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Veröffentlicht am 06.09.2022

Wenn Liebe so groß ist, dass sie loslässt

Das Medaillon
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Die Engländerin Sophie lebt wegen ihrem polnischen Ehemann in Warschau. Doch sie ist auf sich allein gestellt, denn er wurde eingezogen, und sie hat schon lange nichts von ihm gehört. Bei der Bombardierung ...

Die Engländerin Sophie lebt wegen ihrem polnischen Ehemann in Warschau. Doch sie ist auf sich allein gestellt, denn er wurde eingezogen, und sie hat schon lange nichts von ihm gehört. Bei der Bombardierung der Stadt verliert sie alles. Wie gut, dass Freunde ihr Unterschlupf gewähren und ihr zu einem neuen Zuhause verhelfen. Mit der neuen Wohnung kommt eine neue Identität, denn ihr Mann gilt als Feind der neuen Befehlshaber.

Doch es sind vor allem die Juden, die unter der Besatzungsmacht zu leiden haben. Nach und nach müssen alle ins Ghetto, nur um entweder dort zu verhungern oder abtransportiert zu werden.

Auch Rosa und Itzhak müssen ins Ghetto. Dabei sind sie nur von Litauen nach Warschau gereist, um zu sehen, wie es Rosas Mutter geht. Aber auch wenn das Leben im Ghetto hart und entbehrungsreich ist, freuen sie sich, dass sie und ihre kleine Tochter in Sicherheit sind.

Doch mit der Zeit sorgt sich Itzhak um seine Familie in Vilnius, darum macht er sich auf den Weg dorthin. Der Zeitpunkt seiner geplanten Rückkehr verstreicht. Ohne ein Lebenszeichen ihres Mannes, weiß Rosa nicht, was sie tun soll. Sie und ihre kleine Tochter werden mit Sicherheit abtransportiert oder gar getötet werden. Wenn doch wenigstens ihre Tochter gerettet werden könnte! Sie hat gehört, dass Kinder aus dem Ghetto rausgeschmuggelt werden, damit sie in Sicherheit sind. Aber wie kann sie ihre geliebte Tochter, ihr ein und alles, aufgeben?

Diese Geschichte beginnt mit zwei Erzählsträngen, die sich langsam im Laufe der Geschichte verbinden. Die Nöte in einer besetzten Stadt werden eindrücklich vor Augen gemalt. Gerade die ersten Kapitel wirken trocken und emotionslos, vielleicht wegen der Schwere der geschilderten Ereignisse. Die Gräueltaten, die an den Juden und ihren Helfern verübt wurden, werden eindrücklich dargestellt. An vielen Stellen denkt man beim Lesen, das ist zu schlimm, um wahr zu sein. Und doch beruhen Teile dieser Geschichte auf wahre Begebenheiten.

Es dauert bei diesem langen Roman etwas, bis die Charaktere Fleisch und Blut bekommen und mit ihren Motiven verstanden werden. Doch spätestens nach dem ersten Drittel ist die Erzählung spannend, vor allem wegen der dargestellten Gewissensnöte. Es gibt keine leichten Antworten auf die dargestellten Fragestellungen. Vor allem diese: Wer hat das Recht die Elternrolle eines Kindes einzunehmen – die leiblichen Eltern, oder die einzigen Eltern, die das Kind kennt?

Fazit: Eine Geschichte, die unter die Haut geht. Spannend und schonungslos wird von den Gräueltaten, die im Dritten Reich an den Juden verübt wurden, erzählt – und das eingebettet in einer Geschichte, die schwere Fragen nach Mutterschaft, Ehrlichkeit und Vergebung aufwirft. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 30.08.2022

Wunderbar gemacht

Bronco & Freunde: Jeder ist einzigartig
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Das Eichhörnchen kann es kaum noch abwarten. Aufgeregt weckt es den Hund Bronco auf. Heute Abend findet die große Feier statt! Traurig erinnert sich Bronco: Er hat seine Einladung weggeworfen, denn darauf ...

Das Eichhörnchen kann es kaum noch abwarten. Aufgeregt weckt es den Hund Bronco auf. Heute Abend findet die große Feier statt! Traurig erinnert sich Bronco: Er hat seine Einladung weggeworfen, denn darauf stand, dass er ganz Besonders ist. Aber er findet sich nicht besonders genug, um auf die Party zu gehen.

Doch die Aufregung des Eichhörnchens steckt an! Nun will Bronco doch mit, aber – wo ist nur sein Puzzleteil? Jedes Tier hat eins und soll es zur Party mitbringen.

Eichhörnchen und Hund ziehen los, um Broncos Puzzlestück zu finden. Unterwegs treffen sie auf viele Tiere, und die große Party ist Gesprächsthema Nummer eins. Das eine Tier übt Gesang oder Tanzschritte, das andere traut sich nicht zur Party oder braucht Hilfe, um dorthin zu kommen.

Einer hilft dem anderen, bis sie endlich am Ziel sind. Dort wartet Broncos Puzzleteil auch schon auf ihn. Die Tiere haben große Freude! Jedes einzelne von ihnen ist wichtig, und jeder kann auf irgendeiner Weise einen Beitrag leisten. Denn, „Wir sind Gottes geniales Meisterwerk. Er hat uns so geschaffen, dass wir Gutes tun können.“ (Nach Epheser 2,10) Das Buch endet mit den Worten, „Du bist einzigartig. Du bist etwas ganz Besonderes. Du bist wunderbar gemacht!“

Die Zeichnungen in diesem Buch sind wunderschön. Im Mittelpunkt stehen eine Vielzahl von niedlichen Tieren. Doch es gibt auf den Seiten noch viel mehr zum Entdecken.

Die Geschichte eignet sich gut für Kinder ab etwa drei Jahren. Sie macht deutlich, dass jeder wichtig und wertvoll ist. Gerade das Bild eines Puzzles, das unvollständig und im Grunde wertlos ist, wenn nur eins der Teile fehlt, verdeutlicht diesen Gedanken sehr gut.

Den Hund Bronco gibt es wirklich! Der bekannte Sportler Trebow, Autor dieses Buchs, hatte einen Hund Bronco, der als Vorbild für diese Geschichte diente.

Fazit: Ein wunderschönes Bilderbuch für Kinder im Vorschulalter, mit der Botschaft, dass jeder wichtig und wertvoll ist. Mit vielen Beispielen von Tieren, die beeinträchtigt sind, wird betont, dass wirklich jeder einen Beitrag leisten kann. Sehr empfehlenswert, und außerdem gut geeignet, um mit Kindern über Behinderungen zu sprechen.

Veröffentlicht am 28.08.2022

Unterhaltsam und informativ

Was macht die Eintagsfliege morgen? Noch mehr verrückte Fragen und verblüffende Antworten
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Rund 120 Fragen rund um die Natur werden in diesem Buch beantwortet. Es geht um drei Lebensräume, Wald, Wiese und Wasser. Auf einer Doppelseite zu jedem Habitat gibt es zuerst einmal interessante Fakten ...

Rund 120 Fragen rund um die Natur werden in diesem Buch beantwortet. Es geht um drei Lebensräume, Wald, Wiese und Wasser. Auf einer Doppelseite zu jedem Habitat gibt es zuerst einmal interessante Fakten zu entdecken, danach werden jeweils etwa vierzig spannende Fragen beantwortet.

So erfährt der Leser, zum Beispiel, welcher Baum am schnellsten wächst und warum Vögel im Schlaf nicht von den Ästen fallen. Warum es Waldbrände gibt und wozu Menschen Wiesen brauchen. Wem Marienkäfer Glück bringen und wie Blattläuse reagieren, wenn ihnen eine Kuh zu nahekommt. Wie Quellen entstehen und warum manche Flüsse weiblich und andere männlich sind. Und sehr viel mehr! Denn genau genommen steckt in jeder dieser Antworten noch so viel mehr Wissenswertes.

Neben Informationen über Tiere, Insekten, Bäume, Pflanzen und Gewässer, wird erklärt woher so manches Sprichwort kommt, zum Beispiel jemanden über den grünen Klee loben, oder was Bezeichnungen, wie Platzhirsch, bedeuten. Gut sind auch die wiederholten Hinweise auf das, was unsere Umwelt bedroht.

Die Gestaltung dieses hochwertigen Buchs ist wunderschön, mit dezenten Einfärbungen an den Seitenrändern und passende, teils lustige, Zeichnungen. Die Auswahl der Fragen bietet eine gute Mischung aus Sachen, die man sich schon immer gefragt hat, und anderes, das einem nie in den Sinn gekommen wäre und doch interessant ist.

Die empfohlene Altersangabe ab neun Jahren ist gut gewählt, allerdings werden sicher auch Erwachsene viel Freude an diesem kurzweiligen Buch haben!

Und nun am besten selbst lesen und herausfinden, wo man schleimige Klumpfüße findet, ob Insekten auch rückwärts fliegen können, und ob es auf Heu oder Stroh gemütlicher ist!

Fazit: Unterhaltsam, mit vielen wissenswerten Fakten rund um unsere Natur, ist dieses Buch absolut empfehlenswert, für Groß und Klein!

Veröffentlicht am 27.08.2022

Ohne Furcht die Gaben des Geistes nutzen

Den Heiligen Geist hören und verstehen
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Es gibt viel Verwirrung in christlichen Gemeinden, wenn es um die Gaben des Geistes geht – besonders was Gaben wie Prophetie, Heilung oder die Unterscheidung der Geister betrifft; eben solche Sachen, die ...

Es gibt viel Verwirrung in christlichen Gemeinden, wenn es um die Gaben des Geistes geht – besonders was Gaben wie Prophetie, Heilung oder die Unterscheidung der Geister betrifft; eben solche Sachen, die mit unserem gewöhnlichen Alltag scheinbar wenig zu tun haben. Gemeinden spalten sich, Christen beäugen sich kritisch. Darum ist es umso nötiger einen Wegweiser zu haben, der erklärt, wie man in guter Weise mit diesen Gaben umgeht. Ein Ratgeber, der Fragen beantwortet, wie: Gibt es das alles noch heutzutage? Wem nützt Prophetie? Vor allem aber, woher weiß ich, ob es wirklich Gott ist, der da spricht?

Rund 600 Seiten umfasst dieses Buch. Es ist ein überarbeiteter Nachdruck von zwei früher erschienen Werke des Autors. Im ersten Band, „Prophetisch leben, prophetisch dienen“, geht es um die Gabe der Prophetie im weiteren und engeren Sinne. Damit sind drei Bereiche gemeint: Gottes prophetische Reden in der Gemeinde, der Amt des Propheten, und das Hören auf Gott in alltäglichen Situationen. Hilfreich sind außerdem die Überlegungen des Autors zu der Frage ob, wann und in welcher Weise prophetische Eindrücke weitergegeben werden sollen.

Der zweite Band, „Herr, bist du es“ geht stärker auf das persönliche Hören auf Gott ein, wobei der Autor auch hier betont, wie wichtig es ist, Eindrücke gemeinsam mit anderen Christen zu prüfen. Hier zeigt sich als wertvoll, dass der Autor erklärt, dass unser Denken immer eine Mischung aus menschlichen, göttlichen und diabolischen Gedanken sein wird. Dazu gibt er Hilfen, wie das voneinander unterschieden werden kann.

Dieses umfassende Buch gibt keine eindeutigen Antworten und keine Checkliste, um genau festzustellen, ob das Gehörte Gott war oder nicht. Denn wenn Gott der Allmächtige ist und seine Größe unseren Verstand übersteigt, dann kann es gar nicht so einfach sein. Aber der Autor, langjähriger Theologe und Pastor, bietet in diesem Buch trotzdem unfassbar wertvolle Wegweisungen. Er gibt keine schnellen, oberflächlichen Antworten. Er blickt hinter die vordergründigen Fragen auf die Gottesbeziehung des Einzelnen und auf die Frucht. Dazu erzählt er sehr viel aus seiner reichen persönlichen Praxis und ermutigt den Leser in der Erwartung zu leben, dass Gott sie gebrauchen möchte. Dass Gott mit ihnen reden möchte und es an ihnen liegt zuzuhören.

Fazit: Trotz mancher Wiederholungen ist dieser ausgewogenen Ratgeber eine große Hilfe, wenn es darum geht die Geister zu unterscheiden. Sachlich und nüchtern, zeigt der Autor wertvolle Richtlinien zum Erkennen von göttlichem Reden, und er ermutigt aktiv auf Gott zu hören und andere durch das Reden Gottes zu ermutigen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 25.08.2022

Die Mutter

Im Dienst der Hoffnung
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Friederike Fliedner bemutterte nicht nur ihre eigenen Kinder, sondern auch unzählige junge Frauen, die in Kaiserswerth eine Diakonissenausbildung durchliefen. Besonders tragisch dabei war, dass die meisten ...

Friederike Fliedner bemutterte nicht nur ihre eigenen Kinder, sondern auch unzählige junge Frauen, die in Kaiserswerth eine Diakonissenausbildung durchliefen. Besonders tragisch dabei war, dass die meisten ihrer vielen leiblichen Kinder bei der Geburt starben. Trotzdem gab sie ihre letzte Kraft, um den ihr anvertrauten Frauen eine Ersatzmutter zu sein.

Friederike war Oberin der ersten Diakonissinnenanstalt der Neuzeit. Gemeinsam mit ihrem Mann entwickelte sie Konzepte und Richtlinien der Diakonissinnenausbildung. Sie lebte im 19. Jahrhundert, einer Zeit, die sich stark von der heutigen Zeit unterscheidet. Für eine Frau war es damals sehr ungewöhnlich eine Führungsposition innezuhaben, und für die jungen Frauen, die sich bei ihr als Krankenpflegerinnen und Kleinkinderlehrerinnen ausbilden ließen, gab es kaum berufliche Alternativen.

In einer Zeit mit großen Standesunterschieden, konnten Frauen aus armen Verhältnissen als Diakonissinnen eine gute bezahlte und zu ihnen passende Arbeit bekommen. „Und jede einzelne junge Frau, die zu ihnen kam, sollte eine gründliche Ausbildung bekommen, maßgeschneidert für ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten. … Aus Bauerntöchtern und Mägden – befehlsabhängig und kaum gebildet, weder schulisch noch charakterlich – konnten Frauen werden, die ganz auf sich gestellt und selbst weit von ihrem Mutterhaus entfernt, eine große Aufgabe übernehmen konnten.“

Dieses Buch zeichnet sehr detailgetreu Friederikes Leben nach. Von ihrer Jugend, in der sie den frühen Verlust der Mutter erleidet und anschließend Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister übernimmt, bis hin zu ihrer Ehe mit Theodor Fliedner und ihrer Aufgaben als Diakonissenmutter. Die Detailtreue ist manchmal ein Nachteil. So erfährt der Leser beispielsweise von verschiedenen Streitigkeiten unter den Pflegerinnen, die zwar deutlich machen, wie schwer Friederikes Aufgabe war, doch in dieser Genauigkeit den heutigen Leser nicht unbedingt interessieren.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass Friederike mit ihren Sonnen- und Schattenseiten gezeigt wird. Der Leser erfährt, dass sie auch mal gereizt und ungeduldig werden konnte, wie sie unter den langen Reisen ihres Mannes litt, und wie schwer es ihr manchmal fiel, ihren vielfältigen Rollen gerecht zu werden.

Beeindruckend ist ihre Liebe zu Jesus, ihr Wunsch ihm treu zu dienen, koste es, was es wolle.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Liedvers eines alten Liedes. Die Texte passen oft gut zum Gelesenen und sind teilweise sehr berührend.

Eine Stärke dieses Buchs ist die nachvollziehbare Beschreibung der damaligen Zeit. Wie damals die Pflege von Kranken aussah, wie schwierig das Reisen war, wie gefährlich Krankheiten waren, wie wenige Möglichkeiten Frauen hatten, das alles wird anschaulich geschildert und ist sehr interessant.

Die Zusammenfassung am Ende des Buchs dient als Interpretation von Friederikes Leben und ist darum eine gute Ergänzung zur Biografie.

Fazit: Eine inspirierende Lebensgeschichte, die einige Längen aufweist, und doch sehr empfehlenswert und interessant ist, vor allem für Menschen, die sich für Lebensgeschichten und für die Geschichte von christlichen Werken interessieren.