Unbedingt lesenswert! nicht nur für beharrliche Frauen
Unsichtbare FrauenWas für ein Buch! Anspruchsvolle Lektüre, bei der es nicht beim einmaligen Lesen bleibt. ‚Für die beharrlichen Frauen - bleibt verdammt noch mal schwierig!‘ steht vorne geschrieben, doch ich finde: JEDER ...
Was für ein Buch! Anspruchsvolle Lektüre, bei der es nicht beim einmaligen Lesen bleibt. ‚Für die beharrlichen Frauen - bleibt verdammt noch mal schwierig!‘ steht vorne geschrieben, doch ich finde: JEDER sollte ‚Unsichtbare Frauen‘ lesen.
Caroline Criado-Perez zeigt auf 346 Seiten eindrücklich auf, dass unser Wissen über die Welt, wie wir sie kennen, auf Daten über Männer basiert. Und zwar global! Das ganze trägt den Titel ‚Gender Data Gap‘, von der ich bis dato noch nie gehört hatte. Verrückt - hat sie schließlich Einfluss auf die verschiedensten Lebensbereiche: Nicht nur im Alltagsleben, der Städteplanung, am Arbeitsplatz.. besonders erschreckend: auch in der Medizin. So bleiben Herzinfarkte bei Frauen wohl häufiger unentdeckt, da sie ‚asymptomisch‘ verlaufen - liegen doch lediglich Daten über Männer vor.
Wir lernen direkt eingangs: man‘ oder ‚Mensch‘ bedeutet tatsächlich wahnsinnig oft eigentlich bloß ‚(weißer) Mann‘, ein Verständnis, das sich in fast jedem Kopf wie selbstverständlich so eingeschlichen hat. Selbst das generische Maskulin, das an die Existenz der Frau erinnern soll, schafft keine Abhilfe: Wir halten die meisten Dinge schlicht und ergreifend für männlich, solange sie nicht explizit als weiblich markiert sind.
Ich könnte so viele für mich spannende, augenöffnende Facetten der Gender Data Gap hier aufzeigen, der Platz würde selbst bei 100 Posts nicht reichen. Mit unendlich vielen Studien belegt zeigt Criado-Perez hier einen dringlichen Missstand auf, sprachlich klar, klug und mitreißend. Ihre Kapitel sind nach Themen sortiert, am Ende mit einer kleinen Zusammenfassung und einer Take-Away Message versehen. Ganz am Ende führt sie auf, was zu tun wäre - was getan werden MUSS, damit die Gender Data Gap nicht noch weitere Kreise zieht. Beziehungsweise überhaupt erstmals aufgelöst wird.
Mich hat ‚Unsichtbare Frauen‘ aufgeweckt, wütend und fassungslos gemacht und ich weiß, ich werde es noch immer wieder lesen (zumindest auszugsweise). Der Markier-Stift war die ganze Zeit fleißig dabei, am liebsten hätte ich JEDES WORT markiert. ABSOLUTE Leseempfehlung!