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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2023

Ein Kampf, der sich lohnt

Geliebte Kinder
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1975 wird Frau Müller-Erichsens zweites Kind geboren. Es wird ihr letztes Kind bleiben. Ohne ihr Wissen, wird die junge Frau sterilisiert, denn sie hat einen „Idioten“ geboren. Sie selbst erfährt das erst ...

1975 wird Frau Müller-Erichsens zweites Kind geboren. Es wird ihr letztes Kind bleiben. Ohne ihr Wissen, wird die junge Frau sterilisiert, denn sie hat einen „Idioten“ geboren. Sie selbst erfährt das erst Jahre später, als sie sich ein weiteres Kind wünscht. Mit diesem erschütternden Einblick in ein bewegtes Leben, beginnt dieses Buch.

Es ist ergreifend und tragisch, wie in dieser Zeit Menschen mit Behinderungen angesehen werden. Die Euthanasie des Dritten Reichs liegt noch nicht lange zurück, und selbst in der Gesetzgebung sind Rückbleibsel dieser schrecklichen Zeit zu finden. Die Autorin dieses Buchs begibt sich auf einen Kampfpfad, den sie auch heute als 84jährige noch nicht verlassen hat. Mit aller Kraft setzt sie sich für eine veränderte Sicht von Menschen von Behinderungen ein.

Ihren Sohn mit Down-Syndrom fördert sie, denn sie glaubt nicht den Meinungen der anderen, dass das sinnlos sei. Sie setzt sich aber gleichzeitig für Systeme und Lösungen ein, die Unterstützung bieten für andere Eltern beeinträchtigter Kinder. Dabei sieht sie über den Tellerrand hinaus. Vor allem Kontakte in Israel erweisen sich als fruchtbringend für beide Seiten.

Das Cover dieses Buchs weckt falsche Erwartungen, als ginge es in diesem Buch vor allem um das Leben mit einem behinderten Kind. Doch während die Kapitel über Olaf sehr bewegend sind, geht es in erster Linie um den Einsatz und die Verdienste seiner Mutter, der Autorin. Auch das könnte interessant sein, doch leider werden über weite Strecken des Buchs vor allem Namen, Daten und Organisationen aufgezählt. Wer dazu keinen Bezug hat, kann die vielen Informationen nicht einordnen. Da fühlt sich das Lesen ein bisschen an, wie die Lektüre eines Telefonbuchs. Das ist schade, denn über Persönliches berichtet die Autorin in einer Art, die sehr berührt.

Fazit: Dieses Buch zeigt, was ein einzelner Mensch erreichen kann, wenn er sich mit aller Kraft für Veränderung einsetzt. Die Lebensgeschichte zeigt einige Aspekte des Lebens mit einem behinderten Kind, legt allerdings den Schwerpunkt auf die wohltätigen und politischen Aktivitäten der Autorin. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 16.05.2023

Geld sparen

Abzocke
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Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann, findet Ron Perduss seine Berufung als Journalist, der vor allem bei Verbraucherfragen aufklärt. In diesem Buch informiert er über Abzockmaschen im Supermarkt, bei ...

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann, findet Ron Perduss seine Berufung als Journalist, der vor allem bei Verbraucherfragen aufklärt. In diesem Buch informiert er über Abzockmaschen im Supermarkt, bei Banken und Versicherungen, im Internet und mehr.

Im ersten und längsten Teil geht es um Lebensmittel, und das macht auch Sinn, denn das gehört zu unserem täglichen Bedarf. Perduss zeigt viele Möglichkeiten auf, wie beim Lebensmitteleinkauf Geld gespart werden kann, klärt über Saftkuren, Nahrungsmittelergänzungen und ähnliches auf, und geht auf Treueprogramme ein.

Im zweiten Teil geht es um Wohnen und Freizeit. Beim Thema Wohnen steht das Mietverhältnis im Mittelpunkt. Ob Energiekostenabrechnung oder Kaution, Mieter erfahren hier mehr über ihre Rechte. Das ist auch der Schwerpunkt beim Thema Freizeit, bei dem es vor allem um Flug- oder Bahnverspätungen geht.

Beim dritten Teil, Banken und Versicherungen, spürt man deutlich, dass hier ein Fachmann spricht. Als Insider spricht der Autor über Sinn und Unsinn von verschiedenen Versicherungen und Kontomodellen.

Besonders aktuell ist der vierte Teil, in dem es um Betrügereien im Internet geht. Ob beim Privatverkauf, bei der Jobsuche oder an der Partnerbörse – man scheint nirgends vor Betrügern sicher zu sein.

Viele der Informationen sind hilfreich, anderes ist vermutlich vielen schon bekannt. Der Schreibstil ist unterhaltsam, beim Lesen scheint man den Journalisten vor sich zu haben, der in leicht verständlicher Sprache über verschiedene Themen aufklärt. Während die Lektüre dieses Buchs insgesamt lohnend ist, wäre es toll, wenn die Erklärungen etwas kürzer wären, das Buch dafür aber mehr Tipps enthalten würde. Interessant wären zum Beispiel Tipps für die Buchung von Flügen und Urlaubsunterkünften.

Fazit: Ein hilfreiches Buch, das über gängige Betrügereien und Abzocken im Alltag aufklärt. Vor allem hilfreich für Menschen, die sich bisher wenig mit diesem Thema beschäftigt haben.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Spaß für Groß und Klein beim Entdecken biblischer Geschichten

Die große Wimmelbibel für kleine Entdecker
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Diese Kinderbibel für Kinder im Kindergartenalter überrascht mit seiner Größe und einer wunderschönen Ausführung. Es ist größer als DIN-A4 (die Größenangabe bei der Amazonbeschreibung stimmt nicht) und ...

Diese Kinderbibel für Kinder im Kindergartenalter überrascht mit seiner Größe und einer wunderschönen Ausführung. Es ist größer als DIN-A4 (die Größenangabe bei der Amazonbeschreibung stimmt nicht) und mit einem Gewicht von einem Kilogramm recht schwer.

Biblische Geschichten und doppelseitige Wimmelbilder wechseln sich ab. Es gibt zwar nicht zu jeder Geschichte ein Wimmelbild, dafür enthalten aber auch die einzelnen Geschichten Zeichnungen.

Bei den zwanzig Geschichten aus dem Alten Testament liegt der Schwerpunkt bei den Moses-Geschichten. Doch auch von Simson, Esther, Daniel und anderen ist zu lesen. Die neunzehn Geschichten aus dem Neuen Testament erzählen vor allem von Jesus. Die Sprache ist einfach, die Sätze kurz, und doch enthalten die Geschichten die wichtigsten Aussagen der biblischen Geschichte.

Altes und Neues Testament beginnen jeweils mit einer kurzen Einführung. Diese Sätze zeigen gut die Intention dieser Bibel: „Viele Menschen haben die Geschichten aufgeschrieben. Aber eigentlich kommen sie von Gott. Die Bibel ist ein Buch voller spannender Geschichten. … In den Geschichten lesen wir von einem Gott, der ganz nah bei uns ist. Und der uns hilft, wenn wir Angst haben oder mal was falsch gemacht haben.“

Die Wimmelbilder sind wunderschön gezeichnet und machen nicht nur Kindern Spaß! Am Rand werden verschiedene Menschen, Tiere und Gegenstände gezeigt, die im großen Gewimmel gesucht werden können. Dabei entdeckt man viele Einzelheiten und kann ins Gespräch über die biblischen Geschichten kommen.

Fazit: Eine sehr empfehlenswerte erste Bibel für Kinder im Kindergartenalter, das sich gut für ein erstes Kennenlernen der biblischen Geschichten eignet. Die schönen bunten Wimmelbilder sind dabei eine gute Möglichkeit, um mit Kindern über die Geschichten zu sprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.05.2023

Neuanfang in Wicherns große Familie

Matze macht fette Beute
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Der 12jährige Matze will nicht stehlen, aber was soll er machen? Er hat so viel Hunger, und Papa kommt nicht nach Hause. Bestimmt ist er mal wieder in einer Kneipe. Zusammen mit seinem kleinen Bruder Jan ...

Der 12jährige Matze will nicht stehlen, aber was soll er machen? Er hat so viel Hunger, und Papa kommt nicht nach Hause. Bestimmt ist er mal wieder in einer Kneipe. Zusammen mit seinem kleinen Bruder Jan macht sich Matze auf den Weg, um etwas zu „organisieren“.

Da der Polizeiwachtmeister auf dem Markt patrouilliert, müssen sich die Jungs etwas anderes einfallen lassen. Sie hoffen in einem Wohnhaus „fette Beute“ zu machen, dann müssten sie nicht mehr hungern. Es scheint so einfach zu sein, ein Kellerfenster steht offen. Sie klettern herein und machen sich auf die Suche. Doch dann kommt die Tochter des Hauses zurück. Jan ist gleich weg, doch Matze kann nicht schnell genug fliehen. Er hat große Angst wieder ins Zuchthaus zu kommen.

Johann Hinrich Wichern kommt gerade zu dem Haus, in dem der Einbruch missglückte. Er nimmt Matze mit. Doch wie wundert sich dieser, als er nicht eingesperrt wird, sondern sich stattdessen zuerst einmal sattessen darf. Mit der Zeit lernt er die Hausgemeinschaft des sogenannten „Rauen Hauses“ lieben. Jetzt fehlt nur noch sein Bruder, doch bei dem Versuch ihn auch in Wicherns Haus zu bringen, verliert Matze fast alles, was ihm liebgeworden ist.

Diese Erzählung beruht auf die Lebensgeschichte Wicherns, der zusammen mit seiner Frau Rettungshäuser für die verarmten Kinder Hamburgs aufgebaut hat. Viele Ereignisse in der Geschichte haben tatsächlich so stattgefunden und wurden den Aufzeichnungen Wicherns entnommen.

Es ist interessant zu lesen, wie Kinder in der Mitte des 19. Jahrhunderts lebten. Die Geschichte enthält viele spannende Episoden. Johann Wichern wird sehr gut beschrieben, er wirkt authentisch und lebensnah, mit seinen positiven und negativen Seiten. Ein kleiner Mangel sind einige Wiederholungen.

Sprache und Erzählstil passen gut zur empfohlenen Altersgruppe. Vermutlich haben besonders ältere Grundschulkinder Freude an diesem Buch, das auch gut in einer Unterrichts- oder Gruppenstunde vorgelesen werden kann.

Fazit: Eine spannende Geschichte über eine beeindruckende historische Gestalt, die die Lebensumstände von Kindern vor zweihundert Jahren beschreibt und mit seiner Schilderung eines liebevollen und aufopfernden Lebensstils beeindruckt. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 08.05.2023

„Wir wissen nicht, was Juden sind. Wir kennen nur Menschen“

Von Liebe und Widerstand
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Magda und André lernen sich 1926 in New York kennen. Sie sind beide im Jahr 1901 geboren. Magda kommt aus Florenz und hat russische Vorfahren, André aus Frankreich. Ihnen gemeinsam ist eine hingebungsvolle ...

Magda und André lernen sich 1926 in New York kennen. Sie sind beide im Jahr 1901 geboren. Magda kommt aus Florenz und hat russische Vorfahren, André aus Frankreich. Ihnen gemeinsam ist eine hingebungsvolle Liebe zu den Mitmenschen, koste es, was es wolle.

Dieses Buch erzählt recht ausführlich und in wunderschöner Sprache von Kindheit und Jugend der beiden, und diese Grundlage ist wichtig, um ihre Persönlichkeiten und späteren Entscheidungen zu verstehen. Es ist auch sehr interessant einen Einblick in das Leben am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zu bekommen.

Ab dem Jahr 1926 haben Magda und André eine gemeinsame Geschichte, auf der Suche nach einem Zuhause und einem Platz, an dem sie Gott dienen können. Es ist schwer eine Pfarrstelle zu finden, denn Andrés pazifistische Einstellung ist in der reformierten Kirche nicht gern gesehen. Als er ab dem Jahr 1934 eine kleine Gemeinde in einem entlegenen Dorf betreut, ahnt er nicht, wie Gott diesen Ort zur Rettung von vielen Menschen, vor allem Kindern, gebrauchen wird.

Beeindruckend ist, wie die Menschen in den Dörfern und Höfen dieser hugenottisch geprägten Gegend zusammenarbeiten, um im Verborgenen Widerstand zu leisten. Es entsteht ein fruchtbares Netzwerk. Menschen werden untergebracht, versorgt, mit falschen Papieren ausgestattet und schließlich ins Ausland geschmuggelt, wo sie in Sicherheit sind. Insgesamt werden so etwa 5000 Menschen vor dem Tod gerettet, darunter 3000 Juden. Bei der aufopfernden Hilfsbereitschaft der Dorfbewohner, spielen die Predigten von André und das Vorbild des Paares eine große Rolle.

Die Grundlage dieses Buchs sind Quellen, unter anderem Memoiren von Magda und André. Es ist nicht nur spannend geschrieben, sondern mit seinen vielen hilfreichen Zitaten und Gedankenanstößen, ist es berührend und inspirierend. Sehr schön ist die Einstellung dieser hilfsbereiten Menschen, dass es nicht auf Nationalität oder Herkunft ankommt. Wenn ein Mensch in Not ist, muss ihm geholfen werden!

Fazit: Eine wunderschön geschriebene Erzählung über Mut und Nächstenliebe in schweren Zeiten. Die wertvollen Gedanken und Einsichten regen zum Nachdenken an. Diese Geschichte über den Einfluss eines Paares auf ihre Kirchenmitglieder ist erstaunlich, inspirierend und sehr empfehlenswert!