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Veröffentlicht am 04.11.2022

Kraft und Liebe einer Familie

Das Verschwinden der Linnea Arvidsson
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Diesem Buch habe ich schon lange entgegengefiebert. Bisher kenne ich nur drei Wohfühlromane aus der Feder von Frida Skybäck. Doch dieses Buch ist etwas ganz anderes. Wie schon der Klappentext und das Cover ...

Diesem Buch habe ich schon lange entgegengefiebert. Bisher kenne ich nur drei Wohfühlromane aus der Feder von Frida Skybäck. Doch dieses Buch ist etwas ganz anderes. Wie schon der Klappentext und das Cover vermuten lassen, handelt es sich hier um eine tiefgehende Geschichte mit kriminellen Aspekten. Den angenehm flüssigen und umschreibenden Schreibstil von Frau Skybäck bin ich ja bereits gewohnt.

Die junge Lydia, Kind eines Einwandererpaares aus Kroatien, kümmert sich aufopferungsvoll um ihren aufgrund eines Schlaganfalls stark beeinträchtigten Vater. Sie wohnen in der ärmsten Gegend von Malmö. Polizeiliche Ermittlungen sind dort keine Seltenheit. Doch dieses Mal fragt die Polizei nach Dani, Lydias Bruder, der als Tatverdächtiger hinsichtlich der Entführung der jungen Linnea Arvidsson aus einer nobleren Gegend gilt. Lydia ist die einzige Person, die an seine Unschuld glaubt. Klar ist er als Jugendlicher an die falschen Leute geraten und wurde straffällig. Doch diese Phase hat er hinter sich gelassen, hat seit längerem einen Job und eine eigene Wohnung. Irrt sich Lydia etwa? Warum sind Dani und Linnea gemeinsam auf einem Überwachungsvideo am Bahnhof?

Die Polizei ist sich sicher, dass SO EINER immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommt. Die Familie zerbrach vor Jahren, als Lydias Mutter nach schwerer Krankheit verstarb. Mit ihrem Tod verließ die Familie das Licht und zurück blieb Dunkelheit. Der Vater ging zwar noch seiner Arbeit nach, zog sich ansonsten aber komplett zurück und kümmerte sich um nichts mehr. Mila, die Älteste der Kinder hielt es nicht zu Hause aus, wechselte die Schule und zog zu einer Schulfreundin ans andere Ende der Stadt in eine bessere Gegend. Lydia, die ihrer Mutter am Totenbett versprochen hat, die Familie zusammenzuhalten, versuchte mit ihren 14 Jahren alles zu meistern, so gut es geht. Doch ihr 1 Jahr jüngerer Bruder Dani entglitt ihr zusehends, schließlich gibt sie resigniert auf. Die Schuld versagt zu haben lastet auch jetzt noch schwer auf Lydias Schultern. Sie muss unbedingt herausfinden, was wirklich mit Linnea passiert ist, das ist sie ihrem Bruder schuldig.

Durch die Aufgliederung des Buches in Abschnitte aus der jeweiligen Sichtweise von Lydia, Dani und der verschwundenen Linnea sowie dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gestaltet sich das Buch sehr lebhaft, abwechslungsreich und spannend. Die Autorin ermutigt den/die LeserIn eigene Vermutungen anzustellen und regt enorm zum Nachdenken an. Authentisch schildert sie die Einschränkungen und Nachteile, die Einfluss auf Einwandererkinder haben. Hinzu kommen die ärmlichen Verhältnisse. Was jedoch am Schwersten wiegt ist der Riss der Familienbande, hier ausgelöst durch den Tod der Mutter. Ohne ausreichende Unterstützung ist das Eis sozial abzurutschen und in üble Kreise zu geraten hauchdünn. Auch wenn Lydia ihrer Mutter versprochen hatte, die Familie zusammenzuhalten, kann man ihr keinen Vorwurf machen. Sie war erst 14, als sie die Verantwortung für alle übernehmen musste. Von einen auf den anderen Tag hatte man ihr die Kindheit genommen. Selbst jetzt hat sie kein eigenes Leben, Beruf und Pflege des Vaters nehmen so gut wie jede Minute ein. Aus diesem Grund scheut sie es auch, sich auf eine feste Beziehung einzulassen.

Auch Dani kann ich nicht wirklich Vorwürfe für die Entwicklung seines Lebens machen. Er hätte dringend die Unterstützung seines Vaters gebraucht, obwohl ich nicht sicher bin, ob das ausreichend gewesen wäre. Tief in seinem Herzen ist Dani ein guter Mensch. Ihm fehlt einfach positive Zuwendung. Für einige Zeit findet er diese bei Reza, einem Fitness-Studio-Besitzer, dem er aushilft oder später während seines zweijährigen Aufenthaltes in einer Pflegefamilie durch den Pflegevater. Danis Problem ist, dass er sich leicht provozieren lässt, die Wut treibt ihn dann immer wieder in die Fänge von Jackson und seiner Gang.
Doch welchen Einfluss hat die Vergangenheit auf das gegenwärtige Geschehen? In Eigenregie stellt Lydia Nachforschungen an über Linnea und ihren reichen Freund Richard Bofors, einen Banker. Welche Verbindung gibt es zu Dani?

Über allem schwebt immer die nagende Ungewissheit, was passiert ist. Gibt es ein Verbrechen? Warum kann und will Dani sich nicht zu den Anschuldigungen äußern? Erst im dritten Abschnitt des Buches aus Linneas Sicht beginnen die Ausmaße des Ganzen bruchstückhaft ans Licht zu kommen. Ich fühlte mich unfähig, noch an ein gutes Ende zu glauben. Linneas Angst war permanent fühlbar und verursachte mir Gänsehaut.

Herzlichen Dank Frida Skybäck für dieses spannungsgeladene und tiefgründige Lesevergnügen. Ich musste die Geschichte erst einige Tage verdauen, bis ich diese Rezension schreiben konnte. Im Nachhinein betrachtet hat sich dieses Buch für mich als Highlight des Monats entpuppt. Deshalb von mir absolut verdiente 5 Sterne.

Mein Fazit:
Absolut brillant beschreibt Frida Skybäck das Zerbrechen einer Familie unter dem Einfluss von Armut, Außenseiterstatus und den Verlust eines geliebten Menschen. Jeder Mensch braucht die Unterstützung, Stärke und Liebe der Familie. Ohne dies ist die Seele zur Dunkelheit verdammt und droht unterzugehen. Nicht jeder, der aus schlechten Verhältnissen kommt ist auch ein schlechter Mensch. Er hat es einfach nur etwas schwerer. Ich freue mich schon auf weitere Bücher aus der Feder der Autorin.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Gelungener Auftakt mit Backlust

Vanilletage – Die Frauen der Backmanufaktur
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Bei diesem Buch hat mich neben der Beschreibung auch gleich das nostalgisch gestaltete Cover mit dem mir bestens bekannten Logo eines großen Backprodukte-Herstellers überzeugt. Auch in meinem Vorratsschrank ...

Bei diesem Buch hat mich neben der Beschreibung auch gleich das nostalgisch gestaltete Cover mit dem mir bestens bekannten Logo eines großen Backprodukte-Herstellers überzeugt. Auch in meinem Vorratsschrank befinden sich die beliebten Helferlein Backin und Vanillin, die seit Generationen aus keinem Haushalt wegzudenken sind.
Schon nach wenigen Seiten hat mich die Autorin mit ihrem gefühlvollen und flüssigen Schreibstil in den Bann der Geschichte gezogen. Dr. Carl Meister, Sohn eines Bäckers, hat nach seiner Lehre als Apotheker, studiert und promoviert. Zusammen mit seiner Frau Josephine, die aus gutem Hause stammt, sowie ihrem Baby Julius leben sie in Charlottenburg. Von je her ist Carls Traum das Betreiben einer eigenen Apotheke und das Entwickeln von Medizin.
Als sein Onkel Louis Dohmen aus Amerika eine Flasche Backtriebmittel mitbringt, ist Carl´s Erfindergeist geweckt. Mit Eifer und Leidenschaft macht er sich daran, eine haltbare und günstige Variante des Mittels für den Hausgebrauch zu erschaffen. Josephine, die aus Liebe unter ihrem Stand geheiratet hat, steht voll und ganz hinter ihm und hat gelernt den Haushalt ohne Dienstboten zu meistern. Als die Firma, an der Carl beteiligt ist, kurz vor dem Ruin steht, eröffnen die beiden mit finanzieller Unterstützung von Josephine´s Mutter in Bielefeld eine Apotheke. Schon kurz nach der Eröffnung findet Carl die perfekte Mischung und Dr. Meister´s Backpulver erblickt das Licht der Welt. Vor Freude hätte ich am liebsten gleich etwas gebacken, doch dann hätte ich nicht weiterlesen können. So musste ich mich in meiner Not an einer Portion Spekulatius vergreifen.
Ich fand es faszinierend mitzuerleben, wie sich der Erfolg des Unternehmens entwickelt hat. Mit welcher Hingabe Carl und auch Josephine sich ganz dem Betrieb gewidmet haben. Josephine hat durch ihr künstlerisches Talent bei der Gestaltung von Plakaten und Verpackungen sowie ihr Verhandlungsgeschick einen großen Beitrag geleistet. Zu einer Zeit, als die Frauenrechte erkämpft wurden, war Josephine ihrer Zeit voraus. Mutig und tatkräftig bewies sie das nicht nur ihrem Mann, sondern auch den Geschäftspartnern und Mitmenschen. Dass sie die Frauenbewegung unterstützte erschien plausibel und untermauerte ihren Charakter.
Für mich stand Carl anfangs, trotz seiner erfolgreichen Erfindungen, immer ein klein wenig im Schatten von der starken und ideenreichen Josephine. So lässt er sich bedauerlicherweise, während einer ehelichen Unstimmigkeit, auf eine kurze Affäre mit einer Angestellten ein, die ihm Jahre später fast zum Verhängnis wird. Doch die herzensgute Josephine zeigt sich in jeder Hinsicht verständnisvoll. Ob ich an ihrer Stelle so gehandelt hätte, mag ich bezweifeln.
Die beteiligten Charaktere empfand ich allesamt sehr facettenreich und liebevoll ausgestaltet. Hier gefielen mir auch sehr das Kindermädchen Nanette und Matthias Wohlgemut, der die Meister´s bei der Entwicklung von Rezepten unterstützte.
Die Autorin hat perfekt historisch belegbare Fakten mit fiktiven Elementen verwoben und daraus eine mitreißende und unterhaltsame Geschichte gestaltet. Vielen Dank Eva-Maria Bast für diesen gelungenen Saga-Auftakt, der mich vollkommen begeistern konnte. Von mir gibt es 5 BACK-Sternchen und eine klare Leseempfehlung.

Mein Fazit:
Ein Buch, welches hält was es verspricht, nämlich einen tiefen ein Blick in die Entstehung einer uns allen bekannte Backdynastie. Die Autorin hat mit Charme, Spannung und Euphorie der Familien- und Firmengeschichte rund um DR. MEISTER Leben eingehaucht. Während des Lesens hatte ich immer wieder den Duft frischer Backwaren sowie einen Hauch von Vanille in der Nase.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Verborgen im See

Der Mondscheinsee
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Bereits mit Ihrem Romandebüt -Die Sternenbuch- hatte mich die Autorin Lorna Cook bereits im letzten Jahr begeistert. Deshalb war für mich gleich klar, dass ich ihr neues Werk ebenfalls lesen wollte. Cover ...

Bereits mit Ihrem Romandebüt -Die Sternenbuch- hatte mich die Autorin Lorna Cook bereits im letzten Jahr begeistert. Deshalb war für mich gleich klar, dass ich ihr neues Werk ebenfalls lesen wollte. Cover und Klappentext versprachen wiederum eine spannende Geschichte auf zwei Zeitebenen mit einem Geheimnis rund um ein altes Herrenhaus in Schottland. Alles Faktoren, die mich sehr ansprechen.
Auch mit -Der Mondscheinsee- hat mich Lorna Cook wieder bestens unterhalten. Mit ihrem bildhaften und flüssigen Schreibstil versetzt sie mich diesmal in die wildromantischen schottischen Highlands nach Invermoray House, dem Familiensitz der McLays. Den Ursprung nimmt die Geschichte im Hochsommer des Jahre 1940, als die junge Constance ihren 21. Geburtstag auf dem Landsitz ihrer Eltern feiert. Hier auf dem Land ist vom Einfluss des Krieges nicht viel zu merken. Als Constance vor ihrem zudringlichen Verehrer Henry ans nächtliche Seeufer flüchtet, stürzt nicht weit entfernt ein Militärflugzeug in den See. Ohne mit der Wimper zu zucken, springt sie ins Wasser, um ihn zu retten. Constance versteckt den Piloten Matthew in einer ungenutzten Jagdhütte und versorgt ihn mit Essen und Trinken. Bei zahlreichen Gesprächen kommen sich Matthew und Constance näher. Constance hat mich von Anfang beeindruckt, denn sie ist keinesfalls eine verwöhnte, reiche junge Frau. Sie zeigt im Verlauf der Geschichte immer mehr Mut und Stärke und will ihren eigenen Weg im Leben gehen. Als das Herrenhaus in ein Lazarett für verwundete Offiziere verwandelt wird, wird es von Tag zu Tag schwieriger das Geheimnis zu wahren. Matthew, der vom Schrecken des Krieges genug hat, will sich nicht mehr seinem Regiment anschließen, um weiter auf gegnerische Piloten zu schießen. Sollte man ihn kriegen, wäre ihm ein Gefängnis sicher. Matthew wirkte auf mich sehr verletzlich und zurückhaltend, er sprach wenig über sich und mir war klar, dass er etwas verschwieg. Als die Situation sich zuspitzt, hat die Wahrheit nicht nur Constance, sondern auch mich überrascht. Die Ereignisse überschlagen sich dermaßen, dass ich die Luft anhalten musste. Das Schicksal traf Constance doppelt hart, doch ich habe nichts anderes erwartet, als dass sie ihren Weg geht. Mehr mag ich an dieser Stelle nicht verraten.
In der Gegenwart -August 2020- braucht die PR-Beraterin Kate eine Auszeit von der Großstadt London und nimmt eine Stelle an, um das alte Herrenhaus Invermoray House in ein exklusives Bed & Breakfast zu verwandeln. Die Hausherrin Liz -Elisabeth Langley-McLay will so den immensen Unterhalt des Hauses finanzieren. Ihr verstorbener Mann hat das Haus seinerzeit über Umwege geerbt. Ihr Sohn James, der sich anfangs als mürrisches Scheusal präsentiert, ist alles andere als begeistert von Kate´s Einstellung. Mit der Zeit bröckelt seine Fassade jedoch und lässt mir kurze Einblicke auf seinen wahren Charakter. Obwohl die Familie kurz vor dem finanziellen Ruin steht, setzen sie, Kate sowie einige Freunde aus dem Dorf alles daran, das Haus in das gewünschte Hotel zu verwandeln. Hier gefiel mir besonders das charakterliche Zusammenspiel von Liz, Kate, James und dem Pubbesitzer Angus. Sie haben mich regelrecht angesteckt mit ihrem Eifer und ich war Feuer und Flamme, als das Projekt Gestalt annahm. Rückschläge verstehen sich von selbst. Geschickt wurde die Presse mit einer tollen Story um ein Geheimnis, welches im See verborgen ist, angeheizt. Der dann jedoch erfolgte Fund des vermeintlichen -Ungeheuers- sowie die Personen des ersten Gastpaares in der Jagdhütte machten das Buch zu einer perfekten, runden Geschichte, um Vergangenheit und Gegenwart zu vereinen.
Wohl verdiente 4,5 von 5 Sternen sowie eine absolute Leseempfehlung von mir. Vielen Dank an Lorna Cook und den Penguin Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares, auch der nächste Roman wird gleich auf meine Leseliste kommen.

Mein Fazit:
Ein spannender Roman voll Liebe, Schicksal, Geheimnis, Niedertracht und Glück. Ich bin wie auf den Wellen des Sees durch die Geschichte getrieben und habe mich von der Strömung mitreißen lassen. Die Charaktere mit ihrem Denken und Handeln wurden authentisch und plausibel gestaltet und konnten damit mein Herz erreichen. Die Story entwickelte sich gleichbleibend spannend, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Die Zusammenführung der Handlungsstränge bereitete mir ein wohligwarmes Glücksgefühl.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Weihnachtsfest mit (W) Irrungen

Love Songs in London – All I (don’t) want for Christmas
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Für mich gehört zur Einstimmung auf den Winter und die Weihnachtszeit eine romantische Weihnachtsgeschichte genauso dazu wie die Kugeln am Baum. Deshalb kann ich im Herbst meist gar nicht früh genug anfangen, ...

Für mich gehört zur Einstimmung auf den Winter und die Weihnachtszeit eine romantische Weihnachtsgeschichte genauso dazu wie die Kugeln am Baum. Deshalb kann ich im Herbst meist gar nicht früh genug anfangen, die ein oder andere Weihnachtsgeschichte in meine Leseliste einzubauen. So machte mich auch dieses Buch gleich neugierig mit seinem verspielten, winterlichen Cover und dem ansprechenden Klappentext.
Es ist für mich das erste Buch der Autorin Tonia Krüger und der Auftakt einer Reihe von Londoner Liebesgeschichten. Angesprochen wird hier vorwiegend die etwas jüngere Leserschaft, nämlich Jugendliche und junge Erwachsene. So macht es auch mir der lockere und leichte Schreibstil leicht in die Geschichte einzutauchen. Mit der Literaturstudentin Febe konnte ich mich gleich identifizieren. Ich mag ihre zurückhaltende, ruhig und unauffällige Art. Allerdings finde ich im Gesamten betrachtet die von ihr je nach Situation vorgetragenen Shakespeare-Zitate für meinen Geschmack etwas zu viel. Als sie sich von ihrer besten Freundin Joss überreden lässt, dem besten Kumpel ihres Partners als Alibi-Freundin für eine Weihnachtswoche bei der Familie zur Seite zu stehen, war mir gleich klar, dass dies nur Ärger gibt. Doch dies habe ich anhand des Klappentextes ja auch erwartet. Liam, der männliche Hauptcharakter, ist für mich anfangs nicht gut einzuschätzen. Ehrlich gesagt, nervten mich seine Launen und Wutausbrüche sogar sehr. Ich wollte ihn schütteln und sagen, brich meiner Febe nicht das Herz. Es ist sein Glück, dass er mit der Zeit auch seine charmante und verletzliche Seite zeigt. Liam´s Familie fand ich allesamt chaotisch perfekt, wie eine Familie halt ist. Der muffelige Vater Christopher, die liebevolle Mutter Joan und die flippige Großmutter Flora. Auch Liam´s jüngerer Bruder Matt mit seiner Lausbubenart hat gleich mein Herz erobert. Lediglich Nathan, Liam´s älterer Bruder und seine Ex Charlotte mochte ich gar nicht. Charlotte machte für mich das Bild eines berechnenden Miststückes perfekt. Warum in aller Welt will Liam sie zurückhaben?
Na, auf jeden Fall ist klar, dass sich Febe und Liam bei ihrer Scharadespiel näherkommen, spätestens seit dem Kuss unterm Mistelzweig – aber aufgepasst – die hängen überall im Haus verteilt. Febe wird gleich herzlich in die Familie aufgenommen, was ihr wirklich gut tut, denn von ihrer Familie ist nach dem Tod ihrer Großmutter nur noch sie selbst und Granny´s Hund Hamlet übrig. Hamlet hatte ich gleich bildhaft vor Augen, mittelgroß mit krausem und braunem Fell und großen Kulleraugen. Ohne ihn hätte mir an der Geschichte eindeutig etwas gefehlt.
Die Story ist natürlich ziemlich vorhersehbar, jedoch hat das meinen Lesespaß nicht gemildert und ich vergebe gerne 4 Sterne hierfür. Ein Hauch von Kitsch und ein Happy End gehören einfach zu einem Weihnachtsliebesroman dazu. Vielen Dank Tonia Krüger und den dtv Verlag für die Bereitstellung des Rezenisonexemplares, ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Reihe.

Mein Fazit:
Eine romantische Weihnachtsgeschichte im Stil des 90er-Jahre-Films WÄHREND DU SCHLIEFST, auch hier hat sich die Protagonistin nicht nur in den Sohn des Hauses, sondern in dessen ganzen Familie verliebt. Warmherzig mit einer Prise Humor und ganz viel Liebe und Verwirrungen. Passend dazu ist der Genuss einer heißen Tasse Schokolade und eine Hand voll Weihnachtsgebäck.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein
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An diesem Buch konnte und wollte ich nicht vorbeigehen. Denn sobald ich wusste, dass die Handlung des Buches aus der Sicht der Dienstbotinnen geschildert wird, war bei mir die Neugier geweckt. Bücher über ...

An diesem Buch konnte und wollte ich nicht vorbeigehen. Denn sobald ich wusste, dass die Handlung des Buches aus der Sicht der Dienstbotinnen geschildert wird, war bei mir die Neugier geweckt. Bücher über die hohen Herrschaften oder Bessergestellten gibt es zur Genüge. Dabei sind es doch gerade die einfachen Personen von ganz unten, die ein herrschaftliches Haus am Laufen halten. Die oftmals bis zu 18-Stunden-Tage sind gefüllt mit anstrengender Arbeit, Freizeit gab es wenig, Unzulänglichkeit und Fehler wurden gleich bestraft bis hin zum Lohnabzug. Auch körperliche Züchtigung war zu Anfang des 20.Jahrhunderts noch sehr gängig. Dies wirkte sich dann auch auf die Familien der Dienerschaft aus, die teilweise von dem minimalen Verdienst mitversorgt wurden. Gerade die Anstellung in einem hoch angesehenen Haushalt war extrem begehrt.

In diesem Buch kann es die 18-jährige Adelheid, Tochter eines Tagelöhners gar nicht fassen, als sie von der Fürstin zu Eulenburg ausgerechnet als Stubenmädchen eingestellt wird. Unter den Dienstboten ist dies ein Skandal, weiß doch jeder, dass man sich die Stellung erarbeiten muss und der Aufstieg streng nach Hierarchie geht. Begonnen wird auf der untersten Stufe als Küchen- oder Hausmädchen, erst darüber kommen die Stubenmädchen. Das ist gerade dem 1. Hausmädchen Lydia Keller ein Dorn im Auge, denn ihr hätte als Aufstieg der Posten des neuen Stubenmädchens zugestanden. Mit viel List und Tücke schafft sie es, dass die fleißige und kluge Adelheid unschuldig zum Hausmädchen degradiert wird. Das bedeutet noch weniger Lohn, um ihre Familie mit dem Kauf von Lebensmitteln und Kohlen zu unterstützen, es reicht einfach hinten und vorne nicht. Gerade Adelheid habe ich gleich in mein Herz geschlossen, sie ist so lieb und unbescholten. Ich habe mich gefreut, dass sie sie sich mit Hedda Pietsch, angefreundet hat, auch wenn diese ihr beibringen möchte, wie man sich ein Stück vom Glück aneignet, ohne dass die Herrschaft etwas davon merkt. Da Hedda jedoch das Herz am rechten Fleck hat, konnte ich ihr die kleinen Vergehen nachsehen. Erstaunlich fand ich, wie wenig die Dienstboten teilweise Privates voneinander wissen. Jeder hat seine besondere Geschichte und meist sein Päckchen zu tragen. Gerade der junge Diener Viktor Nowak trägt ein Geheimnis mit sich herum, welches ihm die Stellung kosten könnte. Auch die Mamsell, Frau Reineke, scheint nicht unfehlbar zu sein. Der oberste Diener Herr Opitz herrscht über alle mit strenger Hand, jeder kleine Fehler landet in seiner -Kartei der Verfehlungen-, welche er sodann als Druckmittel verwendet.

Als Sahnehäubchen des Buches hat Frau Caspian die fiktive Geschichte über die Dienstbot
innen auf Schloss Liebenberg mit dem seinerzeitigen Skandal um den Fürsten Philipp zu Eulenburg und dessen Einfluss auf das Kaiserreich perfekt verwoben. Mehr und mehr verhärten sich die Anschuldigungen des Journalisten Harden, der u.a. den Fürsten der Homosexualität beschuldigt sowie an einer heimlichen Nebenregierung des Kaisers, der sogenannten Eulenburger Tafelrunde, beteiligt zu sein. Welche Folgen hat die Niederlegung aller öffentlichen Ämter von Fürst Eulenburg für die Fürstenfamilie und ihre Angestellten? Wird er weiterhin Stillschweigen bewahren oder sich gegen die Vorwürfe verteidigen? Mit Spannung sehe ich der Fortsetzung entgegen, welche im Frühjahr des kommenden Jahres erscheinen wird. Begründet durch den wunderbar flüssigen Schreibstil bin ich nur so durch die Geschichte geflogen.

Herzlichen Dank Hanna Caspian für die fesselnden und interessanten Lesestunden, die mich sehr begeistern konnten. Von mir erhält Band 1 der neuen Saga eine klare Leseempfehlung mit 5 von 5 Sternen.

Mein Fazit:
In diesem Buch wurden historische Gegebenheiten und Fiktion perfekt miteinander vereint. Von der Frau Caspian bestens recherchiert fühlte ich mich zurückversetzt ins Jahr 1906 als stille Beobachterin des Geschehens hinter dem hellen Schein des Schlosses Liebenberg. Wie schön, dass die Autorin in dieser neuen Saga der Dienerschaft das Wort verliehen hat. Sie hat jedem einzelnen Charakter authentisch Leben eingehaucht und diese mit Ecken und Kanten versehen. Es gab Personen, die ich gleich ins Herz geschlossen habe, doch auch solche, für die ich wenig Verständnis aufbringen konnte und deshalb bei mir eher auf Ablehnung trafen. In allem ein absolutes Lesevergnügen.

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