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Veröffentlicht am 30.08.2024

Schwestern auf den Punkt gebracht

Blue Sisters
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Bei "Blue Sisters" merkt man total, wie Coco Mellors sich in ihrem Schreibstil weiterentwickelt und verfeinert hat, denn dieses Buch hat wirklich ins Schwarze getroffen. Die Blue Schwestern laufen praktisch ...

Bei "Blue Sisters" merkt man total, wie Coco Mellors sich in ihrem Schreibstil weiterentwickelt und verfeinert hat, denn dieses Buch hat wirklich ins Schwarze getroffen. Die Blue Schwestern laufen praktisch aus den Seiten heraus und man hat das Gefühl, sie wirklich treffen zu können wenn man in New York, Paris, London oder LA unterwegs ist. Und das, obwohl der Lebensstil der Schwestern alles andere als normal / realistisch für die Meisten Leser:innen sein sollte. Dennoch sitzt man quasi mit ihnen im Zimmer, fühlt ihre Emotionen, lebt ihre Kämpfe gegen verschiedene Dämonen mit.

Zu großen Teilen liegt das am tollen Schreibstil von Coco Mellors. Sie schreibt bildhafte Metaphern wie niemand sonst, den ich gelesen habe und das macht alles sehr plastisch und eingängig. Gleichzeitig ist alles mit trockenem Witz durchzogen und lockert viele schwere Situationen auf.

Und in diesem Buch werden so viele wichtige Themen angesprochen wie Familie, Endomitriose, Sucht etc. Ich denke damit macht Mellors viele interessante Diskussionen auf, die dringend geführt werden müssen. Außerdem zeigt sie diese oft vernachlässigte Beziehung unter Geschwistern so, wie sie wirklich ist. Mal gemein, mal unaussprechlich und dennoch immer verbunden. So, das man die anderen besser kennt als sich selbst. Und deshalb fand ich es auch so schön, dass wir die verstorbene Schwester Nicky nur durch die Augen ihrer Schwestern kennenlernen. Das schafft so viel Nuance und Verständnis für diese besondere Art von Beziehung, das war stilistisch unfassbar gut gemacht.

Zum Buch in der deutschen Übersetzung dürfen meiner Meinung nach zwei Dinge nicht unerwähnt bleiben: Das Cover ist wunderschön, es wäre ein perfektes Wandbild und passt so gut zu Mellors erstem Roman, Cleopatra und Frankenstein. Außerdem hat der Eichborn Verlag hier finde ich eine sehr innovative und angenehme Art gefunden, zu gendern. Mit einem einzigen Punkt oben statt einem Doppelpunkt fügt sich das sehr gut in den Lesefluss ein!

Dieses Buch ist ein Slowburn mit rasantem Tempo am Ende. Die Blue Schwestern werden mich gedanklich noch lange begleiten und ich bin sehr froh darum. Ich empfehle diese Charakterstudie allen, die gefahrenlos über Traumata lesen können, Geschwister haben oder einfach wissen wollen, wie sich das anfühlt.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Treffen wir uns im nächsten Klassiker?

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Der Traum eines jeden Bücher-Freaks: Tiefgründige Gespräche über Bücher mit einer anderen Person. An sich ist die Prämisse des Romans toll.

In der Ausführung konnte das Buch mich allerdings nicht wirklich ...

Der Traum eines jeden Bücher-Freaks: Tiefgründige Gespräche über Bücher mit einer anderen Person. An sich ist die Prämisse des Romans toll.

In der Ausführung konnte das Buch mich allerdings nicht wirklich überzeugen, ich denke es hätte noch etwas mehr Zeit und Überarbeitung gebraucht, da ist noch nicht alles wirklich rund. Das lag fast ausschließlich an den Charakteren. Erin ist für mich zu flatterhaft und macht wenig eigene Entwicklung durch, sie basiert große Teile ihres Charakters auf andere und steckt in Mustern fest, die im Verlaufe des Buches ehrlich gesagt nervig werden. James, den männlichen Prota mochte ich dagegen mehr, er wirkte reflektierter und ausgearbeiteter als Erin. Vor allem die Nebencharaktere bleiben bis fast zum Schluss sehr blass und sind deshalb sehr schnell vergessen.

Auch die Storyline war für mich nicht 100-prozentig stringent, ich finde hier wurde oft der Faden verloren. Dadurch, dass wir keiner klassisch-kitschigen RomCom Storyline folgen, war es für mich schwer über die vielen Zufälle und kitschigen Einschübe hinwegzusehen, da hätte man sich meiner Meinung nach für eine Richtung entscheiden müssen.

Was ich gerne mochte war der Fokus auf nicht-romantische Beziehungen. Hier wurde sowohl viel über Familienbande, Geschwister als auch Freund:innenschaft gesprochen und das finde ich neben romantischer Liebe immer sehr wichtig.

An sich empfehle ich das Buch für Buchclubs oder Leserunden, ich denke man kann hier schon allein durch das Format gut diskutieren. Ich denke dass Menschen, die dieses Buch mochten bestimmt auch "Time to Love" von Beth O'Leary mögen, weil es den gleichen Tiefgang hat oder auch "Dein Herz in tausend Worten" für etwas mehr Weichheit und Romantik.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

No plot, just vibes

Pineapple Street
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Als ich den Klappentext zu Pineapple Street gelesen habe, habe ich eine Love-Actually-artige Episodengeschichte a la Gossip Girl erwartet. Bekommen habe ich: no plot, just vibes.

Am Anfang war das Buch ...

Als ich den Klappentext zu Pineapple Street gelesen habe, habe ich eine Love-Actually-artige Episodengeschichte a la Gossip Girl erwartet. Bekommen habe ich: no plot, just vibes.

Am Anfang war das Buch wirklich so voller obnoxious Eindrücke und Übertriebenheit. Dort habe ich mich noch gefreut, weil ich das total spannend fand und man einen Eindruck in das Leben der obszön-Reichen bekommen hat. Aber für mich hat es leider spätestens ab der Hälfte den Plot und vor allem den roten Faden verloren. Das ist auch mein größter Kritikpunkt. Wir springen zwischen den Perspektiven von drei Frauen hin und her, diese sind leider aber meist total unzusammenhängend und eher aneinandergereiht, als in Konversation miteinander. Das führt dazu, dass die Charakterentwicklung vor allem einer der Frauen total auf der Strecke bleibt und man manchmal nicht wirklich nachvollziehen kann, wie sie denken und handeln. Das macht keine der Frauen sehr sympathisch.

Vielleicht hätte es der Geschichte geholfen, verschiedene Generationen zu Wort kommen zu lassen, denn so hat man nicht wirklich verstanden warum diese drei Frauen ausgewählt wurden. Denn wo am Anfang die Szene und der Klassizismus etabliert wurden, verliert sich die Message gegen Ende immer mehr und wird dann im letzten Teil nochmal zwanghaft hervorgegraben. Da bleibt die Geschichte leider oft zu oberflächlich und versucht es am Ende wett zu machen.

Der unzusammenhängende Stil zwischen den Kapiteln ist nicht das einzige, das ich an der Schreibweise auszusetzen habe. Manche Sätze wirken sehr hölzern und fallen im Zusammenhang mit den anderen Sätzen irgendwie aus der Reihe. Die Frage ist: Liegt es an der Übersetzung oder an der Autorin? (was schade wäre, sie ist schließlich Lektorin).

Ich empfehle das Buch für Menschen, die einfach an einem heißen Sommertag in das Leben der Reichen abtauchen wollen, ohne viel über Klassizismus und Geld nachzudenken.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Fluffy Romance

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance
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Für die Transparenz: ich habe das Buch auf englisch gelesen und kann deshalb nichts zur deutschen Übersetzung sagen.



Aber wow, war das wholesome. Wenn auf dem Klappentext geschrieben wird, das Fans ...

Für die Transparenz: ich habe das Buch auf englisch gelesen und kann deshalb nichts zur deutschen Übersetzung sagen.



Aber wow, war das wholesome. Wenn auf dem Klappentext geschrieben wird, das Fans von Gilmore Girls dieses Buch lieben werden, wird nicht übertrieben. Die Geschichte und der Schreibstil haben den gleichen unaufgeregten Vibe, den man von dieser Serie und den süßen, quirligen Dorfbewohner:innen erwartet. Es fühlt sich ein bisschen an, als wäre man in einen zuckersüßen Hallmark-Film gestolpert und es macht total Spaß, die herbstlichen Welten vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.



Wer hier eine super tiefgründige Geschichte erwartet, wird enttäuscht werden. Es ist natürlich ein bisschen shallow und klar weiß man von Anfang an wie es ausgehen wird aber das trägt meiner Meinung nach nur zur Coziness bei.



Ich persönlich finde dazu das deutsche Cover noch wunderschön und viel schöner als das Original, das ja ein Amazon Publishing ist. Eine absolute Herbst-Wohlfühl-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Packend und hoffentlich nie wahr

VIEWS
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Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn ein verstörendes Video auftaucht? Eine sehr spannende und vor allem zeitgemäße Frage, der sich MUK da angenommen hat. Und in der Ausführung hat er meiner Meinung ...

Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn ein verstörendes Video auftaucht? Eine sehr spannende und vor allem zeitgemäße Frage, der sich MUK da angenommen hat. Und in der Ausführung hat er meiner Meinung nach brilliert.

Mit Views hat er ein gesellschaftlich dichtes Buch geschaffen, dass in seiner Kürze richtig tief in die menschlichen Abgründe und Komplexitäten eintaucht. Er schafft es, viele verschiedene Themen zu einem Buch zu verweben, ohne das man sich darin verliert und bildet damit das echte Leben ab, das eben manchmal verworren ist. Es geht um KI, Gewalt an Frauen, Fremdenhass und Radikalisierung, die in ihrem Gesamtbild leider gar nicht mal so abwegig wirkt.

Die Charaktere mögen an manchen Stellen klischeehaft wirken, dennoch finde ich sie alle toll und passend. Vor allem die Protagonistin Yasira zeigt echt Komplexität, ihre Gedanken sind nicht geschönt sondern sehr ehrlich und menschlich zwischen Emanzipation und politischer Korrektheit und das lässt einen wirklich mitfühlen.

Der Schreibstil trägt einen wirklich durch die Geschichte. Die ersten paar Seiten hatte ich das Gefühl, MUK muss seinen Stil noch finden aber danach liest es sich schnell weg, ist mit subtilem Humor und Hinweisen gespickt, die immer passend und nie pietätlos sind.

Wer offene Enden nicht mag, wird hier enttäuscht. Ich persönlich finde aber, es hätte gar nicht anders enden können. Hätten wir definitive Antworten bekommen, hätte man eine Lösung für das echte, gesellschaftliche Problem gehabt und die gibt es in dem Sinne nicht bzw. ich glaube MUK wollte sich hier nicht anmaßen, die Lösung parat zu haben. Und ich glaube es soll auch zeigen, dass es ungewiss ist, ob Sachen gut ausgehen und dass das ein Anreiz seine soll, die Radikalisierung zu stoppen weil wir eben selbst im Buch nicht wissen könne, ob am Ende alles gut wird. Dieses Buch lässt die Leser:innen an ihrem eigenen Kopf zweifeln, hinterfragt Moral und zeigt, wie Dinge eben nicht immer schwarz-weiß sind. Ein Buch, das hoffentlich nie Wahrheit wird aber unbedingt gelesen werden sollte.

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