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Veröffentlicht am 09.02.2024

Vorwärtsschauen

Die Frauen von der Davidwache
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Leni hat mit ihrer Schwester, ihrer Mutter, ihrer Oma und ihren Kindern den Krieg überstanden, jetzt soll es wieder bergauf gehen. Als in der Davidwache eine Stelle als Stenotypistin ausgeschrieben wird, ...

Leni hat mit ihrer Schwester, ihrer Mutter, ihrer Oma und ihren Kindern den Krieg überstanden, jetzt soll es wieder bergauf gehen. Als in der Davidwache eine Stelle als Stenotypistin ausgeschrieben wird, bewirbt sie sich, so kann sie ihrem Berufswunsch Polizistin wenigstens näher kommen. Und als es die Möglichkeit gibt sich zu weiblichen Schutzpolizistin ausbilden zu lassen, ergreift sie auch diese Möglichkeit. Zurück in der Davidwache tut sie alles dafür, Frauen und Kindern ein wenig Schutz vor den oft kriminellen Machenschaften des Kiezes zu geben.

Das Buch lies sich richtig gut lesen, ich war sofort in der Geschichte und habe mit Leni und ihrer Familie mitgelitten. Wobei ich sagen muss, dass es ihnen im Vergleich zu vielen anderen ja ziemlich gut geht, durch Lottis Verbindung zu den Briten müssen sie nicht Hungern und sowohl Leni als auch ihre Mutter verdienen bei der Polizei recht gutes Geld. Mir ging das an dieser Stelle teilweise ein wenig zu glatt genau wie auch mit den ganzen Aktivitäten, die Leni da so organisiert. Immer ist genau der richtige Helfer zur Stelle wenn man ihn braucht.

Leni selbst ist mir manchmal mit ihrer Kopf-durch-Wand-Mentalität auf den Keks gegangen. Mit etwas mehr Diplomatie und ein wenig mehr Zeit könnte sie sicher mehr erreichen. Aber gut, vielleicht lernt sie das ja dann auch noch im zweiten Band der Reihe. Gesagt wird es ihr schließlich oft genug.

Die Gegend um die Davidwache ist toll beschrieben und man kann sich den Trubel und die Machenschaften gut vorstellen. Ich frage mich nur, ob die Polizei damals wirklich auch noch gefühlt als Sozialstation gedient hat.

Alles in allem war es ein schönes Buch, dass mich in einen richtigen Lesefluss gezogen hat. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der so einiges, was von Leni erreicht wurde wieder in Frage stellt. Ich bin gespannt, wie die Autorin die damit auftauchenden Konflikte im zweiten Band lösen wird.

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Veröffentlicht am 07.02.2024

Bezaubernd

Ein irischer Landarzt
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Barry Laverty hat sein Studium gerade beendet und beginnt nun seine ersten Stelle als Landarzt in Ballybucklebo als Assistent von Dr. O’Reilly. Dessen Methoden entsprechen nicht immer dem, was Barry im ...

Barry Laverty hat sein Studium gerade beendet und beginnt nun seine ersten Stelle als Landarzt in Ballybucklebo als Assistent von Dr. O’Reilly. Dessen Methoden entsprechen nicht immer dem, was Barry im Studium gelernt hat. Doch Barry muss erkennen, dass im echten Leben manchmal andere Wege notwendig sind um den Menschen zu helfen, als das, was man im Studium gelernt hat.

Das Buch spielt Anfang der 1960er Jahre in Nordirland. Das Landleben ist noch recht einfach und Ballybucklebo (was für ein Name 🙂 ) ist ein typisches Dorf, in dem jeder jeden kennt und natürlich auch seine Originale hat. Da gibt es verschrobene Männer und Frauen, ein geldgieriges Gemeinderatsmitglied, Simulanten und einen ganzen Schwung einfacher Menschen, die nichts mit medizinischen Fachwörtern anfangen können. Barry muss erstmal lernen anders zu kommunizieren, um von seinen Patienten ernst genommen zu werden. O’Reilly ist ein echtes Original, der über die Jahre ganz eigene Methoden entwickelt hat um mit ihnen zurecht zu kommen. Er ist ein guter Lehrer für Barry und ein Strippenzieher vor dem Herrn, der am Ende aber immer nur das Beste im Sinn hat.

Ich fand das Buch ganz bezaubernd, die Gegend rund um Belfast ist gut beschrieben und der Autor lässt auch die Schwierigkeiten in der nordirischen Gesellschaft nicht aus. Ich mochte O’Reilly und Barry richtig gerne, die beiden geben ein gutes Gespann ab und ich fand es schön gelöst, wie O’Reilly zum Mentor von Barry wird. Die beiden passen richtig gut zusammen und ergänzen sich. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Die Charaktere haben ihre Ecken und Kanten, sind aber gut auseinanderzuhalten. Ich mochte die Dorfgemeinschaft sehr, auch wenn da wirklich einige sehr seltsame Gestalten dabei sind.

Ich freue mich, dass es noch mehr Bücher über die beiden geben wird. Band zwei und drei der Reihe sind bereits erschienen und stehen auch schon weit oben auf meiner to-Read-Liste.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

sehr spannend!

Der dunkle Schwarm 2 - Der stille Planet
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Nachdem Atlas das Syndikat entlarvt hat, sind auf der Erde bürgerkriegsähnliche Zustände ausgebrochen. Atlas versucht die Sicherung Juliens aus dem Supercomputer zu extrahieren und eine Möglichkeit zu ...

Nachdem Atlas das Syndikat entlarvt hat, sind auf der Erde bürgerkriegsähnliche Zustände ausgebrochen. Atlas versucht die Sicherung Juliens aus dem Supercomputer zu extrahieren und eine Möglichkeit zu finden Noah sein Leben, wie er es gewohnt ist, zurückzugeben. Dabei muss sie aber feststellen, dass selbst unter den vermeintlichen Freunden eventuell nicht immer ein guter Mensch steckt. Und als Bennie, der Kopf von The Cell, plötzlich einen Mord zugibt, den er nicht begangen haben kann, fängt Atlas an zu ermitteln, teilweise mit der Hilfe von Menschen, denen sie eigentlich nicht vertrauen kann.

Das Buch setzt direkt am Ende des ersten Bands ein und man ist wieder gleich voll ins Geschehen geworfen. Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich wieder eingetaucht war, aber die Geschichte hat so ein hohes Tempo, dass man sehr schnell auf Stand ist. Mir hat das schnelle Tempo gut gefallen und ich habe lange mit gerätselt, was es wohl mit Bennies gefälschter Erinnerung auf sich hat. Die Auflösung fand ich dann ziemlich überzeugend und ich fand es gut, wie gezeigt wurde, dass gemeinnützige Ziele nicht immer mit legalen Methoden erreicht werden.

Alles in allem fand ich diesen zweiten Band sehr spannend und überhaupt nicht überflüssig. Am Ende ist die Dilogie in sich gut abgeschlossen und man kann das Buch zufrieden beenden. Ich kann die beiden Bücher beide empfehlen, man sollte sie vielleicht auch einfach direkt hintereinander weg lesen.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

München 1911

Café Altschwabing
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Cläre ist in Kaufering aufgewachsen und der Tod der Mutter verhindert, dass sie wie geplant ihr Abitur ablegen kann. Doch dann verstirbt die Tante und ihr letzter Wunsch ist es, dass die Nichte in München ...

Cläre ist in Kaufering aufgewachsen und der Tod der Mutter verhindert, dass sie wie geplant ihr Abitur ablegen kann. Doch dann verstirbt die Tante und ihr letzter Wunsch ist es, dass die Nichte in München ihr Abitur macht und sich ihren Traum von einem Studium erfüllt.

Cläres Geschichte ist nur ein Teil einer sehr interessanten Familiengeschichte. Riccarda, die Lebensgefährtin von Cläres Tante Luise führt das Café Altschwabing, in denen sich Literaten, Künstler und Journalisten einfinden und über die Zukunft ihrer jeweiligen Handwerke diskutieren. Wir begegnen hier Größen wie Kandinsky und Franz Marc, Literaturnobelpreisträger Paul Heyse und den Redakteuren des Simplicissimus.

Ihre Tochter Charlotte ist freischaffende Fotografin, ihr Bruder Peter ist Ingenieur bei der AEG in Berlin. Und Cläres Bruder Max studiert Jura in München und ist Mitglied einer Studentenverbindung. Zwischen den jungen Leuten entsteht eine gewisse Dynamik, die die Lebensplanungen doch ein wenig auf den Kopf stellen.

Gerade die Männer stoßen mit ihren liberalen und eher fortschrittlichen Ansichten in ihrem Umfeld auf Unverständnis und Hass, gerade während der Marokko Krise 1911. Das Reich bereitet sich auf Krieg vor, da eckt man mit einer pazifistischen Grundeinstellung schnell an.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Es zeichnet ein gutes Bild der Gesellschaft im Kaiserreich so kurz vor dem ersten Weltkrieg. Die Autorin schafft es die wichtigsten damaligen Strömungen in der Gesellschaft darzustellen. So kommen auch die Münchner Frauenrechterinnen zu ihrem Auftritt und gerade Cläre hat es in ihrem Mathematik Studium nicht einfach.

Was mir gut gefallen hat war, dass das Buch bereits vor dem ersten Weltkrieg endet. Man weiß zwar, was auf die Protagonisten in den kommenden Jahren zukommt, aber trotzdem kann man das Buch am Ende mit einem guten Gefühl schließen und ihnen allen eine gute Zeit wünschen, bevor die Welt zu brennen beginnt.

Alles in allem war es ein sehr gut zu lesendes Buch, das wirklich eine Vielfalt an Themen abbildet. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

schöne Familiengeschichte

Das Mädchen aus Ostpreußen
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Johanna kehrt zurück zu ihren Großeltern, ihr Leben in Köln hat sie nach einer großen Enttäuschung hinter sich gelassen. Noch weiß sie nicht wie es weiter gehen soll. Und dann findet sie heraus, dass es ...

Johanna kehrt zurück zu ihren Großeltern, ihr Leben in Köln hat sie nach einer großen Enttäuschung hinter sich gelassen. Noch weiß sie nicht wie es weiter gehen soll. Und dann findet sie heraus, dass es im Leben ihrer Großmutter wohl eine Geschichte gibt, die sie nicht kennt, aber eventuell ihr Leben über den Haufen werfen könnte.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal begleiten wir Johanna, die nach einer unglücklichen Beziehung ihr Leben überdenken muss. Auf dem Hof ihrer Großeltern versucht sie nach vorne zu schauen, muss dabei aber erst einmal mit ihrer Vergangenheit abschliessen.

In der zweiten Zeitebene begleiten wir Netti, Johannas Großmutter, die mit ihrer Familie am Ende des zweiten Weltkriegs aus Ostpreußen flüchten musste. Sie kommen in Lüneburg unter und Netti gelingt es eine Anstellung als Haushälterin bei einem britischen Offizier zu bekommen. Der ist allerdings sehr abweisend, aber die Stellung sichert das Überleben der Familie.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Gerade im Teil von Netti wird klar wie sehr die Vertriebenen haben leiden müssen. Erst haben sie ihre Heimat verloren, schreckliches auf der Flucht erlebt und wurden dann noch von der einheimischen Bevölkerung wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Netti ist dabei eine tolle Figur, sie verliert trotz der schrecklichen Umstände nicht den Lebensmut und schafft es dabei anderen mit Freundlichkeit zu begegnen, wo ihr selbst nur Hass entgegenschlägt.

Johanna fand ich zwischenzeitlich ziemlich anstrengend. Anstatt sich den Großeltern anzuvertrauen macht sie alles mit sich aus und schafft es nicht mit den Menschen zu sprechen, die ihr am Herzen liegen. Glücklicherweise hat sie aber ein Umfeld, das damit umgehen kann und so kommt sie im Laufe des Buches doch wieder zurück in die Spur.

Der Schreibstil war toll, ich konnte mir die Gegend in beiden Teilen gut vorstellen und auch das Zeitgefühl hat in beiden Ebenen gut gepasst. Der Zeitenwechsel hat nicht gestört und man hat das Buch flüssig weggelesen. Alles in allem war es ein tolles Buch, das mich gut unterhalten hat.

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