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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Solider Krimi

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Polizeiseelsorger Martin Bauer wird zu einem Tatort gerufen, obwohl er eigentlich keinen Dienst hat. In einem stillgelegten Bergwerk liegt eine Leiche - mit Schnitten übersät und mit Honig übergossen. ...

Polizeiseelsorger Martin Bauer wird zu einem Tatort gerufen, obwohl er eigentlich keinen Dienst hat. In einem stillgelegten Bergwerk liegt eine Leiche - mit Schnitten übersät und mit Honig übergossen. Bauers katholischer Kollege Vaals erlitt beim Anblick der Leiche einen schweren Herzinfarkt und bittet Bauer um Hilfe indem er einen Namen stammelt. Danach liegt Vaals im Koma.
Bauer beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und gerät dabei immer wieder Polizistin Verena Dohr in die Quere, die im Fall der "Honigleiche" ermittelt und sich gegen Intrigen und Machtkämpfe in den eigenen Reihen bewähren muss.

Das Autorenduo Gallert und Reiter haben sich hier ein spannendes Setting mit guten Charakteren ausgedacht. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und durch die wechselnden Perspektiven werden die Ermittlungsansätze und vor allem die persönlichen Entwicklungen deutlich. Krimis, in denen Ermittler nicht nur arbeiten, sondern auch ein Privatleben mit Problemen haben, gefallen mir. Dennoch sollte der Fall im Vordergrund stehen und einem Spannungsbogen unterlegt sein.
Das kam mir in diesem Fall zu kurz. Der Prolog war sehr spannend und hinterließ ein Gänsehautgefühl. Die ersten Kapitel ließen sich flott lesen, der Mittelteil hatte einige Längen und gipfelte in einem rasanten Ende mit einer Auflösung, die noch stärker und spannender hätte inszeniert sein können.

Trotz allem handelt es sich um einen guten Krimi mit einem interessanten Fall und Ermittlern mit Ecken und Kanten.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Schwarz, weiß und alles dazwischen

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Robin ist neun Jahre alt und in einem Vorort von Johannesburg aufgewachsen. Als ihre Eltern ausgehen und nicht wieder zurückkommen, weil sie ermordet wurden, gerät Robins Welt ins Schwanken. Die schwarze ...

Robin ist neun Jahre alt und in einem Vorort von Johannesburg aufgewachsen. Als ihre Eltern ausgehen und nicht wieder zurückkommen, weil sie ermordet wurden, gerät Robins Welt ins Schwanken. Die schwarze Maid, die sie aufzog, macht sich nach dem Tod der Eltern und einem brutalen Verhör auf den Weg zurück in ihre Heimat. Robin verliert mit einem Schlag also die drei Personen, die das Wichtigste in ihrem Leben waren und die Konstante bildeten. Fortan lebt sie bei ihrer Tante, die jedoch als Stewardess arbeitet und nach erfolgloser Jobsuche wieder wochenlang unterwegs ist.
Beauty hat ihre 17-jährige Tochter seit dem Schüleraufstand in Soweto nicht mehr gesehen, lässt ihre Söhne und ihre Heimat zurück um sie zu suchen.

Robins und Beautys Wege kreuzen sich und schon bald lernt Robin, dass nicht alles immer so ist, wie es auf den ersen Blick scheint, dass nicht alle Schwarzen schlechte Menschen sind und dass Hautfarbe im Allgemeinen nicht über die Charaktereigenschaften entscheidet. Weil sie schon so viele Verluste hinnehmen musste, will sie Beauty nicht auch verlieren und trifft eine folgenschwere Entscheidung...

Bianca Marais hat mit "Summ, wenn du das Lied nicht kennst" einen wunderbaren Roman, eingebettet in die 1970er Jahre Südafrikas, geschaffen, der die Apartheid und die Rassenpolitik thematisiert.
Mit dem historischen Kontext als Basis zeigt sie mit Robin und Beauty, wie wichtig Halt und Liebe in einer Welt voller Unsicherheiten sind.
Die Figurenen entwickeln sich jede auf ihre Art, der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig und die Handlung bis zum Schluss plausibel und authentisch.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Momentaufnahme: Leben in schillerndem Rauch

Sonnenkönige
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Aidan ist auf der Suche inmitten aller Freiheiten Berlins. Zusammen mit seiner Freundin Hannah, Mitbewohnerin Sam und dessen Freundin Cherry taucht er immer wieder ein: in Partys, Fetisch, Sex und in den ...

Aidan ist auf der Suche inmitten aller Freiheiten Berlins. Zusammen mit seiner Freundin Hannah, Mitbewohnerin Sam und dessen Freundin Cherry taucht er immer wieder ein: in Partys, Fetisch, Sex und in den Drogenrausch. Doch daneben hat er Ziele und Träume. Auf dem großen Festival Favilla, das in der Wüste Nevadas stattfindet, will er einen Drachen anzünden lassen, den er voller Mühe und Begeisterung baut. Mit der Zusage für sein Projekt und einer Festanstellung im Verlag gerät seine Beziehung zu Hannah ins Wanken.

Marianne Jungmaier hat einen unglaublich schönen und mitreißenden Schreibstil. Er ist enerseits schnörkellos und schildernd, auf der anderen Seite mit der Liebe zum Detail und zur Wortkunst ausgestattet, mutet poetisch an. Es gelingt ihr, den Leser sofort in den Bann von Aidan und seinen Erlebnissen in seiner Clique zu ziehen. Die Begeisterung, das volle Engagement, mit dem sie sich in ihren Rausch und die schillernden Erfahrungen stürzen, ist auf jeder Seite spürbar. Dennoch wird schnell klar, dass trotz schillernder Farben und den buntesten Fantasien eine gewisse Melancholie mitschwingt. Die jungen Menschen bleiben einfach auf der Suche, sind Getriebene. Sie haben Vorstellungen vom Leben, wollen offene Beziehungen führen, das Leben und sich selbst spüren und stoßen dabei immer wieder an ihre Grenzen - trotz der großen Feiheit, die ihnen geboten wird.
"Sonnenkönige" ist kein Roman, der eine starke Entwicklung einer Geschichte oder einzelner Figuren schildert. Vielmehr bildet er eine Momentaufnahme ab von jungen Menschen, die sich begeistert ins Leben und in den Rausch stürzen und manchmal finden, was sie suchen.
Mich konnte der Roman überzeugen, mitnehmen und wundervolle Lesestunden bereiten! Vor allem liegt das an dem bildhaften Schreibstil, der in Kombination mit dem Inhalt die schillernde Atmosphäre schafft, die Marianne Jungmaier wohl transportieren wollte!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein angenehmer Roman für nette Stunden

Das Geheimnis der Muse
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"Das Geheimnis der Muse" erzählt auf zwei Zeitebenen von einem Gemälde. Im London der 60er Jahre erbt Lawire Scott das Gemälde von seiner Mutter, die es liebt und immer im Schlafzimmer hängen hatte. Er ...

"Das Geheimnis der Muse" erzählt auf zwei Zeitebenen von einem Gemälde. Im London der 60er Jahre erbt Lawire Scott das Gemälde von seiner Mutter, die es liebt und immer im Schlafzimmer hängen hatte. Er bringt es zur Kunstgalerie Skelton in der Hoffnung, dort etwas über dessen Hintergrund herauszufinden. Er bändelt mit Odelle an, die aus Trinidad kommt und von der Schuhverkäuferin zur Sekretärin aufgestiegen ist. Eigentlich möchte sie jedoch als Schriftstellerin ihr Geld verdienen.
Der zweite Erzählstrang spielt in Malaga, in den 30er Jahren, kurz vorm Spanischen Bürgerkrieg und erzählt von der Schaffensgeschichte des Gemäldes. Olive, die für ihr Leben gern malt, den Rebellen Isaac verehrt und ein schwieriges Verhältnis zu ihrer depressiven Mutter und dem egozentrischen Vater hat. Einzige Vertraute und Freundin in diesem Debakel wird Isaacs Schwester Teresa.

Jessie Burton hat einen sehr blumigen, ausschmückenden Schreibstil und versteht es, den einzelnen Erzählsträngen eine eigene Atmosphäre zu verpassen. So lässt sich leicht zwischen den Kapiteln wechseln.
Der Roman vereint eine geheimnisvolle Geschichte um ein Gemälde, inklusive Liebesgeschichten, mit historischen Ereignissen und beleuchtet gesellschaftliche Verhältnisse und Probleme.
Das Geheimnis um die Muse und den Zusammenhang zwischen Olive, Odette, Lawrie und dem Gemälde werden erst zum Ende des Buches sichtbar. Dennoch lüftet Jessie Burton ab und an das Tuch und lässt kleine Informationshäppchen an den Leser heran, der daraufhin eigene Vermutungen anstellen kann.

Ein schöner Roman, der Historizität und Liebe in sich vereint!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Massentierhaltung adé?

Meine Kuh will auch Spaß haben
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Astrid Lindgren, bekannt als Autorin vieler wunderbarer Kinderbücher, hat sich sehr engagiert für den Tierschutz eingesetzt. In "Meine Kuh will auch Spaß haben" sind die Artikel und Briefe abgedruckt, ...

Astrid Lindgren, bekannt als Autorin vieler wunderbarer Kinderbücher, hat sich sehr engagiert für den Tierschutz eingesetzt. In "Meine Kuh will auch Spaß haben" sind die Artikel und Briefe abgedruckt, die Astrid Lindgren von 1985 bis 1989 an die Tageszeitung verfasst hat - inklusive Reaktionen der Politiker.

Astrid Lindgren scheut sich nicht den Nagel auf den Kopf zu treffen. Sie nennt Fakten, Namen und äußert herbe Kritik an der Massentierhaltung und den vermeintlich verbessernden Änderungen. Es wird deutlich, dass es sich dabei um einen Tropfen auf dem heißen Stein handelt und der Bauer ein kleines Rädchen in der großen Produktionsmaschinerie ist.
Obwohl es sich hier um ein kritisches Sachbuch handelt, weiß Astrid Lindgren den Leser an die Hand zunehmen. Ihre Artikel sind zwar konfrontativ, aber nicht missionarisch. Sie gibt einzelnen Tieren eine Stimme, verpackt sie in Geschichten und lenkt den Blick so gekonnt auf das Tier und die zu kritisiernde Haltung.
Im Grunde ist es erschreckend, dass Astrid Lindgren bereits 1985 Aspekte in der Massentierhaltung genannt hat, die noch heute so fortbestehen und sich an dem Tier als Produktionseinheit nichts geändert hat. Trotzdem ist es wichtig, dass Stimmen gegen die Massentierhaltung laut werden und Bewusstsein geschaffen wird.

Wer sich auf sanfte Aufklärung einlassen und die verbreiteten brutalen Videos aus Betrieben vermeiden, und sich trotzdem mit der Thematik auseinandersetzen möchte, dem ist dieses Buch ans Herz zu legen!