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Veröffentlicht am 18.02.2024

Wer tut einem Kind so etwas an?

Ich war zu jung, um zu hassen. Meine Kindheit in Auschwitz
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Die kleine Luda lebt schon eine ganze Weile im Wald. Sie kann sich nicht so recht an ein richtiges Zuhause erinnern. Doch es gefällt ihr im Wald gut. Wenn sie nur nicht immer vor den Deutschen davonlaufen ...

Die kleine Luda lebt schon eine ganze Weile im Wald. Sie kann sich nicht so recht an ein richtiges Zuhause erinnern. Doch es gefällt ihr im Wald gut. Wenn sie nur nicht immer vor den Deutschen davonlaufen müssten.

Ihre Eltern sind Partisanen in Belarus. Sie wollen weder einen kommunistischen noch einen faschistischen Staat unterstützen. Sie wollen einfach frei sein. Und dafür setzen sie sich mit aller Kraft ein, riskieren ihr Leben.

Ludas Vater ist schon eingezogen worden, als sie und ihre Mutter gefangengenommen werden und nach Birkenau kommen. Auch ihre Großeltern sind dabei, sie werden aber gleich nach der schrecklichen Zugfahrt vergast. Mutter und Tochter werden getrennt, dabei ist Luda erst drei Jahre alt. Am schlimmsten für sie sind die Besuche Mengeles in ihrer Baracke, da versteckt sie sich immer so schnell sie kann. Denn wen er für seine Versuche auswählt wird, kehrt entweder gar nicht oder fast tot zurück.

Am Ende ist Luda das Kind, das Ausschwitz am längsten überlebt. Sie verbringt dreizehn Monate dort, bis das Konzentrationslager von den Russen befreit wird. Doch sie kann ihre Mutter nicht finden. Dem kleinen Mädchen wird gesagt, dass ihre Mutter tot ist. Knapp fünf Jahre alt, hat dieses Mädchen Schlimmeres erlebt als der gewöhnliche Mensch in seinem ganzen Leben. Wie kann das Leben nach einer solchen Erfahrung weitergehen? Wie wirkt sich das Erlebte auf diesen kleinen Menschen aus? Vor allem aber, wird sie ihre eigentliche Familie jemals finden?

Dieses berührende Buch ist ungeheuer wichtig. Sprachlich brillant, geben Wortbilder und Gedankenfetzen sehr gut das Erleben dieses kleinen Kindes an einem furchtbaren Ort wider. Sehr interessant ist auch Ludas weitere Lebensgeschichte, die zur Lidia umgetauft wird. Ihre Gefühle und Gedanken als Überlebende werden sehr gut geschildert; das Bedürfnis Essen aufzubewahren, das Loch der Sehnsucht nach ihrer Mutter im Herzen, das Einleben als verschrecktes Kind in einem neuen Zuhause.

Fazit: Dieses Buch ist sehr lesenswert und erzählt von einer wichtigen und schrecklichen Erfahrung, die nicht vergessen werden darf. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 12.02.2024

Befreit, um andere zu befreien

Die Zacken einer Krone
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Natalie heißt eigentlich Natascha, doch beim Neuanfang in Deutschland bekommt sie nicht nur das unverhoffte Glück einer verheißungsvollen Zukunft, sondern auch einen neuen Namen.

Sie ist knapp elf Jahre ...

Natalie heißt eigentlich Natascha, doch beim Neuanfang in Deutschland bekommt sie nicht nur das unverhoffte Glück einer verheißungsvollen Zukunft, sondern auch einen neuen Namen.

Sie ist knapp elf Jahre alt, als sie mit ihrem neuen Papa nach Deutschland reist. Davor muss dieser Papa wochenlang gegen die Behörden kämpfen, damit Natascha und ein weiteres Kind aus dem Kinderheim das Land verlassen dürfen.

Die ersten Jahre ihres Lebens ist Natascha mehr auf den Straßen zuhause als in der verdreckten Wohnung, die sie sich mit ihrer suchtkranken Mutter und ihrem gewalttätigen Halbbruder teilt. Essen muss sie sich selbst besorgen, wenn sie nicht verhungern will. Da ist sie schon dankbar, wenn sie im Müll eine Zahnpastatube findet, die nicht ganz ausgedrückt wurde.

Als ihre Mutter stirbt, kommt Natascha in ein christliches Kinderheim. Einerseits kann sie es nicht fassen, dass es nun jeden Tag etwas zum Essen gibt, einfach so, und sie sogar mehrere Garnituren Kleidung bekommt. Andererseits begehrt sie immer wieder gegen die Regeln und festen Strukturen auf. Denn das neunjährige Mädchen ist seit vielen Jahren gewohnt eigenständig über ihr Leben zu bestimmen.

Ins Kinderheim kommen oft Besucher aus dem Traumland Deutschland. Eines Tages ist Natascha die Glückliche, die ein neues Zuhause in diesem Paradies bekommt. Sie rechnet allerdings nicht damit, dass es dort ebenso Regeln geben wird, und sie auch noch eine fremde Sprache lernen muss.

Dieses spannende Buch berichtet von Nataschas Kindheit auf den Straßen Kasachstans, vom schwierigen Start in der neuen Heimat, von ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben, und von den Freuden und Herausforderungen als Ehefrau, Mutter und Initiatorin von mehreren sozialen Projekten. Das befreite Königskind setzt sich mit Vorliebe für unterdrückte und benachteiligte Menschen ein, denn sie möchte, dass auch sie die wunderbare Liebe des himmlischen Vaters erleben.

Vor allem der erste Teil, mit Nataschas Erlebnissen in Kasachstan, ist sehr bewegend. Beim Lesen erwachen die Szenen zum Leben; die ekelerregenden Gerüche, die angstmachenden Geräusche, die Trostlosigkeit der verdreckten Umgebung. Doch der gute Schreibstil und die Spannung lassen auch in den späteren Kapiteln nicht nach, wenn beispielsweise ein Wohnwagenpark von Prostituierten beschrieben wird, oder die Hilflosigkeit angesichts einer unerwarteten Krankheit.

Fazit: Ein bewegendes Buch über das Schicksal eines Mädchens in Kasachstan, das nach einer Adoption in Deutschland eine neue Chance bekommt. Es ist inspirierend von der Gottesbeziehung der Autorin zu lesen, und wie sie die empfangene Liebe weitergeben möchte. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 07.02.2024

Hoffnung und versöhnte Beziehungen durch Jesus

Er rief mich aus der Dunkelheit
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Wenig an Elizabeths Leben erinnert an ihre entbehrungsreiche und notvolle Kindheit. Es ist kaum zu glauben, welche Veränderungen der Glaube an Jesus in ihrer Familie bewirkt hat.

Sie stammt aus einem ...

Wenig an Elizabeths Leben erinnert an ihre entbehrungsreiche und notvolle Kindheit. Es ist kaum zu glauben, welche Veränderungen der Glaube an Jesus in ihrer Familie bewirkt hat.

Sie stammt aus einem kleinen Ort in den Bergen des Himalajas. Ihre Mutter wird schon mit fünfzehn Jahren verheiratet. Obwohl der Mann, der für sie ausgesucht wurde, gut mit ihr umgeht, erleidet sie viel Not von ihren Schwiegereltern. Ihr großes Vergehen: Sie bekommt nur Mädchen und keine Jungs.

Als die Situation eskaliert, verlassen Elizabeths Eltern ihr Zuhause und fangen im Süden Nepals neu an. Aus wirtschaftlichen Gründen ziehen sie schließlich weiter nach Indien und Bhutan.

Elizabeth wird als achtes und jüngstes Kind der Familie geboren. Wieder ein Mädchen. Doch nicht nur, dass sie das falsche Geschlecht hat, belastet ihr junges Leben. Als ihr Vater kurz nach ihrer Geburt stirbt, wird dem Säugling die Schuld gegeben. Man meint, dass ein Fluch auf ihr lastet.

Ihre Kindheit ist geprägt von einer lieblosen Atmosphäre. Vor allem die schweren Anfeindungen ihrer Mutter machen dem kleinen Mädchen zu schaffen. Doch nach und nach ändert sich alles. Eine ihrer großen Schwestern besucht eine Gemeinde, die sich heimlich trifft. Nacheinander kommen andere Familienmitglieder dazu, auch Elizabeth und ihre Mutter. Das neue Leben mit Gott bringt Versöhnung und Frieden in die Familie.

Besonders faszinierend an dieser Geschichte ist die große Veränderung, die der Glaube in diese heidnische Familie bringt. Etwas mehr als die Hälfte der Geschichte erzählt von Elizabeths Leben in Nepal, von ihrer Kindheit, ihren Gemeindeerfahrungen, ihren Reisen und ihrer ersten Ehe. In der zweiten Hälfte des Buchs berichtet sie über ihr Leben in Deutschland und über Besuche in der Heimat.

Es macht Spaß dieses gut geschriebene Buch zu lesen. Elizabeths Geschichte ist interessant und lesenswert. Die Fotos sind eine schöne Ergänzung. Spannend ist vor allem der erste Teil, der von der so anderen Kultur der Menschen in Nepal erzählt. Beeindruckend ist es auch zu lesen, wie Gott dort wirkt.

Fazit: Eine Lebensgeschichte, die vor allem die Veränderung, die Gott in das Leben einer Familie bringen kann, großmacht. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.02.2024

Die Würde eines jeden Menschen

Das Kleinste ist nicht zu klein
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Schon lange als erfolgreiche Sängerin bekannt, erzählt Sarah Brendel in diesem Buch faszinierende Geschichten aus ihrem Leben.

Ihr Start ins Leben ist hart. Die Eltern müssen beide wegen ihrer Drogensucht ...

Schon lange als erfolgreiche Sängerin bekannt, erzählt Sarah Brendel in diesem Buch faszinierende Geschichten aus ihrem Leben.

Ihr Start ins Leben ist hart. Die Eltern müssen beide wegen ihrer Drogensucht ins Gefängnis, und Sarah verbringt die ersten vier Jahre ihres Lebens fern von ihrer Familie – anfangs bei Verwandten, später in einem trostlosen Kinderheim und bei einer Pflegefamilie. Doch auf wunderbare Weise verändert Gott das Leben ihrer Eltern. Sie kommen frei, sowohl aus dem Gefängnis als auch von den Drogen. Eine Bilderbuch-Kindheit beginnt für Sarah und die vielen Geschwistern, die folgen.

In diesem Buch erzählt Sarah Brendel ihre Lebensgeschichte. Dabei geht es vor allem auch um ihre Entdeckung der Musik und ihre Erfahrungen als Künstlerin, daneben spielt aber auch der gelebte Glaube eine große Rolle. Ob Obdachlose, Gefangene, Flüchtlinge oder misshandelte Frauen, sie möchte dort sein, wo die Not groß ist, und mit Liedern und tatkräftiger Hilfe unterstützen.

Dieser Wunsch führt sie rund um die Welt. Ihre Schilderungen aus Indien und Afrika, Griechenland und Albanien, sind ebenso faszinierend wie die Erzählungen über Menschen in Deutschland, am Bahnhof, in der Fußgängerzone oder in Abschiebehaft. Mitzuerleben, wie leicht es sein kann, einen Menschen wirklich zu sehen und ihm zu helfen, ist eine große Stärke dieses Buchs. Menschen um sich herum wahrnehmen, anstatt nur mit sich und den eigenen Sorgen beschäftigt zu sein.

Dabei verschweigt Sarah nicht, dass Hilfe ausgenutzt oder ein Angebot der Gastfreundschaft überstrapaziert werden kann. Auch von ihren eigenen Schwächen und ihrem Versagen erzählt sie offen.

Sprachlich ist dieses Buch ein Genuss. Wie bunte Mosaiksteine, malt Sarah mit ihren Worten Bilder von fernen Ländern und von hoffnungslosen Menschen vor Augen. Schicksale werden so beschrieben, dass es leicht ist mit den Menschen mitzufühlen. Besonders schön sind die vielen Zitate aus den verschiedensten Werken, die im Buch eingestreut sind.

Fazit: Eine Künstlerin sucht die Nähe zu Menschen, die leicht übersehen werden und zeigt so, wie wichtig und auch einfach es ist, Mitgefühl zu zeigen und praktisch zu helfen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.02.2024

Ein schwieriger Ehestart

Die ehrenhafte Mrs Hale
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Mittellos und nach einer langen Reise müde und ausgehungert, will Julia einfach nur nach Hause. Vor allem sucht sie nach einem sicheren Ort für das geliebte Baby in ihren Armen. Ihr Mann, Thomas, ist seit ...

Mittellos und nach einer langen Reise müde und ausgehungert, will Julia einfach nur nach Hause. Vor allem sucht sie nach einem sicheren Ort für das geliebte Baby in ihren Armen. Ihr Mann, Thomas, ist seit Monaten spurlos verschwunden. Als alles Geld aufgebraucht ist, sieht Julia keinen anderen Ausweg als zurück zu ihrer Familie zu gehen. Dieser Schritt fällt ihr so schwer, ist sie doch vor wenigen Jahren von Zuhause weggelaufen, um gegen den Willen ihrer Familie zu heiraten.

Julias Mutter freut sich, dass ihr Mädchen wieder Zuhause ist. Am besten die Ehe annullieren! Doch Julia hofft so sehr, dass ihr Thomas zurückkehrt. Als er wenig später tatsächlich vor der Tür steht, kann das junge Paar nicht einfach weitermachen, wo es vor seinem Verschwinden aufgehört hat. Zu viel ist in der Zwischenzeit geschehen.

In diesem Regency-Roman spielt das Thema Versöhnung eine große Rolle. Versöhnung mit der Familie, mit dem Ehepartner, und mit Gott. Erkenntnis der Sünde, ob für offensichtliche Verfehlungen oder für Herzenshaltungen, gehen der Versöhnung voraus. Der Glaube spielt in der Erzählung eine wichtige Rolle, und die Hinweise darauf fügen sich gut in die Erzählung ein. Jeder Lebensweg und jede Persönlichkeit ist anders, doch die Veränderung und Vergebung durch den Glauben scheint so schnell zu gehen, dass es nicht ganz glaubwürdig erscheint, vor allem bei Julia.

Dieses Buch ist das sechste in einer Reihe von Liebesgeschichten, die in der Regency-Ära spielen. Die Erzählung steht für sich allein da, allerdings ist es für Leser der Reihe schön, liebgewordene Charaktere der anderen Büchern wieder zu begegnen. Während es in den anderen Büchern um das Finden des Ehepartners geht, liegt bei diesem Buch der Schwerpunkt auf das Ausharren bei Schwierigkeiten in einer bereits geschlossenen Ehe.

Fazit: Spannend und mit unerwarteten Wendungen, ist diese Regency-Liebesgeschichte eine lohnende Lektüre. Vergebung und Gnade werden auf überzeugende Weise als Antwort auf Schuld und Scham gezeichnet. Empfehlenswert, vor allem für Menschen, die gern historische Romane lesen!