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Veröffentlicht am 09.03.2025

Herrlich - Englischer Krimi-Klassiker ganz nach meinem Geschmack!

Campion. Tödliches Erbe
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Ich hatte früher schon mal einige Bücher von Margery Allingham aus der legendären schwarz-gelben Diogenes Krimi-Reihe gelesen, und erinnere mich, dass sie mir gut gefallen haben. Aus der Albert Campion ...

Ich hatte früher schon mal einige Bücher von Margery Allingham aus der legendären schwarz-gelben Diogenes Krimi-Reihe gelesen, und erinnere mich, dass sie mir gut gefallen haben. Aus der Albert Campion Serie war aber glaube ich noch keiner dabei.
Dieser unauffällige junge Mann, der, wenn er es darauf anlegt, sehr einfältig aussehen kann, wird demzufolge häufig unterschätzt (ähnlich wie in den 70er Jahren Colombo), ist aber ein Spitzendetektiv.
Es geschieht zwar auch ein Mord, aber hauptsächlich geht es darum, den Diebstahl eines goldenen Kelches zu verhindern, den die adlige Familie Gyrth seit ewigen Zeiten im Auftrag der Krone aufbewahrt. Die Geschichte spielt in den 30er Jahren und ist gewürzt mit Ironie, schwarzem Humor, interessanten, teils recht pittoresken Gestalten, und einem spannenden Plot. Es geht etwas langsamer zu, als in modernen Krimis, der Ermittler gebraucht nur sein Hirn und keinen technischen Schnickschnack, verfügt aber tatsächlich über ein enormes Netzwerk an Kontakten, von (Klein-)Kriminellen über Zigeuner bis hin zum Hochadel.
So schnell habe ich lange kein Buch mehr durchgelesen, die Autorin gehört nicht grundlos zu den britischen Queens of Crime des sogenannten Goldenen Zeitalters (zusammen mit Agatha Christie, Dorothy Sayer und Ngaio Marsh): der Roman ist spannend und amüsant, und ich kann ihn - zumindest an Liebhaber klassischer englischer Krimis - uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich freue mich auf weitere Neuauflagen!

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Veröffentlicht am 07.03.2025

Atmosphärischer Theaterkrimi

Tod auf der Unterbühne
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Dieser Cosy-Krimi aus dem Theatermilieu, hat mich sehr gut unterhalten, ist spannend und informativ. Man merkt ihm an, dass die Autorin sich in diesem Milieu gut auskennt, die Charaktere sind gut gezeichnet, ...

Dieser Cosy-Krimi aus dem Theatermilieu, hat mich sehr gut unterhalten, ist spannend und informativ. Man merkt ihm an, dass die Autorin sich in diesem Milieu gut auskennt, die Charaktere sind gut gezeichnet, der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar. Die Personen sind mir ans Herz gewachsen und die Auflösung hat mich überrascht. Auch die theateraffine Kommissarin Antonia und ihr Sidekick, Dorfpolizist Ferdinand Berger sind ein gutes und sympathisches Ermittlerduo. Der renommierte Regisseur des Sommertheaters, der zwar künstlerisch viel drauf hat, im zwischenmenschlichen Umgang aber ein richtiger Tyrann und ein Ekelpaket ist, kommt bei der Generalprobe von "Ein Sommernachtstraum reloaded" auf der Unterbühne zu Tode. War es ein Unfall oder hat jemand nachgeholfen? Verdächtige gibt es im Ensemble en Masse, und die junge Kommissarin verbeißt sich in diesen Fall. Ein richtig netter Krimi, der für Hard-boiled Fans sicherlich zu spannungsarm ist, für mich jedoch genau das richtige Maß an Spannug lieferte und einen interessanten und humorvollen Einblick in die Theaterwelt.

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Veröffentlicht am 02.03.2025

Gut gegen trübes Winterwetter

In einem Zug
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Nach seinem sehr berührenden und deutlich ernsteren, gesellschaftskritischen Roman „Die spürst du nicht“ hier nun wieder ein „typischer“ Glattauer, der mich vom Schreibstil her sehr an „Gut gegen Nordwind“ ...

Nach seinem sehr berührenden und deutlich ernsteren, gesellschaftskritischen Roman „Die spürst du nicht“ hier nun wieder ein „typischer“ Glattauer, der mich vom Schreibstil her sehr an „Gut gegen Nordwind“ erinnert hat.
Schon der Titel ist herrlich doppeldeutig, denn nicht nur sitzen die beiden Protagonisten zusammen in einem Zugabteil auf der Strecke von Wien nach München , sondern es passiert auch etwas „in einem Zug“ (im Sinne von: ein Glas in einem Zug austrinken, eine Arbeit in einem Zug – ohne Unterbrechung - beenden), das ich jedoch hier nicht spoilern möchte.
Der Erzähler ist ein Liebesromanautor eher späten, mittleren Alters, der seit vielen Jahren nichts mehr veröffentlicht hat. Er befindet sich auf dem Weg zu einer Krisensitzung bei seinem Verlag in München. Ihm schräg gegenüber sitzt eine Frau frühen mittleren Alters, die ihn – wie von ihm befürchtet – in ein Gespräch verwickelt, ihn aber (leider? Oder gottseidank?) nicht kennt, bzw. nicht als berühmten Schriftsteller erkennt. Die Frau ist Psychologin, dezidierte Gegnerin von Langzeitbeziehungen, und fragt ihn, nachdem er sich als erfolgreicher Autor und seit langem glücklich verheirateter Mann geoutet hat, über seine Beziehung zu seiner Ehefrau aus.
Bis auf eine kurze Unterbrechung durch einen zugestiegenen Italiener, bleiben die beiden allein in ihrem Abteil. Das Gespräch wird immer intimer, manchmal möchte der Autor es abbrechen, lässt sich aber, von mehreren Minifläschchen Rotwein beflügelt, doch weiter darauf ein.
Berichtet wird das alles aus der Perspektive des Autors und unwillkürlich fragt man sich, ob und wie weit er wohl ein alter Ego von Daniel Glattauer ist? Nicht nur berichtet er den Gesprächsverlauf, sondern vor allem auch alles, was ihm selbst während dieser Zugfahrt, während dieses Gespräches so durch den Kopf geht.
Die Dialoge sind raffiniert, witzig und durchaus tiefsinnig, seine Gedanken voller Selbstironie. Am Ende gibt es dann noch eine sehr gelungene, unvorhersehbare Wendung.
Ich fand diesen kurzen Roman wieder brillant, sehr unterhaltsam, warmherzig und auch spannend, obwohl nur wenig passiert. Was mir an Glattauers Romanen besonders gefällt sind seine Raffinesse, seine Wortgewandtheit, sein Humor, und mit welcher Treffsicherheit er den Zeitgeist widerspiegelt. Und da bin ich bei diesem Roman wieder voll auf meine Kosten gekommen!

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Liebe und Musik

Für Polina
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Hannes wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter Fritzi auf, die es geschafft hat, ihm ein Heim in einer liebevollen Umgebung zu erschaffen.
Sie wohnt mit ihm bei dem ca. 60jährigen Heinrich, der als ...

Hannes wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter Fritzi auf, die es geschafft hat, ihm ein Heim in einer liebevollen Umgebung zu erschaffen.
Sie wohnt mit ihm bei dem ca. 60jährigen Heinrich, der als eine Art Verwalter in einer etwas heruntergekommenen Villa im Moor lebt. Außerdem sind auch noch Fritzis türkische Freundin Günes und ihre Tochter Polina dort, Hannes und Polina wachsen zusammen auf in dieser Wahlfamilie.
Hannes ist die Hauptfigur des Romans, er ist ein introvertierter, schmächtiger Junge mit leicht autistischen Zügen, der ziemlich früh seine Liebe zur Musik entdeckt und auch seine musikalische Begabung. Im Grunde genommen kommuniziert er am besten über die Musik mit der Außenwelt.
Doch nach dem frühen Tod seiner Mutter und dem Verschwinden von Polina aus seinem Lebensumfeld verbannt er die Musik erst einmal aus seinem Leben, arbeitet für ein Klaviertransportunternehmen und gewinnt dort in seinem Kollegen Bosch einen neuen, treuen Freund.
Hannes erkennt, dass Polina nicht nur seine beste Freundin, sondern auch die Liebe seines Lebens ist und wendet sich doch wieder der Musik zu, wird ein gefragter und berühmter Pianist und hofft, über die Musik den Kontakt zu Polina wieder herzustellen.
Würger beschreibt einfühlsam, jedoch mit nüchternen Worten, den Lebensweg dieses ungewöhnlichen jungen Mannes und seine melancholische Liebesgeschichte mit Polina. Seine Themen sind Freundschaft, Liebe und Verlust. Auch die Menschen , die Hannes umgeben, skizziert er liebevoll und erweckt sie zum Leben. Nur über Polina hätte ich gern mehr gewusst, sie bleibt für mich genauso rätselhaft wie für Hannes.
Die ersten zwei Drittel des Romans habe ich mit Vergnügen, Begeisterung und Anteilnahme gelesen, doch das letzte Drittel hat mich nicht so überzeugt. Im Gegensatz zur zwar komprimierten aber doch langsamen Erzählweise am Anfang, überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse und vor allem wirkt das Geschehen nun etwas klischeehaft.
Eigentlich eine wunderbare Geschichte, bevölkert mit liebenswerten Charakteren, die aber zum Ende hin etwas nachlässt.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Kann mit dem ersten Band nicht mithalten – Verworren und nicht sonderlich spannend!

Das Mörderarchiv. Der Tod, der am Dienstag kommt.
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Der erste Band dieser neuen Serie hatte mir recht gut gefallen, weshalb ich mich auf den zweiten Band gefreut habe. Leider bin ich ziemlich enttäuscht worden!

Einige Leser haben sich beklagt, dass sie ...

Der erste Band dieser neuen Serie hatte mir recht gut gefallen, weshalb ich mich auf den zweiten Band gefreut habe. Leider bin ich ziemlich enttäuscht worden!

Einige Leser haben sich beklagt, dass sie vieles nicht verstanden haben, weil sie den 1.Band nicht kannten. Doch ich empfand trotz Kenntnis des ersten Bandes auch vieles als unverständlich. Andere Autoren von Krimi-Reihen verstehen sich oft recht gut darauf, wesentliche Informationen nochmal kurz zu wiederholen, so dass auch Neulinge gut in die Handlung hineinkommen. Das habe ich hier vermisst, denn wenn man etwas vor einem Jahr oder mehr gelesen hat, tut eine kleine Auffrischung auch gut.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, einmal jetzt mit Annie als Protagonistin, und die zweite Ebene sind die 60er Jahre, wie Frances sie in ihrem Tagebuch beschreibt. Ziemlich viele der Personen aus Frances’ Tagebuch leben auch heute noch und haben Kontakt zu Annie. Frances’ Tagebucheinträge lesen sich gut, sie bilden einen kohärenten Erzählstrang. Anders sieht es in der Jetztzeit aus, da habe ich einen stringenten Aufbau vermisst. Anders als in Band 1 wirkt Annie jetzt reichlich naiv und unbedarft, ihre sogenannten Ermittlungen sind ein hilfloses Herumstochern, die Dialoge sind recht hölzern, der Autorin sind kleinere Fehler bei Altersangaben etc. unterlaufen und Annie und die sie umgebenden Personen wirken nicht wie Menschen aus Fleisch und Blut. Die finale Auflösung der neuen Morde, die immer noch mit den alten Geschichten aus den 60ern zusammenhängen, hat mich nicht überzeugt und wirkt arg konstruiert. Es bleibt trotz Auflösung, verworren, oberflächlich und unrealistisch.

Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin nach dem Erfolg des ersten Bandes unter Druck stand, ein zweites Buch zu schreiben, vermutlich auch eine Verlagsdeadline erfüllen musste und daher dieses Buch zu schnell erstellt hat. Die Lektüre war nicht sonderlich spannend, mir fehlte auch der Humor und ich habe den Krimi mit nur mäßigem Interesse zuende gelesen. Schade!

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