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Veröffentlicht am 08.05.2022

Ein Versuch, der Endlichkeit die Schwere zu nehmen

Filona am Ende der Zeit
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Filona ist der letzte Mensch auf Erden in dem gleichnamigen Buch. Jeden Tag lernt sie Einheiten über die Menschheit und wird dabei vom digitalen SYZTHEM und dessen Diener Gilgamensch betreut. Auch der ...

Filona ist der letzte Mensch auf Erden in dem gleichnamigen Buch. Jeden Tag lernt sie Einheiten über die Menschheit und wird dabei vom digitalen SYZTHEM und dessen Diener Gilgamensch betreut. Auch der Wolfshybride Lucius trägt in der Geschichte Rolle.
Zunächst fand ich den Wir-Erzähler als auch die Abfallende Kapitelnummerierung eine gelungene Idee, sodass das Buch heraussticht. Filona`s Charakter ist nüchtern. Man kann ihre Gefühle erahnen, aber sie unterdrückt sie. Obwohl sie der letzte Mensch ist, fehlt ihr das menschliche.
Die Handlung selbst wird durch eine Vielzahl von Rückblicken erzählt. Auch tatsächliche Fakten, wie bspw., dass der Mond Jahr für Jahr von der Erde wegrückt, werden miteingebunden. Leider wirkte die Geschichte für mich wie eine überlange Kurzgeschichte oder ein Roman ohne Tiefe, ein Zwischending, aber unvollendet. Der Fokus lag damit darauf, den Leser zum Nachdenken anzuregen, aber auch der Endlichkeit die Last zu nehmen.
Meiner Meinung nach ist das „Zeigen statt erklären“ nicht gelungen. Hingegen war ich total begeistert von der unabhängigen Bonus-Kurzgeschichte. Tatsächlich hat die es für mich herausgerissen. Da sie auch ein Jahr später vom Autor geschrieben wurde, merkt man wie positiv sich der Autor in seinem Schreiben weiterentwickelt hat und ich kann mir daher vorstellen, weiteres von ihm zukünftig zu lesen.
Filona selbst konnte mich leider nicht überzeugen, da ich in diesem Themenbereich bereits besseres gelesen habe.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Über die Schönheit der Natur, des Weltalls und des Anders seins

Erstaunen
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„Bewilderment“ von Richard Powers erzählt eine Vater-Sohn Geschichte durch die Augen des Vaters. Der Sohn Robbie hat das Asperger-Syndrom und kämpft mit dem Tod seiner Mutter. Das Leben stellt für ihn ...

„Bewilderment“ von Richard Powers erzählt eine Vater-Sohn Geschichte durch die Augen des Vaters. Der Sohn Robbie hat das Asperger-Syndrom und kämpft mit dem Tod seiner Mutter. Das Leben stellt für ihn eine Herausforderung dar. Sein Vater ist Astrobiologe und mit der Erziehung als auch dem Verlust seiner Frau überfordert.
Das Cover gefällt mir unfassbar gut, da es auf den Inhalt durch die Vögel und die Natur sehr gut abgestimmt ist. Die Kapitel sind oft nur zweiseitig, so dass sie wie einzelne Gedankenfetzen wirken, sich aber sehr gut lesen lassen. Wer das Buch auf Englisch lesen möchte, dem will ich mitteilen, dass der Wortschatz, insbesondere die Fachbegriffe rund um den Weltraum und die Wissenschaft, sehr umfangreich sind, sodass es mir ein wenig schwer fiel, alles zu verstehen. Man sollte daher ein erfahrener Englischleser sein.
Der Fokus in diesem Buch liegt auf der Komplexität der beiden Charaktere. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Beide stehen für ihre Schwächen, Stärken und Leidenschaften. Die Natur hat einen großen Platz in der Geschichte. Sie dient als Zufluchtsort, aber ihr Schutz ist auch unabdingbar. Die Geschichte gibt Mut, anders zu sein und zeigt, dass das nicht schlecht sein muss. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass das kein idealisierter Roman ist, der Gruppen repräsentiert, die ein Elternteil verloren haben oder Kinder/selbst Asperger haben. Dieses Buch zeigt das Leben wie es ist, gibt Mut, beschönigt nicht. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass, wer sich selbst als sensibler betrachtet, mit Vorsicht an das Buch geht. Mich hat es sowohl positiv erfreut als auch brutal traurig, fassungslos gemacht.
Neben der Natur und dem Menschlichen, nimmt auch die Wissenschaft einen großen Raum ein. Die Grenzen des Möglichen werden betrachtet. Der Leser kann selbst seine Meinung dazu kreieren. Auch die Gesellschaft beweist, wie unfair sie sein kann. Zu guter Letzt möchte ich auf das Ende zu sprechen kommen. Ohne zu Spoilern, damit wirst du nicht rechnen; ich selbst war vollkommen überrascht. Allerdings frage ich mich auch nach der Notwendigkeit dieser Wendung und ob es die Message des Buches nicht ein wenig verfehlt. Kann jemand mit mir darüber reden?
Abschließend kann ich sagen, dass ich verstehe, warum dieses Buch in der Shortlist des Booker Preises stand. Es ist wirklich gut.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Wie eine Stunde dein Leben ändern kann

Power Hour
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„Power Hour – Wenig ändern alles erreichen“ von Adrienne Herbert, übersetzt von Maria Mill, beschreibt die Auswirkungen der Power Hour Methode. Dabei nimmt man sich früh die erste Stunde für sich selbst, ...

„Power Hour – Wenig ändern alles erreichen“ von Adrienne Herbert, übersetzt von Maria Mill, beschreibt die Auswirkungen der Power Hour Methode. Dabei nimmt man sich früh die erste Stunde für sich selbst, um sich etwas Gutes zu tun oder seine Ziele zu erreichen. Herbert berichtet hier über ihre eigenen Erfahrungen und derer, die sie in ihrem gleichnamigen Podcast interviewt hat.
Mir gefällt das Cover sehr gut, da es suggeriert, dass man mit vielen kleinen Mühen etwas Kraftvolles erreichen kann. Als Leserin von Ratgebern würde ich das Buch gerade als Einstiegs- oder Grundlagenlektüre für all die vorschlagen, die ihr Leben selbst in die Handnehmen wollen. Anders als ich es erwartet hatte, ging es nicht nur um die Power Hour an sich, sondern in mal mehr mal weniger enger Verbindung von ihr mit folgenden Themen: Schlaf, Ziele, Menschen, Bewegung, Gewohnheiten. Im Text werden prägnant wichtige Aussagen von einflussreichen Ratgebern dieser Themen eingeflößt. Besonders gefiel mir daran, dass man als Leser eine Vielzahl weiterer Buchratschläge zur Vertiefung gezeigt bekommen hat. Durch Herberts persönliche Erfahrungen und der ihrer Mitmenschen ist die Thematik nicht trocken, sondern menschlich. Mich hat das Buch motiviert, etwas an meiner Routine zu ändern, was wohl das größte Lob für die Autorin ist. Das Buch hat mir viele Denkanstöße geschenkt.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Ein Bekenntnis zu sich selbst und dem Leben

Boy meets Girl
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„Boy meets Girl“ von Julia Holbe handelt von Nora, die begreift, dass sich ihr Leben ändern muss, wenn sie wieder leben will. Dabei ist sie gefangen zwischen dem Ende ihrer Ehe und dem wachsenden Bewusstsein ...

„Boy meets Girl“ von Julia Holbe handelt von Nora, die begreift, dass sich ihr Leben ändern muss, wenn sie wieder leben will. Dabei ist sie gefangen zwischen dem Ende ihrer Ehe und dem wachsenden Bewusstsein über die Endlichkeit des Lebens, besonders der ihrer Eltern. Mit Gregory tritt Frische in ihr Leben ein, mit Yann ein alter Freund.
Ich finde das Cover sehr schön. Wer das Buch liest, wird verstehen, warum die beiden Rad Fahrenden so gut um Inhalt passen. Das Blau unterstreicht die Leichtigkeit aber auch zarte Traurigkeit im Buch. Die Geschichte selbst, könnte wohl jedem von uns passieren. Behandelt werden das Ende, der Beginn und das Aufrechterhalten von Beziehungen. Ich finde es faszinierend, wie stark die Charakterentwicklung aber auch die Handlung in diesem Roman sind. Meist liegt in Romanen sonst nur der Fokus auf einem der beiden. Holbe schafft dies, ohne dass es zu überladen wird. Den Charakteren wird Zeit gegeben, Zeit, um sich zu finden, auszuprobieren, zu reflektieren. Das regt einen als Leser auch zum Nachdenken an. Nora, die die Rolle der Therapeutin auch im Privatleben nicht ganz von sich bekommt, zerdenkt vieles. Der Ton wirkt an manchen Stellen schon fast nüchtern und steht für all das unausgesprochene. Dennoch trifft man in dem Roman auch Mut, Leichtigkeit, Lebensfreude. Der Roman hat mir aber auch Tränen in die Augen gelegt. Daneben bin ich unheimlich froh, dass die Autorin keine Klischees bedient, wie sie u.a. im Liebesroman Bereich auftreten. Somit blieb die Geschichte alltagsnah und wendungsreich.
Dies ist ein Roman für alle, die Tiefe und Leben in einem Roman suchen.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Viktorianisches Familiendrama

Die Forsyte Saga
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„Die Forsyte Saga“ ist die Neuauflage des Literaturnobelpreisgewinners. In drei Bänden wird die Familie Forsyte im viktorianischen England, London, bis zu den Goldenen Zwanzigern begleitet. Der Zerfall ...

„Die Forsyte Saga“ ist die Neuauflage des Literaturnobelpreisgewinners. In drei Bänden wird die Familie Forsyte im viktorianischen England, London, bis zu den Goldenen Zwanzigern begleitet. Der Zerfall der Familie wird von Skandalen und Intrigen begleitet.
Zunächst möchte ich loben, wie wunderschön ich die Aufmachung der Neuauflage finde. Der Schuber zeigt, was der Familie wichtig ist. Zudem ist ein Stammbaum beigelegt, der das Lesen unterstützt. Allerdings empfehle ich, sich nicht zu sehr an diesem festzuhalten und stattdessen frei zu lesen. Nach einigen Kapiteln kann man auch trotz der Vielzahl an Charakteren die einzelnen Personen voneinander unterscheiden. Auf einigen Buchseiten sind auch Illustrationen eingefügt.
An den Inhalt hatte ich große Erwartungen, da es mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Allerdings war ich mir auch des Alters des Textes bewusst. Daher würde ich zunächst raten, dass man bereits Klassiker gelesen haben sollte, sonst könnte der Schreibstil einen langweilen. Ich persönlich mochte die Schreibweise. Das Tempo wird durch die umfangreicheren Beschreibungen langsamer. Ich finde es geschickt gelöst, dass man als Leser zwischen den einzelnen Perspektiven der Mitglieder wandert. Somit versteht man die Gründe für gewisse Handlungen, behält aber auch die Spannung, indem andere Charaktere nicht zu Wort kommen.
Die Handlung hat mich als Leser mitgezogen. Ich wollte wissen, wie Konflikte gelöst werden, leider oft mit keinem Happy End. Nicht jeder der Charaktere ist gut, schließlich ist die Saga auch Literatur und kein Wohlfühlroman. Der Fokus liegt auf Besitz und Schönheit, wodurch die Zeit reflektiert wird. Leider gibt es auch Themen im Buch, die nicht ganz unserem heutigen Weltbild entsprechen. Dazu gehören Vorurteile gegenüber Juden und fehlende Rechte von Frauen. Hier liegt auch mein Kritikpunkt. Mir wurde nicht deutlich, ob der Autor diese Einstellungen vertritt oder einen Versuch der Veränderung wagt (im Rahmen des möglichen zur damaligen Zeit). Da Charaktere negative Konsequenzen hinterher erleiden, kann man wohl in beide Richtungen urteilen.
Abschließend sage ich, dass Reclam eine optisch wunderschöne Neuauflage mit gelungener Übersetzung geschaffen hat, die ich Klassikliebhabern empfehlen kann.

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