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Veröffentlicht am 27.07.2023

Der Detektiv der trostspendenden Speisen

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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In diesem kulinarischen Episodenroman aus Japan lernen wir den ehemaligen Polizisten Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi kennen. Die beiden führen ein versteckt liegendes kleines Restaurant mit angeschlossener ...

In diesem kulinarischen Episodenroman aus Japan lernen wir den ehemaligen Polizisten Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi kennen. Die beiden führen ein versteckt liegendes kleines Restaurant mit angeschlossener Detektei in Kyoto. Zu ihnen finden hauptsächlich Gäste, die ihre Anzeige im "Gourmet-Insider" gelesen haben und auf der Suche nach einem Gericht sind, das mit einem Schlüsselerlebnis in ihrem Leben in Zusammenhang steht, dessen Rezept sie aber nicht kennen.
Wir treffen sechs der unterschiedlichen Gäste und ihre sehr unterschiedlichen Speisewünsche.
Es geht um Erinnerungen und zwischenmenschliche Beziehungen und dabei erfahren wir viel über Japan und japanisches Essen. Der Ablauf der einzelnen Kapitel mit den sechs Kunden ist immer gleich, was ich aber nicht als störend empfand. In sehr gut lesbarem Schreibstil skizziert der Autor die einzelnen Kunden und ihr Problem, zeigt, wie das sympathische Vater-Tochter-Duo an den jeweiligen Fall herangeht, wie die Tochter durch geschicktes Fragen die größtmögliche Menge an Informationen aus den Klienten herauskitzelt und der Vater dann sein überragendes detektivisches Geschick zum Einsatz bringt und aus spärlichen Informationen das Optimum herausholt. Und hervorragende Köche sind beide! Kein Gast wird enttäuscht und jeder verlässt das Lokal mit neuer Zuversicht. Ein warmherziger Roman, der gut unterhält und Appetit auf japanisches Essen macht.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

München, Paris, Sankt Petersburg - toller historischer Krimi

Der treue Spion
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Erst nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich bemerkt, dass es sich um den dritten Band einer Krimiserie handelt. Das war aber kein Problem, man kann den Roman auch sehr gut als Einzelband lesen. Da ...

Erst nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich bemerkt, dass es sich um den dritten Band einer Krimiserie handelt. Das war aber kein Problem, man kann den Roman auch sehr gut als Einzelband lesen. Da mir dieser historische Krimi sehr gut gefallen hat, werde ich sicher auch noch die ersten beiden Bände lesen.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: 1896 soll Wilhelm von Gryszinski den Fall eines verschwundenen französischen Diplomaten aufklären, in dessen Folge es auch noch einen Mord an einem deutschen Erfinder gibt. Der hat eine Methode erfunden, wie man in Krisenzeiten dem Feind gezielt falsche Nachrichten unterjubeln kann - die Dokumente über diese Erfindung sind auch verschwunden. Hat der französische Diplomat sie mitgenommen? Im Zusammenhang mit seinen Ermittlungen stößt Gryszinski auf ein extravagantes russisches Betrügerpärchen, denen er (als Tarnung in Begleitung seiner Ehefrau) nach Paris und Sankt Petersburg folgt.
Die zweite Zeitebene spielt 1916 während des 1. Weltkriegs: Fritz, der Sohn von Wilhelm Gryszinski, ist jetzt Anfang zwanzig und als Meldegänger an der Front. Ein General, der seinerzeit Fritz' Vater kannte, nimmt ihn unter seine Fittiche und gibt ihm einen Auftrag als Spion, der ihn, wie damals seinen Vater nach Paris und nach Petrograd führt, wie die Stadt nun heißt. Er stößt dabei auf den alten, immer noch ungelösten Fall seines Vaters, der sehr viel vielschichtiger ist, als man zuerst meinte und auch ganz persönlich etwas mit der Familie Gryszinski zu tun hat.
Sehr atmosphärisch, sehr anschaulich beschrieben, die Sprache passt, man fühlt sich in jene Zeiten zurückversetzt. Die Handlung ist sehr spannend, historische Zusammenhänge sind gut recherchiert. Die Familie Gryszinski wird als eine sehr liebevolle Familie geschildert, deren Vater frei von Macho-Gehabe ist und nicht so autoritär wie damals üblich. Das Schurkenpärchen ist schillernd und der Oberschurke entpuppt sich als grausam und rachsüchtig. Eine sehr spannende, informative und unterhaltsame Lektüre, speziell zu empfehlen für Liebhaber der historischen Krimis von Volker Kutscher.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Schöner Roman über eine japanische Familie und ihren Alltag - als Pseudo-Sachbuch verpackt

3000 Yen fürs Glück
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Das Buch kommt ein bisschen wie ein Finanzratgeber daher: Es geht zwar auch um Geld und wie man sparsam damit umgehen kann, aber meiner Meinung nach ist das nur der Aufhänger, um uns vom Leben von vier ...

Das Buch kommt ein bisschen wie ein Finanzratgeber daher: Es geht zwar auch um Geld und wie man sparsam damit umgehen kann, aber meiner Meinung nach ist das nur der Aufhänger, um uns vom Leben von vier Frauen aus drei Generationen einer Familie zu erzählen.
Die Hauptfigur ist Miho, eine junge, unverheiratete Frau, die ganz gut verdient und bisher ihr Geld so ausgegeben hat, wie sie es gerade wollte. Als sie jedoch feststellt, dass sie gerne einen Hund haben würde, den aber nur halten könnte, wenn sie ein eigenes Haus hätte, kommt sie ins Grübeln. Ihre ältere Schwester Maho hat einen Mann, den sie liebt, der aber als Feuerwehrmann nicht viel verdient. Sie hat seit der Geburt ihrer Tochter aufgehört zu arbeiten und versucht mit allen ihr möglichen Mitteln Geld für das künftige Studium ihrer Tochter anzusparen - das geht von sparsam einkaufen, über Rabattaktionen, Gutscheine sammeln bis hin zu Aktienspekulation (Sie war früher Bankangestellte). Die Mutter der beiden, Tomoko, stellt nach einer Krankheit fest, dass sie ihren Mann nicht mehr liebt und sich gerne scheiden lassen würde, Aber kann sie sich das überhaupt leisten? Und schließlich die Matriarchin der Familie, Tomokos Schwiegermutter und die Oma der Schwestern, Kotoko. Sie hat immer sparsam gelebt, hat ein Haushaltsbuch (Kakeibo) geführt, was sie auch ihren Enkelinnen rät. Aber jetzt, im Rentenalter, hat sie das Gefühl, dass ihre Rente ziemlich knapp ist, und sie sucht sich einen Job.
Die Autorin beschreibt dies alles so anschaulich und gut lesbar, dass man mit den Protagonistinnen mitfühlt und sehr viel über japanische Kultur und japanische Denkweisen erfährt. Ich hatte die Lektüre etwas skeptisch angefangen, aber die Geschichte hat mich ganz in ihren Bann gezogen, gut unterhalten und nachdenklich gemacht. Sicher nicht jedermanns Sache, aber von mir gibt es die volle Punktzahl, ich habe das Buch sehr genossen.

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Nicht die übliche Schmuggelware

Die Spur der Aale
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Der Zollfahnder Lars Mathissen wird tot aus dem Main geborgen und die Abteilung für Kapitalverbrechen geht von Selbstmord aus. Staatsanwältin Greta Vogelsang ist anderer Meinung. Doch da sie wegen Arbeitsüberlastung ...

Der Zollfahnder Lars Mathissen wird tot aus dem Main geborgen und die Abteilung für Kapitalverbrechen geht von Selbstmord aus. Staatsanwältin Greta Vogelsang ist anderer Meinung. Doch da sie wegen Arbeitsüberlastung kürzlich das Ressort gewechselt hat, ist sie nicht mehr zuständig. Trotzdem ermittelt sie auf eigene Faust weiter. Denn sie kennt Mathissen und hat ein schlechtes Gewissen, weil sie seine letzte Email ignoriert hat, obwohl DRINGEND im Betreff stand. Mathissen war einem großangelegten Schmuggel mit Glasaalen für den asiatischen Markt auf der Spur, hatte aber keine Beweise, sondern nur Indizien, und sie hatte das, wie auch Mathissens Kollegen, nicht so ernst genommen.
Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Reihe, die in Frankfurt spielt. Greta Vogelsang, Staatsanwältin aus eher "bildungsfernem" Milieu stammend, hat sich nach oben gekämpft, nachdem sie in ihrer Jugend eher auf der anderen Seite stand und bei den Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua 2001 dabei war. Sie ist eine sympathische Protagonistin, die anschaulich charakterisiert wird. Die Geschichte wird auch aus anderen Perspektiven geschildert, z.B. von Mian, einer jungen Frau aus Hongkong, die in einem China-Restaurant im Raum Frankfurt arbeitet, hin und wieder Kurierflüge nach Hongkong machen muss, und unter sklavenähnlichen Verhältnissen dort festgehalten wird. Auch Paul, ein arbeitsloser junger Franzose, ist am Rande in den Aalschmuggel verwickelt.
Gut lesbarer, flüssiger Schreibstil, interessante Protagonisten und ein ungewöhnlicher Plot (vom Schmuggel von Glasaalen hatte ich noch nie etwas gehört), all das hat "Die Spur der Aale" für mich zu einer unterhaltsamen, informativen und spannenden Lektüre gemacht. Ich freue mich auf Greta Vogelsangs nächsten Auftritt!

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Ein Leben als Fan

Idol in Flammen
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Das ist die Geschichte von Akari, einer japanischen Schülerin im Teenageralter. Die Autorin beschreibt die obsessiven Ausmaße, die das Fan-Sein bei ihr annimmt. Sie hat ganz offensichtlich schwere psychische ...

Das ist die Geschichte von Akari, einer japanischen Schülerin im Teenageralter. Die Autorin beschreibt die obsessiven Ausmaße, die das Fan-Sein bei ihr annimmt. Sie hat ganz offensichtlich schwere psychische Probleme, leidet unter Depression und Magersucht. Sie hat enorme Minderwertigkeitsgefühle, fühlt sich als unfähiges, dummes Trampel und wächst in einer dysfunktionalen Familie auf. Von ihrer Mutter und Schwester erfährt sie keinerlei Unterstützung, nur Vorwürfe und Genörgel. Die Beschäftigung mit ihrem Idol ist ihre Fluchtstrategie. Das geht so weit, dass ihr ihr Schicksal vollkommen gleichgültig ist und sie die Schule abbrechen will.
Es ist interessant, etwas über die asiatische Idol-Kultur zu erfahren, die es in diesen Ausmaßen bei uns nicht gibt. Letztendlich steckt eine gnadenlose Ausbeutung sowohl der Fans, als auch der sogenannten Idol-Groups dahinter. Die Autorin beschreibt das alles eindrücklich und gut, aber ich muss sagen, ich finde das Ganze ziemlich erschreckend.
Mich hat dieses schmale Bändchen traurig, aber auch aggressiv gemacht. Mir wäre ein etwas dickeres Buch mit mehr Hintergrundinformation lieber gewesen; man merkt, dass Akari schwer gestört ist, man ahnt, dass die familiären Umstände schuld daran sein könnten, aber ich hätte doch lieber mehr "Butter bei die Fische" gehabt. Es ist definitiv eine Kunst, so minimalistisch zu schreiben, aber mein Geschmack ist es nicht. Ich fand die Beschreibung dieses trostlosen Lebens, die Selbstzweifel dieser jungen Frau, ihre Art mit den Problemen umzugehen, erschütternd: das Buch lässt mich bedrückt und ratlos zurück.

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