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Veröffentlicht am 08.01.2021

55

55 – Jedes Opfer zählt
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Police Sergeant Chandler steht vor dem schwierigsten Fall seines Lebens, zwei Männer tauchen nacheinander in der Stadt auf und beide behaupten einem Mörder entkommen zu sein und beide erzählen die gleiche ...

Police Sergeant Chandler steht vor dem schwierigsten Fall seines Lebens, zwei Männer tauchen nacheinander in der Stadt auf und beide behaupten einem Mörder entkommen zu sein und beide erzählen die gleiche Geschichte.
Wer sagt die Wahrheit, wer lügt?
Gabriel, der auf freien Stücken auf das Revier kam, vollkommen verängstigt und eingeschüchtert? Oder Heath, der bei dem Versuch ein Auto zu stehlen vom Eigentümer des Wagens überrascht und zur Wache gebracht wurde und aufbrausend und scheinbar auch zu Gewalttätigkeit neigt.
Ich verdächtigte immer mal wieder den einen und kurz darauf wieder den anderen.
Das klingt nicht nur ungewöhnlich und spannend das ist es auch.
James Delargys Erzählstil ist allerdings eher ruhig, manchmal für meinen Geschmack etwas zu ruhig, etwas mehr Tempo hätte dem Buch gutgetan. Der Autor verwendet viel Zeit darauf den Hauptprotagonisten Chandler vorzustellen, seine Lebensumstände, die er mit der Polizeiarbeit in Einklang bringen will, was ihm allerdings nicht wirklich gelingt, wie sich schnell herausstellt.
Ich weiß nicht was ich von Chandler halten soll, als Mensch ist er außerordentlich sympathisch, er kümmert sich als alleinerziehender Vater so gut es geht um seine Kinder und unterstützt seine Eltern, seine Mitarbeiter liegen ihm sehr am Herzen.
Und hier liegt auch sein Problem, Chandler ist zu nett, als er sich endlich dazu durchringt den Fall an übergeordnete Behörden zu melden und sein Vorgesetzter Mitch mit seiner Crew das Kommando übernimmt, lässt er sich von seinem früheren Freund herumschubsen als wäre er 12. Chandler und Mitch haben eine gemeinsame Geschichte, als Kinder und Teenager waren sie unzertrennlich, sie gingen gemeinsam zur Polizei und erst als Mich Karriere machen wollte und Chandler eine Familie gründet, trennen sich nach einem Vermisstenfall, der in Rückblenden erzählt wird, ihre Wege.

Mitch ist kalt und nur auf seine Karriere bedacht, dazu kommt seine unverhohlene Abneigung Chandler gegenüber, er lässt keine Gelegenheit aus Chandler mehr oder weniger subtil zu demütigen, auch sein Verhalten seinen Mitarbeitern gegenüber unterscheidet sich vom eher familiären Umgang Chandlers mit seinen Leuten sehr. Mitch ist der Alpha im Team und das spielt er auch ohne Rücksicht aus.

Die in Rückblenden erzählte Suche nach einem Vermissten, vermittelt die besondere Atmosphäre im australischen Outback, diese Rückblenden vermitteln dem Leser zwei Dinge, die ich euch aber nicht verraten kann, nur soviel meine ersten Gedanken dazu, das sie die Handlung nicht wirklich voranbringen haben sich nicht bestätigt.

Ich mochte das Buch und es bekommt eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.01.2021

Aufbruch in die Dunkelheit

Aufbruch in die Dunkelheit
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Mark Stichler stellt seine Personen behutsam vor, langsam lernen wir die Hauptprotagonisten kennen und das ist in diesem Fall auch gut so, denn man muss sich erst einmal einfühlen in eine Zeit die nicht ...

Mark Stichler stellt seine Personen behutsam vor, langsam lernen wir die Hauptprotagonisten kennen und das ist in diesem Fall auch gut so, denn man muss sich erst einmal einfühlen in eine Zeit die nicht nur zeitlich sondern auch Ideologisch so weit entfernt scheint.
1890 Deutschland steht am Beginn der weitgehend flächendeckenden Industrialisierung und Antisemitismus breitet sich aus. Nachdem 1869/71 endlich die Gleichstellung der Juden per Gesetz erfolgte, hetzen nicht nur in dem kleinen Städtchen Waldbrügg Männer wie der zwielichtige Michael Maarsen in nationalen Clubs gegen die jüdischen Bevölkerung.
Wie tief diese Vorbehalte gegen Juden in den Menschen verwurzelt sind, kann man gut am Beispiel Franz Eschers sehen, der von sich behauptet und auch glaubt mit seinem Geschäftspartner Jakob Mandelbaum befreundet zu sein und doch Vorurteile verinnerlicht hat die auch in der heutigen Gesellschaft noch viellerorts Bestand haben.
Eingebettet in die Geschichte zweier Familien und in die eher beschauliche Umgebung des Ortes Waldbrügg, schafft der Autor eine besondere Atmosphäre und durch die behutsame Einführung konnte ich mir dir Personen und den Ort sehr gut vorstellen.
Häufig sind solche Romane in Berlin angesiedelt, in der Anonymität der Großstadt lässt sich das Verhalten der Menschen einfacher erklären als in einer kleinen Stadt wie Waldbrügg, wo jeder jeden kennt und sich eigentlich bewusst sein, das die Eigenschaften die dem Gegner zugesprochen werden nicht zutreffen. Und doch schafft es Michael Maarsen viele Bürger auf seine Seite zu ziehen mit Lügen und offensichtlicher Hetze und er treibt einen Keil in die Familie Franz Eschers.
Diese Geschichte ist noch nicht auserzählt, das wird zum Ende des Buches klar, es bleiben viele Fragen offen und man darf gespannt sein, welches Schicksal Mark Stichler für die Familien Escher und Mandelbaum bereit hält.

Ich bin immer auf der Suche nach Romanen (neben Sachbüchern zu dem Thema) die mir neben Unterhaltung auch die Ansätze einer Erklärung für das während des Nationalsozialismus geschah, bieten können. Aufbruch in die Dunkelheit gehört definitiv zu den geeigneten Büchern.

Aufbruch in die Dunkelheit bekommt von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Die Wunderfrauen

Die Wunderfrauen
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Die Wunderfrauen, das sind Luise, Marie, Helga und Annabel, vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und die doch etwas gemeinsam haben: Sie wollen nach den Jahren der Entbehrung und des Verzichts ...

Die Wunderfrauen, das sind Luise, Marie, Helga und Annabel, vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und die doch etwas gemeinsam haben: Sie wollen nach den Jahren der Entbehrung und des Verzichts endlich wieder Leben, Lachen und Lieben.
Der erste Band der Trilogie beginnt 1953 in Starnberg.
Luise Dahlmann träumt von einem kleinen Lebensmittelladen in dem es neben den Dingen des täglichen Bedarfs auch kleine Köstlichkeiten wie Pralinen und Luxusartikel wie Nylonstrümpfe gibt, als sie ihre Arbeit als Köchin bei den amerikanischen Streitkräften verliert und eine kleine Erbschaft macht, erfüllt sich ihr Traum.
In ihrem Laden treffen die vier Wunderfrauen immer wieder aufeinander und wir lernen sie nach und kennen.
Die rebellische Helga aus gutem Haus, die nach einem Eklat ihr Elternhaus verlässt und mangels anderer Optionen als Lernschwester in der Frauenklinik der von Thalers arbeitet, wo sie zunächst zu scheitern droht.
Marie Wagner aus Schlesien, sie kam nur mit einem Koffer nach Starnberg, der außer der nötigsten Kleidung ihre Zeichenutensilien enthielt. Marie hat auf der Flucht schreckliches erlebt, doch auf dem Bauernhof, der Luises Brüdern Martin und Manni gehört findet sie ein Zuhause.
Und zu guter Letzt, Annabel von Thaler, sie ist mit Konstantin von Thaler verheiratet, hat einen kleinen Sohn, lebt in einer Villa umgeben von Dienstboten, sie hat alles was das Herz begehrt und ist doch die unglücklichste von allen.
Ihr Geschichten erzählt Stephanie Schuster.
Die Autorin legt dabei das Hauptaugenmerk auf Luise, die wir dadurch auch am besten kennenlernen, so konnte ich mich auch in Luise am besten einfühlen, ihre Träume und Ängste, ihre Freude und auch ihre Enttäuschung, wenn sie Erfolge mit ihrem Laden erzielte oder auch Niederlagen einstecken musste wurden nachvollziehbar beschrieben.
Besonders gefallen haben mir auch Luises Eintragungen in ihrem Ladenkunde-Album, in dem sie ihre Ideen für den Laden über das Sortiment und den Umgang mit Kunden sowie Rezepte und Einkaufslisten niederschreibt. Das lockerte das ganze noch mehr auf.

Aber auch die Leben der anderen drei entstanden vor meinem inneren Auge. Und je mehr ich die Frauen kennenlernte, desto mehr verstand ich sie, auch wenn ich nicht jede von ihnen unbedingt zu Freundinnen haben wollte.

Dieser erste Band, der Trilogie streift die NS Vergangenheit , die noch nicht so lange zurückliegt und die die Menschen doch am liebsten komplett aus dem Gedächtnis streichen möchten, doch die Vergangenheit lässt sich nicht verdrängen sie erhebt sich immer wieder, auf zufällig gefundenen Bildern, in Entnazifizierungsprotokollen in den Erinnerungen und auch durch Menschen die tot geglaubt wieder auftauchen. Diese Vergangenheit wird direkten Einfluss auf das Leben der Frauen haben, da bin ich mir sicher.
Er erzählt aber auch davon, das Frauen kaum Rechte haben, für alles und jedes benötigen sie die Erlaubnis eines nahestehenden Verwandten oder des Ehemanns, da ist es auch nicht von Belang, ob sie Volljährig sind oder nicht, heute kaum vorstellbar. Einiges hat sich allerdings nicht geändert, die Angst und die Vorbehalte der Menschen gegenüber allen Fremden, zu Beispiel.

Es ist erstaunlich mit welcher Leichtigkeit Stephanie Schuster, auch bedrückende Themen aufgreift, ohne das sie das Gefühl der Lebensfreude und Aufbruchsstimmung, die dieses Buch vermittelt, nicht zerstört und ihnen doch den Raum gibt, den sie benötigen, um die Geschichte authentisch sein zu lassen.
So das dieses Buch eine leichte und lockere Sommerlektüre ist, die trotzdem dazu anregt, sich über die Zeit in der es spielt näher zu informieren.

Für den ersten Teil der Trilogie: Alles, was das Herz begehrt
Vergebe ich schon mal eine Leseempfehlung und freue mich auf die nächsten Bände.

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Das Freu

Das Freu
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Mafalda bekommt von ihrem Vater einen Fortunator geschenkt, eine VR Brille, die die Wirklichkeit verbessert darstellt. Alles, was man dadurch sieht, erscheint viel besser als die Wirklichkeit. Zunächst ...

Mafalda bekommt von ihrem Vater einen Fortunator geschenkt, eine VR Brille, die die Wirklichkeit verbessert darstellt. Alles, was man dadurch sieht, erscheint viel besser als die Wirklichkeit. Zunächst ist das Mädchen begeistert, denn sie ist einsam und unglücklich, ihr Vater ist beruflich viel unterwegs und mit ihrer Stiefmutter versteht sie sich überhaupt nicht.
Wenn sie den Fortunator trägt kann sie der Wirklichkeit entfliehen, eine virtuelle Katze animiert sie auch unangenehme Aufgaben, wie das Aufräumen ihres Zimmers oder Hausaufgaben mit Spaß und Freude anzugehen, diese Katze, die sie Kasimir nennt, erklärt ihr das sie allein sein für ihr Glück verantwortlich ist, sie muss nur wollen und immer den Fortunator tragen.
Doch so richtig will sich das Glück bei Mafalda nicht einstellen, sie entfremdet sich immer mehr von ihrer Familie und diese entfremdet sich immer mehr von ihr, weil sich jeder nur noch mit seinem Fortunator beschäftigt und auch auf den Straßen und sogar in der Schule gehört das Gerät bald zum Alltag.
Dann stößt Mafalda in einem Nachbargarten auf ein Freu, ein magisches Wesen das Mafalda zeigt wie schön die einfachen Dinge im Leben wirklich sind.

Mafalda ist ein kluges und freundliches Mädchen, lustig und mit Flausen im Kopf, die sie immer wieder von ihren Pflichten abhalten, das kennt wohl jeder, wir wollen eine wichtige Arbeit erledigen und dann plingt das Smartphone mit einer neuen Nachricht und bevor wir uns versehen haben wir stunden in den sozialen Medien verbracht, bei Mafalda ist es ein Schmetterling vor dem Fenster oder eine mathematische Formel, die die Form einer Eidechse hat.
Sie ist wie Kinder sein sollen, verträumt, fantasievoll, manchmal wild, chaotisch und wissbegierig. Doch wenn es nach ihrer Stiefmutter Eva ginge, sollte sie pflegeleicht, fleißig, ordentlich und vor allem ruhig sein.
Und dabei hilft der Fortunator, den sogar schon die Allerkleinsten tragen.
In unserer Realität sind es Smartphones auf denen schon Kleinkinder kindgerechte Spiele spielen können und damit ruhig gestellt werden.

Hier hält Karl Olsberg uns Erwachsenen einen Spiegel vor, zu oft vergessen wir, was es heißt Kind zu sein und wie wichtig die Flausen im Kopf für die gesunde Entwicklung eines Kindes sind, denn sie stehen für nichts anderes als die Fantasie.

Er verteufelt die Fortunatoren nicht, er rät zu einem sorgsamen Umgang damit und damit natürlich zu einem sorgsamen Umgang mit Smartphones und das alles tut er ohne erhobenen Zeigefinger. Ein absoluter Pluspunkt für das Buch.

Noch dazu war das Buch sehr spannend sogar für mich als Erwachsene, seine Wortwahl ist kindgerecht und nichts in dem Buch ist wirklich beängstigend, sodass ich die Leseempfehlung für
10 – 12-jährige Leser durchaus unterschreiben kann.

Was macht uns Glücklich?
Die neuste Technik, die uns die Wirklichkeit vergessen lässt und alles durch eine rosarote Brille sehen lässt, oder ein Schmetterling, das Lachen eines Kindes oder ein Besuch im Zoo?
Carl Oslberg beantwortet diese Frage mit seinem Buch eigentlich recht genau.

Ich empfehle, dass Eltern dieses Buch auch lesen, diese Zeit sollten wir uns nehmen.

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Veröffentlicht am 30.09.2019

Melmoth

Melmoth
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Inhalt: Über einen Freund bekommt die Engländerin Helen Franklin in Prag ein seltsames Manuskript in die Hände. Sie erfährt von Melmoth einer geheimnisvollen Frau, die der Legende nach die Wiederauferstehung ...

Inhalt: Über einen Freund bekommt die Engländerin Helen Franklin in Prag ein seltsames Manuskript in die Hände. Sie erfährt von Melmoth einer geheimnisvollen Frau, die der Legende nach die Wiederauferstehung Jesu leugnete und deshalb dazu verdammt ist einsam auf der Erde zu wandeln.
Als ihr Freund Karel scheinbar grundlos verschwindet, vertieft sich Helen immer weiter in die Manuskripte und Briefe. Je mehr sie sich damit beschäftigt desto mehr ist sie bereit an die Existenz Melmoth zu glauben und sie fühlt sich verfolgt.

Meine Meinung:
Ich hatte zugegeben meine Schwierigkeiten in das Buch einzusteigen, aber als ich mich erst einmal auf den ruhigen Schreibstil und die besondere Art die Geschichte zu erzählen einlassen konnte, lies es mich nicht mehr los. Der Autorin ist es gelungen mit ihrer Art zu schreiben eine Sogwirkung zu erzielen die den Leser mitreißt.
Zunächst glaubt man es handele ich bei Melmoth um eine klassische Schauergeschichte, bis nach und nach die Hintergründe an Tageslicht kommen. Der Leser erfährt mehr aus den Manuskripten und auch Helens Geschichte wird offenbart, ich kann euch natürlich nicht mehr erzählen nur soviel, es geht um Schuld und Reue um den Versuch Buße zu tun für Verfehlungen die man aus Bosheit oder aus Sorglosigkeit begeht.
Buße die dazu neigt zu übertreiben und an Selbstkasteiung grenzt.
Auch Helen hat, wie wir spät erfahren Schuld auf sich geladen und sie bedarf der Hilfe und der Unterstützung von Menschen die sie lieben und von denen sie nicht erwartet hat das sie ihr Sympathie entgegen bringen.
Jetzt habe ich euch doch etwas verraten, aber vielleicht macht euch das neugierig auf dieses außergewöhnlich Buch.
Mir ist es wirklich ans Herz gewachsen.