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Veröffentlicht am 08.08.2022

Mehr Cosy als Crime

Mörderische Masche
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Ganz nett zum Zwischendurchlesen, aber nicht wirklich ein Krimi: Der Witwer Henri, dessen Frau Maike auf seltsame Weise ums Leben gekommen ist - nämlich durch den Zusammenstoß mit einem wild gewordenen ...

Ganz nett zum Zwischendurchlesen, aber nicht wirklich ein Krimi: Der Witwer Henri, dessen Frau Maike auf seltsame Weise ums Leben gekommen ist - nämlich durch den Zusammenstoß mit einem wild gewordenen Bullen - zweifelt daran, dass ihr Tod ein Unfall war und vermutet, dass jemand das Tier absichtlich aufgestachelt hat. Aber warum?
Im norddeutschen Bökersbrück hatte Maike einen Handarbeitsladen, den Henri erst einmal weiterführt, aber langfristig abwickeln will. Er selbst ist als Feinmechaniker in einem Uhrmacherladen gerade rezessionsbedingt auf Kurzarbeit. Maikes Mitarbeiterin "Frollein Langner" ist hingegen sehr daran gelegen, dass Henri den Laden übernimmt. Henri lernt häkeln und stricken und nimmt auch an den Strick- und Häkelclubs teil, die sich im Laden treffen. Er gewinnt die Häkeldamen als Mitstreiterinnen bei seinen Nachforschungen. Die finden auch etwas heraus, aber das geht eher in eine andere Richtung, als die ursprünglich vermutete. Das Ende ist doch etwas unbefriedigend, antiklimaktisch könnte man sagen.
Die Beschreibungen der Protagonisten und skurrilen Nebenfiguren sind ganz unterhaltsam, wenn auch recht klischeehaft. Die Beschreibungen des Dorflebens und der Dorfbewohner lesen sich ganz nett, man schmunzelt hin und wieder, aber ein richtiger Krimi ist das nicht, dafür ist der Verlauf der Geschichte doch etwas zu betulich. Henris Alter wird mit 35 angegeben, aber er wird wie ein deutlich älterer Mann beschrieben. Der Humor wirkt teilweise etwas zu bemüht und teilweise sogar ausgesprochen unlustig. Die örtlichen Stammtischbrüder sprechen sich mit "Bro" an - da lachen ja die Hühner! Es ist nicht langweilig, aber auch nicht wirklich spannend, für den nächsten Band gibt es noch reichlich Luft nach oben ...

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Gutes Konzept, aber etwas zäh

Der Tote aus Zimmer 12
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Die ehemalige Lektorin Susan Ryeland, bekannt aus dem Band "Die Morde von Pye Hall", führt mittlerweile mit ihrem Freund ein hübsches kleines Hotel in Kreta. Es ist zwar wunderschön dort, aber noch wirft ...

Die ehemalige Lektorin Susan Ryeland, bekannt aus dem Band "Die Morde von Pye Hall", führt mittlerweile mit ihrem Freund ein hübsches kleines Hotel in Kreta. Es ist zwar wunderschön dort, aber noch wirft das Hotel keinen Gewinn ab, macht viel Arbeit und Stress und Susan trauert hin und wieder ihrem alten Leben in London nach. Das Angebot der britischen Hoteliers Treherne, das Susan als ehemalige Lektorin von "Atticus unterwegs" anheuern will, um ihre verschwundene Tochter Cecily aufzuspüren, fällt daher auf fruchtbaren Boden: Susan kann sch eine Auszeit von Kreta nehmen und dabei noch den Kontostand erheblich aufbessern. Denn im Hotel der Trehernes hat vor acht Jahren ein Mord stattgefunden und nach der Lektüre von "Atticus unterwegs" war Cecily überzeugt, dass der falsche Mann für diese Tat im Gefängnis saß; im Buch musste also ein Hinweis auf den tatsächlichen Mörder zu finden sein, der wiederum Cecily verschwinden ließ.
Es gibt wieder den Krimi im Krimi. Wir folgen Susan bei ihren langwierigen Ermittlungen - sie kommt nicht voran, tappt im Dunkeln. Dann liest sie den alten Atticus Pünd-Krimi und wir tun es ebenso. Dann im letzten Drittel des (zu) dicken Schmökers wird es endlich richtig spannend.
Ich lese Horowitz' Krimis immer gern: er schreibt hervorragend, die Geschichten werden durch Humor gewürzt und sind spannend konstruiert, aber hier war die Lektüre für mich zeitweilig etwas zähflüssig und zog sich in die Länge. Ich mussste mich hindurchkämpfen und denke, dass einige Kürzungen dem Roman gut getan hätten. Mir hat das Konzept des Krimis im Krimi im ersten Band besser gefallen, in dem es auch ein Überraschungsmoment für den Leser war.
Fazit: eine interessante Idee, die der Autor vielleicht lieber nicht weiter ausquetschen sollte, ein insgesamt gelungener und unterhaltsamer Krimi, für den man aber etwas Durchhaltevermögen benötigt.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Anders als erwartet: kein richtiger Krimi mit einer ungewöhnlichen Protagonistin

The Maid
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Ein Buch, mit dem ich erst nach den ersten 100 Seiten allmählich warm geworden bin. Das Zimmermädchen Molly, 25 Jahre alt, ist eine seltsame Protagonistin, die mir anfänglich ziemlich auf die Nerven ging, ...

Ein Buch, mit dem ich erst nach den ersten 100 Seiten allmählich warm geworden bin. Das Zimmermädchen Molly, 25 Jahre alt, ist eine seltsame Protagonistin, die mir anfänglich ziemlich auf die Nerven ging, bis mir allmählich klar wurde, was hinter ihrem seltsamen Verhalten steckt. Sie scheint relativ milde autistische Symptome aufzuweisen. Ihr fehlen die "Soft Skills" im Umgang mit anderen Menschen, sie nimmt alles wörtlich, ist naiv und leichtgläubig, kann das Mienenspiel ihrer Mitmenschen häufig nicht deuten, versteht Witze nicht, braucht immer ein festes Regelwerk, an das sie sich halten kann, etc. Vor allem hat sie ein schier unerschöpfliches Repertoire von Kalenderweisheiten ihrer verstorbenen Großmutter für jede erdenkliche Gelegenheit auf Lager, die sie auch immer ausspricht und damit ihr Gegenüber häufig irritiert. Sie weiß selbst, dass sie anders ist, als die anderen und merkt häufig, dass man sich über sie lustig macht.
In dem Hotel, in dem sie arbeitet, stößt sie beim Saubermachen auf die Leiche eines Stammgastes und wird in einen Kriminalfall verwickelt und sogar verdächtigt. Um sich von diesem Verdacht reinzuwaschen, muss sie selbst versuchen den Schuldigen zu finden.
Obwohl es schon um diesen Mordfall geht, empfand ich die Krimihandlung doch als eher nebensächlich, denn das eigentliche Thema scheint mir die Entwicklung dieser jungen Frau zu sein, die nach dem Tode ihrer Großmutter große Schwierigkeiten hat, ihr Leben zu meistern. Im Laufe der Mordermittlungen schließt sie neue Freundschaften und lernt es, ein wenig besser unterscheiden zu können, wer ihr Freund und wer ihr Feind ist.
Das wird zwar leicht und locker beschrieben, ist für mich aber nicht eigentlich ein Cosy Krimi, denn es steckt doch ein ziemlich ernstes Thema dahinter. Mir ist die Protagonistin schließlich doch irgendwie ans Herz gewachsen und ich wollte wissen, wie die Geschichte ausgeht. Ich fand das Buch nicht schlecht, auch wenn ich etwas anderes erwarte, wenn mir ein Buch als Cosy angepriesen wird.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Ein bisschen zu bayerisch und nicht genug Biss

Betongold
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Bei dem Titel "Betongold" und der Erwähnung von Immobiliengeschäften im Klappentext hatte ich so etwas ähnliches erwartet, wie den Kreuzberg Blues von Wolfgang Schorlau, in dem es auch um Entmietung und ...

Bei dem Titel "Betongold" und der Erwähnung von Immobiliengeschäften im Klappentext hatte ich so etwas ähnliches erwartet, wie den Kreuzberg Blues von Wolfgang Schorlau, in dem es auch um Entmietung und Immobilien-Haie ging - ein packender, hochaktueller Politkrimi! Bei Tanja Weber geht es etwas behäbiger zu - die Thematik der Bauspekulationen wird zwar auch angesprochen, aber eine größere Rolle spielt die alte Freundschaft zwischen einem Bauunternehmer, "der Schani", einem Frührentner und Ex-Polizisten mit Morbus Bechterew, "der Smokey" und einem verwitweten Kneipenwirt und ehemaligem Weltreisenden, "der Moni".
Der Bauunternehmer mit Dreck am Stecken wird tot aufgefunden und sein alter Freund der Ex-Bulle versucht zu ergründen, was passiert ist, wie es dazu kommen konnte. Und sticht in ein Wespennest ob der zahllosen Verstrickungen der handelnden Personen. Sein Freund Schani war für ihn nicht eindeutig ein Böser, er hatte auch seine guten Seiten, nicht schwarz oder weiß, eher grau ...
Richtig spannend wird es dabei leider nicht, und obwohl ich anfangs noch recht wohlgemut am Lesen war, ging mir der umgangssprachliche Schreibstil immer mehr gegen den Strich, denn alle auftretenden Personen sind immer "der" oder "die" plus Spitzname. Mich konnte dieser sehr bayerische Krimi nicht so recht überzeugen und ich fand den Titel eher etwas irreführend. Wenn jemand einen spannenden Krimi über unsaubere Immobiliengeschäfte lesen möchte, würde ich ihn eher nach Berlin Kreuzberg als nach München Giesing schicken!

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Wohlfühlroman an der Grenze zum Kitsch

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Dieser Roman hat zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst. Er wird als "Eine herzerwärmende Feel-Good-Geschichte über einen Postboten mit Sozialphobie" vermarktet. Und natürlich ist es herzerwärmend, wenn ...

Dieser Roman hat zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst. Er wird als "Eine herzerwärmende Feel-Good-Geschichte über einen Postboten mit Sozialphobie" vermarktet. Und natürlich ist es herzerwärmend, wenn ein trauriges Schicksal sich zum Guten wendet. Der Autor schreibt gut, die Geschichte liest sich sehr gefällig, aber es ist zu viel des Guten: die Menschen, die Albert zu diesem Zeitpunkt seines Lebens begegnen, sind einfach zu freundlich, zu herzlich, zu hilfsbereit; Albert selbst ist Mitte 60 und ändert sich plötzlich total, ausgelöst durch den bevorstehenden Renteneintritt und den Tod seiner geliebten Katze. Ich hatte aus dem Verlagstext geschlossen, dass er vielleicht unter einem Asperger-Syndrom leidet. Das ist nicht der Fall, aber auch eine Sozial-Phobie ist eine Krankheit, die nicht so einfach von heute auf morgen verschwindet. Das geht alles viel zu einfach, ein seit 50 Jahren eingeübtes Verhalten legt man nicht so schnell ab.
Nach einem einschneidenden Erlebnis in seiner Jugend (ich will hier nicht spoilern), hat Albert sich mehr und mehr in sich zurückgezogen, lebt nur für seine Arbeit als Postbote, die immer gleiche Routine gibt ihm Halt. Kontakte beschränkt er auf das Nötigste, einzige Gesellschaft ist seine Katze, die aber schon recht alt ist und dann leider stirbt. Albert fällt in ein tiefes Loch und zieht sich dann quasi am eigenen Zopf wieder heraus, das hat mich gefreut und ich habe es einerseits gern gelesen und ihm gegönnt, andererseits aber nie das Gefühl abschütteln können, dass das alles vollkommen unrealistisch ist, ein Märchen. Albert macht eine komplette Kehrtwendung. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird dann alles sehr vorhersehbar.
Der Roman wechselt die Zeitebenen, einmal das Hier und Jetzt, einmal Erinnerungen an seine Teenagerzeit, an das Ereignis, das ihn zu dem gemacht hat, der er heute ist.
Fazit: Eine schöne Geschichte, aber mir tropfte da zu viel Zuckerguss aus den Seiten, zu viel Friede, Freude, Eierkuchen. Ein Erbauungsroman sozusagen. Wer sich auf Märchen einlassen kann, dem wird diese durch und durch positive Geschichte gefallen!

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