Das Verschwinden der Erde
Das Verschwinden der ErdeDie Schwestern Aljona und Sofija verschwinden spurlos, die beiden kleinen Mädchen kommen von einem Ausflug an Meer nicht nach Hause zurück. Ihr verschwinden beeinflusst das Leben vieler unterschiedlicher ...
Die Schwestern Aljona und Sofija verschwinden spurlos, die beiden kleinen Mädchen kommen von einem Ausflug an Meer nicht nach Hause zurück. Ihr verschwinden beeinflusst das Leben vieler unterschiedlicher Frauen auf der Halbinsel Kamtschatka.
Der Klappentext, die Buchbeschreibung auf der Verlagsseite und die Bezeichnung: literarischer Krimi, die ich irgendwo gelesen hatte, brachten mich ans Buch, ich bin immer auf der Suche nach den besonderen Büchern, insbesondere nach Krimis die mich nicht nur durch eine spannende Handlung, sondern auch durch das Setting überzeugen können.
Das Verschwinden der Erde, beginnt vielversprechend, der Leser lernt die Mädchen kennen, er verfolgt ihren Weg und sieht die atemberaubende Landschaft durch ihre Augen, dann ändert sich das Genre, aus einem Krimi wird ein Gesellschaftsroman, der aus dem Leben der unterschiedlichsten Frauen erzählt. Ksjuscha, die Studentin, die nur für ihr Studium lebt und ihrem Freund Ruslan, der in ihrem Heimatdorf zurückblieb, über jede Sekunde Rechenschaft ablegen muss und das aus irgendeinem Grund auch gern tut, sogar als ihre Cousine Alisa sie überredet an einem Tanzkurs für traditionelle Tänze teilzunehmen und sie Tschander kennenlernt.
Oder Lada, die mit Freunden Silvester feiert und nach langer Zeit ihre einst beste Freundin Mascha wiedersieht, und die nach und nach die Gründe für Maschas Schweigen erkennt.
All diese Geschichten sind sprachlich wunderbar erzählt, sie machen neugierig auf das Land und die Leute, das zumindest ist der Autorin wunderbar gelungen, nur von der erwähnten Beeinflussung, die das Verschwinden der Mädchen ausgelöst haben soll, war für mein Empfinden nicht allzu viel zu spüren, man liest in jeder Geschichte etwas über die Kinder, sie beschäftigen die Protagonisten mal mehr mal weniger, aber dieser Aspekt des Buches ist für meinen Geschmack zu lose in die Geschichten gewebt und bekommt erst gegen Ende des Buches wieder eine tragende Rolle.
Die Autorin Julia Phillips erzählt in einem vorangestellten Interview von ihrer Zeit in Kamtschatka und man spürt in jeder ihrer Zeilen die Liebe zu diesem besonderen Land. Das Verschwinden der Erde ist ein wirklich beeindruckendes Debüt und auch wenn es meine Erwartungen nicht ganz erfüllte, ein literarischer Krimi, ist es meiner Meinung nach leider nicht. Und auch die Geschichten der Frauen hätten für meinen Geschmack noch ausführlicher sein dürfen.
Die Großeltern und der Vater lebten das ganze Jahr über mit den Herden in der Tundra, während die Mutter mit Tschegga und Ksjuscha bis zu den Schulferien in Esso blieb. Dann ging es zurück in die Wildnis. Ksjuscha hatte als kleines Mädchen alle Schulferien verpasst. Sie musste mit dem Rest ihrer Familie auf dem weiten offenen Weideland schuften, während die weißen Dorfkinder in den Straßen Fußball spielten.
Genau davon hätte ich gern mehr gelesen, vom Leben außerhalb der Dörfer und Städte Kamtschatkas, von den Veränderungen, die der Zerfall der Sowjetunion mit sich brachte, so viele Themen hätten es verdient ausführlicher behandelt zu werden und die Autorin besitzt sicher das Talent und das Gefühl für das Land um einen Roman zu schreiben der nicht nur gut, sondern Großartig ist.