, einfach dieses Mal fehlten, da gewisse Charaktere zu dem Zeitpunkt auf einem anderen Planeten waren. Part 2 hat mich dann aber wieder völlig mitgerissen und begeistert. Es war wieder wahnsinnig spannend und dieses Mal

richtig interessant, Mustangs Gedanken und Handlungen mitzuverfolgen. Es bliebt dann auch bis zum Ende extrem spannend und ich war ziemlich frustriert, als ich dann die letzte Seite erreicht hatte und einfach nur weiterlesen wollte. (Zum Glück erscheint Band 5.2 ja aber bald!)

Band 5 heißt „Das dunkle Zeitalter“ und das spiegelt sich auch in der Atmosphäre der Geschichte wider. Es war düster, manchmal fühlte es sich schon fast hoffnungslos an und ich habe auch die ein oder andere Träne vergossen. Ich befürchte, dass ganz ganz GANZ üble Sachen im zweiten Teil passieren werden und ich bin mit machen Entwicklungen überhaupt nicht einverstanden. (Autoren sind doch manchmal wirklich richtig gemein!) Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie der Krieg weiter geht und was mit den Charakteren noch so passiert. Wie gesagt – ich habe wirklich Angst.

Zu den Charakteren selbst brauche ich ja eigentlich nicht viel zu sagen – sie sind einfach genial und ich liebe sie. Manche haben mir gefehlt, weil sie in diesem Band nicht sonderlich präsent waren, aber ich hoffe einfach, dass sie im zweiten Teil wieder auftauchen.

Auch wenn ich jetzt etwas gemeckert habe – wie gesagt, es ist wirklich meckern auf sehr hohem Niveau, aber ich muss das ja irgendwie in der Bewertung widerspiegeln lassen – bekommt das Buch 4/5 Sterne. In meinen Augen war Band 5.1 – und auch Band 4 – etwas schwächer als die ersten drei Teile, die mich ja völlig umgehauen und absolut sprachlos zurückgelassen haben. Nichtsdestotrotz immer noch eine richtig starke Sci-Fi-Reihe, mit großartigen Charakteren, einer sehr komplexen Welt und Story und einem tollen Schreibstil des Autors. Red Rising zählt immer noch zu meinen absoluten Lieblingsreihen und ich kann wirklich nur empfehlen, Darrow und seinen Howlern eine Chance zu geben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2020

Eine Sci-Fi-Geschichte mit einer sarkastischen Heldin und vielen Skeletten

Ich bin Gideon
0

Gideon Nav verabscheut den Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Der Neunte ist ein düsterer Planet mit noch finsteren Gestalten, gruseligen Ritualen und strengen Regeln. Aber vor allem hat Gideon genug von ...

Gideon Nav verabscheut den Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Der Neunte ist ein düsterer Planet mit noch finsteren Gestalten, gruseligen Ritualen und strengen Regeln. Aber vor allem hat Gideon genug von Harrowhark Nonagesimus, der Erbin des Neunten Hauses, die ihr seit ihrer Kindheit das Leben schwer macht. Für Gideon steht fest – sie muss endlich runter von diesem Planeten. Nur ist das leider leichter gesagt, als getan …

„Ich bin Gideon“ hat mich vor allem durch das absolut geniale Cover angezogen, dass zum Glück weitestgehend aus dem Englischen übernommen wurde. Der Klappentext klang definitiv auch vielversprechend – eine Sci-Fi-Geschichte, kombiniert mit Nekromantie und vielen Skeletten, einem düsteren Kult und einer Protagonistin, die mit jedem Atemzug Sarkasmus versprüht und immer einen Spruch auf den Lippen hat. Merkwürdige Kombination, aber wirklich sehr interessant.
Merkwürdig ist auch das Wort, dass dieses Buch für mich am besten beschreibt. Die Geschichte rund um die neun verschiedenen Häuser war auf jeden Fall etwas ganz Neues. Es war einfach anders, als alles, was ich bisher gelesen hatte. Dadurch hat die Geschichte eine Faszination auf mich ausgeübt, die mich wie einen Sog erfasste und mit sich riss. Ich war so gespannt, was dieses Buch zu bieten hat. Ich glaube, man hört das große ABER schon aus meinen Worten heraus. Ich hätte mir gewünscht, dass es ein Highlight wird – Potenzial dafür war nämlich definitiv vorhanden. Aber leider, leider, leider wurde es kein Highlight. Damit will ich nicht sagen, dass „Ich bin Gideon“ schlecht war. Auf keinen Fall. Ehrlich gesagt fällt es mir ziemlich schwer, Worte für diese Geschichte zu finden oder mir überhaupt klar darüber zu werden, ob ich es nun mochte oder eher nicht.

Aber fangen wir mit den positiven Aspekten an – und da gab es wirklich einige. Der Schreibstil ist wirklich angenehm und lässt sich super und sehr schnell lesen. Manche Gespräche zwischen den verschiedenen Nekromanten waren durch viele „wissenschaftliche“ Fachbegriffe etwas kompliziert, haben aber – zumindest bei mir – nicht den Lesefluss gestört.

Das Highlight des Buches war für mich ganz klar unsere Protagonistin Gideon. Sie war so unglaublich witzig – ich mochte ihre Art so sehr und habe ständig über ihre Sprüche lachen müssen. Das hat einfach genau meinen Humor getroffen und viele brenzlige Situationen aufgelockert. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, sie zu begleiten, über ihre Kämpfe zu lesen und mehr über ihre Vergangenheit mit dem Neunten Haus und Harrow zu erfahren.
Ab und an hat sie nicht richtig nachgedacht und einfach wie ein Hitzkopf gehandelt – sie war kein perfekter Charakter, aber sind wir doch ehrlich – die Macken und Fehler machen Charaktere erst richtig interessant. Sie war total badass, witzig und einfach cool.
Auch Harrow als zweiten wichtigen Charakter mochte ich sehr. Der ständige Schlagabtausch mit Gideon, ihre Streitereien, ihr Hass – das war einfach so witzig und unterhaltsam. Und vor allem fand ich hier gut, wie sich die Beziehung der beiden mit den schlimmen Ereignissen, die über sie hereingebrochen sind, immer weiter gewandelt und entwickelt hat. Mir persönlich hat es gut gefallen zu sehen, wie sich diese beiden scheinbar völlig unterschiedlichen Charaktere zusammenreißen und an einen Strang ziehen mussten – einander sogar ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringen mussten – wenn sie überleben wollten.

Auch die ganzen Nebencharaktere haben mich fasziniert. Sie waren alle so unterschiedlich – bei dem ein oder anderen hätte ich mir eventuell noch mehr Informationen, mehr Tiefe gewünscht, aber bei der Vielzahl an Charakteren war das im Grunde schon in Ordnung so. Einige der Nebencharaktere sind mir sogar richtig ans Herz gewachsen.

Und nun muss ich leider zu meinem großen negativen Punkt kommen – dem Worldbuilding. Normalerweise sage ich immer, dass mir die Charaktere am wichtigsten bei einer Geschichte sind. Die Handlung und auch die Welt müssen nicht das originellste sein, was ich je gelesen habe, solange die Charaktere genial sind – und das war in dem Buch auf jeden Fall gegeben. Aber hier hat mir so unglaublich viel bezüglich des Worldbuildings gefehlt, dass es mir zwischenzeitlich wirklich den Lesespaß genommen hat. Die Grundidee war so interessant und einfach mal etwas anderes. Aber warum wurde dann so wenig zu dieser neuen und vielversprechenden Welt erklärt? Im Grunde wurde so gut wie gar nichts erklärt. Man wird in die Geschichte geworfen, als Gideon gerade ihren Fluchtversuch startet. Soweit so gut. Aber über 600 Seiten bekommt man nur Bruchstücke bezüglich der Welt, wie sie funktioniert, was das alles überhaupt bedeutet, wie genau die Häuser entstanden sind, welchem Zweck sie dienen etc. vor die Füße geworfen und darf die Krümel selbst zusammensuchen. Ich war selten so frustriert, weil ich so verwirrt war. Es hagelte Begriffe, mit denen ich nichts anfangen konnte, die aber – wie gesagt – auch nicht wirklich erklärt wurden und deren Bedeutung ich mir dann selbst zusammenreimen durfte. Anfangs hat meine Verwirrung und die vielen Fragezeichen in meinem Kopf dazu geführt, dass ich erst recht weiterlesen wollte, in der Hoffnung, bald Antworten zu finden. Aber nein, leider nicht.
Im Mittelteil hat sich die Geschichte leider auch etwas gezogen, weil es mit der Handlung nur bedingt vorwärts ging und ich eine Weile sowieso nicht so richtig wusste, wohin mich die Story eigentlich führen will.
Ab der Hälfte wurde es dann zum Glück ziemlich spannend, weil allerhand passierte und die Geschichte meiner Ansicht nach kurz in eine geheimnisvolle Mystery-Richtung abdriftete. Das Ende war dann leider wieder etwas zäh mit sehr vielen Kämpfen und immer noch keinen wirklichen Erklärungen.

Das Buch war wirklich auf keinen Fall schlecht und es hat mir die meiste Zeit über auch sehr viel Spaß bereitet, Gideon und Harrow zu begleiten. Wer eine düstere, atmosphärische Nekromanten-Geschichte im Weltraum mit sehr viel Humor und Sarkasmus sucht, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Es ist wirklich so schade, dass dieses interessante und vielversprechende Buch mich mit leichter Frustration zurückgelassen hat, weil mir am Ende noch einiges unklar war und meine Hoffnung, mehr über die Welt zu erfahren, spätestens auf der letzten Seite zerplatzte. Eventuell wird der zweite Band in der Hinsicht besser, das bleibt abzuwarten.
Ich kann mich ehrlich gesagt auch nicht so richtig für eine Sternebewertung entscheiden. Zwischenzeitlich war ich mir sicher, dass es mindestens ein 4-Sterne-Buch werden wird, vielleicht sogar besser. Das Ende hat mich aber so ernüchtert, dass ich dann doch eher zu 3 Sternen tendiert habe. Ich glaube, ich werde einfach die Mitte mit 3,5/5 Sternen wählen. Ich glaube, von der Geschichte muss man sich wirklich sein eigenes Bild machen und ich könnte mir vorstellen, dass andere Leser meinen Kritikpunkt gar nicht so schlimm sehen und sehr viel Spaß an „Ich bin Gideon“ haben werden. Deswegen möchte ich trotzdem auf jeden Fall eine Empfehlung für diese besondere und ganz neue Geschichte aussprechen. Vielleicht liefert mir Band 2 ja endlich die ersehnten Antworten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2020

Schöne Geschichte mit ein paar Schwächen

Rabenprinz
0

Isobel arbeitet als Porträtmalerin, um sich und ihre Familie durchzubringen. Ihre Werke sind besonders bei den grausamen Elfen sehr beliebt. Doch als der Herbstprinz Rook eine Arbeit bei ihr in Auftrag ...

Isobel arbeitet als Porträtmalerin, um sich und ihre Familie durchzubringen. Ihre Werke sind besonders bei den grausamen Elfen sehr beliebt. Doch als der Herbstprinz Rook eine Arbeit bei ihr in Auftrag gibt und sie den Fehler begeht, den menschlichen Schmerz in seinen Augen auf die Leinwand zu bringen, wird sie in ein sehr gefährliches Abenteuer hineingezogen, dass ihr ganzes Leben verändert. Denn echte Gefühle sind eine Schwäche, die im Elfenreich den Tod bedeuten.

Ich muss sagen, dass ich es sehr genossen habe, dieses Buch zu lesen. Ich befand mich in einer ziemlichen Leseflaute und nichts konnte mich so richtig begeistern – „Rabenprinz“ war das erste Buch seit einer ganzen Weile, dass ich die ganze Zeit unbedingt weiterlesen wollte. Die Geschichte hat mich einfach in ihren Bann gezogen, sodass ich es innerhalb von 2 Tagen durchgelesen habe.
Der Schreibstil von Margaret Rogerson ist einfach wundervoll. Ich liebe ihre Beschreibungen – vor allem von den verschiedenen Elfenreichen – wie gern würde ich im Herbstreich leben! - und den Elfen selbst, den schaurigen Gestalten und Wesen und natürlich auch von Isobels Malkunst. Die Autorin schafft es genauso gut wie Isobel mit ihren Zeichnungen, dem Leser mit ihren Worten ein Bild in den Kopf zu pflanzen. Die Geschichte ließ sich unglaublich leicht und schnell lesen.

Neben dem Schreibstil hat mir vor allem Isobles Art und ihr trockener Humor am besten gefallen. Ich musste schon auf den ersten Seiten immer wieder grinsen oder über ihre Gedanken und Kommentare lachen. Es hatte einfach etwas erfrischendes an sich, wie sie sich und ihr Verhalten manchmal selbst verspottet hat – und das aber auf eine wirklich liebenswerte Art und Weise. Ich weiß auch nicht, ich mochte es einfach sehr und das hat sie sympathisch gemacht.
Ansonsten war sie eine realistische Protagonistin. Klar, in manchen Punkten hat auch sie leider manchmal etwas naiv reagiert, aber letztendlich ist sie auch erst 17 Jahre alt und in Anbetracht der Dinge, die sie in der Elfenwelt erlebt, konnte ich ihr das dann doch irgendwie verzeihen.
Sehr lustig fand ich auch, dass Isobel auf mich immer wie die Erwachsene gewirkt hat und Rook, der wer weiß wie viele Jahrhunderte schon gelebt hat, immer mehr wie ein Kind war.
Ich kann leider nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe, denn manchmal wirkten seine Handlungen doch etwas überzogen und merkwürdig. Aber andererseits war er auch gleichzeitig manchmal so unwissend und verwirrt, dass es schon wieder etwas niedlich war.

Was ich leider gar nicht nachvollziehen konnte, war die Liebesgeschichte zwischen den beiden. Auf den ersten vielleicht 50 Seiten vergehen bereits einige Monate, die der Leser aber nicht direkt miterlebt, sondern nur zusammengefasst bekommt. Da sich bereits dort die erste Schwärmerei zwischen den beiden entwickelt, kommt alles leider sehr plötzlich und für den Leser nicht wirklich verständlich. Das fand ich wirklich sehr schade. Eventuell hätte man diese Zeit lieber etwas ausdehnen und noch ein paar mehr Gespräche zwischen den beiden hinzufügen sollen, damit das ganze glaubhafter gewesen wäre. Auch im Verlauf der Geschichte hat mich die Liebesgeschichte nicht so richtig packen können.

Das Buch war in meinen Augen schon spannend geschrieben, auch wenn eine ganze Weile eigentlich nicht wirklich etwas oder nur wenig passiert ist. Leider muss ich ein bisschen wegen des Worldbuildings meckern. Prinzipiell hat mir die Idee mit den Elfenreichen und den verschiedenen Kräften/Zaubern sehr gut gefallen. Aber vor allem am Anfang war ich oft verwirrt, weil vieles erst viel später richtig erklärt wurde – wenn überhaupt. Ich bin mir ehrlich gesagt immer noch nicht ganz sicher, ob ich den Grund für die „wilden Jagd“ verstanden habe und warum Rook diese bekämpft. Ein paar Dinge habe ich mir am Ende zwar selbst zusammengereimt, aber so richtig aufgeklärt wurde in meinen Augen nicht alles. Das war extrem schade, weil es wirklich nicht hätte sein müssen. Ein paar Erklärungen mehr – vor allem oder wenigstens zum Ende hin – hätten wirklich nicht geschadet. Manche Entwicklungen am Ende empfand ich auch als sehr vorhersehbar, aber vor allem kam das Ende doch viel zu schnell und die Geschichte wurde sehr einfach gelöst. Das war ein bisschen unbefriedigend.

Ansonsten gab es auch nur wenige nennenswerte Nebencharakter. Isobels Familiensituation, vor allem mit ihren beiden Schwestern, war sehr witzig. Schade nur, dass diese kaum vorkamen.
Es gab zwar ein paar interessante Elfen am Frühlingshof, aber auch hier hätte man theoretisch noch viel mehr rausholen können.

Ich glaube, wenn ich die Story und die Charaktere sehr hart und kritisch betrachten würde, müsste ich eigentlich sogar weniger Sterne geben, als ich es nun tue. Allerdings hat es sich wirklich wundervoll lesen lassen und hat mich – nach meiner langen Flaute – als erstes Buch wieder richtig gut unterhalten und in mir das Bedürfnis geweckt, weiter zu lesen. Deswegen erhält „Rabenprinz“ trotz seiner Schwächen von mir 3,5/5 Sterne. Da es auch einer der seltenen Einzelbände im Fantasy-Genre ist, kann ich das Buch für Zwischendurch auf jeden Fall empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere