Überhöhte Melancholie der überkreativen Nische
Das All im eignen Fell65 / 100
Twitter, in der geschilderten Form seit einigen Monaten de facto nicht mehr existent, war ein Nährboden für technisch erzwungen kurze Texte.
Im ersten Teil präsentiert der Autor einige seiner ...
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Twitter, in der geschilderten Form seit einigen Monaten de facto nicht mehr existent, war ein Nährboden für technisch erzwungen kurze Texte.
Im ersten Teil präsentiert der Autor einige seiner eigenen Kreationen, darunter manche, die zum längeren Nachdenken einladen und nicht nur schrägen Humor darstellen.
Im zweiten Teil zeigt er Relikte weiterer User:innen und zieht Parallelen zu anderen schriftstellenden Personen aus verschiedenen Literaturepochen. Hier findet dann auch die titelgebende Überhöhung statt, denn Clemens Setz scheint mitunter derart besessen von mutwillig fehlerbehafteten Kurznachrichten zu sein, dass mir sein bedingt objektiver Blick auf die Twitterpoesie als solche abhandengekommen zu sein scheint. Insbesondere die Konstrukte des Computerfan2001 finden bei ihm aus (für mich) kaum nachvollziehbaren Gründen in geradezu utopischem Maße Anklang.
Überhaupt ist der zweite Teil nur von sehr wenigen Twitteraccounts geprägt, die unter keinen Umständen ein adäquates Schema für die Humornote der unzähligen anderen Tweets sein können. Das mag auch nicht der Anspruch sein, doch etwas mehr einordnende Substanz hätte dem Buch spätestens an dieser Stelle gutgetan.
Es ist aus meim Blick leider zu wenig Inhalt für 1 so hohen Kaufpreis.