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Veröffentlicht am 04.07.2019

Hinterhaus

Hinterhaus
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Inhalt: Die Journalistin Carolin, lebt mir ihrem Freund Jens in einer luxuriösen Wohnung in Berlin am Prenzlauer Berg, bzw sie lebte, denn als sie eines Tages vom Yoga kommt ist die Wohnung leer und ihre ...

Inhalt: Die Journalistin Carolin, lebt mir ihrem Freund Jens in einer luxuriösen Wohnung in Berlin am Prenzlauer Berg, bzw sie lebte, denn als sie eines Tages vom Yoga kommt ist die Wohnung leer und ihre persönlichen Sachen stehen in 7 Kartons verpackt im Flur. Für Carolin bricht eine Welt zusammen. Da sie nicht weiß wohin, wird sie von Mandy aufgenommen, die im Hinterhaus lebt. Und als wäre das nicht genug findet Carolin in einem Kabuff die Überreste eines seit 20 Jahren vermissten Jungen.

Meine Meinung: Wieder einmal ließ ich mich vom Klappentext und vom Cover überzeugen das Buch zu lesen. Beides gefiel mir ausnehmend gut. Nur leider konnte mich der Inhalt nicht ganz überzeugen. Thematisch wäre die Story genau das richtige für mich gewesen, ein Verbrechen das tief in der Vergangenheit verwurzelt ist, ein Haus in dem die Bewohner ihre Geheimnisse zu bewahren wissen und eine Protagonistin die diesem Geheimnis auf die Spur kommen will.
Aber es passte doch nicht. Carolin, die Hauptprotagonistin hat sich ihr Leben lang um nichts kümmern müssen, zuerst hielt ihr Vater alles negative von ihr fern und dann verliebte sie sich in den Orthopäden Jens und auch Jens trägt sie auf Händen, bis zu dem Tag an dem er sie fallen lässt und sie ohne Vorwarnung selber laufen muss, nur das kann sie nicht.

Die Autorin hat viele Themen aufgegriffen, die der Leser erst einmal sortieren muss.
Carolin Mutter scheint Alkoholproblem gehabt zu haben, das wird allerdings nie ausgesprochen nur durch Andeutungen erfährt der Leser von dem Problem und da sich Carolins Vater rührend um die Tochter kümmerte scheint sie auch nicht sehr darunter zu leiden. Anders als Mandy in deren Wohnung sie unterschlüpft. Mandy Eltern betrieben zu DDR Zeiten eine Kneipe und waren wohl auch ihre besten Gäste, Mandy verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in einem sogenannten Wochenheim, wie es scheint eine eher lieblose Kindheit. Im Gegensatz dazu wurde ihr Bruder von den Eltern vergöttert, der als musikalisches Talent galt und auf ein Internat gehen sollte.

Ebenfalls im Haus leben Henriette genannt Henry und ihr Mann Gunther. Henry betreibt ein kleines Cafe und ist so etwas wie Carolins beste Freundin, ihr Mann Gunther ist ein übrig gebliebener Guru unsympathisch und angsteinflößend, hat er eine Vorliebe für junge Mädchen, eine Vorliebe von der Henry weiß und noch ein Thema das die Autorin so nebenbei abhandelt.

Das alles hätte so spannend sein können, ich hätte sogar mit der Naivität Carolins leben können, es gibt eben Menschen die immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen und irgendwann schmerzhaft lernen müssen, das das Leben auch Schattenseiten hat. Aber da sind dann auch noch die immer wiederkehrenden Beschreibungen der Menschen am Prenzlauer Berg, die alle einem Satiremagazin entsprungen zu sein scheinen, ohne das die Autorin es schafft, dem Biss dieser Magazine nahe zukommen. Die Wortwahl Lioba Werrelmanns glich leider so manches Mal einem Griff ins Klo, ich weiß nicht was sie mit der Schilderung von Carolins Verdauungsvorgängen in drastischen Worten bezwecken wollte.

Leider ist Hinterhaus von Lioba Werrelmann kein Buch das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Mehr als die Erinnerung

Mehr als die Erinnerung
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Melanie Metzenthin entführt uns in das Jahr 1920 eine Zeit in der die moderne Psychiatrie, wie wir sie heute kennen noch in den Kinderschuhen steckte und manche Ärzte psychisch Kranke Menschen im Namen ...

Melanie Metzenthin entführt uns in das Jahr 1920 eine Zeit in der die moderne Psychiatrie, wie wir sie heute kennen noch in den Kinderschuhen steckte und manche Ärzte psychisch Kranke Menschen im Namen der Wissenschaft für grausame Experimente missbrauchten, von denen sie sich Heilung oder wenigstens Linderung für ihre Patienten versprachen. Je nach schwere der Beeinträchtigung vegetierten die Patienten in den Pflege und Heilanstalten vor sich hin oder verrichteten Arbeiten zu denen sie noch fähig waren.
Auf Gut Mohlenberg, dem Schauplatz dieses historischen Krimis, kümmern sich Friederike von Aaalen als ehemalige Medizinstudentin und ihr Vater Dr. Meinhardt, liebevoll um die Insassen einer von den Dorfbewohnern Irrenkolonie genannten Einrichtung unterstützt werden sie von Dr. Weiß und Dr.Fliedtner Auch Friederikes Mann, Bernhardt gehört zu den Patienten, eine Kriegsverletzung zerstörte einen großen Teil seines Intellekts, zurück blieb ein Mann auf dem Stand eines 5jährigen Kindes, freundlich und liebevoll und voller Zuneigung zu Friederike.
Diese Idylle wird kurz nach der Ankunft des ebenfalls kriegsversehrten Walter Pietsch gestört, zwei grausame Morde versetzen die Bewohner Gut Mohlenberg und des angrenzenden Dorfes in Angst und Schrecken und Pietsch scheint ein Geheimnis zu bewahren.
Die Autorin behandelt viele Themen. Die Umstände in den Heil und Pflegeanstalten, Kindesmissbrauch, Homosexualität, andeutungsweise die Schwierigkeiten die eine Frau als Studentin der Medizin zur damaligen Zeit hat und auch die Herausforderung die eine Beziehung zu beeinträchtigten Menschen mit sich bringt.
Und das ist das was mir an dem Buch nicht ganz so gut gefiel, jedes Thema hätte eine eigene Geschichte verdient und Friederike wäre eine wundervolle Protagonistin für weitere Kriminalfälle im Umfeld der Psychiatrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die junge Frau besticht durch ihre warmherzige Art und ihren scharfen Verstand.
Wer jetzt allerdings einen Wohlfühlkrimi erwartet, der sei gewarnt, die Autorin erspart ihren Lesern kein Detail, die Beschreibungen der Umstände in den Heil und Pflegeeinrichtungen, sind sicherlich nicht übertrieben.


Über die Autorin
Melanie Metzenthin lebt in Hamburg, wo sie als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitet. Sie hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen psychische Erkrankungen oft eine wichtige Rolle spielen, zuletzt die beiden Bestseller »Im Lautlosen« und »Die Stimmlosen«.

Beim Schreiben greift die Autorin gern auf ihre berufliche Erfahrung zurück, um aus ihren fiktiven Charakteren glaubhafte Figuren vor einem realistischen Hintergrund zu machen.

Im Anhang, erklärt Melanie Metzenthin u.a. die Wandlung der Wortbedeutungen. Idiot oder Irre zum Beispiel waren nicht immer Schimpfworte, sondern ganz normale medizinische Fachbegriffe, die erst im Laufe der Zeit missbraucht wurden um andere herabzusetzen, um dann durch andere ersetzt zu werden bis auch diese wieder zum Schimpfwort wurden.
Beim schreiben dieser Rezension habe ich auch so manches mal überlegt, ob dieses eine Wort nun noch politisch und gesellschaftlich korrekt ist oder ob ich jemanden damit kränken könnte, ich hoffe nicht und wenn, dann entschuldige ich mich aufrichtig dafür.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Wenn ich tot bin

Wenn ich tot bin
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Nach 10 Jahren kehrt die mittlerweile 19 jährige Madelin überraschend nach Hause zurück, sie wurde von einer Spaziergängerin vollkommen verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und nach Hause ...

Nach 10 Jahren kehrt die mittlerweile 19 jährige Madelin überraschend nach Hause zurück, sie wurde von einer Spaziergängerin vollkommen verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und nach Hause gebracht.
Kurz nachdem ihre Tochter verschwand, lernte Susan ihren zweiten Mann Stuart kennen, der ihr Halt und Trost gab und mit dem sie eine 8 jährige Tochter hat.

Nachdem die junge Frau von der Polizei vernommen wurde und sich Madelin und ihre kleine Schwester Harper in der Obhut einer Psychologin befinden, begeht Susan einen fatalen Fehler, sie lässt die Mädchen kurz allein um einkaufen zu gehen. Als sie zurückkehrt, liegt ihr Mann schwerverletzt in der Küche, Harper spricht kein einziges Wort und Madelin ist erneut verschwunden. Hat ihr Entführer sie gefunden und zurückgeholt oder konnte die junge Frau fliehen wie verschiedene Meldungen vermuten lassen?

Was dann passiert, scheint auf den ersten Blick, schon sehr vorhersehbar. so vorhersehbar das ich mich fragte, womit die Autorin Karen Sander die restlichen Seiten gefüllt hat, damit ich mich nicht langweile? Ich habe mich selten so geirrt, denn ich wurde mehr als positiv überrascht.
Karen Sander wartet mit Wendungen auf, die der Geschichte immer einen neuen Kick geben. Der Satz "Nichts ist wie es scheint" zu Beginn des Klappentextes ist durchaus wörtlich zu nehmen.
Karen Sander erspart sich allzu genaue Beschreibungen von dem was Madelin erlebt hat, sie deutet nur an, das reicht aber schon aus um für Madelin tiefstes Mitleid zu empfinden und Abscheu für den Täter.
Ich glaube "Wenn ich tot bin", war mein erstes Buch der Autorin, ich weiß auch nicht ob es schon frühere Falle mit den Kommissaren Kate und Tom gab, ich habe das Buch wie so oft nach Klappentext und Cover ausgewählt. Mir wäre eine Reihe mit den sympathischen Ermittlern aber durchaus recht. Das Buch kann auch routinierte Krimileser noch überraschen.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Löwenzahnkind

Löwenzahnkind
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Inhalt: In dem kleinen verschlafenen Nest Gullspang in Westschweden, verschwindet die siebzehnjährige Annabelle nach einer Party spurlos. Um die örtliche Polizei bei der Suche zu unterstützen reisen die ...

Inhalt: In dem kleinen verschlafenen Nest Gullspang in Westschweden, verschwindet die siebzehnjährige Annabelle nach einer Party spurlos. Um die örtliche Polizei bei der Suche zu unterstützen reisen die Kommissarin Charlie Lager und ihr Kollege Anders an. Was niemand weiß, Charlie ist in Gullspang aufgewachsen und sie hat keine guten Erinnerungen an ihre Kindheit.

Meine Meinung:
Das Debüt der, laut ihrer Vita in Gullspang aufgewachsenen Autorin Lina Bengstdotter ist durchaus lesenswert, ich mag ihren Schreibstil, die Art wie sie die Protagonisten und die Orte beschreibt, hat einen ganz eigenen Reiz. Die Autorin erzählt in gemächlichem Tempo, von Anabelle dem rebellischen Teenager, die darunter leidet das ihre Mutter sie am liebsten in Watte packen würde, von zwei Mädchen, Rosa und Alice, die irgendwann in der Vergangenheit eine unerwünschte Freundschaft schlossen und natürlich von Charlie, deren Mutter Betty in ihrem Haus ausschweifende Party feierte. Vom Verfall des Ortes, der Abhängigkeit der Bevölkerung von der Holzfabrik, dem langweiligen Leben der Jugendlichen, die in einem verlassenen Laden Partys feiern, bei denen niemand nüchtern bleibt.
Dazu kommen noch die Probleme Charlies, sie trinkt, sie hat ihr Privatleben nicht wirklich im Griff und schreckt auch vor einer Affäre mit einem verheirateten Kollegen nicht zurück.
Das alles zeichnet ein düsteres Bild, das das verschwinden Annabelles fast in den Hintergrund rücken lässt, zumal die Ermittlungen auch nicht wirklich voran kommen, erst als Charlie vom Dienst suspendiert wird und sie für kurze Zeit in dem Haus ihrer verstorbenen Mutter unterkommt, stößt sie auf weitere Hinweise, die nicht unbedingt dazu führen Annabelle zu finden aber die Licht in die Vergangenheit bringen.
Mit ein paar Tagen Abstand zum Buch, komme ich mehr und mehr zu der Erkenntnis:
Annabelles Verschwinden, dieser Fall, dient nur dazu um Charlie und ihr Leben vorzustellen, und das ist auch wirklich gelungen, ich bin gespannt, welche Fälle Charlie noch erwarten.

Veröffentlicht am 13.06.2019

NANOS Sie kämpfen für die Freiheit

Nanos - Sie kämpfen für die Freiheit
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Bis auf wenige Ausnahmen steht die deutsche Bevölkerung unter dem Einfluss Gedanken-manipulierender Nanopartikel und auch diese wenigen will Kanzler Kehlis noch unter seinen Einfluss bringen oder erlösen, ...

Bis auf wenige Ausnahmen steht die deutsche Bevölkerung unter dem Einfluss Gedanken-manipulierender Nanopartikel und auch diese wenigen will Kanzler Kehlis noch unter seinen Einfluss bringen oder erlösen, denn jeder der ihm nicht bedingungslos folgt ist ein Risiko für das Regime. Als Malek Wutkowski, einst Mitglied einer Rebellenorganisation, versucht seinen Bruder Dominik von den Nanos zu befreien muss er feststellen, das er allein nicht viel ausrichten kann.



Meine Meinung:



Ich mochte schon den ersten Teil, Nanos – Sie bestimmen, was du denkst, sehr und hatte nicht erwartet, dass der zweite Teil mir noch besser gefallen könnte, manchmal ist es erfreulich, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden.



Um schnell wieder in die Geschichte reinzukommen gibt es auf den ersten Seiten einen kleinen, sehr hilfreichen Rückblick auf den ersten Band.



Timo Leibig, hat sich eine für mein Empfinden sehr realistische Story ausgedacht, warum sollte es nicht möglich sein mit Nanopartikeln das Denken der Menschen zu beeinflussen? Vielleicht noch nicht jetzt aber in naher Zukunft und da liegt es doch nah, das es einzelne Menschen und auch Gruppierungen gibt, die diese Technik zu ihrem Vorteil nutzen wollen. Und dann wird es auch immer Menschen geben, die sich dagegen wehren werden, mit allen Mitteln und bis zum äußersten. Wie Malek Wutkowski, den wir bei seinen Plänen begleiten den Konfessor Nummer 11 von der Lifewatch zu befreien und ihn wieder in seinen Bruder Dominik zu verwandeln. Als Leser ist man dank des bildreichen Schreibstils Timo Leibigs hautnah dabei, die Spannung steigt von Seite zu Seite, um in einem stimmigen Finale zu enden.



Jetzt kommt der Teil der es verhinderte, das ich die richtigen Worte für meine Bewertung finde, die Geschichte hätte zu Ende sein können. Sie war spannend, ich habe mitgefiebert und Daumen gedrückt, ich war traurig ob der Manipulationen an den Menschen die ohne freien Willen leben müssen, ich war zufrieden mit dem Ende. Es muss nicht immer alles bis zum letzten aufgedröselt werden, bis auch der letzte frei und zufrieden am eigenen Herd sitzt, weil die Welt gerettet ist.



Aber nein, frei nach Oscar Wilde: Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende, legt Timo Leibig noch eine Schüppe drauf und ich brauche dringend einen dritten Band für mein Seelenheil, ich muss wissen, wie es weitergeht.



Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung. Für Nanos Sie kämpfen für die Freiheit, gibt es schon mal eine absolute Leseempfehlung.