Zu viel gewollt
Die FeuerIch war mir bei diesem Buch eigentlich sicher, etwas ganz Außergewöhnliches zu erwischen. (Vielleicht sollte man misstrauisch werden, wenn aus einer Leseprobe Stellen herausgekürzt werden.) Wie kann man ...
Ich war mir bei diesem Buch eigentlich sicher, etwas ganz Außergewöhnliches zu erwischen. (Vielleicht sollte man misstrauisch werden, wenn aus einer Leseprobe Stellen herausgekürzt werden.) Wie kann man nur eine so gute Idee so gründlich in den Sand setzen?
Um Melbourne herum brennt es mal wieder. Der Qualm zieht in die Stadt, während drei Frauen im Theater "Glückliche Tage" von Samuel Becket sehen. – Allein diese Situation ist originell, hat bittere Ironie und zynische Poesie und bietet unendlich viele Möglichkeiten, die eigentlich alle ungenutzt liegen bleiben.
Sie sind ganz unterschiedlich, älter oder jünger, hetero oder auch nicht, mit diversen Hautfarben und diversem Hintergrund, schon das Personal zeigt das Problem dieses Buches: Es will zu viel auf einmal.
Das Theaterstück ist absurdes Theater vom Feinsten, bietet Gedankenanstöße, Raum für Interpretationen und dient den drei Protagonistinnen als Anlass, die Gedanken schweifen zu lassen. Sie beobachten Details, sehen Parallelen zum eigenen Leben, erinnern sich. – Großartige Idee, wenn sie dabei nicht vom Hölzchen aufs Stöckchen kämen und ihre Lebensgeschichten gute Geschichten bieten würden. Auch in dieser Hinsicht will das Buch zu viel. Man bekommt hier drei Lebensgeschichten geboten, die an Dramatik nichts auslassen. Drei Leben reflektieren alles Elend dieser Welt so gründlich, dass man keine Protagonistin mehr wirklich sieht oder auch nur ernst nehmen kann und anfängt, sich zu langweilen, weil man es nicht schafft, alle drei Sätze lang über etwas anderes betroffen zu sein.
Das Feuer vor der Stadt hat dabei weitgehend symbolischen Charakter. Einzig die Platzanweiserin macht sich gelegentlich Sorgen, alle anderen juckt es nicht, just another Brandherd, wo doch die ganze Welt brennt, die Umwelt verschandelt wird und die Erde in den letzten Zügen liegt.
Meine anfängliche Begeisterung hat ziemlich schnell nachgelassen. Obwohl der Stil ganz spannend, gelegentlich sogar witzig ist, erstickt die gute Idee in unnötig dramatischen Details und langweilt bald. Ein grundsätzlich gut gemeinter Plot verkommt zu sorgsam geplantem Tiefgang und winkt mit der Große-Kunst-Keule. Bei so etwas fühle ich mich als Leserin plump manipuliert.
Die allgemeine Begeisterung für dieses Buch kann ich leider nicht teilen.