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Veröffentlicht am 01.08.2017

Wer suchet, der findet.

Runaway
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Um es gleich vorwegzunehmen, „Runaway“ von David Sedlaczek ist echt der Hammer! Schon die Leseprobe ließ auf einen fesselnden, psychologisch raffinierten Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. ...


Um es gleich vorwegzunehmen, „Runaway“ von David Sedlaczek ist echt der Hammer! Schon die Leseprobe ließ auf einen fesselnden, psychologisch raffinierten Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Hier und jetzt: Eine Frau übergibt einem Mann einen Brief. Der Sinn erschließt sich einem jedoch erst ganz zum Schluss.
Die eigentliche Geschichte startet in der Vergangenheit. In Amherst, Massachusetts, im Jahr 1988. Fredericks Frau Linda arbeitet für eine Bank. Sie und ihr Kollege Kyle sind in illegale Geschäfte verwickelt. Frederick möchte, dass Linda damit aufhört, doch sie tut es nicht.
Eines Tages ist Linda tot und Frederick wird in die Psychiatrie eingewiesen. Ein Leben in der Hölle, mit Psychopharmaka ruhig gestellt. Nach 18 Jahren gelingt ihm die Flucht. Was folgt, ist eine atemlose Jagd, die alles in den Schatten stellt, was man aus Roadmovies kennt.
Ohne Geld und Papiere. Im Auto und in schäbigen Hotels. Der Leser hat Verständnis für Frederick, der moralisch mehr als fragwürdige Dinge tut. Und so fiebert man mit ihm mit, ob es ihm gelingt, Rache zu nehmen. Fredericks Jagd nimmt zusehends manische Züge an.
Erst am Ende schließt sich dann der Kreis und der Leser erkennt die Zusammenhänge. Story und Stil haben mir gefallen. Was für eine kraftvolle Sprache. Kurze Kapitel sorgen für Dynamik. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt, noch dazu von einem deutschen Autor. Ich habe diesen packenden Thriller in einem Rutsch verschlungen. Beim Lesen entstehen Bilder im Kopf, was selten bei mir der Fall ist.

Fazit: Ganz, ganz großes Kino. Bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 01.08.2017

Mord im Milieu

Endstation Neukölln
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„Endstation Neukölln“ von Connie Roters ist bereits der dritte Fall für den Berliner Hauptkommissar und Hobbydichter Stefan Breschnow. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene ...


„Endstation Neukölln“ von Connie Roters ist bereits der dritte Fall für den Berliner Hauptkommissar und Hobbydichter Stefan Breschnow. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Schauplatz ist Neukölln. Drogen und Gewalt… Eine dunkle Parallelwelt. Hat die 18-jährige Kimmie den Drogendealer Johannes Faris Rosenholz erstochen oder nicht? Kurz darauf wird Daniel Busse erschlagen. Er war Mitglied in einem rechtsradikalen Verein. Wo ist die Verbindung?
Über das Wiedersehen mit Cosma, Breschnow - und Willy habe ich mich sehr gefreut. Breschnow trinkt und raucht immer noch zu viel. Nichtsdestotrotz hat er für Kimmie ein Gedicht geschrieben. Der Prolog hatte mich verwirrt. Der Sinn erschließt sich einem erst ganz zum Schluss.
Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum bitteren Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Erst am Ende schließt sich dann der Kreis.
Der Leser merkt sofort, dass der Autorin das Schicksal ihrer Figuren sehr wichtig ist. Und so ist mir Kimmie gleich ans Herz gewachsen. Was wäre, wenn es echt wäre? Auch mit Gesellschaftskritik spart die Autorin nicht.
Der Erzählstil der Autorin ist überaus angenehm und vermag mit leisen Tönen zu fesseln. Alles in allem für meinen Geschmack nicht ganz so gut wie „Tod in der Hasenheide“. Eher abgründig, ähnlich wie „Das Grab im Schnee“. Dafür weniger vorhersehbar.

Fazit: Gelungene Fortsetzung einer lesenswerten Reihe. Ein Buch, das Herz und Seele berührt.

Veröffentlicht am 29.07.2017

Im Wald

Die gute Tochter
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Die Grant-County-Reihe hatte ich mit Begeisterung verschlungen, aber auch einige Stand-alones, zuletzt Pretty Girls. Die Inhaltsangabe von „Die gute Tochter“ ließ erneut auf einen spannenden, psychologischen ...


Die Grant-County-Reihe hatte ich mit Begeisterung verschlungen, aber auch einige Stand-alones, zuletzt Pretty Girls. Die Inhaltsangabe von „Die gute Tochter“ ließ erneut auf einen spannenden, psychologischen Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Die Mörder ihrer Mutter Gamma treiben Samantha und Charlotte in den Wald. Eine rennt um ihr Leben, die andere wird lebendig begraben. Ihr Vater Rusty ist Rechtsanwalt, ein Gutmensch, ein Anwalt der Verdammten: Drogendealer. Vergewaltiger. Mörder. Damit hat er sich viele Feinde gemacht. Die wollen Rache. Doch Rusty ist an diesem Abend nicht zuhause…
28 Jahre später ist Charlie, die gute Tochter, selbst eine erfolgreiche Anwältin. Als sie Zeugin eines Amoklaufs wird, holt die Vergangenheit sie mit voller Wucht wieder ein. Was war damals im Wald tatsächlich passiert?
Karin Slaughter hat ihren neuen Thriller wieder spannend in Szene gesetzt mit vielen falschen Fährten, unerwarteten Wendungen und einem intensiven Spannungsbogen. Glaubt man, es sei keine Steigerung mehr möglich, dann setzt sie noch einen drauf. Und noch einen. Und noch einen…
Die Stärke dieses Thrillers und Familiendramas liegt in der Interaktion der beiden Schwestern, die wieder zusammenfinden nach mehr als zwanzig Jahren der Trennung und Entfremdung auf der Grundlage eines düsteren Geheimnisses. Es geht um Schuld und Leid - und Wut.
Mit einem sehr angenehmen und unkomplizierten Schreibstil, führt die Autorin den Leser im zügigen Tempo durch die emotionalen Höhen und Tiefen. Erst ganz am Ende wird alles schlüssig aufgelöst. Eine fesselnde Reise in die dunkelsten Winkel der menschlichen Psyche. Ein Buch, das Herz und Seele berührt. Beklemmend und unheimlich zugleich.

Fazit: Spannend, wendungsreich und unvorhersehbar erzählt. Eine Auflösung, die alles in den Schatten stellt!

Veröffentlicht am 23.07.2017

Rache, Wut und Blutdurst

Spectrum
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Südafrika: Ein ganzes Dorf wird niedergemetzelt. Auch der kleine Adoptivsohn von Constable Isabel Price ist unter den Toten. Wie sich herausstellt, heißt der Täter Idris Madeira, genannt Krüger. Er ist ...


Südafrika: Ein ganzes Dorf wird niedergemetzelt. Auch der kleine Adoptivsohn von Constable Isabel Price ist unter den Toten. Wie sich herausstellt, heißt der Täter Idris Madeira, genannt Krüger. Er ist ein Profikiller. Schnitt! Las Vegas, Nevada: Krügers nächste Zielperson ist Fred Little. Er soll ihm den Code zu einem Tresorraum verraten. Danach bringt er ihn um. Zitat:
»Er holte seine Instrumente heraus und legte sie dem Toten auf die Brust. Insgesamt waren es drei: ein Spekulum, um das Auge offen zu halten, ein scharfer Löffel, um den Augapfel herauszuholen, und eine Gartenschere für die Daumen. Kurz ging Krüger in Gedanken die Prozedur noch einmal durch, dann griff er nach dem Spekulum und dem Löffel und machte sich an die Arbeit. «
Zusammen mit zwei Kumpel, Franklin und „der Doc“, überfällt Krüger anschließend GoBox und nimmt die Mitarbeiter als Geiseln. Wird es ihnen gelingen, sich Zugang zum Tresorraum zu verschaffen? GoBox ist ein Unternehmen, in dem man anonym eine Box mieten kann, ähnlich wie ein Schließfach in der Bank. Doch GoBox war alles andere als das. Und der Überfall war erst der Anfang…
Danach lernen wir Special Agent Sam Carter kennen. Er soll, zusammen mit Dr. Burke, die Verhandlungen mit den Geiselnehmern führen. August Burke ist FBI-Berater und hat das Asperger-Syndrom, eine milde Form des Autismus. Last but not least begegnen wir Nic Juliano. Er ist Mitglied eines SWAT-Teams und kümmert sich rührend um seine 13-jährige hörbehinderte Nichte Elisabetta »LJ« Juliano.
Ethan Cross, Autor der Shepherd-Reihe, hat „Spectrum“ erneut sehr blutig und mit viel Gewalt, Pathos und Testosteron in Szene gesetzt. Was zunächst wie ein gewöhnlicher Überfall aussieht, entpuppt sich als Auftakt zu einem groß angelegten Plan, der die Ermittler an ihre Grenzen bringt. Denn sie bekommen es mit einem Gegner zu tun, der vor nichts zurückschreckt.
Eine rasante, actionreiche Geschichte, voller Intrigen, Rache und skrupelloser Machenschaften, die auch krude Verschwörungstheorien enthält. Sogar die Shepherd Organization wird erwähnt. Nichts ist, wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut. Fast jeder hat ein Geheimnis, eine dunkle Seite.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Besonders Aspie Burke ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er ist ein Freak, jung und klug. Fluch und Segen zugleich. Carter, Burke und Nic, eine sympathische Truppe, der ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit. Gelungener Auftakt einer neuen Serie mit einem außergewöhnlichen Helden. Ein schnell erzählter und harter Thriller, in dem nicht viele Charaktere überleben.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Komplex, explosiv und hochspannend

Das Berlin-Ultimatum
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Berlin, 8.00 Uhr morgens: Eine Bombe explodiert. Eine Terrorgruppe bekennt sich zu dem Anschlag und stellt der Bundesregierung ein Ultimatum. Doch nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein ...


Berlin, 8.00 Uhr morgens: Eine Bombe explodiert. Eine Terrorgruppe bekennt sich zu dem Anschlag und stellt der Bundesregierung ein Ultimatum. Doch nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Denn der Attentäter wurde erpresst, das wahre Motiv verschleiert.
Können Kommissarin Anna Gransee und Hauptkommissar Jürgen Stranz einen weiteren Anschlag verhindern? Afghanistanveteran Peter Bach ermittelt undercover. Und dann ist da auch noch ein krimineller Informant, genannt der Fuchs...
„Das Berlin-Ultimatum“ ist ein anspruchsvoller und komplexer Politthriller, der an einem einzigen Tag spielt. Peter Schlifka erzählt die Geschichte in mehreren Handlungssträngen, die sich mehrfach kreuzen, bis sie letztendlich zusammenlaufen.
Ein Szenario erschreckend nah an der Realität. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Es geht um Terrorismus und Rechtspopulismus, Macht und Gier, Lügen und Intrigen, Erpressung und alte Seilschaften. Auch wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut - und gehalten.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht: Anna ist eine Figur mit Ecken und Kanten. Ihre Alleingänge werden ihr fast zum Verhängnis. Peter, der in der Ich-Perspektive erzählt, ein zwiespältiger Held, nicht strahlend, aber authentisch. Seine Verzweiflung ist für den Leser nachvollziehbar und so akzeptiert man auch die Regelverletzungen.
Letztlich mündet die Geschichte in einen filmreifen, fast vierzig Seiten langen Showdown mit viel Action, Waffen, Testosteron - und Toten. Das Ende lässt einen etwas zwiespältig zurück. Aber so ist das Leben, manchmal haben bestimmte politische und wirtschaftliche Interessen Vorrang vor der Wahrheit. Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen.

Fazit: Thriller made in Germany. Packend und erschreckend real!