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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2018

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Ich beobachte dich
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Seit „Still Missing“ bin ich ein großer Fan der kanadischen Autorin Chevy Stevens, deren Geschichten in Vancouver und Umgebung verortet sind. Worum geht es in „Ich beobachte dich“?
Lindsey lebt mit ihrer ...


Seit „Still Missing“ bin ich ein großer Fan der kanadischen Autorin Chevy Stevens, deren Geschichten in Vancouver und Umgebung verortet sind. Worum geht es in „Ich beobachte dich“?
Lindsey lebt mit ihrer 17-jährigen Tochter im fiktiven Dogwood Bay an der an der kanadischen Westküste. Vor elf Jahren war sie mit Sophie vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflüchtet. Als Andrew sie verfolgte, hatte er einen Autounfall, bei dem eine Frau ums Leben kam. Andrew musste ins Gefängnis, doch nun ist er wieder frei.
Es geht um Stalking. Aber es geht auch um Verlustängste - und um Rache.
Chevy Stevens hat erneut eine Story über starke Frauen geschrieben, die zu Opfern werden, dennoch überleben. Wie immer, harte Kost und nur schwer zu ertragen. Das Buch gliedert sich in drei Teile. Die Autorin erzählt die Geschichte auf mehreren Zeitebenen mit wechselnden Perspektiven, teils aus der Sicht von Lindsey, teils aus der von Sophie.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Andrew ist ein Kontrollfreak, krankhaft eifersüchtig und Alkoholiker. Nichtsdestotrotz bin ich mit Lindsay bis zum Schluss nicht wirklich warm geworden. Sie macht es dem Leser schwer, sich mit ihr zu identifizieren. Denn Männern gegenüber ist sie sehr naiv und blauäugig, um ihre Tochter dagegen gluckenhaft besorgt.
Dem starken Anfang folgt ein schwacher Mittelteil. Ständige Wiederholungen (und Selbstgespräche) gehen zu Lasten der Spannung. Doch Chevy Stevens versteht es, den Leser mit unvorhergesehenen Wendungen zu überraschen. Und am Ende kommt es zu einem spektakulären Showdown.

Fazit: Spannung made in Canada. Bewegend!

Veröffentlicht am 12.04.2018

Jeppe und Anette ermitteln in Kopenhagen

Krokodilwächter
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„Krokodilwächter“ von Katrine Engberg ist eher ein literarischer Krimi als ein Thriller, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Worum geht es?
Eine junge Literaturstudentin, die gerade erst nach Kopenhagen ...


„Krokodilwächter“ von Katrine Engberg ist eher ein literarischer Krimi als ein Thriller, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Worum geht es?
Eine junge Literaturstudentin, die gerade erst nach Kopenhagen gezogen war, wird brutal ermordet. Julies Vermieterin, die ehemalige Literaturprofessorin Esther de Laurenti, schreibt an einem Manuskript, das Parallelen zum Mordfall aufzeigt. Aber ist sie deshalb auch die Täterin?
Zitat: „Sie [Esther] musste ihr ganzes Projekt neu bewerten. Sie musste sich entscheiden, ob sie der Polizei erzählen sollte, dass sie Julie ermordet hatte“.
Julie hatte kurz vor ihrem Tod einen älteren Mann mit Brille kennengelernt. Handelt es sich um ihren Mörder? Wo liegt das Motiv? Jeppe Kørner und Anette Werner ermitteln - und schon bald gibt es eine weitere Leiche. Beseitigt der Täter Mitwisser?
Katrine Engberg ist eine genaue Beobachterin. Jedenfalls konnte ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. Jeppe hat private Probleme, die sich auch auf seinen Job auswirken. Er kann nicht akzeptieren, dass seine Frau ihn wegen eines Anderen verlassen hat. Anette dagegen ist glücklich verheiratet und hochmotiviert. Meine Lieblingsfigur ist Esther. Sie hat viel Empathie und kümmert sich rührend um ihren Mitbewohner Gregers, der im Krankenhaus liegt. Seit sie im Ruhestand ist, macht sie was sie will. Ok, sie trinkt zu viel. Aber wer ist schon perfekt?
Katrine Engberg hat ihr Krimidebüt packend in Szene gesetzt, mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen. Eine Geschichte über Einsamkeit und Verlust. Auch der Titel erklärt sich erst ganz zum Schluss:
Zitat: „Wie ist ihr Verhältnis zu Christian Stender?“ „Er ist einer meiner Krokodilwächter. Alle Künstler haben ein paar davon. Zumindest die erfolgreichen.“ Der Krokodilwächter ist ein afrikanischer Vogel, der angeblich in den Mäulern von Krokodilen nach Nahrung sucht. Widerlich, aber praktisch.
Gut geschrieben, keine Frage. Nichtsdestotrotz, ein Thriller ist es nicht. Zudem bin ich mit Jeppe bis zum Schluss nicht warm geworden. Das finde ich wiederum typisch für einen skandinavischen Krimi. Denn die meisten skandinavischen Ermittler haben eine Menge persönlicher Probleme.

Fazit: Gelungener Start einer neuen Serie, der verschiedene Fährten legt und diese am Ende plausibel zusammenführt. Unterhaltung auf hohem Niveau!

Veröffentlicht am 01.04.2018

Gier nach Macht

Die Gottesformel
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„Die Gottesformel“ von Patrick Hemstreet ist der zweite Band einer Sci-Fi-Trilogie. „Die Gotteswelle“ hatte mich begeistert. Deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie es mit Neurowissenschaftler Chuck ...


„Die Gottesformel“ von Patrick Hemstreet ist der zweite Band einer Sci-Fi-Trilogie. „Die Gotteswelle“ hatte mich begeistert. Deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie es mit Neurowissenschaftler Chuck Brenton, Mathematiker Matt Streegman und den Zetas weitergeht.
Chuck und Matt hatten eine Formel entwickelt, mittels derer die Probanden, die sogenannten Zetas, Computer und Maschinen durch Gedanken bedienen können: sie lassen einfach ihre mentalen Muskeln spielen. Dies hatte eine zwielichtige paramilitärische Organisation namens Deep Shield auf den Plan gerufen.
Chuck und sein Team konnten den Militärs entkommen. Aber ist ihr Retter Kristian Lorstad wirklich einer der Guten? Matt ist quasi als Spion bei General Howard geblieben. Sara, Mike und Tim haben sich im Berg verschanzt.
Sie sorgen nun dafür, dass das Militär sich gegenseitig niedermetzelt. Sara und ihre Jungs wollen den Weltfrieden. Aber die Welt retten mit kriegerischen Mitteln? Matt nimmt Kontakt zur Präsidentin auf. Doch erneut gibt es jemanden, der ein falsches Spiel spielt.
Macht korrumpiert, auch die Alpha-Zetas. Ihre mentalen Fähigkeiten sind Fluch und Segen zugleich. Sie fühlen sich als Götter. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt...
Über das Wiedersehen mit Chuck, Matt &Co habe ich mich sehr gefreut. Wie schon in Band 1 gibt es wieder viel Technik. Aber mir gefällt das, auch wenn ich längst nicht alles verstehe. Erneut gibt es Bezüge zu Star Wars. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Die Wissenschaft dagegen ist diesmal auf der Stecke geblieben, zu Gunsten von Action, Gewalt und Krieg. Mentale Muskeln, das ist visionär! Aber Kämpfe mit Elfen und Schmetterlingen? Das war mir dann doch etwas „too much“. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf Band 3.

Fazit: Gut, aber nicht so gut wie Band 1. Mehr Fantasyroman als Sci-Fi-Thriller.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Wer ist Täter, wer ist Opfer?

Brennende Gischt
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„Brennende Gischt“ von Sabine Weiß ist nach „Schwarze Brandung“ bereits der zweite Fall für die Flensburger Kommissarin Liv Lammers. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene ...


„Brennende Gischt“ von Sabine Weiß ist nach „Schwarze Brandung“ bereits der zweite Fall für die Flensburger Kommissarin Liv Lammers. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Bei Löscharbeiten auf Sylt finden Feuerwehrleute im Keller eines alten Hauses eine Leiche. Unfall oder Mord? Liv und ihre Kollegen ermitteln.
Schnell ist klar, es handelt sich um Pastor Casabione. Was hatte er im Haus des mehrfachen Millionärs Zurssen zu suchen? Der schwer kranke Armin Zurssen war vierzehn Tage zuvor gestorben. In den Sechziger- und Siebzigerjahren gehörte er zum Jetset der Insel.
Schon bald gibt es einen weiteren Toten. Unter der glänzenden Oberfläche tun sich Abgründe auf, in die auch die Polizei verstrickt zu sein scheint. Die Ermittlungen drehen sich im Kreis. Jede Menge Verdächtige, aber weit und breit kein Motiv. Erst ein altes Foto führt die Ermittler auf die richtige Spur…
Sabine Weiß hat ihren Krimi abgründig und düster in Szene gesetzt. Immer mal wieder finden sich Bezüge zum Vorgänger. Selbst wenn der Leser Liv oft einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut.
Liv ist alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter. Sanna war der Grund, weshalb sie vor Jahren mit ihrer reichen Sylter Familie gebrochen hatte. Nur ihre Großmutter Elise hält nach wie vor zu ihr. Leider bin ich auch in Band 2 mit Liv nicht wirklich warm geworden. Ihre Alleingänge bringen sie und andere in Gefahr.
Das Thema ist heikel, die Auflösung absolut stimmig. Viel Lokalkolorit und auch mit Sylter Mundart spart die Autorin nicht.

Fazit: Gut, aber nicht so gut wie Band 1. Pflichtlektüre für Sylt-Urlauber!

Veröffentlicht am 27.03.2018

Hölle! Hölle! Hölle!

Die Akte Baader
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Um es gleich zu sagen, „Die Akte Baader“ von Stefan Schweizer hat mich begeistert.
Fast hat man Mitleid mit dem kleinen Andreas. Er wächst ohne Vater bei Mutter, Tante und Großmutter in München auf. ...


Um es gleich zu sagen, „Die Akte Baader“ von Stefan Schweizer hat mich begeistert.
Fast hat man Mitleid mit dem kleinen Andreas. Er wächst ohne Vater bei Mutter, Tante und Großmutter in München auf. Wird behütet und überwacht. Aber schon früh zeigt sich, Baader hatte eben auch eine dunkle Seite.
Baader zieht nach Berlin und radikalisiert sich. Dort lernt er auch Gudrun Ensslin kennen, nach den ersten Anschlägen in Frankfurt/M. dann Ulrike Meinhof. Die RAF war geboren.
Stefan Schweizer zeichnet das Psychogramm eines Mannes, der vom Kleinkriminellen zum Schwerverbrecher wurde. Ein Selbstdarsteller mit der Gier nach Macht. Zudem ist es dem Autor ausgezeichnet gelungen, die Atmosphäre der 60er und 70er Jahre einzufangen.
Gut geschrieben, ohne Frage. Mir gefällt dieser Mix aus Fakten und Fiktion. Denn nicht jeder liest Biografien. Aber in Romanform bietet die Akte Baader beste Unterhaltung.

Fazit: Ein spannender, brillant erzählter Roman, der auf Tatsachen beruht. Unbedingt lesen!