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Veröffentlicht am 27.09.2016

Das Böse in ihm

Wintertod
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Um es gleich vorwegzunehmen, „Ein dunkler Sommer“ von Thomas Nommensen hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Wintertod“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen spannenden ...


Um es gleich vorwegzunehmen, „Ein dunkler Sommer“ von Thomas Nommensen hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Wintertod“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen spannenden Krimi hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Winter in Berlin. Nach einem traumatischen Erlebnis in der Schleswig-Holsteinischen Provinz hat sich Hauptkommissar Arne Larsen in die Hauptstadt versetzen lassen. Als auf einem alten Friedhof eine Leiche gefunden wird, übernimmt Larsen die Ermittlungen zusammen mit seiner neuen Kollegin und Chefin Mayla Aslan.
Mord oder Selbstmord? „Wintertod“ ist der 2. Fall für den jungen, eigensinnigen Arne Larsen. Gleich mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen:
- Die Polizei, die im Fall der toten Frau auf dem verlassenen Friedhof ermittelt,
- Lea Zeisberg, eine Lehrerin, die an ihrer Schule eine Beobachtung macht und nachforscht sowie
- Rückblenden in die 70er Jahre der DDR, die vom Schicksal des kleinen Martin erzählen.
Wo ist die Verbindung? Die Polizei tappt im Dunkeln. Sie treffen auf Zeugen, die nichts gesehen und noch weniger gehört haben. Erst eine weitere Leiche führt die beiden Ermittler auf die richtige Spur…
Thomas Nommensen öffnet ein dunkles Kapitel der Deutsch-Deutschen Geschichte. Nach dem Mauerfall wird gemauschelt und vertuscht. Die Wahrheit kommt erst ganz am Ende ans Licht.
Es geht um Gewalt gegen Kinder. Die Geschichte wiederholt sich. Aus Opfern werden Täter. Eine Konfliktsituation, die den Leser emotional einbindet und verführt, seinen Fuß auf die falsche Seite zu stellen. Auch mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht.
Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Arne habe ich mich sehr gefreut. Auch die geheimnisvolle Mayla ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie hat türkische Wurzeln und das Verhältnis zu ihrer Familie scheint kompliziert zu sein.
Selbst, wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut. Eine Geschichte mit vielen falschen Fährten, dramatischen Wendungen und einem intensiven Spannungsbogen bis zum überraschenden Ende.
Arne, Mayla und Harald Fricke, eine sympathische Truppe, der ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit: Ein Kriminalroman mit Tiefgang. Abgründig und packend zugleich!

Veröffentlicht am 16.09.2016

Ein sicherer Ort?

Die Schande der Lebenden
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Um es gleich vorwegzunehmen, „Die Lügen der Anderen“ von Mark Billingham hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Die Schande der Lebenden“. Die Inhaltsangabe ließ erneut ...


Um es gleich vorwegzunehmen, „Die Lügen der Anderen“ von Mark Billingham hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Die Schande der Lebenden“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen packenden Psychothriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Fünf Menschen treffen sich jeden Montagabend im Haus eines Londoner Therapeuten. Sie alle haben eine Suchtkarriere hinter sich und versuchen nun, mit Unterstützung der Gruppensitzungen nicht rückfällig zu werden. Spannungen und Streit sind vorprogrammiert. Tony De Silva leitet diese Gruppe. Früher war er selbst ein Junkie.
Eines Tages wird ein Gruppenmitglied tot aufgefunden, ermordet in der eigenen Wohnung. Nicola Tanner und ihr Kollege ermitteln. Doch eine eiserne Regel verhindert die schnelle Auflösung. Zitat: »Dieser Kreis ist ein sicherer Ort. Seine Regeln gelten uneingeschränkt. Was auch immer in diesem Kreis besprochen wird, dringt niemals nach außen…«
„Die Schande der Lebenden“ ist eine Geschichte über Sucht und Lügen, Scham und Mord und besticht durch perfekte psychologische Hochspannung. Opfer und Täter bleiben lange im Dunkeln. Auch wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut. Denn erst ganz am Schluss weiß man wirklich, was passiert ist.
Wechselnde Zeitebenen, die mit „Damals“ oder „Jetzt“ überschrieben sind sowie wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Schnell ist klar, dass der Mörder nur ein Teilnehmer der Suchtgruppe sein kann. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint.
Zitat: »Heather ist der Prügelknabe«, sagt Chris. »Robin ist ein langweiliger Besserwisser mit haarigen Ohren, Caroline, eine fette Kuh und Diana eine verzogene Zicke mit zu viel Zeit. Kann ich jetzt wieder auf meinen Platz? « Chris selbst ist schwul und spielt gern den Clown. Und welche Rolle spielt Tony?

Fazit: Beste psychologische Spannung. Ein echter Billingham eben. Sehr zu empfehlen!


Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn der Jäger zum Gejagten wird

Sieben minus eins
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All diese verschwundenen Mädchen. Sie verfolgen den Stockholmer Kriminalkommissar Sam Berger bis tief in seine Träume. Berger und sein Team finden Blutspuren: Da muss jemand 15-jährige Schulmädchen hassen. ...


All diese verschwundenen Mädchen. Sie verfolgen den Stockholmer Kriminalkommissar Sam Berger bis tief in seine Träume. Berger und sein Team finden Blutspuren: Da muss jemand 15-jährige Schulmädchen hassen. Aber warum?
Sam Berger muss sich erinnern. Denn seine eigene Vergangenheit ist eng verbunden mit den aktuellen Entführungsfällen. Dann stößt er auf eine geheimnisvolle Frau. Doch da hat er sein Schicksal schon längst nicht mehr selbst in der Hand.
Wird es der Polizei gelingen, die Mädchen noch lebend zu finden - und ihren grausamen Entführer? Ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
„Sieben minus eins“ punktet mit vielen grausigen Einfällen, Twists & Turns, mit denen Arne Dahl die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Eine Geschichte, die sich zudem flott und flüssig lesen lässt. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint.
Die Vergangenheit wirft lange Schatten, die der Autor gründlich ausleuchtet. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis.
Sam Berger ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er schleppt einiges an Ballast mit, verfängt sich in seiner Vergangenheit. Das Thema Zeit dominiert seine Gedanken. Und so überrascht es nicht wirklich, dass er alte Uhren sammelt. Überhaupt ist Berger sehr analog.
Molly Blom hat sich wegen chronischer Migräne einer Botox-Behandlung unterzogen. Ihr scheint jedes Mitgefühl zu fehlen. Eine starke Frau, die Berger zeigt, wo der Hammer hängt. Sie arbeitet für eine interne Einheit der Säpo, dem schwedischen Geheimdienst.
„Sieben minus eins“ ist der Beginn einer neuen Krimiserie um das Ermittlerduo Sam Berger und Molly Blom - psychologisch raffiniert, voller abgründiger Wendungen und unglaublich spannend bis zum überraschenden Ende, das geradezu nach einer Fortsetzung schreit.

Fazit: Berger und Blom, ein neues starkes Team. Schwedisch. Schnell. Spånnend.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Der Todesprophet
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Um es gleich vorwegzunehmen, „Unvergolten“ von Chris Karlden hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Der Todesprophet“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen packenden ...


Um es gleich vorwegzunehmen, „Unvergolten“ von Chris Karlden hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Der Todesprophet“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen packenden Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Der Autor geht gleich in medias res: Der Berliner Journalist Ben Weidner gerät in Äthiopien in Gefangenschaft und muss einen Mann erschießen, wenn er überleben will. Seitdem leidet er an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, hat Flashbacks und Blackouts.
15 Monate später. Ben hat alles verloren, seinen Job, seine Frau Nicole und die gemeinsame Tochter Lisa. Als Tamara, eine Bekannte seines Freundes Viktor, brutal ermordet wird, gerät Ben unter Verdacht. Denn Ben war zur Tatzeit in ihrer Wohnung. Aber, er kann sich nicht erinnern!
Schon bald gibt es ein weiteres Opfer mit demselben Modus Operandi. Der Täter scheint religiös verblendet. Ein Racheengel, der Frauen umbringt, die in seinen Augen schuldig sind, weil sie ihre Ehemänner verlassen haben: „Bis dass der Tod euch scheidet.“
Plötzlich sind auch Nicole und Lisa verschwunden. Kriminalhauptkommissar Lutz Hartmann und seine Kollegin Sarah Winter tappen im Dunkeln. Um seine Familie zu retten, begibt sich Ben auf eine verzweifelte Suche…
„Der Todesprophet“ punktet mit vielen grausigen Einfällen, Twists & Turns, mit denen Chris Karlden, der Meister der Irrungen und Wendungen, die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Eine Geschichte, die sich zudem flott und flüssig lesen lässt. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint.
Die Vergangenheit wirft lange Schatten, die der Autor gründlich ausleuchtet. Wechselnde Perspektiven, auch aus Sicht des Killers, sorgen für Dynamik. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis. Die Auflösung ist überraschend, absolut stimmig und schreit geradezu nach einer Fortsetzung.

Fazit: Abgründiger, nervenzerreißender Thriller, der mich mordsmäßig gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Flammender Hass

Im Feuer
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Frankfurt/Main Airport: Roger Cappel vertauscht seinen Alukoffer mit dem von God Zylla, einem Gangsta-Rapper. Beobachtet wird er dabei von Kim und einem bärtigen Mann. Eine wilde Verfolgungsjagd und ein ...

Frankfurt/Main Airport: Roger Cappel vertauscht seinen Alukoffer mit dem von God Zylla, einem Gangsta-Rapper. Beobachtet wird er dabei von Kim und einem bärtigen Mann. Eine wilde Verfolgungsjagd und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Texas/USA: Außerdem gibt es Rückblicke in die Vergangenheit in Form von Tagebucheinträgen. Wer ist dieser Ich-Erzähler? Was haben beide Handlungsstränge miteinander zu tun?

Es geht um verschwundene Kunstwerke, die im Rahmen einer Restaurierung durch Kopien ersetzt wurden. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint. Roger ist smart und cool, Kim tought und nicht dumm. Er betreibt dieses Spiel aus Spaß, sie ist Detektivin. Um seine Unschuld zu beweisen, gerät Roger immer mehr in ein Netz aus Lügen und Intrigen, in das auch seine Stiefmutter verstrickt zu sein scheint.

Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die auf Tatsachen beruht, aber auch krude Verschwörungstheorien enthält. „Im Feuer“ ist ein globaler Thriller, der unter anderem in Frankfurt/M., Texas, Paris, Florenz, London und Macao spielt. Alles ziemlich schräg und amüsant, aber auch rasant und actionreich. Sprachlich locker, teilweise sexistisch.

Dass Eva Lirot und Hughes Schlueter im Finale nochmal richtig Gas geben, steigert das Lesevergnügen. Denn einige Überraschungen gegen Ende des Thrillers halten die Autoren für ihre Leser noch bereit.

Fazit: Gelungene Mischung aus Kunst und Kultur, Fiktion und Fakten mit einem ungewöhnlichen Paar. Kurzweilig und unterhaltsam!