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Veröffentlicht am 27.05.2019

Wer ist der Bär?

Die stille Tochter
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„Die stille Tochter“ ist bereits der 4. Fall für den norwegischen Ermittler Tommy Bergmann und - um dies gleich vorweg zu sagen - hoffentlich nicht der letzte. Worum geht es?
Oslo, 2016: In einem See ...


„Die stille Tochter“ ist bereits der 4. Fall für den norwegischen Ermittler Tommy Bergmann und - um dies gleich vorweg zu sagen - hoffentlich nicht der letzte. Worum geht es?
Oslo, 2016: In einem See werden die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Handelt es sich um die 1982 verschwundene, ehemalige DDR-Bürgerin und KGB-Agentin Christel Heinze?
Kurz darauf wird Arvid Storholt ermordet. Er war Norwegens berühmtester Spion. Christel kannte Storholt. War er ein Verräter?
Tommy Bergmann, Kenner menschlicher Abgründe und Ex-Polizist, ermittelt für den norwegischen Geheimdienst. Er verbeißt sich in den Fall, der ihn zum größten Spion führen wird, den Norwegen je gehabt hat, dem Mann, der davon gekommen ist: der Bär.
„Die stille Tochter“ ist ein packender Agententhriller mit einem richtig guten Plot voller Überraschungen. Gekonnt springt Gard Sveen durch Zeit und Raum. Das führt nicht nur zu mehr Dynamik, sondern steigert auch die Spannung.
Das Schicksal der 17-jährigen Ostberliner Schwimmerin Christel Heinze hat mich sehr berührt.
Anlässlich eines Wettkampfes in Oslo gelingt ihr 1973 über die westdeutsche Botschaft die Flucht in die Freiheit. Doch im Westen ist sie nicht willkommen. Man hält sie für einen Stasispitzel. Und so kehrt Christel bald als Studentin nach Oslo zurück.
Dort gerät sie in die Fänge des KGB. Man benutzt ihre Familie in Ostberlin als Druckmittel und zwingt Christel zur Spionage für Russland.
Tommy Bergmann hat sich ohne Zweifel weiterentwickelt. Anfangs hatte er sein Leben kaum unter Kontrolle. Inzwischen hat er seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt und geht gerne mit dem monströsen Bullterrier Bulle spazieren.

Fazit: Tommy in Höchstform. Hammer!

Veröffentlicht am 26.05.2019

Wer ist gut und wer ist böse?

Auris
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„Auris“ erzählt von einem Mann, der anhand von Stimmen und Geräuschen ein Profil von Menschen erstellt. Vincent Kliesch schrieb diesen Roman nach einer Idee von Sebastian Fitzek. Doch worum geht es?
Professor ...


„Auris“ erzählt von einem Mann, der anhand von Stimmen und Geräuschen ein Profil von Menschen erstellt. Vincent Kliesch schrieb diesen Roman nach einer Idee von Sebastian Fitzek. Doch worum geht es?
Professor Dr. Matthias Hegel wird zu einem Tatort gerufen. Er ist forensischer Phonetiker. Und so kann er zwei Kinder aus der Hand eines Mannes befreien, der einen Schlaganfall hatte. Was für eine verrückte Geschichte!
Und dann gesteht Hegel, eine Leiche im Keller zu haben. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Last but not least ein Rückblick nach Buenos Aires, zwei Jahre zuvor. Wir lernen Jula Ansorge kennen, eine junge True-Crime-Podcasterin. Doch diese Bekanntschaft endet in Erde, Blut und Schmerz.
Was haben beide Handlungsstränge miteinander zu tun?
Durch die gelungene Zusammenarbeit zweier Thriller-Autoren erhält der Leser interessante Einblicke in einen faszinierenden Bereich der Forensik. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, unerwartete Wendungen und ein atemraubendes Erzähltempo zeichnen diesen Thriller der Extra-Klasse aus.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Jula ist mir sofort ans Herz gewachsen. Buenos Aires hat sie traumatisiert. Hegel hat das absolute Gehör und ist ein anerkannter forensischer Experte auf dem Gebiet der Phonetik.
Sein Fall weckt Julas Neugier. Im Laufe ihrer Recherche hegt sie mehr und mehr Zweifel an der Schuld Hegels. Das Psycho-Duell der beiden, das über mehrere Runden geht, bildet eine eigene Geschichte in der Geschichte. Toll gemacht und sehr glaubwürdig, soweit man das als Laie beurteilen kann.

Fazit: Spannender Auftakt einer neuen Serie. Ein Highlight!

Veröffentlicht am 26.05.2019

Vom Schlachten der Schafe

Der Seelenhirte
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Um es gleich zu sagen, „Der Seelenhirte“ von Elias Haller, der dritte Band um die exzentrische Leipziger Kriminalhauptkommissarin Klara Frost kommt ziemlich blutig daher, ist also nichts für schwache ...


Um es gleich zu sagen, „Der Seelenhirte“ von Elias Haller, der dritte Band um die exzentrische Leipziger Kriminalhauptkommissarin Klara Frost kommt ziemlich blutig daher, ist also nichts für schwache Nerven. Worum geht es?
Auf dem Hof eines Schafzüchters bietet sich ein grausames Bild: Die ganze Familie wird kaltblütig und brutal ausgelöscht, ein Teil der Opfer mit einem Schwert enthauptet.
Als ein weiterer Doppelmord geschieht, entdeckt Klara, Kennerin menschlicher Abgründe, einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem fiktiven Werk eines Autors: Es geht um die Kardinaltugenden. Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit und Klugheit.
Eine faszinierende Geschichte in der Geschichte. Als wäre das alles nicht schon genug, bekommt Klara es auch noch mit einem Stalker zu tun.
Über das Wiedersehen mit Klara & Co habe ich mich gefreut, auch wenn ich immer noch ein bisschen mit ihr fremdel. Aber sie muss mir ja nicht sympathisch sein. Hauptsache, sie macht ihren Job. Unterstützt wird sie diesmal von ihrem Praktikanten Oli P.
Spannend keine Frage, aber auch blutig und brutal. Dazu die derbe Sprache. Der Thriller hat alles, was das halbwegs gesunde Menschenhirn an Obsessionen, Foltern und Metzeleien ausbrüten kann - einschließlich eines religiös verblendeten Killers, einer toughen Ermittlerin und eines actionreichen Showdowns.
„Der Seelenhirte“ ist nach „Der Augenmacher“ und „Der Todesschöpfer“ bereits der dritte Fall für Klara Frost. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist.

Fazit: Ein echter Haller. Blutig, brutal - und unwiderstehlich.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Psychologische Hochspannung

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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„Unbarmherzig“ ist bereits der 2. Fall für die sympathische Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, ...

„Unbarmherzig“ ist bereits der 2. Fall für die sympathische Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Als in dem idyllischen Dorf Altbruck zwei Leichen gefunden werden, die mehrere Jahrzehnte verscharrt gewesen waren, übernimmt Gina die Ermittlungen. Ihr gelingt es tatsächlich, die Identität der Toten zu klären. Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich da weitaus schwieriger.
Unter den Bewohnern greifen die Verdächtigungen um sich: War es ein Fremder oder einer von ihnen? Gina muss gegen das Schweigen der eingeschworenen Gemeinschaft ankommen, die Probleme lieber unter sich löst. Jeder weiß etwas, doch niemand spricht darüber.
Währenddessen kümmert sich ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort um die gemeinsame Tochter. Und was hat die Frau, die Ginas Familie stalkt, mit dem Fall zu tun?
Inge Löhnig hat ihren neuen Kriminalroman wieder routiniert in Szene gesetzt. „Unbarmherzig“ thematisiert ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte. Es geht um Das Dritte Reich, eine Heeresmunitionsanstalt und Zwangsarbeit. Alles bestens recherchiert.
„Unbarmherzig“ punktet mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen, mit denen die Autorin die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Beide Fälle werden am Ende schlüssig aufgelöst.

Fazit: Spannendes Familiendrama mit historischem Bezug. Unblutig!

Veröffentlicht am 06.05.2019

Brennpunkt Banlieue

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Nach der Ermordung der 14-jährigen Aïcha treffen Zara, Profilerin bei Europol, und ihre verfeindete Zwillingsschwester Zoë, die für die korsische Mafia tätig ist, in Marseille aufeinander.
Aïcha ist die ...


Nach der Ermordung der 14-jährigen Aïcha treffen Zara, Profilerin bei Europol, und ihre verfeindete Zwillingsschwester Zoë, die für die korsische Mafia tätig ist, in Marseille aufeinander.
Aïcha ist die Tochter Senegalesischer Einwanderer. Wer hat sie ermordet und warum?
„Zara & Zoë: Rache in Marseille“ ist mein erster Roman von Alexander Oetker. Seine Aquitaine-Krimis kenne ich nicht. Es geht um den Kampf gegen den Terror, Rechtspopulismus und Clankriminalität. Die Sprache ist stellenweise derb, passt aber zum Milieu.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Zoe ist mir sofort ans Herz gewachsen. Harte Schale, weicher Kern. Mit Zara bin ich bis zum Schluss nicht wirklich warm geworden. Ihr Kollege Isaakson kommt dagegen sympathisch rüber.
Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Immer mal wieder sind Zeitungsberichte eingestreut. Man merkt gleich, dass der Autor Frankreich-Experte und politischer Journalist ist. Denn die Hintergründe sind bestens recherchiert.
So realistisch die Zustände in Frankreich beschrieben werden, so konstruiert ist der Plot. Alles in allem eine Geschichte, die für meinen Geschmack etwas spannender hätte sein können. Nichtsdestotrotz würde ich mich über eine Fortsetzung freuen.

Fazit: Aktueller, brisanter Thriller, der in Südfrankreich verortet ist und mich gut und kurzweilig unterhalten hat.