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Veröffentlicht am 07.06.2022

Sympathisches dänisch-deutsches Detektiv-Duo

Gezeitenmord
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Ein Toter im Watt - genau auf der dänisch-deutschen Grenzlinie, dies kann nicht der örtlichen Polizei überlassen werden: und so reisen Rudi Lehmann aus Flensburg und Lykke Teit aus Kopenhagen an, um den ...

Ein Toter im Watt - genau auf der dänisch-deutschen Grenzlinie, dies kann nicht der örtlichen Polizei überlassen werden: und so reisen Rudi Lehmann aus Flensburg und Lykke Teit aus Kopenhagen an, um den Fall in grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu lösen. Die Dörfler sind zuerst nicht begeistert und versuchen, den Auswärtigen das Leben schwer zu machen, später klappt die Zusammenarbeit dann aber doch ganz gut.
Der Fall erweist sich als ziemlich verworren und es gibt Verbindungen zu früheren Morden, das dänisch-deutsche Duo muss immer wieder mögliche Szenarien verwerfen. Trotz des großen Altersunterschiedes verstehen und ergänzen sich die beiden wunderbar. Beide sind interessante Charaktere, die wir im Verlauf des Krimis immer besser kennenlernen.
Ich freue mich immer, wenn ich auf vergleichsweise unblutige skandinavische Krimis treffe. Diese neue Krimireihe unterhält bestens, die Dialoge sind witzig und schlagfertig, die Krimihandlung ist spannend und wird überzeugend gelöst. Falls Lehmann und Teit in Zukunft noch weitere gemeinsame Fälle übernehmen, freue ich mich darauf, ihnen wieder beim Ermitteln über die Schulter zu schauen.
Ein unterhaltsamer und spannender Krimi ohne Gewaltexzesse!

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Ein schwarzhumoriger, kritischer und dabei außerordentlich unterhaltsamer Blick auf die indische Gesellschaft

Bekenntnisse eines Betrügers
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Der Icherzähler Ramesh Kumar berichtet von seinem Leben als Sohn eines armseligen und leider auch gewalttätigen Teeverkäufers in Neu Delhi und seinem Aufstieg zum "Bildungsberater".
Mit Hilfe einer französischen ...

Der Icherzähler Ramesh Kumar berichtet von seinem Leben als Sohn eines armseligen und leider auch gewalttätigen Teeverkäufers in Neu Delhi und seinem Aufstieg zum "Bildungsberater".
Mit Hilfe einer französischen Nonne, die ihm den Zugang zu einer Schulbildung ermöglichte, hat er es geschafft aus seinem vorgzeichneten Leben als bitterarmer Straßenjunge auszubrechen - leider nicht auf ganz legale Weise, denn er verdient nun sein Geld damit, Prüfungen für mindertalentierte Kinder reicher Eltern abzulegen, bis er schließlich sogar bei den All India Entrance Exams für seinen Kunden Rudi Saxena einen Spitzenplatz belegt. Nun schwimmt er zwar in Geld, aber ansonsten geht der Ärger erst richtig los ...
In teils schnodderiger Sprache wird in diesem rotzfrechen Roman darüber berichtet, was Korruption und Vetternwirtschaft in der indischen Gesellschaft anrichten. Diese irrwitzige Geschichte über einen sozialen Aufsteiger hat mich irgendwie an "Der weiße Tiger" von Aravind Adiga erinnert, der für mich ebenfalls ein großes Lesevergnügen war. Der Autor schreckt nicht davor zurück, Sarkasmus und Spott zu versprühen, sich im Grunde sogar als Nestbeschmutzer zu betätigen, er liefert eine sehr lesbare Gesellschaftskritik, eine treffsichere Analyse all dessen, was in Indien im Argen liegt, und einen sehr witzigen, sehr unterhaltsamen Roman. Vermutlich nicht jedermanns Sache, aber von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Netter Regionalkrimi

In einer stillen Bucht
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Die ersten zwei Bände dieser Krimireihe kenne ich noch nicht, kam aber dennoch problemlos in die Geschichte hinein. Capri und Neapel, also mal eine Region, aus der ich bisher noch keinen Krimi gelesen ...

Die ersten zwei Bände dieser Krimireihe kenne ich noch nicht, kam aber dennoch problemlos in die Geschichte hinein. Capri und Neapel, also mal eine Region, aus der ich bisher noch keinen Krimi gelesen habe. Der Autor sorgt für reichlich süditalienisches Lokalkolorit. Zwei sympathische Ermittler - der einheimische Enrico Rizzi und die zugezogene, anscheinend strafversetzte Antonia Cirillo - werden zu einer an einem abgelegenen Strand gefundenen Leiche gerufen. Da es sich bei der Toten um die Leiterin des Konservatoriums in Neapel handelt, ist dann aber die neapolitanische Polizei für den Fall zuständig. Das schmeckt den beiden Inselpolizisten nicht, die auch ihre Berechtigung zu weiteren Ermittlungen einfordern. Und, wie sollte es auch anders sein bei einem Caprikrimi, sind sie es schließlich, die den Fall lösen.
Den Schreibstil fand ich angenehm und gut lesbar, man erfährt einiges aus dem Privatleben der Polizisten, anderes wurde wohl noch für weitere Bände aufgespart. Rizzi ist offensichtlich ein moderner Mann, der sich auch an der Hausarbeit beteiligt und z.B. Tomaten einweckt, bei Cirillo tappt man noch etwas im Dunklen. Man lernt auch diverse einheimische Originale kennen, die das Capri-Flair verstärken. Die Geschichte ist gut konstruiert und glaubwürdig, aber die Ermittlungen laufen lange Zeit ins Leere, worunter der Spannungsbogen etwas leidet. Die finale Auflösung ist jedoch überzeugend und insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und werde die Lektüre der ersten Bände schleunigst nachholen. Speziell auf einer Italienreise sicher ein passendes Buch, aber auch für "Arm Chair Traveller" ein Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Erinnerung an einen in Vergessenheit geratenen Mann

Der große Fehler
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Andrew Haswell Green gilt als „Vater des Großraums New York“ und ist verantwortlich für den Central Park, die New York Public Library, den Bronx Zoo, das American Museum of Natural History und das Metropolitan ...

Andrew Haswell Green gilt als „Vater des Großraums New York“ und ist verantwortlich für den Central Park, die New York Public Library, den Bronx Zoo, das American Museum of Natural History und das Metropolitan Museum of Art. Heute erinnert nur noch eine abgelegen Steinbank im Central Park an ihn. Er war ein sozialer Aufsteiger der sich seinen Weg nach oben hart erkämpft hat. Seine Lebensgeschichte liegt dem Roman von Jonathan Lee zugrunde. Und was für ein Leben das war!

Leider hat der Autor meinem Empfinden nach diese Chance zu einem lebendigen, prallen Roman völlig vertan. Der 1820 geborene Green musste seine Homosexualität unter allen Umständen verheimlichen, was naturgemäß sein gesamtes Leben sehr belastet hat. Im stolzen Alter von 83 Jahren wurde er vor seiner Haustür ermordet. Die Aufklärung dieses Mordes spielt eine kleine Nebenrolle in diesem Roman, der aber definitiv kein Krimi ist.

Den von anderen hochgelobten Schreibstil Lees fand ich ausgesprochen anstrengend. Und ich hätte mir eine eher lineare Erzählstruktur gewünscht, die ständigen Zeitsprünge hin und her haben mich irritiert und den Erzählfluss (soweit überhaupt vorhanden) gestört. Vieles wurde weggelassen, anderes zu ausführlich geschildert. Interessante Personen wie die Bordellbesitzerin Bessie Davies und Greens Haushälterin Mrs. Bray tauchen auf, verschwinden dann aber gleich wieder. Die Personen sind für mich nicht zum Leben erwacht, das Schicksal von Green hat mich nicht emotional involviert.

Ich will nicht sagen, dass dieser Roman total schlecht ist, das ist Geschmacksache, da scheiden sich die Geister. Aber für mich war die Lektüre zäh, eine Qual, hin und wieder unterbrochen von Momenten, die mir gefallen haben. Aber was hätte man daraus machen können!



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Veröffentlicht am 11.05.2022

Endlich mal ein nicht so düsterer Schwedenkrimi, ganz im Gegenteil!

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Irgendwann habe ich aufgehört, schwedische Krimis und Thriller zu lesen - das war mir alles zu trübe und deprimierend, zu abartig und brutal. Da kam jetzt dieser schwedische Versuch eines Cosy-Krimis wie ...

Irgendwann habe ich aufgehört, schwedische Krimis und Thriller zu lesen - das war mir alles zu trübe und deprimierend, zu abartig und brutal. Da kam jetzt dieser schwedische Versuch eines Cosy-Krimis wie gerufen!
Peter Vinston, ein etwas überpenibler Kommissar aus Stockholm macht einen vom Arzt verordneten Zwangsurlaub in Österlen im südschwedischen Schonen. Dort wohnt auch seine Exfrau mit ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem neuen Ehemann.
Für einen malerischen Strand hatte es eine Baugenehmigung (Korruption?) für Luxushäuser gegeben. Der örtliche Kulturverein protestierte heftig dagegen, besonders gegen die Immobilienmaklerin, die arrogante und völlig rücksichtslose Jessie Anderson.
Und dann wird diese Jessie ermordet aufgefunden. Peter Vinston mischt sich wider besseres Wissen in die Ermittlungen ein, bekommt sogar ein offizielles Okay für seine Beratertätigkeit, und vergisst, dass er eigentlich zur Erholung hier ist und auch, um den Kontakt zu seiner Tochter zu pflegen. Er hilft der örtlichen Ermittlerin Tove Esping bei ihren Ermittlungen und wie im Genre häufig üblich, müssen sich die beiden Partner erst zusammenraufen.
Es wimmelt von Verdächtigen und als Leser kann man schön mitraten, wenn allmählich immer mehr Infos gesammelt werden. Aber die beiden bleiben häufig stecken und müssen immer wieder die Richtung ihrer Ermittlungen wechseln. Es treten viele originelle Personen auf, nicht zuletzt der pingelige Kommissar selbst, der immer eine Fusselbürste bei sich trägt, um jedes (Tier)Haar von seinen eleganten Anzügen zu bürsten. Tove Esping ist lesbisch und lebt mit ihrer Lebensgefährtin zusammen, unter den Dörflern gibt es ein schwules Ehepaar, und diese LGBT-Beziehungen werden erfrischend selbstverständlich erwähnt. Die Handlung ist sowohl spannend als auch entspannend, eine leichte und unterhaltsame Lektüre, die aber nicht seicht ist. Der locker-flockige Schreibstil liest sich sehr angenehm und das Finale hat eine unerwartete Wendung zu bieten. Insgesamt also eine lohnende Lektüre für Freunde des gepflegten, humorvollen Wohlfühlkrimis, eine gelungene schwedische Variante dieses Genres, auch wenn ich letzten Endes die britischen Vorbilder vorziehe. Aber die Schweden sind da auf einem guten Weg. Für knallharte Anhänger der blutigen schwedischen Thriller allerdings eher nicht geeignet.

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