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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2024

Überhöhte Melancholie der überkreativen Nische

Das All im eignen Fell
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65 / 100
Twitter, in der geschilderten Form seit einigen Monaten de facto nicht mehr existent, war ein Nährboden für technisch erzwungen kurze Texte.

Im ersten Teil präsentiert der Autor einige seiner ...

65 / 100
Twitter, in der geschilderten Form seit einigen Monaten de facto nicht mehr existent, war ein Nährboden für technisch erzwungen kurze Texte.

Im ersten Teil präsentiert der Autor einige seiner eigenen Kreationen, darunter manche, die zum längeren Nachdenken einladen und nicht nur schrägen Humor darstellen.
Im zweiten Teil zeigt er Relikte weiterer User:innen und zieht Parallelen zu anderen schriftstellenden Personen aus verschiedenen Literaturepochen. Hier findet dann auch die titelgebende Überhöhung statt, denn Clemens Setz scheint mitunter derart besessen von mutwillig fehlerbehafteten Kurznachrichten zu sein, dass mir sein bedingt objektiver Blick auf die Twitterpoesie als solche abhandengekommen zu sein scheint. Insbesondere die Konstrukte des Computerfan2001 finden bei ihm aus (für mich) kaum nachvollziehbaren Gründen in geradezu utopischem Maße Anklang.

Überhaupt ist der zweite Teil nur von sehr wenigen Twitteraccounts geprägt, die unter keinen Umständen ein adäquates Schema für die Humornote der unzähligen anderen Tweets sein können. Das mag auch nicht der Anspruch sein, doch etwas mehr einordnende Substanz hätte dem Buch spätestens an dieser Stelle gutgetan.

Es ist aus meim Blick leider zu wenig Inhalt für 1 so hohen Kaufpreis.

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Veröffentlicht am 20.11.2024

Quiz for your life

Steh bei Jauch nicht auf dem Schlauch!
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67 / 100
Peter Wiesmeier, seit Anbeginn der Fernsehquizgeschichte von ebenjenem fasziniert, nimmt uns in diesem Buch mit auf seiner Reise durch die buntesten TV-Quizformate und erzählt einige Anekdoten ...

67 / 100
Peter Wiesmeier, seit Anbeginn der Fernsehquizgeschichte von ebenjenem fasziniert, nimmt uns in diesem Buch mit auf seiner Reise durch die buntesten TV-Quizformate und erzählt einige Anekdoten aus dem Sendungsablauf, vom Hinter-den-Kulissen-Stehen und von Begebenheiten, die in der Zwischenzeit geschahen.

Als Werbetexter durchaus geübt darin, den richtigen Ton an der richtigen Stelle im Text zu treffen, beschreibt er seine Erfahrungen sehr lebhaft und mit viel, bisweilen auch derbem Humor. Dabei gelingt ihm das Kunststück über den Grat zwischen Sarkasmus und Boshaftigkeit zu wandeln, ohne nennenswert die Balance zu verlieren.

Dass ihm bei WWM nun besonders wenig Zeit und Gelegenheit für seinen Charakter gegeben war (und er sich später eine Klage von Herrn Jauch selbst eingefangen hat), mag vor diesem Hintergrund eine besondere Bitternote darstellen. In jedem Fall eine nette, unterhaltsame Zeitreise für zwischendurch, die mit ein paar Sendungsbildern garniert ist.

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Veröffentlicht am 15.11.2024

Ein knapper Erfahrungsbericht

Zugunglück von Eschede überlebt: Mein schwerer Weg zurück ins Leben
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64 / 100
Das ICE-Unglück von Eschede übt eine morbide Faszination auf mich aus, weswegen ich seit einiger Zeit Bücher aller Art zu diesem Thema lese.

Natürlich gehört dann mit Udo Bauch auch eines der ...

64 / 100
Das ICE-Unglück von Eschede übt eine morbide Faszination auf mich aus, weswegen ich seit einiger Zeit Bücher aller Art zu diesem Thema lese.

Natürlich gehört dann mit Udo Bauch auch eines der bekanntesten Unfallopfer in diese Sammlung. Vor über 20 Jahren schrieb er zum ersten Mal ein Buch über seine Erfahrungen, schildert seine alten und neuen Lebensumstände, berichtet von Schwierigkeiten in Bezug auf das Management der Deutschen Bahn, erzählt von der Intensivierung seines Glaubens.

Allein: Auf exakt 100 Seiten (inkl. Schwarz-Weiß-Fotografien) ist es nahezu unmöglich ein Bild von ihm, seinem Leben und seinem Schicksal zu bekommen, das über die Grundrisse hinausgeht. Ebenso wiederholt er einige Aspekte (was auch daran liegen mag, dass er das Buch nicht unmittelbar am Stück verfasst hat) und sein Ton bzw. seine Ausformulierungen wirken mitunter sehr plump. Darüber werde ich mir ein Urteil allerdings verbieten, denn ich kann die Lage, in der er sich befand und befindet, nicht nachfühlen.

Anlässlich des 25. Jahrestags des Unfalls hat er noch ein zweites, offenbar deutlich umfangreicheres Buch geschrieben (das selbstverständlich auch bei mir liegt). Dazu werde ich dann wohl demnächst kommen und darauf hoffen, dass sich das Puzzle seiner Berichte dadurch vervollständigt.

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Veröffentlicht am 15.11.2024

Die nette Story mit dem aufgedunsenen Charakterfeld

Love, Simon (Filmausgabe) (Nur drei Worte – Love, Simon)
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62 / 100
Als „Love, Simon“ vor rund sechseinhalb Jahren ins Kino kam, war mir die Romanvorlage gänzlich unbekannt. Den Film fand ich (damals™) sehr gut; nun habe ich die Brücke zum Buch geschlagen.

Älterwerden ...

62 / 100
Als „Love, Simon“ vor rund sechseinhalb Jahren ins Kino kam, war mir die Romanvorlage gänzlich unbekannt. Den Film fand ich (damals™) sehr gut; nun habe ich die Brücke zum Buch geschlagen.

Älterwerden – in letzter Konsequenz ein unabänderliches Laster – hat in diesem Fall wohl dazu geführt, dass mich die Story zwar in ihrer einigermaßen vorhandenen Originalität, nicht jedoch in ihrer Ausführung mitgenommen hat. Vielleicht bin ich für diese Highschool-Stories einfach schon zu oll (wobei ich nebenbei bemerkt ohnehin schade finde, dass Coming-Of-Age- wie auch queere Geschichten im Allgemeinen mit Charakteren jenseits der 20 kaum stattzufinden scheinen).

Bedauerlicherweise wurde mir Simon mit seinen hin und wieder schnippisch-arrogant durchscheinenden Charakterzügen immer wieder etwas unsympathisch (ganz schlecht für einen Protagonisten). Auch seine Beziehung zu Leah wirkt undurchschaubar dafür, dass sie sich als beste Freunde bezeichnen – und zugleich über Jahre sehr praktische Dinge voreinander verbergen können (um den Spoiler zu vermeiden und ein aus meiner Sicht inhaltliches Plothole aufzuzeigen).

Überhaupt finden auf den rund 300 Seiten derart viele Figuren statt, sodass es von vornherein unmöglich ist, ihnen auch nur ansatzweise Tiefe zu verschaffen. Und so ist die Geschichte relativ bald zu Ende und das an einer Stelle, an der noch so viel zu erzählen gewesen wäre (es sei bemerkt, dass der Kinofilm sogar noch eher aus der Handlung aussteigt). Apropos: Schade, dass das Cover der Filmausgabe die Fantasie raubt, die Figuren selbst zu skizzieren. So trägt Simon beispielsweise eine Brille, Nick Robinson dagegen nicht. Kleinigkeiten, sicher, aber für ein Buch sollte die eigene Vorstellungskraft ausreichen.

Im Sommer las ich Anita Kellys „Wir sind wild und wunderbar“ mit starkem Fokus auf die zwei Hauptfiguren und einer insgesamt etwas erwachseneren Beschreibung. Vielleicht ist das was für das Publikum und die Liebhaber:innen von „Love, Simon“, wenn sie ein wenig älter geworden sind.

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Eine inhaltlich dünnere Fortschreibung

Unlearn Patriarchy 2
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70 / 100
Zunächst muss ich meiner Irritation Luft machen, dass der zweite Band von Unlearn Patriarchy über 20 Rezensionen bekommen hat, Teil 1 bis dato jedoch über alle Formate kumuliert gerade mal zwei ...

70 / 100
Zunächst muss ich meiner Irritation Luft machen, dass der zweite Band von Unlearn Patriarchy über 20 Rezensionen bekommen hat, Teil 1 bis dato jedoch über alle Formate kumuliert gerade mal zwei (2), eine davon von mir.

Das finde ich vor allem deswegen merkwürdig, weil ich fand, dass die Essays im ersten Band überwiegend verständlicher formuliert waren und in der Themenwahl ein etwas breiteres Spektrum abgedeckt haben. Natürlich enthält auch der zweite Teil spannende, horizonterweiternde Texte zu ebenso wichtigen bzw. relevanten Themen, doch in Summe ist der Inhalt aus meiner Sicht wenn auch auf hohem Niveau etwas schwächer.

Einerseits sind mitunter sehr verschachtelte Sätze enthalten; teilweise hatte ich den Eindruck, dass themenspezifisches Vorwissen geradezu notwendig für das Verständnis ist, andererseits empfand ich insbesondere den Einstiegstext „Unlearn Körper“ außergewöhnlich mäßig, da aus meiner Sicht gewisse Grundfeste körperlicher Gesundheit ignoriert werden – im Prinzip eine Argumentationsweise, die zurzeit eher Konflikte befeuert statt sie zu lösen. Das mag mein rein subjektives Empfinden sein, aber darum geht es in Rezensionen ja.

Darüber hinaus empfiehlt sich dieses Buch natürlich trotzdem für alle Interessierten und vor allem diejenigen, die es unwissenderweise eigentlich am nötigsten haben.

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