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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2017

Findet Emma!

Kalte Seele, dunkles Herz
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„Dark Memories - Nichts ist je vergessen“ hatte mir gefallen und so war ich schon gespannt auf „Kalte Seele, dunkles Herz“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen fesselnden, psychologisch raffinierten ...

„Dark Memories - Nichts ist je vergessen“ hatte mir gefallen und so war ich schon gespannt auf „Kalte Seele, dunkles Herz“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen fesselnden, psychologisch raffinierten Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Schauplatz ist eine Kleinstadt in Connecticut, USA. Drei Jahre waren die 15-jährige Cassandra und ihre zwei Jahre ältere Schwester Emma spurlos verschwunden, bis Cass eines Tages nach Hause zurückkehrt. Doch wo ist Emma?
Die forensische FBI-Psychologin Dr. Abigail Winter hat eine Theorie. Sie selbst kämpft noch immer mit den Dämonen ihrer Kindheit, ähnlich wie die von Cass. Zusammen mit Special Agent Leo Strauss versucht sie, Cass zu helfen und Emma zu finden.
Wendy Walker thematisiert in ihrem neuen Roman Narzissmus. Ein tödliches Szenario, das die Autorin sich ausgedacht hat. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd in der Ich-Perspektive aus Sicht von Cass und aus der Perspektive von Abby.
Der Roman punktet mit vielen unvorhersehbaren Twists & Turns, mit denen Wendy Walker die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Eine Geschichte, die sich zudem flott und flüssig lesen lässt. Nichts ist wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut.
„Kalte Seele, dunkles Herz“ ist auch das Psychogramm einer Ehe und eine Familientragödie. Cass‘ und Emmas Leben war die Hölle. Es geht um Täuschung und Manipulation. Die Vergangenheit wirft lange Schatten, die die Autorin gründlich ausleuchtet. Die Auflösung ist schockierend und erschütternd, aber absolut stimmig.

Fazit: Wendy Walker zieht einen mit in den Abgrund. Faszinierend düster!

Veröffentlicht am 06.09.2017

Cui bono? Wem nützt es?

Alternativen
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„Tag Null“ und „Blutzucker“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Alternativen“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen brisanten Roman noir hoffen und ich wurde ...


„Tag Null“ und „Blutzucker“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Alternativen“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen brisanten Roman noir hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
„Alternativen“ erzählt die Geschichte zweier Männer. Auf der einen Seite Thomas, ein Normalo, der sich von den Thesen der rechtspopulistischen Partei »Die besseren Deutschen« blenden lässt. Auf der anderen Seite Farim, ein Deutscher mit tunesischen Wurzeln, der sich vom IS verführen und für einen Anschlag rekrutieren lässt.
Der Frankfurter Kommissar Berg und seine Kollegin Landers ermitteln währenddessen in einem tödlichen Autounfall, bei dem ein Hoffnungsträger der DbD ums Leben kam…
Der Kriminalfall spielt hier eigentlich nur eine Nebenrolle. Spannend ist vielmehr die Entwicklung der beiden Protagonisten. Gekonnt seziert Leif Tewes deren Gesinnung und Gefühle. Es gibt viele Parallelen zwischen Thomas und Farim, beide radikalisieren sich. Eigentlich sind sie gar nicht so verschieden. Die Figuren sind natürlich überzeichnet, die Geschichte voller Klischees. Aber es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern Vielschichtigkeit.
Erst als - kurz vor der Bundestagswahl - in Frankfurt eine Bombe explodiert, werden die Ermittlungen forciert. Die Spuren führen nach Duisburg, die Stadt, in der Farim geboren ist. Aber ist es wirklich so einfach? Nicht nur Berg kommen Zweifel…
Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut - und gehalten. Gut gefallen haben mir die Dialoge zwischen Berg und seiner Frau und, dass es auch wieder einen Soundtrack zum Roman gibt.
Natürlich muss man eine Weile über die im Buch mitgeteilten Fakten grübeln und sie erst einmal verdauen. Positiv ist zu vermerken, dass der Autor nie den mahnenden Zeigefinger hebt. Zitat: „Aber ich will den Lesern deutlich zeigen, dass es immer noch andere Wege gibt als die einfachen Scheinwahrheiten von Verführern und Populisten.“

Fazit: Gelungener Mix aus Realität und Fiktion über ein brandaktuelles Thema. Bestens recherchiert. Ein Buch mit Herzblut. Ich bin begeistert!

Veröffentlicht am 01.09.2017

Rache und Gerechtigkeit

Der Totensucher
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Um es gleich vorwegzunehmen, „Unvergolten“ und „Der Todesprophet“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Der Totensucher“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen packenden ...


Um es gleich vorwegzunehmen, „Unvergolten“ und „Der Todesprophet“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Der Totensucher“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen packenden Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Autor geht gleich in medias res: Die elfjährige Lucy wird aus der elterlichen Wohnung entführt. Zwei Jahre danach ist ihr Vater, der ehemalige Drogenfahnder Adrian Speer, ein Wrack. Er hat alles verloren, bekommt aber eine zweite Chance in einer neu gegründeten Abteilung.
Zusammen mit seinem Partner Robert Bogner wird er zu einem Tatort gerufen. Horst Rokov wurde grausam ermordet. Früher war er im Rotlichtmilieu tätig. Kurz darauf wird ein weiterer Mann erhängt aufgefunden. Derselbe Modus Operandi. Es handelt sich um den Anwalt Achim Wölfling. Wo ist die Verbindung? Anscheinend geht es dem Täter um Gerechtigkeit - und späte Rache.
Chris Karlden, der Meister der Irrungen und Wendungen, hat seinen neuen Thriller routiniert in Szene gesetzt. Wechselnde Perspektiven, auch aus Sicht des Killers, sorgen für Dynamik. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut.
Die Figuren sind gut gezeichnet. Allerdings bin ich weder mit Speer noch mit Bogner warm geworden. Der Eine geht fremd, der Andere ermittelt einfach weiter, obwohl er suspendiert ist. Noch dazu im Alleingang. Das finde ich ziemlich unprofessionell.
Der Plot an sich lässt wenig zu wünschen übrig. Zwar schleppt sich die Geschichte im Mittelteil manchmal ein wenig dahin, werden einige falsche Fährten gar zu offensichtlich gelegt, aber die Auflösung gelingt dennoch überzeugend.

Fazit: Mehr Krimi als Thriller. Nichtsdestotrotz lesens- und empfehlenswert!

Veröffentlicht am 31.08.2017

Der siebte Dämon

Kreuzschnitt
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Øistein Borge geht gleich in medias res: Oslo, im Oktober 2013: Kommissar Bogart Bulls Frau und Tochter sterben bei einem Autounfall. Richard Torp, den Bull hinter Gitter gebracht hatte, wollte sich rächen. ...

Øistein Borge geht gleich in medias res: Oslo, im Oktober 2013: Kommissar Bogart Bulls Frau und Tochter sterben bei einem Autounfall. Richard Torp, den Bull hinter Gitter gebracht hatte, wollte sich rächen. Zitat: „Du hast mein Leben zerstört. Jetzt habe ich deins zerstört.“ Bull sucht Trost im Alkohol.
Ein halbes Jahr später: In einem weiteren Handlungsstrang, der in Südfrankreich verortet ist, lernen wir den Immobilentycoon Axel Krogh kennen. Er wird in seiner Villa überfallen und brutal ermordet, während seine Tochter und ihr Ehemann mit seinem Teilhaber nebst Gattin zum Essen sind.
Auf Kroghs Rücken hat der Täter ein mysteriöses Kreuz hinterlassen. Außerdem ist ein Gemälde verschwunden, das einen Dämon zeigt und mit einer sieben signiert ist. Bull, der inzwischen nur noch Cola trinkt, soll im Auftrag von Europol ermitteln.
Weitere Menschen sterben. Wer ist der Täter und wo liegt das Motiv? Die Spuren führen Bull in die Vergangenheit: zu einem grausamen, ungesühnten Verbrechen in den vierziger Jahren…
Es geht um Rache und Gerechtigkeit. Zudem hat Øistein Borge eine Thematik gewählt, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut - und gehalten.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Bogart Bull, was für ein cooler Name(!), und sein französischer Kollege Jean Moulin sind mir sofort ans Herz gewachsen.
Der Autor hat nicht nur bestens recherchiert, sondern auch eine hochkomplexe Geschichte geschrieben, die sich zudem flott lesen lässt. Man merkt gleich, dass Øistein Borge ein Profi ist, der das Schreiben gelernt hat. Mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Dass Øistein Borge im Finale nochmal richtig Gas gibt, steigert das Lesevergnügen. Denn einige Überraschungen gegen Ende des Krimis hält der Autor für seine Leser noch bereit.

Fazit: Spannendes und atmosphärisches Debüt. Starker Stoff. So muss Krimi!

Veröffentlicht am 21.08.2017

Kaltblütiger Mord in Walleye Junction

Finster ist die Nacht
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„Finster ist die Nacht“ von Karin Salvalaggio ist bereits der dritte Fall für die toughe Detective Macy Greeley. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne ...

„Finster ist die Nacht“ von Karin Salvalaggio ist bereits der dritte Fall für die toughe Detective Macy Greeley. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Radiomoderator Philip Long wurde entführt, konnte sich aber anscheinend befreien und die Polizei anrufen. Auf dem Weg zu ihm, es ist finstere Nacht, läuft Macy ein Mann direkt ins Auto. Eingeklemmt in ihrem Wagen, muss sie mitansehen, wie der Mann vor ihren Augen von einem Motorradfahrer erschossen wird. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Philip Long. Bei den Ermittlungen trifft Macy auch Emma, die Tochter des Opfers.
Genau wie Macy lebt Emma schon lange nicht mehr im Flathead Valley, Montana. Aber sie kennt das größte Geheimnis ihres Vaters: Akribisch notierte er sich jeden Fehltritt, jede düstere Wahrheit der verschwiegenen Dorfgemeinschaft. In den falschen Händen würde das Tagebuch viele Menschen ins Gefängnis bringen. Ist einer von ihnen der Mörder?
Wie schon die Vorgänger „Eisiges Geheimnis“ und „Brennender Fluss“ ist „Finster ist die Nacht“ nicht nur einfach Krimi, sondern vor allem spannendes Drama. Immer tiefer dringt Macy in ein Gespinst aus Lügen und Intrigen. Neben dem Kriminalfall thematisiert die Autorin den Missbrauch verschreibungspflichtiger Schmerzmittel.
Mit detaillierten Beschreibungen, einem leichten und flüssigen Sprachstil sowie einem spannenden Aufbau und einer tragischen Geschichte versteht es Karin Salvalaggio, den Leser in tiefe menschliche Abgründe blicken zu lassen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Macy habe ich mich sehr gefreut. Macy lebt mit ihrem 2-jährigen Sohn Luke bei ihrer Mutter in Helena und hat inzwischen ein Beziehung zu ihrem Kollegen Sheriff Aiden Marsh.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter und spannender Krimi, der jedoch nicht ganz an die beiden Vorgänger heranreicht.