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Veröffentlicht am 01.04.2023

Wo ist nur das Silberbesteck!?

Alle Farben der Kamelien
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Lucy liebt Kunst, und es ist ihr ein Herzensanliegen Historisches zu bewahren. Als sie erfährt, dass der junge Mann, mit dem sie verabredet ist, die alten Häuser in ihrer schönen Stadt abreißen will, um ...

Lucy liebt Kunst, und es ist ihr ein Herzensanliegen Historisches zu bewahren. Als sie erfährt, dass der junge Mann, mit dem sie verabredet ist, die alten Häuser in ihrer schönen Stadt abreißen will, um Neues zu errichten, ist ihr klar, dass Declan keinesfalls ihr Traummann ist. Und als würde das nicht reichen, zeigt sich schnell, dass er einer Familie angehört, die seit Generationen mit Lucys Familie im Streit liegt. Jede Familie wirft der anderen vor, den Familienschatz gestohlen zu haben.

Als Lucy überraschend ein wunderschönes, altes Haus als Erbe bekommt, kann sie ihr Glück kaum fassen. Es muss renoviert werden, und sie hat nicht viel Geld, doch mit diesem Haus erfüllt sich ihr größter Traum. Doch warum hat ausgerechnet sie dieses Haus bekommen? Sie will unbedingt mehr über die früheren Besitzer des Hauses erfahren.

Ihre Suche führt sie zu Eliza, einer bekannten Malerin, die vor fast hundert Jahren in diesem Haus lebte. Eliza muss eine unglückliche Liebe verkraften, denn ihr Verlobter verschwindet ohne Erklärung von einem Tag auf den anderen. Doch ihr Leben entwickelt sich danach ganz anders als erwartet.

Dieses Buch erzählt auf zwei Zeitebenen die Geschichten von Lucy und Eliza, und erst im Verlauf das Buchs wird mehr und mehr klar, was die beiden Frauen verbindet. Sie haben nicht nur viel gemeinsam, beide leiden wegen dem verlorenen Silberbesteck, denn Gerüchten zufolge soll es auf dem Grundstück ihres Hauses begraben sein.

Die beiden Zeitepochen werden gut wiedergegeben. Wie ein Faden zieht sich die Liebe zu Gärten, zur Kunst und zu historischen Häusern durch dieses Buch. Dagegen scheinen die Hinweise auf den christlichen Glauben eher ein nachträglicher Einfall zu sein. Sie überzeugen nicht, da sie nicht von Anfang an mit den Charakteren der Geschichte in Verbindung stehen.

Die Geschichte ist spannend, denn es werden immer weitere Geheimnisse gelüftet, doch einige Ereignisse wirken zusammenhanglos, und die Erklärungen überzeugen oft nicht.

Es fällt außerdem schwer mit den Charakteren warm zu werden, denn die Informationen am Anfang der Geschichte reichen nicht zur Identifikation. Die Liebesgeschichten, vor allem in Elizas Zeitebene, ist teilweise berührend, in beiden Geschichten ist manches jedoch vorhersehbar.

Fazit: Gut geschrieben und unterhaltsam, vor allem für Leser, die sich für historische Erzählungen und Familiengeschichten interessieren – doch manches erscheint unlogisch und überzeugt nicht.

Veröffentlicht am 30.03.2023

Wenn Liebe über Unrecht siegt

Anfang einer neuen Zeit
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Wieder eine Bombennacht in Königsberg. Doch dieses Mal verliert die 20jährige Emma alles, was ihr lieb ist. Ihr Zuhause, ihre Schwester, ihre Sicherheit. Sie kann zwar auf dem Land unterkommen, doch auch ...

Wieder eine Bombennacht in Königsberg. Doch dieses Mal verliert die 20jährige Emma alles, was ihr lieb ist. Ihr Zuhause, ihre Schwester, ihre Sicherheit. Sie kann zwar auf dem Land unterkommen, doch auch diese neue Zuflucht muss sie bald verlassen, denn die Bevölkerung flieht vor der Roten Armee.

Die überstürzte Reise in Eiseskälte ist einfach nur schrecklich. Doch es kommt noch schlimmer. Eine russische Einheit überfällt die Gruppe der Flüchtlingen. Mord, Vergewaltigung, Verschleppung. Emma wird zusammen mit anderen Frauen gefangen genommen, denn eine von ihnen soll schuld am Tod eines russischen Spions sein.

Nach Kriegsende will Emma einfach nur in Ruhe die Fäden ihres zerstörten Lebens aufsammeln und neu anfangen. Alles ist so schwer, und die Ereignisse haben sie schwer gezeichnet. Dann taucht auch noch einer ihrer Peiniger aus der Zeit ihrer Gefangenschaft auf. Er will sie für weitere Befragungen mit nach Russland nehmen,. Emma will nicht mit, aber sie hat keine Wahl.

Wegen einer unüberlegten Bemerkung dort, ist ihr Leben in Gefahr. Es gibt nur einen Ausweg. Doch dieser Weg ist unsagbar schwer.

Dieser Roman ist sehr tiefgründig und gefühlvoll geschrieben. Der christliche Glaube spielt eine große Rolle. Dabei werden schwere Lebensfragen angesprochen, teilweise auch offen gelassen, da es nicht auf alles eine Antwort gibt.

Emma sehnt sich nach Heilung, Versöhnung mit der Vergangenheit und Liebe. Doch an den Gott des Christentums kann sie nicht glauben, denn sie versteht nicht, warum er sie nicht vor dem Schlimmen, das sie mitmachen musste, bewahrt hat. Ihre lange Suche nach Antworten wird überzeugend dargestellt.

Zentral sind die Themen Versöhnung und Fremdenhass. Emma wurde viel Schreckliches von den Russen angetan, und es fällt ihr schwer nicht alle Russen deswegen abzulehnen. Doch auch sie als Deutsche trifft in Russland auf Wut und Hass.

Die Handlung ist spannend und überrascht mit immer neuen Wendungen. Gegen Ende des Buchs scheint manches ein wenig unglaubhaft und Zusammenhänge werden teilweise nicht genügend erklärt. Doch das stört kaum, dafür sind die Charaktere wunderschön gezeichnet, mit all ihren Zweifeln, Kämpfen und Sehnsüchten.

Fazit: Eine spannende und gut geschriebene Erzählung, über die Grauen des Kriegs, innere Heilung, Versöhnung und Liebe. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die historische Erzählungen und christliche Romane mögen.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Auf den Fänger kommt es an

Loslassen und fliegen
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Als der bekannte katholische Priester und Autor Henri Nouwen in Deutschland eine Zirkusvorstellung besucht, erlebt er etwas Sonderbares. Die Einlage der Trapezkünstler rührt etwas in ihm an. Er versteht ...

Als der bekannte katholische Priester und Autor Henri Nouwen in Deutschland eine Zirkusvorstellung besucht, erlebt er etwas Sonderbares. Die Einlage der Trapezkünstler rührt etwas in ihm an. Er versteht nicht, was ihn derart fasziniert, doch am nächsten Tag ist er pünktlich zur nächsten Vorstellung in der Manege, und etwas zögerlich spricht er außerdem eine der Artisten an. Aus diesem ersten Kennenlernen entsteht eine tiefe Freundschaft, die bis zu seinem unerwarteten frühen Tod anhält.

Immer wieder besucht Henri seine neuen Freunde. Enthusiastisch löchert er sie mit Fragen. Er reist mit ihnen und nimmt an ihrem Leben teil. Er möchte zu gern ein Buch über das Erlebte schreiben. Er ist sicher, dass sich hier ein ungeheuer wichtiges Thema verbirgt. Es ist zum Greifen nah, doch er kann es nicht ganz fassen.

In den fünf Jahren bis zu seinem Tod, bewegt ihn der Gedanke an dieses ungeschriebene Buch. Er macht Notizen, beginnt mit dem Schreiben, spricht mit Freunden und Verlagsleuten, doch nie ist er ganz zufrieden mit dem, was er erschafft. Doch in diesem Suchen und Ausprobieren, kommt er dem Geheimnis des Fliegens, des Loslassens und des Gefangenwerdens immer näher, und er entdeckt tiefgründige Parallelen zum Glauben. Er spürt mehr und mehr, dass geistliche Wahrheiten und Antworten auf die quälenden Sehnsüchte in seinem Inneren in diesem Trapezakt stecken.

Dieses Buch wurde von einer guten Bekannten Henri Nouwens aus Tagebuchaufzeichnungen, Schreibversuche und Notizen zusammengestellt. Dabei bilden die letzten Stunden vor seinen Tod den Rahmen der Erzählung. Gedanklich geht Henri auf eine Reise zurück zu früheren Erlebnissen, vor allem zu seinen Begegnungen mit den Trapezkünstlern, doch auch zu einem Marsch der Bürgerrechtsbewegung, ebenso zu Freundschaften, Reden und Ehrungen.

Die Autorin verwebt geschickt Quellenmaterial mit ergänzenden Informationen. Dabei lernt man beim Lesen viel über die Persönlichkeit Henri Nouwens und versteht besser warum er der „verwundete Heiler“ genannt wird. Manches ist unerwartet, und ich persönlich stimme nicht allem zu, aber das bin ich bei Henri Nouwen bereits gewohnt. Das Reizvolle an diesem Buch sind die vielen Gedankensplitter, die zum Denken anregen. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Vertrauen und Loslassen, und das sichere Gehaltensein bei Gott, auch im Tod.

Fazit: Eine gelungene, ungewöhnliche Mischung aus Erzählung, autobiographische Notizen und geistlichen Einsichten, mit einem aufregenden Blick auf das Zirkusleben. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die mehr über das Leben von Henri Nouwen erfahren möchten.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 20.03.2023

Von der Liebe eines Vaters

Aus dem Staub erhebst du mich
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Mary schämt sich. Ihre kleine Familie lebt in einem Wohnanhänger auf dem Grundstück ihrer Großmutter. Diese Wohnsituation sollte nur vorübergehend sein, doch ihr Vater, der seit seinem zwölften Lebensjahr ...

Mary schämt sich. Ihre kleine Familie lebt in einem Wohnanhänger auf dem Grundstück ihrer Großmutter. Diese Wohnsituation sollte nur vorübergehend sein, doch ihr Vater, der seit seinem zwölften Lebensjahr als Holzfäller arbeitet, kann sich nichts Besseres leisten. Er ist schon froh, wenn seine Fahrzeuge und Maschinen nicht abgeholt werden, weil er es mal wieder nicht geschafft hat, die Raten zu bezahlen.

Mary hat das Gefühl, dass ihr ein modriger Geruch anhaftet, der Geruch ihres ärmlichen Zuhauses, in dem es hineinregnet und immer dreckig zu sein scheint. Doch es gibt auch Sonnenseiten in ihrer Kindheit. Sie hat die Freiheit nach Herzenslust in den Wäldern herumzutoben, mit ihrer Großmutter hat sie eine liebevolle Mentorin an ihrer Seite, und in der Schule fällt ihr das Lernen leicht. Das hat sie wohl vor allem ihrem Vater zu verdanken, der sie mit Strenge zu Höchstleistungen anspornt, denn er möchte, dass sie es einmal besser hat als er.

In diesem Buch erzählt Mary ihre Geschichte. Sie beginnt mit ihrer Kindheit in West-Virginia, Amerika, blickt auch zurück auf die Lebensweise ihrer Vorfahren, die allesamt als Holzfäller oder Bergarbeiter beschäftigt waren. Nur wenige der Männer werden alt, zu gefährlich und gesundheitsschädlich ist ihre Arbeit.

In einem zweiten Teil erzählt die Autorin von ihrem Leben als Studentin und Ehefrau. Sie studiert an einer der bekanntesten Universitäten des Landes und ist bald finanziell abgesichert. Sie kann so leben wie sie will, ist frei von Armut und Dreck. Und doch, merkt sie, kann sie den Schmutz ihrer Kindheit nicht einfach abstreifen oder abwischen. Vielleicht nach außen unsichtbar, spürt sie, dass ihre Wurzeln sie prägen. Es ist ein langer Weg zur Versöhnung mit der Vergangenheit, und zur Befreiung von dem Gefühl wertlos und ungeliebt zu sein. Entscheidend dabei ist die Gnade, die sie durch den Glauben an Gott erlebt.

Die Autorin hat einen ganz eigenen Erzählstil; teilweise poetisch und malerisch, springt die Erzählung oft unvermittelt von einer Erinnerung zur nächsten; eher thematisch geordnet, als chronologisch. Aus diesem Grund fällt der Einstieg schwer. Berührend ist vor allem der zweite Teil, in dem sie über Heilung von ihren inneren Wunden schreibt. Ihre Offenheit und Authenzität ist bewegend, gerade wenn sie von Kämpfen und Versagen erzählt.

Fazit: Die Lebensgeschichte einer Frau, die den Armut ihrer Vorfahren entkommen kann; über Gutes und Schlechtes in ihrer Kindheit, über die beständige Liebe ihres Vaters, und über die Heilung der Wunden, die das Leben ihr bereitet hat. Inspirierend und empfehlenswert!

Veröffentlicht am 12.03.2023

Mehr erreichen und dabei weniger gestresst sein

GRIP – Die Methode, um alles im Griff zu haben
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Es gibt viele Ratgeber mit Tipps, um den Alltag besser zu organisieren, Ziele zu setzen und zu erreichen. Dieses Buch greift auf bewährtes Wissen zurück, verpackt es aber in eine sehr praktische und ansprechende ...

Es gibt viele Ratgeber mit Tipps, um den Alltag besser zu organisieren, Ziele zu setzen und zu erreichen. Dieses Buch greift auf bewährtes Wissen zurück, verpackt es aber in eine sehr praktische und ansprechende Weise, und vereinfacht es in vielen Fällen. Bei der Fülle der Informationen, finden hier sicher selbst Leser von mehreren anderen Ratgebern, Ratschläge, die sie noch nicht kennen oder anwenden.

In drei Hauptteilen untergliedert, bietet dieses Buch einen umfassenden Blick auf Produktivität, individuelles Wachstum und sinnvolles Arbeiten. Die Gestaltung ist ansprechend, und das Buch enthält mehrere Grafiken und Skizzen.

Im ersten Teil geht es um Produktivität im Alltag. Dabei beleuchtet der Autor drei wichtige Hauptthemen, den Terminkalender, die To-Do Liste und den Schriftverkehr. Er gibt eine Unmenge an praktischen und alltagstauglichen Anregungen, um Zeit für das Wichtige zu schaffen und es tatsächlich auch zu tun. Nützliche Einschübe, wie ein Abschnitt über Motivationshilfen, machen das Buch zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Im zweiten Teil geht es um den größeren Zusammenhang. Der Leser wird herausgefordert zu überlegen, wofür sein Herz schlägt, was ihn begeistert, in welchem Bereich er einen Beitrag leisten kann. Von diesen Gedanken ausgehend, lernen Leser erreichbare Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten.

Im dritten Teil geht es eher um Persönlichkeit, mit Tipps zur Weiterentwicklung, zur Problemlösung und dem Zuhören. Zum Abschluss gibt es ein paar Bonusthemen, wie die Planung der Urlaubsabwesenheit und die Leitung eines Teams.

Sehr schön sind die Spickzettel am Ende der Abschnitte. Dort werden die wichtigsten Gedanken noch einmal kurz zusammengefasst.

Der Autor gibt viele Beispiele von seinen eigenen Planungen und Überlegungen. Das ist hilfreich, um das Gelesene auf das eigenen Leben zu übertragen, macht ihn auch sympathisch, wenn er beispielsweise darüber schreibt, dass Familie für ihn eine Priorität ist. Manches ist jedoch für andere Berufe oder Tätigkeiten weniger relevant. Alles digital, scheint eine Devise des Autors zu sein, der vermutlich nicht alle zustimmen werden.

Fazit: Dieser Ratgeber bietet mehr als er verspricht. Bei der Fülle der leicht anwendbaren Tipps, ist sicher für jeden etwas dabei. Ein wertvolle Hilfe, um den Alltag zu optimieren – sehr empfehlenswert!