Düster und beklemmend
Das Tor
Lange Warteschlangen, maskierte Gesichter, kein Vorwärtskommen. In Tagen wie diese, bekommt „Das Tor“ der ägyptischen Autorin Basma Abdel Aziz eine erschreckend reale Bedeutung. Worum geht es?
Seit der ...
Lange Warteschlangen, maskierte Gesichter, kein Vorwärtskommen. In Tagen wie diese, bekommt „Das Tor“ der ägyptischen Autorin Basma Abdel Aziz eine erschreckend reale Bedeutung. Worum geht es?
Seit der mit Gewalt niedergeschlagenen Revolution brauchen die Bürger eines nicht genannten arabischen Landes für jede Kleinigkeit die Genehmigung des Staates. Um die zu erhalten, müssen sie sich vor einem riesigen Tor anstellen. Die Schlange der Menschen, die in der Hitze warten, wird länger und länger, ihre Verzweiflung immer größer. Und doch will keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, dass sich das Tor eines Tages öffnen wird.
Auch Yahya reiht sich mit einer blutenden Wunde in die Schlange ein. Denn er trägt eine „staatliche Kugel“ im Körper. Zum Extrahieren und Entfernen der Kugel braucht er eine Genehmigung. Angeschossen wurde Yahya bei Zusammenstößen von Sicherheitskräften und Demonstranten. Yahya ist damit gleichzeitig Kronzeuge und Beweisstück der sogenannten „Schändlichen Ereignisse“, die laut Regierung nie stattfanden.
Basma Abdel Aziz zeichnet in ihrer Dystopie das Bild eines Regimes, in der die Bürokratie und absurde Unterweisungen die Menschen zermürbt. Anhand von diversen Einzelschicksalen schildert die Autorin die Gedanken und Gefühle der Menschen, deren Freiheiten immer mehr eingeschränkt werden sowie die fortschreitende Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus.
Mich hat die Geschichte sofort an Ägypten erinnert. 2011: Der Arabische Frühling. Sommer 2012: Mubarak gestürzt, Mursi zum Präsidenten gewählt. Dann 2013 der Militärputsch von as-Sisi. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Auch, wenn mich das Ende etwas zwiespältig zurücklässt.
Fazit: Düstere Vision über Macht und Kontrolle eines fiktiven totalitären Staates. Erschreckend real.