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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2023

Selbstbehauptung zweier Schwestern

22 Bahnen
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Tildas Tage verlaufen nach einem klaren Muster, fast schon so strategisch wie ein Schlachtplan: Sie studiert, jobbt an der Kasse eines Supermarkts und kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida und – besonders ...

Tildas Tage verlaufen nach einem klaren Muster, fast schon so strategisch wie ein Schlachtplan: Sie studiert, jobbt an der Kasse eines Supermarkts und kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida und – besonders an ganz schlimmen Tagen – auch um ihre alkoholabhängige Mutter. Von der Kleinstadt, in der Tilda mit ihrer Familie aufgewachsen ist, hat sie die Nase voll. Ihre Freund*innen sind in großen Städten verstreut, sie ist zurückgeblieben, um die Verantwortung für Ida und die Mutter zu übernehmen. Als ihr eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt wird, öffnet sich für sie ein ganz neues Tor. Außerdem tritt Viktor in ihr Leben. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt, und der große Bruder von Ivan ist, Tildas verstorbener Freund von früher.
Caroline Wahl hat mit Tilda eine starke Protagonistin geschaffen, die sich voller Liebe um ihre kleine Schwester kümmert und alles zusammenhält. Dabei wird das Verhältnis der zwei Schwestern, die sich immer wieder neu behaupten müssen, sehr anschaulich und berührend dargestellt. Der Autorin ist es gelungen, die verschiedenen Emotionen und Gefühle zu übermitteln und so eine schnelle Bindung zu den Figuren aufzubauen. Ihr Schreibstil ist flüssig, die Entwicklungen geschehen in realistischem Tempo und es wird ohne moralischen Zeigefinger, sondern voller Mut und Energie für die notwendigen Herausforderungen erzählt.
Ein zarter, berührender Roman, der zahlreiche Emotionen in mir ausgelöst hat.

Veröffentlicht am 16.07.2023

Tolles vegetarisches Kochbuch

Polen vegetarisch
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Bisher habe ich die polnische Küche immer als sehr fleischlastig und wenig vegetarisch empfunden. Umso erfreuter und gespannter war ich, als ich "Polen vegetarisch" von Michal Korkosz in den Händen hielt. ...

Bisher habe ich die polnische Küche immer als sehr fleischlastig und wenig vegetarisch empfunden. Umso erfreuter und gespannter war ich, als ich "Polen vegetarisch" von Michal Korkosz in den Händen hielt. Ich mag vor allem Gerichte, bei denen Zutaten nicht ausgetauscht und vegetarisch gemacht werden, sondern Gerichte, die bereits fleischlos sind und sich dann im besten Fall noch abwandeln lassen in vegan (das ist dann mein persönliches Ding). Michal Korkosz stellt die Vielfalt der traditionellen polnischen, vegetarischen Gerichte in voller Bandbreite da - von Frühstücksideen über Suppen, Hauptgerichte, Teigtaschen bis hin zu Gebäck/Desserts.

Zu jedem Gericht wird ein sehr ansprechendes und authentisches Foto präsentiert, die Zutatenlisten sind in der Regel übersichtlich, die einzelnen Schritte sehr einfach und nachvollziehbar erklärt, sodass das Nachkochen gar kein Problem ist. Die Mengen- und Zubereitungszeitangaben waren sehr realistisch und bieten daher eine gute Orientierung.

Ein vielfältiges, buntes und ansprechendes Kochbuch, das zum Nachkochen animiert, sehr übersichtlich ist und mir schon jetzt eine handvoll sehr leckerer nachgekochter Gerichte beschert hat!

Veröffentlicht am 16.07.2023

Schöne Liebesgeschichte

Spaces between us
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Jamain ist sehr dankbar, dass er über Kontakte ein WG-Zimmer bekommen hat und erkennt schnell, dass sein Mitbewohner Tyren ganz anders ist als er: sehr genau, strukturiert, kann den ersten Satz jedes Buches, ...

Jamain ist sehr dankbar, dass er über Kontakte ein WG-Zimmer bekommen hat und erkennt schnell, dass sein Mitbewohner Tyren ganz anders ist als er: sehr genau, strukturiert, kann den ersten Satz jedes Buches, das er gelesen hat, rezitieren und lädt Jamain geradezu dazu ein, ihn zu provozieren. Denn Jamain ist chaotisch, spontan und immer für eine Überraschung gut. Trotz ihrer Gegensätze harmoniert das Zusammenleben gut und es funkt zwischen den beiden.

Das Autor*innenduo harmoniert sehr gut zusammen und ich mochte die wechselnden Erzählpassagen von Jamain und Tyren. Selbst wenn ich nicht mehr wusste, in welchem Kapitel ich gerade bin bzw. wer erzählt, habe ich es doch am Stil und der Art des Erzählens erkannt. Das ist mir beim Erzählstil sehr positiv aufgefallen. Außerdem sind sowohl Tyren als auch Jamain tiefgehend gezeichnet, sie sind lebhaft und ich kann sie mir gut vorstellen. Die Entwicklung der beiden, das Tempo der Annäherung und die Beschreibungen der spicy Szenen haben mir ebenfalls sehr gut gefallen.

Was meine Begeisterung minimal gedämpft hat, waren einige Klischees, an denen sich abgearbeitet wurde bzw. die immer wieder reproduziert wurden. Das Ende war natürlich vorhersehbar, aber ich habe den Weg dahin genossen.

Eine schöne Liebesgeschichte im New-Adult-Genre!

Veröffentlicht am 16.07.2023

Verpflanzungsprozess

Elternhaus
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Sanne erlebt hautnah mit, wie ihre Eltern immer älter werden und immer mehr Hilfe in ihrem Alltag brauchen. Da sie, die älteste von drei Schwestern, nur wenige Straßen entfernt von ihrem Elternhaus wohnt, ...

Sanne erlebt hautnah mit, wie ihre Eltern immer älter werden und immer mehr Hilfe in ihrem Alltag brauchen. Da sie, die älteste von drei Schwestern, nur wenige Straßen entfernt von ihrem Elternhaus wohnt, ist sie die erste Ansprechpartnerin und muss immer helfen. Ihre Hilfe wird immer häufiger, bis sie ihr über den Kopf wächst und sie beschließt, dass ihre Eltern umziehen müssen. Sie wünscht sich für beide ein barrierefreies, unterstützendes Leben. Ihre jüngeren Schwestern sind entsetzt. Wie kann Sanne die Eltern denn einfach so verpflanzen, sie aus dem selbst gebauten Haus entfernen und sie so plötzlich entwurzeln?

Ute Mank verdeutlicht anhand der drei Schwestern, von der wir von Sanne am meisten mitbekommen, wie komplex das Geschwisterverhältnis ist und welche Spannungen gerade bei der Frage nach der besten Versorgung der Eltern entstehen können. Auf einmal fühlen sie sich fremder zueinander, haben andere Vorstellungen und müssen sich damit auseinandersetzen, wer die Lage besser beurteilen und richtiger handeln kann. Dazu kommt die Frage, was es mit ihnen selbst macht, wenn das Elternhaus, so wie es bis jetzt immer war, aufgegeben wird.
Ute Mank stellt all diese Fragen, die Mechanismen, Ängste, Sorgen und Selbstreflexionen sehr anschaulich und authentisch dar. Dabei bildet das Haus natürlich den Mittelpunkt, in dem alle Fäden zusammenlaufen.

Ein sehr differenzierter, ehrlicher und reflektierter Blick auf die Frage nach dem Elternhaus und der Entwurzelung der eigenen Eltern.

Veröffentlicht am 16.07.2023

Rasant

Seventeen
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John Brownlow ist Drehbuchautor, was an der Gestaltung von "Seventeen" deutlich spürbar ist. Der Protagonist, bezeichnet sich selbst ausschließlich als 17, weil sein vorheriges Ich ab einem gewissen Punkt ...

John Brownlow ist Drehbuchautor, was an der Gestaltung von "Seventeen" deutlich spürbar ist. Der Protagonist, bezeichnet sich selbst ausschließlich als 17, weil sein vorheriges Ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr existierte, ist ein gefragter, besser gesagt der gefürchteste, Auftragskiller der Welt. Vor ihm gab es zahlreiche andere und sein Auftrag besteht - neben den "üblichen" Auftragsmorden - darin, 16 zu töten. So wie er eines Tages von der 18 getötet werden wird. Doch schon bald erkennt 17, dass er nicht nur 16 finden und umbringen muss, sondern auch er Teil der großen Jagd ist und er tagtäglich um sein Überleben kämpfen muss.

Was für mich sehr innovativ war und an was ich mich auch gewöhnen musste, war die direkte Ansprache an dendie Leserin. Wir erfahren zwar in Rückblenden Details aus der Kindheit von 17, vor allem nehmen wir jedoch Teil an seinen Gedanken, den Beschreibungen der ausgeführten Morde und den Abläufen der Jagd.
John Brownlow erzählt in einem raschen Tempo und sorgt für rasante Abläufe, weshalb mich "Seventeen" gepackt hat und ich unbedingt mehr über die Auftragskiller und vor allem das große "Warum und wofür" klären wollte.

Ein ungewöhnlicher, gut umgesetzter Thriller, der durch Spannung und Tempo überzeugt.