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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2023

Starker Beginn, lässt dann nach

Die Guten und die Toten
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Saad lebt mit seiner kleinen Tochter Leila in Berlin und arbeitet als Wächter in einem Parkhaus in Charlottenburg. Er arbeitet ausschließlich in der Nachtschicht und beobachtet daher auch, dass Staatssekretär ...

Saad lebt mit seiner kleinen Tochter Leila in Berlin und arbeitet als Wächter in einem Parkhaus in Charlottenburg. Er arbeitet ausschließlich in der Nachtschicht und beobachtet daher auch, dass Staatssekretär Brasch und der Waffenhändler Müller sich dort treffen und Geschäfte machen. Brasch verursacht betrunken einen Verkehrsunfall, bei dem in seinem Kofferraum eine Leiche gefunden wird. Daher wird Kriminalkommissarin Nihal Khigarian hinzugezogen, die schnell ahnt, dass Saad etwas weiß und ihr das verheimlicht. Nihal ist Saad und Leila bereits einige Tage zuvor begegnet, als sie ihn in einer Schlägerei verteidigt hat.

Sowohl das sehr ansprechend gestalte Cover als auch der Klappentext haben mir angesprochen. Kim Koplin startet mit der Schlägerei, Nihals Einsatz und den Geschehnissen im Parkhaus schon mit einem raschen Tempo und zeichnet Saad und Nihal schnell als sehr fähige und problembehaftete Figuren. Im Verlauf des Buches rücken die privaten Angelegenheiten und die zunehmende Annäherung zwischen den beiden immer mehr in den Fokus. Zwischenzeitlich habe ich den eigentlichen Fall, um dessen Aufklärung es gehen sollte, fast dahinter vergessen. Die Dialoge sind derb, einige Geschehnisse und Reaktionen fand ich unglaubwürdig und unrealistisch - ebenso die Fähigkeiten, mit denen Saad und Nihal ausgestattet sind und mit denen sie jeder gefährlichen Situation entkommen können.
Während ich den Beginn gut fand und auf einen actionreichen Thriller hoffte, legte sich meine Begeisterung, da sowohl Spannung als auch die Möglichkeit des Mitfieberns abflachten.
Ein moderner Thriller, der mich in der Umsetzung jedoch nicht völlig überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 16.07.2023

Sehr leise und ruhig erzählt

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Takako, 25, ist mit ihrem Leben in Tokio sehr zufrieden. Doch als ihr Freund ihr verkündet, dass er heiraten werde, und zwar eine andere Frau, von der Takako bis dahin nichts wusste, bricht ihre Welt zusammen. ...

Takako, 25, ist mit ihrem Leben in Tokio sehr zufrieden. Doch als ihr Freund ihr verkündet, dass er heiraten werde, und zwar eine andere Frau, von der Takako bis dahin nichts wusste, bricht ihre Welt zusammen. Sie zieht sich zurück, verlässt ihre Wohnung nicht mehr und kündigt ihren Job. Ihr Onkel, der im Bücherviertel Tokios lebt, bietet ihr an, ihm dort auszuhelfen und bei ihm unterzukommen, damit sie ihre Wohnung nicht mehr halten muss. Obwohl Takako von der Idee überhaupt nicht begeistert ist, willigt sie ein und entdeckt, inmitten all der Bücher, ihren eigenen Zugang zur Literatur und all den fantastischen Geschichten.

"Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" findet hauptsächlich dort statt und ist sehr auf Bücher und Literatur fokussiert. Satoshi Yagisawa erzählt mit Takako von einer jungen Frau, die plötzlich mit völliger Leere konfrontiert ist, und langsam einen Weg zurück ins Leben und neue Lebenskraft findet. Darüber hinaus passiert auch nicht viel, was den Leser*innen bei der Entscheidung für dieses Buch bewusst sein sollte. Neben Takako setzen sich auch die anderen Figuren, zu denen sie immer mehr Kontakt knüpft, mit dem Leben auseinander.
Satoshi Yagisawa erzählt langsam, ruhig und sehr unaufgeregt. Einen Spannungsbogen gibt es nicht und auf der Handlungsebene passiert auch nicht viel. Vielmehr haben wir teil an Takakos Gedankengängen und ihren zaghaften Schritten, wie sie langsam wieder Mut fasst.

Für mich ein schönes Buch, das mir eine ruhige Auszeit aus dem vollen Alltag geboten hat.

Veröffentlicht am 15.07.2023

Kann man gut lesen

Zwei Fremde
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Remie Yorke hat ihren letzten Tag als Hotelmanagerin im abgeschiedenen Hotel in den Highlands. Für Remie soll es am nächsten Tag nach Santiago de Chile gehen, weshalb sie sich noch um die verbliebenen ...

Remie Yorke hat ihren letzten Tag als Hotelmanagerin im abgeschiedenen Hotel in den Highlands. Für Remie soll es am nächsten Tag nach Santiago de Chile gehen, weshalb sie sich noch um die verbliebenen zwei Hotelgäste kümmen, ihre letzte Schicht jedoch möglich schnell hinter sich bringen möchte. Allerdings macht ihr ein Schneesturm einen Strich durch die Rechnung: Durch den hohen Schnee sind die Straßen vermutlich nicht befahrbar, das Internet und Strom fallen aus, es gibt nur den Notstrom.
Aus dem nahegelegenen Gefängnis misslingt im Schneesturm ein Gefangenentransport, weshalb ein Polizist am Hotel klopft und um Einlass bittet. Er warnt Remie vor dem geflohenen Mörder und gibt an, vom Hotel aus agieren und die Situation unter seine Kontrolle bringen zu müssen. Doch als es kurz darauf erneut klopft und ein zweiter Mann behauptet, besagter Polizist zu sein, wird Remie schnell klar, dass sie sich für einen Mann entscheiden muss, dem sie vertraut.

Martin Griffin kannte ich bisher nicht, war aber aufgrund des Plots sehr aufgeregt, da ich derartige Thriller sehr gern lese. Remie blieb eher unscheinbar, wirkte oftmals naiv, hing noch sehr der Vergangenheit ihres verstorbenen Bruders nach und ist in ihrer Entscheidungs- und Entschlusskraft nicht allzu deutlich. Die anderen beiden Gäste sind ebenfalls recht schwer zu fassen und die Situation im Hotel mit den zwei Polizisten, von denen einer der Gefangene ist, spitzt sich immer weiter zu.
Diese Zuspitzung hat mir in Verbindung mit dem Schneesturm und den beschriebenen Wetterverhältnissen außerhalb des Hotels gut gefallen. Allerdings schweiften diese manchmal zu sehr aus, wodurch für mich etwas Spannung einbüßen musste.

Natürlich war von Interesse, selbst einzuschäten, wer der echte Polizist Gaines ist. Ich hatte recht schnell eine sehr klare Vermutung und die Auflösung erfolgte viel schneller als gedacht. Anschließend folgten weitere Herausforderungen, die Jagd hat da erst richtig begonnen und das letzte Viertel des Thrillers überzeugt durch überraschende Wendungen und ein stark angezogenes Tempo.

Während es mir zwischenzeitich also fast schon zu langatmig wurde, überzeugte mich Martin Griffin nach hinten raus und ich habe "Zwei Fremde" dann doch zufrieden zugeschlagen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 05.07.2023

Gelungener Auftakt

Sommersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 1)
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In Stockholf wird im Sommer 1994 eine junge Frau vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden. Tomas Wolf, Kriminalkommissar, wird zum Tatort gerufen, kann den Anblick der jungen Frau jedoch nur schwer ertragen. ...

In Stockholf wird im Sommer 1994 eine junge Frau vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden. Tomas Wolf, Kriminalkommissar, wird zum Tatort gerufen, kann den Anblick der jungen Frau jedoch nur schwer ertragen. Zu sehr erinnert sie ihn an seine Zeit als Soldat in Bosnien.
Parallel dazu erfährt auch Journalistin Vera Berg von dem Fall und spätestens als eine zweite Frau mit ähnlichen Mordmerkmalen aufgefunden wird, sieht sie Zusammenhänge zu einem länger zurückliegenden Fall und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.

Da es sich um den Reihenauftakt handet, erfahren wir parallel zu den Ermittlungen sehr vieles aus dem Privatleben von Tomas Wolf und von Vera Berg, was ich von skandinavischen Krimis/Thrillern kenne und auch mag, da ich so eine gute Verbindung zu den Ermittler*innen aufbauen und sie einschätzen kann. Außerdem mag ich, wenn es nicht nur um den Fall geht, sondern auch die privaten Probleme beschrieben werden und sich die Figuren im Verlauf der Reihe weiterentwickeln - dafür sehe ich hier großes Potential.

Der Schreibstil war recht üppig, ich musste die ganzen (Neben)Figuren zunächst sortieren und brauchte einige Zeit, um sie einzuordnen - auch wegen der wechselnden Perspektiven - das klappte nach einigen Kapiteln ganz gut.
Der Fall ist vielversprechend und während der parallel laufenden Ermittlungen von Tomas und Vera baut sich immer mehr Spannung und lauernde Gefahr auf.

Ein gelungener Auftakt einer neuen, vielversprechenden Krimireihe aus Schweden!

Veröffentlicht am 05.07.2023

Brutaler Thriller

Diabolisch
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Im Jahr 1995 werden Lotte und ihr sechsjähriger Bruder Alex nach dem Training im Sportverein nicht von ihrem Vater abgeholt und machen sich allein zu Fuß auf den Heimweg nach Holzhausen entlang der Landstraße. ...

Im Jahr 1995 werden Lotte und ihr sechsjähriger Bruder Alex nach dem Training im Sportverein nicht von ihrem Vater abgeholt und machen sich allein zu Fuß auf den Heimweg nach Holzhausen entlang der Landstraße. Es dämmert und beiden wird immer kälter, Alex möchte nicht mehr weitergehen, weshalb Lotte ihn an einer Bushaltestelle zurücklässt und Hilfe holen möchte, die Alex dann dort abholen soll. Doch auf Alex warten an diesem Abend alle vergebens.
Im Dorf Holzhausen werden siebenundzwanzig Jahre später mehrer Bewohner*innen auf grausame Art ermordet. Dass der damalige Unfall mit einem der Toten in Verbindung steht, ist Oberkommissarin Larissa Flaucher schnell klar. Doch wie passen die anderen Morde in diesen Zusammenhang und wer steckt alles dahinter?

Jonas Wagner hat mich schon nach den ersten Kapiteln in seinen Bann gezogen. Gerade die wechselnden Zeitebenen, die Ereignisse aus 1995 und die aktuellen Ermittlungen im Jahr 2022, sowie die Erzählung mit Fokus auf den verschiedenen Figuren und darauf, was sie damals gemacht haben, erzeugten Spannung. Dass Alex' Tod in Zusammenhang mit den aktuellen Morden steht, ist schnell klar. Ich hatte auch schnell eine Vermutung, wer dahinter steckt, war mir jedoch bis zum Schluss nicht sicher und fieberte der Auflösung entgegen.
Wer auf spannende Vergeltungsthriller steht und Thriller gern in einem Rutsch liest, kommt hier voll auf die Kosten.