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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2024

Höchst anschaulicher Geschichtsunterricht

Wo die Asche blüht
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Es gibt nicht allzu viele Bücher über den Vietnamkrieg. Dieses hier verschafft einem einen wirklich anschaulichen Eindruck.

Es ist 2016 als Phong endgültig die Nase voll hat. Als Amerasier wird er schon ...

Es gibt nicht allzu viele Bücher über den Vietnamkrieg. Dieses hier verschafft einem einen wirklich anschaulichen Eindruck.

Es ist 2016 als Phong endgültig die Nase voll hat. Als Amerasier wird er schon sein Leben lang misstrauisch angesehen, ausgegrenzt und benachteiligt. Jetzt sollen die Kinder amerikanischer Soldaten ein Ausreisevisum bekommen können, um nach Amerika auszuwandern. Phong nimmt den weiten Weg von seinem Dorf nach Ho-Chi-Minh-Stadt auf sich, um sich durch den Behördendschungel zu kämpfen.

Gleichzeitig fliegt Dan mit seiner Frau in das ehemalige Saigon. Er hofft, dort sein Kriegstrauma zu überwinden. Er war Pilot im Vietnamkrieg und hat noch immer Alpträume.

1969 verlassen die Schwestern Trang und Quỳnh ihr Zuhause, um in Saigon als Barmädchen zu arbeiten. Angeblich verdient man da leichtes Geld, wenn man mit den Soldaten Tee trinkt. Ihre Eltern haben große Geldsorgen, vielleicht ist das die Lösung.

Das Thema wird hier von allen Seiten beleuchtet, man bekommt auf unterhaltsame Art einen wunderbaren Überblick. Wie konnte dieser Krieg entstehen? Wie ist er verlaufen, was hat er bewirkt und was hat er den Menschen angetan? All das erfährt man anhand von anrührenden Geschichten, die tatsächlich gegen Ende irgendwie zusammenführen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe mitgelitten und viel Neues erfahren. Ab und an war es ein wenig sehr ausführlich, trotzdem habe ich es gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Bewegende Geschichte mit blumigen Spitzen

Die Formel der Hoffnung
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Das Polio-Virus war 1940 noch ein Schreckgespenst und hat Eltern dazu veranlasst, ihre Kinder im Haus zu halten. Im Vanderbilt-Hospital in Nashville wollte man dagegen angehen und einen Impfstoff gegen ...

Das Polio-Virus war 1940 noch ein Schreckgespenst und hat Eltern dazu veranlasst, ihre Kinder im Haus zu halten. Im Vanderbilt-Hospital in Nashville wollte man dagegen angehen und einen Impfstoff gegen Kinderlähmung entwickeln. Mit dabei ist Dr. Dorothy Horstmann, die genial und engagiert ist, und tapfer versucht, inmitten des Gockelkampfes der Ärzte zu bestehen. Sie ist nur eine Frau, ihre Ideen können die Herren belächeln, vielleicht auch stehlen, nur ihr Genie anzuerkennen fällt ihnen schwer.

Dieses Buch erzählt Dorothys Geschichte und die Geschichte des Kampfes gegen Polio bis in die 60er Jahre hinein. Es stellt eine Heldin in den Focus, die beharrlich ihr Ziel verfolgt hat und dabei gegen ein Virus und männliche Borniertheit kämpfen musste.

Ab und an ist der Erzählstil etwas ausufernd und bietet eine gute Portion Kitsch, gerade wenn es um Dorothys Liebesleben geht. Gut gefallen hat mir der running Gag, dass absolut jeder erstaunt feststellen muss, dass Dorothy sehr groß ist, was sie mit tausendundeiner schlagfertigen Antwort kontert.

Ich habe bislang noch nie von Dorothy Millicent Horstmann gehört und bin froh, dass ich dieses Buch erwischt habe. Es ist eine bewegende Geschichte, die einem sehr unterhaltsam ein Stückchen Historie nahbringt.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Ein hübsch verpackter Gedankenanstoß

Wir werden jung sein
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Wie wäre es, wenn man nach belieben jünger werden könnte? Kann man so ein Medikament einfach auf die Menschheit loslassen?

In der Berliner Charité wollte man ein Herzmedikament entwickeln und musste feststellen, ...

Wie wäre es, wenn man nach belieben jünger werden könnte? Kann man so ein Medikament einfach auf die Menschheit loslassen?

In der Berliner Charité wollte man ein Herzmedikament entwickeln und musste feststellen, dass bei den Probanden erstaunliche Nebenwirkungen auftreten. Ihr biologisches Alter hat sich plötzlich um 8 Jahre verjüngt.

Immobilienmogul Wenger hatte eigentlich mit seinem Leben abgeschlossen, als plötzlich alle seine körperlichen Beschwerden zu verschwinden scheinen. Dem 17jährigen Jakob kommt die Verjüngung nicht so gelegen. Er, hat endlich eine Freundin, aber sein Körper reagiert nicht mehr so, wie er sollte.

Wir erleben mit, wie die ersten vier Probanden damit fertig werden. Plötzlich jünger zu sein, muss man erst einmal verarbeiten, das eröffnet neue Perspektiven und ändert die Lebensplanung komplett. Das bekommt man plausibel und einfühlsam vorgeführt. Wir schauen in die Köpfe dieser vier repräsentativen Versuchspersonen. Und dann gerät das Ganze auch noch an die Öffentlichkeit.

Maxim Leo spielt hier ein Szenario durch, was sich manch einer wünschen mag, was aber auch weit größere Auswirkungen hätte, als man sich vorstellt. Ein einziges Medikament könnte die Welt, wie wir sie kennen, komplett verändern. Das ruft die Politik, die Wirtschaft, die Ethikkommission und sogar Aktivisten auf den Plan.

Die Geschichte ist höchst originell, unterhaltsam und mit leisem Humor erzählt. Hier bekommt man ein schweres Thema federleicht verpackt. Vielleicht geht es hier und da ein wenig zu glatt. Das ganz große Fass macht der Autor nicht auf. Aber ein hübsch verpackter Gedankenanstoß auf die Problematik ist es schon. Ich habe es sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Eiskaltes Verwirrspiel

Arctic Mirage
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Im Grunde kann man alles über dieses Buch sagen und hat recht. Es ist sperrig, sperrt sich aber auch gegen jede Erwartungshaltung und ist damit dann wieder durch und durch überraschend.

Der Prolog klärt ...

Im Grunde kann man alles über dieses Buch sagen und hat recht. Es ist sperrig, sperrt sich aber auch gegen jede Erwartungshaltung und ist damit dann wieder durch und durch überraschend.

Der Prolog klärt direkt das Thema. Das wird kein Wohlfühlroman.

Karo und Risto hatten einen Autounfall und landen im Hotel Arctic Mirage im tiefsten Lappland. Da gibt es nichts außer viel Schnee und ein paar Touristen. Grundsätzlich müsste es doch toll sein, im Luxushotel zu stranden, aber die Atmosphäre ist unterschwellig gruselig und eiskalt.

Alle scheinen sich seltsam zu verhalten, das Hotelpersonal, der Arzt, die Nachbarn, aber auch Karo und Risto selbst. Früher oder später fragt man sich: Sind hier alle verrückt und haben Wahrnehmungsstörungen oder habe ich was überlesen? Auch die Einblicke in die Vergangenheit der Figuren sorgen nicht für ein klareres Bild.

Die Geschichte ist undurchsichtig, lädt zum Rätseln ein und spielt auch mit den Lesern, manipuliert uns, ärgert uns, verwirrt uns. Man wähnt sich in einem Psychothriller: Einer stirbt und jemand ist verrückt. Wer hier verrückt ist, müssen wir herausfinden, oder irren wir uns selbst?

Das Buch hat mich zu großen Teilen verwirrt und auch geärgert. Es hat reichlich Nebenarme, deren Nutzen man anzweifeln kann, aber am Ende bin ich überwiegend aufgewühlt und beeindruckt.

Es entwickelt eine ganz eigene Art Sogwirkung, ist nicht mein neues Lieblingsbuch, aber auf jeden Fall ein sehr besonderes Erlebnis.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Origineller Grusel

Die Burg
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Dieses Buch ist originell und gruselig.

Milliardär Nevio will eine ganz neue Erlebniswelt an den Start bringen. Eine Burg wurde zum Freizeitpark umgebaut, in dem man KI-gesteuerte Escape-Erlebnisse nach ...

Dieses Buch ist originell und gruselig.

Milliardär Nevio will eine ganz neue Erlebniswelt an den Start bringen. Eine Burg wurde zum Freizeitpark umgebaut, in dem man KI-gesteuerte Escape-Erlebnisse nach Maß bekommen kann. Du bist die Hauptperson in deinem Spiel und bekommst dein Wunschabenteuer serviert. Natürlich sollte man aufpassen, was man sich wünscht.

Für einen Testlauf hat Nevio ein erlesenes Grüppchen zusammengestellt und ihnen fette Gagen versprochen, wenn sie seine Welt auf Herz und Nieren prüfen. Ein Escape-Experte, eine Influencerin, ein Gamer, ein Historiker, eine Hausfrau sind dabei und landen in einem Spiel, das sich zum Alptraum entwickelt.

Ursula Poznanski brennt hier ein Feuerwerk an morbiden Ideen ab. Diese Welt ist voller Fallen und gruseligen Gestalten, die höchst innovativ grausig sind. Die Testpersonen spielen tatsächlich ein Spiel um ihr Leben, gegen eine KI, die kein Erbarmen kennt, oder tut sie etwa nur, was ihr gesagt wurde?

Man erlebt hier unterhaltsames Grauen auf höchstem Niveau, wobei die Figuren vielleicht die Spur zu blass geraten sind. Manch einen lernt man kaum kennen. Gut gefallen hat mir, wie Influencerin Yvonne es immer wieder schafft, ihr Tussenequipment neuen Verwendungszwecken zuzuführen, ein charmanter running Gag.

Das Hörbuch liest Rainer Strecker wunderbar. Es dauert 13 Stunden und 20 Minuten.

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