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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2024

Lebensrückblick

Meine Geschichte mit Gott, Gottes Geschichte mit mir
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Was möchte ich meinen Kindern hinterlassen? Nur Materielles oder auch Weisheit aus meinen mühsam erworbenen Lebenserfahrungen?

Dieses Buch bietet die Möglichkeit schreibend über das Leben nachzudenken. ...

Was möchte ich meinen Kindern hinterlassen? Nur Materielles oder auch Weisheit aus meinen mühsam erworbenen Lebenserfahrungen?

Dieses Buch bietet die Möglichkeit schreibend über das Leben nachzudenken. Die vielen Fragen, insgesamt etwa hundertvierzig, helfen sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist. In diesem Buch geht es nicht in erster Linie um die Erinnerung an Ereignisse, sondern um die tiefere Bedeutung von Erlebnissen, und wie ich als Person im Laufe des Lebens dadurch verändert wurde.

Die zwölf Kapitel beschäftigen sich mit verschiedenen Themen, doch es gibt auch Überschneidungen, die Einteilung ist also nur eine grobe Richtlinie. Von Kapitel zu Kapitel scheinen die Fragen allerdings mehr in die Tiefe zu gehen. Während es am Anfang um Menschen geht, um Familie, Freunde und andere Personen, die mich geprägt und eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt haben, laden die Fragen am Ende des Buches dazu ein, beispielsweise zu überlegen: Was bereue ich? Wie möchte ich in Erinnerung bleiben?

Wie der Titel des Buches vermuten lässt, liegt bei den Fragen die Betonung auf Erfahrungen mit Gott. Dabei wird auch nach schwierigen Erlebnissen, nach Zweifeln und Zeiten der vermeintlichen Gottesferne gefragt. Doch ebenso auch nach Gottesbegegnungen, neuen Erkenntnissen, Gebetserhörungen und positiven Gemeindeerfahrungen.

Das Buch macht mit der leuchtenden Goldprägung auf dem Cover und dem hochwertigen Papier einen edlen Eindruck. Die Schrift ist recht groß, und auch wenn die Fragen in jedem Lebensalter beantwortet werden können, scheint sich das Buch eher an Menschen ab der Lebensmitte zu richten. Mit Sicherheit eignet es sich gut als besonderes Geschenk für Großeltern und Eltern. Wunderschön wäre es, wenn Kinder und Eltern durch die Fragen ins Gespräch kommen - über Glaubenserfahrungen und besondere Erlebnisse mit Gott, über Kindheitserinnerungen und lehrreiche Situationen, aber auch über Missverständnisse im Miteinander und Verletzungen.

Fazit: Tagebuch einmal anders! Für dieses Buch können Leser sich so viel Zeit lassen, wie sie möchten. Stück für Stück kann so über das eigene Leben nachgedacht werden, und das Ergebnis je nach Wunsch mit anderen geteilt werden. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 30.04.2024

Der Sprung ins Ungewisse

Voll vertrauen
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Wenn die Bibel von Glauben spricht, ist nicht nur das Fürwahrhalten einer Tatsache gemeint. Die verwendeten Begriffe haben viel tiefere Bedeutungen, die von Beziehung und Nähe sprechen. In diesem Buch ...

Wenn die Bibel von Glauben spricht, ist nicht nur das Fürwahrhalten einer Tatsache gemeint. Die verwendeten Begriffe haben viel tiefere Bedeutungen, die von Beziehung und Nähe sprechen. In diesem Buch geht es um Vertrauen, das die Nähe zu Gott sucht und lernt bei ihm auszuharren, selbst wenn Lebenswege anders verlaufen als erwartet.

Jedes der drei Teile dieses Buches umfasst fünf Kapitel. Der Leser wird zu einer Glaubensreise eingeladen. Es beginnt mit grundsätzlichen Gedanken zum Thema Vertrauen, und auch den Gründen, warum es schwerfallen kann zu vertrauen. Der zweite Teil zeigt, wie ein Leben, das sich auf Gott verlässt, aussieht. Dabei dienen viele biblische Geschichten als Beispiele. Außerdem werden die Begriffe für Glaube und Vertrauen in der Bibel anschaulich erklärt. Im dritten Teil schließlich malt der Autor Lesern und Leserinnen vor Augen, wie reich Gott uns in unserer vertrauensvollen Beziehung mit ihm beschenkt. Am Schluss des Buches finden sich zu jedem Kapitel einige Fragen, die entweder allein bearbeitet oder mit anderen in einem Gesprächskreis besprochen werden können.

Diese überarbeitete Neuauflage ist wohl eins der persönlichsten Bücher von Thomas Härry. Er erzählt von seinen eigenen Zweifeln, von langsamen Glaubensschritten, und von der Freude an der Fürsorge Gottes, die er täglich erlebt. Theologisch fundiert und auf einfühlsame Weise spricht der Autor über Fragen, die aufkommen, wenn Gott in dunklen Zeiten fern scheint. Er geht auf wichtige Fragen ein, zum Beispiel ob Heilung von der Größe des Glaubens abhängt, oder ob Gott mich weiterhin führt, wenn ich eigene Wege eingeschlagen habe.

Das Bild, das Thomas Härry von Gott zeichnet, lädt zum Vertrauen ein. Ein liebevoller Vater, ein himmlischer Fürsprecher, das sind nur zwei der vielen biblischen Bilder für Gott, die der Autor vor Augen malt. Besonders berührend sind seine Gedanken über Gnade und Neuanfang, die auf das einundzwanzigste Kapitel des Johannesevangeliums beruhen.

Fazit: Dieses Buch zeigt, warum es so wichtig und wertvoll ist Gott zu vertrauen. Es geht auf Probleme beim Vertrauen ein, und malt ein wunderschönes Bild unseres himmlischen Vaters vor Augen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 29.04.2024

Liebes-Satt

Endlich Schluss mit dem Mangel - Zeit für Fülle
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Megan Fate Marshman beginnt mit einer treffenden Beschreibung unseres Lebens. Jeder läuft eifrig zu seinem Nächsten und streckt ihm seinen leeren Becher entgegen. Doch werden Liebe, ein Lob oder bestätigende ...

Megan Fate Marshman beginnt mit einer treffenden Beschreibung unseres Lebens. Jeder läuft eifrig zu seinem Nächsten und streckt ihm seinen leeren Becher entgegen. Doch werden Liebe, ein Lob oder bestätigende Worte vom anderen hineingefüllt, wächst nur die Sehnsucht nach mehr. Der Becher scheint bodenlos zu sein, denn so viel Liebe auch hineingegeben wird, es ist nie genug.

Die Pastorin Marshman erklärt in diesem Buch, warum unsere Sehnsucht nach Liebe nie wirklich von Menschen befriedigt werden kann. Auf anschauliche Weise zeigt sie, dass der Mensch darauf angelegt ist, in Beziehung mit seinem Schöpfer zu leben. Nur in dieser Beziehung findet ein Mensch wirkliche Erfüllung.

Das Buch ist in drei Kapitel unterteilt. Im ersten Kapitel erklärt die Autorin anhand der Schöpfungsgeschichte, wer die eigentliche Hauptfigur in unserem Leben ist. Im zweiten Kapitel zeigen eine Reihe von Bibelstellen aus dem Römerbrief den Weg zu Gott. Im dritten Kapitel dient die Frau am Brunnen im Johannesevangelium als Beispiel für ein Leben, das frei wird, um andere zu beschenken.

Der Schreibstil erinnert an eine Predigt. Wichtige Aussagen werden mehrmals wiederholt, Beispiele veranschaulichen das Gesagte, Bibeltexte werden ausgelegt. Die Autorin erzählt viel von ihrer Arbeit mit Jugendlichen, im Unterricht und auf Ferienfreizeiten. Dort ausgeführte Aktivitäten und die Reaktionen der Teilnehmerinnen darauf, dienen als ausgezeichnete Veranschaulichungen biblischer Wahrheiten. Daneben berichtet die Autorin auf authentische Weise von ihrem eigenen Versagen und wie sie aus ihren Fehlern lernt. Diese kleinen Anekdoten sorgen dafür, dass das Gesagte leicht verständlich und gut auf das eigene Leben übertragen werden kann.

Inhaltlich steht im Mittelpunkt dieses Buches eine Erklärung des Evangeliums: Dass wir Sünder sind und uns aus eigener Kraft nicht erlösen können. Dass alles, was zu einem erfüllten Leben führt, ein Gnadengeschenk ist und nicht verdient werden kann. Wer darüber hinaus tiefergehende Antworten auf die Frage nach Erfüllung sucht, wird vielleicht von diesem Buch enttäuscht werden. Es eignet sich vor allem, um Menschen den Weg zu Gott zu erklären oder auch um Menschen zu helfen, die sich schwer tun das kostenlose Geschenk der Gnade zu verstehen.

Die Sprache ist locker und einfach. Zielgruppe dieses Buches sind vermutlich junge Menschen, was an den Beispielen und der Sprache deutlich wird, und auch an den zahlreichen Hinweisen auf den Wunsch nach Followern in den sozialen Medien.

Fazit: Eine Einführung in den Glauben für junge Leser, die erklärt, wie Gott unsere tiefsten Sehnsüchte stillen möchte. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 25.04.2024

Wie Kinder glauben

Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig
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Seit etwa zehn Jahren ist Daniel Böcking Christ und nach wie vor von seinem neugefundenen Glauben begeistert. Gerade weil er ohne Glauben aufgewachsen ist, ist es ihm ein großes Anliegen, seinen Kindern ...

Seit etwa zehn Jahren ist Daniel Böcking Christ und nach wie vor von seinem neugefundenen Glauben begeistert. Gerade weil er ohne Glauben aufgewachsen ist, ist es ihm ein großes Anliegen, seinen Kindern von Anfang an den Glauben vorzuleben. Über die Gespräche mit seinen Kindern schreibt er in diesem kleinen Buch. Die achtundzwanzig Kapitel lassen sich jeweils in wenigen Minuten lesen. Sie wurden für das christliche Magazin „Pro“ geschrieben, und zwischen den Jahren 2017 und 2022 dort veröffentlicht.

Daniel verbringt gern Zeit mit seinen Kindern. Mal ist er zusammen mit ihnen zu Vorträgen unterwegs, mal übernachten sie im Wald. Fester Bestandteil ihres Tages ist das abendliche Beten. Der Familienvater sucht das Gespräch mit seinen Kindern über Gott. Er stellt ihnen Fragen, und sie haben natürlich auch jede Menge Fragen über den Glauben.

Warum hat Gott Stechmücken gemacht? Gibt es den Teufel wirklich? Warum macht Gott nicht, dass der Krieg aufhört? Solche und ähnliche Fragen versucht Daniel Böcking zu beantworten, dabei gibt er aber auch ehrlich zu, wenn er auf eine Frage keine befriedigende Antwort hat.

Da die Texte im Verlauf von fünf Jahren entstanden sind, können Leser mitverfolgen, wie die Familie wächst. Ein Baby wird geboren, die Kinder werden älter, ein Umzug steht an. Dazu kommen äußerliche Veränderungen, vor allem in der Zeit mit dem Corona-Virus und den dazugehörigen Einschränkungen. Das Grundthema in all den Jahren bleibt dasselbe: Ein Vater überlegt, wie kann ich meinen Kindern den Glauben vermitteln? Immer wieder kommt er zu dem Schluss, dass es wohl am wichtigsten ist diesen Glauben vorzuleben. Er lernt weniger Druck auszuüben und mehr zu vertrauen, dass Gott schon seinen Weg mit seinen geliebten Kindern gehen wird.

Fazit: Wunderschön geschrieben, vermittelt dieses Buch vor allem die Begeisterung und Dankbarkeit des Autors für den Glauben. Die kurzen Texte sind teils unterhaltsam, teils tiefsinnig, und immer voller Staunen über unseren großen Gott. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 23.04.2024

Ein fast Hundertjähriger Botschafter gegen das Vergessen

Albrecht Weinberg - »Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm«
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Albrecht Weinberg erlebt als junger Mann, wie sich das Denken von Freunden und Nachbarn allmählich verändert. Sein Vater ist ein geachteter Bürger und arbeitet als Viehhändler. Doch er leidet unter den ...

Albrecht Weinberg erlebt als junger Mann, wie sich das Denken von Freunden und Nachbarn allmählich verändert. Sein Vater ist ein geachteter Bürger und arbeitet als Viehhändler. Doch er leidet unter den zunehmenden Einschränkungen für Juden. Schon bald darf er nicht mehr seinen Beruf ausüben, und die Kinder nicht mehr die Schule besuchen. Besonders schmerzhaft für den Jungen Albrecht ist, dass sich Freunde nicht mehr mit ihm treffen dürfen.

Trotz der Pogrome, erlebt er jedoch mehrere glückliche Jahre auf einem landwirtschaftlichen Gut. Die dort von einer jüdischen Hilfsorganisation untergebrachten Jugendliche sollen Fertigkeiten erlernen, die ihnen bei einer eventuellen Emigration nützlich sein könnten. Viele seiner Freunde können sich ins Ausland retten, doch Albrecht nicht. 1943 wird er nach Ausschwitz deportiert.

Er überlebt. Gerade so, es ist eigentlich ein Wunder, dass der geschundene, abgemagerte junge Mann die Jahre in verschiedenen Arbeits- und Konzentrationslagern übersteht. Er möchte danach nur weg. Zusammen mit seiner Schwester lebt er ab 1947 in Amerika. Sie wollen eigentlich nie wieder zurück nach Deutschland. Doch als seine schwerkranke Schwester mehr Pflege braucht, als sie in Amerika bekommen kann, reist das Geschwisterpaar doch zurück in die alte Heimat. Nach ihrem Tod beginnt Albrecht von dem Erlebten zu erzählen. Der inzwischen fast Hundertjährige Mann hält Vorträge und sieht sich als Botschafter gegen das Vergessen. Vor allem junge Menschen möchte er informieren, und die Jugendliche lieben es Zeit mit Albrecht zu verbringen.

Die wahre Geschichte dieses Buches ist wertvoll und wichtig. Die eindrückliche Erzählung klingt noch lange nach. Albrecht Weinberg versteht es gut, die Unfassbarkeit der grausamen Taten darzustellen.

Die Geschichte wechselt zwischen zwei Zeitebenen. Auf der einen Seite verfolgt der Leser Weinbergs Leben von Anfang an, mit einem Schwerpunkt auf dem Erleben während des Dritten Reichs. Dazwischen wird abschnittsweise vom Neuanfang der Geschwister in Deutschland erzählt. Die Wechsel in die heutige Zeit bietet zwar eine Pause, um die geschilderten Schrecken zu verdauen, trotzdem wirken sie etwas störend.

Ich persönlich finde an diesem Buch besonders wertvoll, dass der Stimmungswechsel in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg anschaulich geschildert wird, zum Beispiel die zunehmende Einschränkungen für Juden und die Veränderung von Beziehungen bis hin zur Feindseligkeit. Ich hoffe, dass diese Erinnerungen von vielen gelesen werden und dass sie helfen, dass Menschen aller Nationalitäten und Rassen wertgeschätzt werden.

Fazit: Erinnerungen eines KZ-Überlebenden, die eindrücklich zeigen, wie schlimm die Judenverfolgung in Deutschland tatsächlich war. Sehr empfehlenswert!