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Veröffentlicht am 06.12.2024

Ganz nett für zwischendurch beim Nachmittagstee

Tee auf Windsor Castle
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In diesem Romänchen (eher eine Novelle) begleiten wir die junge Schottin Kate auf einer Besichtigungstour duch Schloss Windsor, zu der sie sich von einer Freundin hat überreden lassen. Sie hält nicht viel ...

In diesem Romänchen (eher eine Novelle) begleiten wir die junge Schottin Kate auf einer Besichtigungstour duch Schloss Windsor, zu der sie sich von einer Freundin hat überreden lassen. Sie hält nicht viel vom Luxusleben der Royals, kommt selbst aus eher prekären Verhältnissen. Als sie sich auf der Suche nach einer Toilette in den Dienstbotenflügel verirrt, stößt sie in einer Teeküche auf eine freundliche alte Dame namens Betty, die ihr einen Tee anbietet. Kate hält Betty für eine pensionierte Palastangestellte, die ihren Lebensabend im Schloss verbringen darf. Wir als Leser sind schon vorgewarnt durch das Times-Zitat auf dem Einband: "Wir haben es immer gewusst: Sie war nie wirklich weg!", aber Kate erweist sich als relativ begriffsstutzig, selbst als die alte Dame sich verplappert und ein Zimmer als "Onkel Davids Liebesnest" bezeichnet.
Das ist eine nette Idee, aus der man mehr hätte machen können. Der Schreibstil liest sich gut, die Geschichte ist vergnüglich mit amüsanten Dialogen. Allerdings sind die Lebensweisheiten der Queen häufig eher auf dem Niveau von Kalender- oder Glückskekssprüchen. Manches, wie Bettys Bemerkungen über König Charles, ist ganz witzig, aber Kates Figur erwacht nicht wirklich zum Leben und insgesamt ist die Geschichte etwas seicht. Gutes Format für unterwegs zum Mitnehmen in der Handtasche, kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 22.11.2024

Weniger Krimi als Betrachtung der gesellschaftlichen Gemengelage nach Corona

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Den 12. Klufti hatte ich gar nicht mehr gelesen, weil mir die Reihe allmählich fad wurde. Nachdem ich viel Gutes über den dreizehnten Band gehört hatte, konnte ich einem erneuten Leseversuch nicht widerstehen. ...

Den 12. Klufti hatte ich gar nicht mehr gelesen, weil mir die Reihe allmählich fad wurde. Nachdem ich viel Gutes über den dreizehnten Band gehört hatte, konnte ich einem erneuten Leseversuch nicht widerstehen. Und wurde nicht enttäuscht, denn das las sich alles wieder ganz nett.
Kluftingers Privatleben nimmt wieder viel Raum ein, bzw. seine Bewerbung für die Gemeinderatswahl seines Heimatstädtchens. Ursprüglich hat er sich nur als Listenfüller (Lückenbüßer) nominieren lassen, entwickelt dann aber doch einen gewissen Ehrgeiz, zumal sein Intimfeind Dr. Langhammer auch kandidiert.
Der Kriminalfall ist nicht so wahnsinnig spannend: Bei einer von Kluftinger als Interims-Polizeipräsidenten geleiteten Antiterrorübung wird die Leiche eines Kollegen aufgefunden, der aber gar nicht für die Teilnahme an der Übung eingeteilt war. Zwecks Aufklärung dieses Mordes wird der Hintergrund dieses Polizisten erforscht, und es stellt sich heraus, dass er sich im Umfeld von Querdenkern, Wutbürgern, Impfgegnern etc. bewegte, also im Dunstkreis rechtsradikalen Denkens. Kluftinger und seine Mannen tauchen etwas tiefer in dieses Milieu ein, was in der üblichen humorigen Weise der Autoren geschildert wird. Aber die Krimihandlung scheint mir eher als Aufhänger für Betrachtungen über die gesellschaftlichen Veränderungen im Gefolge der Coronapandemie zu dienen. Im Mittelpunkt stehen aber Kluftis Wahlkampf, seine Querelen mit Dr. Langhammer, und eine gewisse Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Männern. Langhammer übertreibt bei seinem Wahlkampf dermaßen, dass er sich bei seinen potenziellen Wählern eher unbeliebt macht, was zu Hass-Kommentaren und Drohungen in den sozialen Netzwerken und sogar zu an die Wand geschmierten Parolen an Langhammers Hauswänden führt. Das wird dann sogar dem zunächst schadenfrohen Kluftinger zu viel.
Wie immer wandelt Klufti mit seinen teilweise unterirdischen Denk- und Verhaltensweisen auf einem schmalen Grad zwischen Komik und Mitleid auf der einen und Antipathie auf der anderen Seite, aber zum Glück gelingt es den Autoren immer noch, ihn nicht ganz zur Karrikatur des tumben Spießbürgers werden zu lassen, sondern ihn irgendwie durch ein paar freundliche Gedanken doch noch ganz sympathisch rüberzubringen.
Also, für jemanden, der nur einen Krimi lesen will, nicht so ganz befriedigend, als Teil der Reihe aber sehr gelungen und unterhaltsam. Für alle Fans der Reihe und für Leute, denen humorvolle Krimis gefallen!

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Veröffentlicht am 21.11.2024

Bodyguard in Not

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
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Richard Osman hat eine neue Serie gestartet: WIR FINDEN MÖRDER“ ist auf den ersten Blick etwas ganz anderes als der Donnerstagsmordclub, auf den zweiten Blick jedoch eindeutig als Roman von Richard Osman ...

Richard Osman hat eine neue Serie gestartet: WIR FINDEN MÖRDER“ ist auf den ersten Blick etwas ganz anderes als der Donnerstagsmordclub, auf den zweiten Blick jedoch eindeutig als Roman von Richard Osman zu erkennen!

Diesmal geht es etwas tempo- und actionreicher zur Sache, der Krimi spielt in der Welt der Superreichen und Bodyguards. Am Anfang musste ich mich noch etwas einlesen, aber den größten Teil des Buches habe ich dann in einem Rutsch verschlungen und habe mich dabei großartig amüsiert. Die vielen neuen Figuren sind zuerst etwas verwirrend, aber das legt sich bald.

Es wird viel auf der Welt umhergereist, meistens in Privat-Jets, jedoch sind die Personen alle ganz typische Osman-Charaktere, die einfühlsam geschildert werden.

Es geht um Steve Wheeler, einen Polizisten im Ruhestand, der hin und wieder kleine Aufträge als Privatdetektiv ausführt, seiner kürzlich verstorbenen Frau Debbie nachtrauert und seine täglichen Routinen liebt. Der Höhepunkt jeder Woche ist das Pub-Quiz mit seinen Freunden. Seine Schwiegertochter Amy arbeitet bei einer Sicherheitsfirma als Bodyguard. Steves Sohn und Amys Ehemann ist als Geschäftsmann immer in weiter Ferne unterwegs und tritt größtenteils nur per Telefon in Erscheinung. Amy und Steve haben ohne große Worte eine innige Vater-Tochter-Beziehung.

Amy weilt zur Zeit auf einer entlegenen Insel, auf der sie die renommierte, steinreiche Krimiautorin Rosie d’Antonio vor einem Mordanschlag schützen soll. Doch dann werden plötzlich mehrere Influencer getötet, die zur Kundschaft der Sicherheitsfirma gehören, für die Amy arbeitet und dann wird ein Anschlag auf Amy selbst verübt. Sie und Rosie verlassen fluchtartig die Insel in Rosies Privat-Jet und Amy ruft Steve zu Hilfe. Dieser verläßt sein beschauliches Städtchen nur widerwillig, kommt dann aber zu Hilfe und läuft binnen kurzem zu Top-Form auf. Zunächst kann er sich selbst nicht eingestehen, dass ihm all die Aufregung großen Spaß macht.

Es muss eine Art Maulwurf in der Sicherheitsfirma geben, jeder verdächtigt jeden! Die Aufklärung des Ganzen ist sehr spannend, aber vor allem auch sehr komisch, wenn allerlei seltsame Gestalten aufeinandertreffen. Wie immer geht es bei Richard Osman neben dem Kriminalfall um zwischenmenschliche Beziehungen und um viel Humor – die Dialoge sind einfach köstlich! Auch wenn es hier mehr „Action“ gibt, bleibt es doch immer ein Cosy-Krimi. So sehr ich den Donnerstagsmordclub liebe, hat er hier eine gleichwertige Konkurrenz bekommen. Also was immer Richard Osman als nächstes zu schreiben beliebt, ich freue mich auf alles was da kommt!

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Veröffentlicht am 21.11.2024

Protest im Wandel der Zeiten

Tage mit Milena
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Annika lebt mit ihrem Mann in Lübeck und führt dort eine edle Papeterie. Sie lebt ein großbürgerliches Leben und fühlt sich glücklich und zufrieden. Ihre Vergangenheit als Hausbesetzerin in der Hamburger ...

Annika lebt mit ihrem Mann in Lübeck und führt dort eine edle Papeterie. Sie lebt ein großbürgerliches Leben und fühlt sich glücklich und zufrieden. Ihre Vergangenheit als Hausbesetzerin in der Hamburger Hafenstraße hat sie weitgehend verdrängt. Und auch die belastenden Erinnerungen an ihre Freunde von damals, Milena und Matti.
Und dann kommt plötzlich die 17jährige Luzie in ihren Laden - klaut dreist eine von Annikas selbst entworfenen und gezeichneten Postkarten und kauft eine Tube Sekundenkleber. Annika wird etwas später klar, dass Luzie eine Klimakleberin ist, und sie eilt ihr nach um sie vor möglichen Dummheiten zu bewahren, kommt aber zu spät, Luzies Aktion ist schon in vollem Gange und durch Annikas Wunsch, die junge Frau zu beschützen, wird sie auch darin verwickelt und beide verbringen eine Nacht in Polizeigewahrsam.
Von nun an sind die beiden miteinander verbunden. Luzie erinnert Annika an ihre verstorbene Freundin Milena und sie entwickelt Muttergefühle für sie und lässt sich von Luzie nicht abwimmeln. Sie fahren zusammen nach Hamburg zu einer großen Demo und ihre Erinnerungen stürmen massiv auf Annika ein. Der Roman spielt auf 2 Zeitebenen: in den Achtziger Jahren in der Hamburger Hausbesetzerszene und in der Jetztzeit. Über Luzie erfahren wir nicht allzu viel, sie lebt auf der Straße und hat eine extrem defätistische Einstellung. Sie spielt aber auch nicht die Hauptrolle in dieser Geschichte, sie wird von der Autorin als Katalysator eingesetzt: sie bringt Annika dazu, sich mit ihren Altlasten auseinanderzusetzen. Annikas Verhalten verlangt etwas "suspension of disbelief" vom Leser, aber wenn man das hinkriegt, ist es eine durchaus spannender und unterhaltsamer zeitgeschichtlicher Roman vor dem Hintergrund der Protestkultur verschiedener Generationen. Hätte allerdings durchaus noch etwas mehr Tiefgang und Charakterisierung der handelnden Personen vertragen.

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Veröffentlicht am 21.11.2024

Deutsch-amerikanische Beziehung: Eine Liebesgeschichte

Im Warten sind wir wundervoll
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Ich bin keine Freundin der Kategorie "Frauen- und Liebesromane" aber dies hier ist vor allem auch ein historischer Roman über die Liebe zwischen einer Deutschen und einem amerikanischen Armeeangehörigen ...

Ich bin keine Freundin der Kategorie "Frauen- und Liebesromane" aber dies hier ist vor allem auch ein historischer Roman über die Liebe zwischen einer Deutschen und einem amerikanischen Armeeangehörigen im Deutschland der Nachkriegszeit und über all die bürokratischen Hürden, die ihnen in den Weg gelegt wurden. Laut Nachwort der Autorin kam sie durch einen Zeitungsartikel über eine deutsche Kriegsbraut, die für kurze Zeit zum Star der amerikanischen Boulevard-Presse geworden war, auf die Idee für ihren Roman.
Erzählt wird Luise Adlers Geschichte von Luises Enkelin Elfie, die in der Rahmenhandlung in der Jetztzeit ebenfalls in die USA fliegt, um ihren (deutschen) Freund dort zu besuchen und sich auf dem Weg dorthin in einen englischen Reisejournalisten verliebt.
Als Luise endlich am Flughafen in New York eintrifft, wartet sie vergeblich darauf, dass ihr Verlobter Jo Hunter sie abholt. Was ist los? Einige Amerikaner, die sie am Flughafen trifft, helfen ihr, ein ehemaliger Journalist schreibt einen Zeitungsartikel über sie und ihr Schicksal: denn wenn Hunter nicht innerhalb einer bestimmten Frist auftaucht und sie heiratet, dann muss sie wieder nach Deutschland zurück, weil der "War Bride Act" nur eine bestimmte Zeit lang in Kraft ist. Es regnet Leserbriefe, Hilfsangebote und vor allem Heiratsanträge, ganz Amerika nimmt Anteil an ihrem Schicksal.
Eine schöne Geschichte, bei der man mit der Protagonistin mitfiebert und die ein Gefühl von der Stimmung in der Nachkriegszeit vermittelt! Das ist flott geschrieben und liest sich spannend und vergnüglich - und ist deutlich mehr als nur ein Liebesroman.

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