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Veröffentlicht am 15.11.2024

Ein knapper Erfahrungsbericht

Zugunglück von Eschede überlebt: Mein schwerer Weg zurück ins Leben
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64 / 100
Das ICE-Unglück von Eschede übt eine morbide Faszination auf mich aus, weswegen ich seit einiger Zeit Bücher aller Art zu diesem Thema lese.

Natürlich gehört dann mit Udo Bauch auch eines der ...

64 / 100
Das ICE-Unglück von Eschede übt eine morbide Faszination auf mich aus, weswegen ich seit einiger Zeit Bücher aller Art zu diesem Thema lese.

Natürlich gehört dann mit Udo Bauch auch eines der bekanntesten Unfallopfer in diese Sammlung. Vor über 20 Jahren schrieb er zum ersten Mal ein Buch über seine Erfahrungen, schildert seine alten und neuen Lebensumstände, berichtet von Schwierigkeiten in Bezug auf das Management der Deutschen Bahn, erzählt von der Intensivierung seines Glaubens.

Allein: Auf exakt 100 Seiten (inkl. Schwarz-Weiß-Fotografien) ist es nahezu unmöglich ein Bild von ihm, seinem Leben und seinem Schicksal zu bekommen, das über die Grundrisse hinausgeht. Ebenso wiederholt er einige Aspekte (was auch daran liegen mag, dass er das Buch nicht unmittelbar am Stück verfasst hat) und sein Ton bzw. seine Ausformulierungen wirken mitunter sehr plump. Darüber werde ich mir ein Urteil allerdings verbieten, denn ich kann die Lage, in der er sich befand und befindet, nicht nachfühlen.

Anlässlich des 25. Jahrestags des Unfalls hat er noch ein zweites, offenbar deutlich umfangreicheres Buch geschrieben (das selbstverständlich auch bei mir liegt). Dazu werde ich dann wohl demnächst kommen und darauf hoffen, dass sich das Puzzle seiner Berichte dadurch vervollständigt.

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Veröffentlicht am 15.11.2024

Die nette Story mit dem aufgedunsenen Charakterfeld

Love, Simon (Filmausgabe) (Nur drei Worte – Love, Simon)
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62 / 100
Als „Love, Simon“ vor rund sechseinhalb Jahren ins Kino kam, war mir die Romanvorlage gänzlich unbekannt. Den Film fand ich (damals™) sehr gut; nun habe ich die Brücke zum Buch geschlagen.

Älterwerden ...

62 / 100
Als „Love, Simon“ vor rund sechseinhalb Jahren ins Kino kam, war mir die Romanvorlage gänzlich unbekannt. Den Film fand ich (damals™) sehr gut; nun habe ich die Brücke zum Buch geschlagen.

Älterwerden – in letzter Konsequenz ein unabänderliches Laster – hat in diesem Fall wohl dazu geführt, dass mich die Story zwar in ihrer einigermaßen vorhandenen Originalität, nicht jedoch in ihrer Ausführung mitgenommen hat. Vielleicht bin ich für diese Highschool-Stories einfach schon zu oll (wobei ich nebenbei bemerkt ohnehin schade finde, dass Coming-Of-Age- wie auch queere Geschichten im Allgemeinen mit Charakteren jenseits der 20 kaum stattzufinden scheinen).

Bedauerlicherweise wurde mir Simon mit seinen hin und wieder schnippisch-arrogant durchscheinenden Charakterzügen immer wieder etwas unsympathisch (ganz schlecht für einen Protagonisten). Auch seine Beziehung zu Leah wirkt undurchschaubar dafür, dass sie sich als beste Freunde bezeichnen – und zugleich über Jahre sehr praktische Dinge voreinander verbergen können (um den Spoiler zu vermeiden und ein aus meiner Sicht inhaltliches Plothole aufzuzeigen).

Überhaupt finden auf den rund 300 Seiten derart viele Figuren statt, sodass es von vornherein unmöglich ist, ihnen auch nur ansatzweise Tiefe zu verschaffen. Und so ist die Geschichte relativ bald zu Ende und das an einer Stelle, an der noch so viel zu erzählen gewesen wäre (es sei bemerkt, dass der Kinofilm sogar noch eher aus der Handlung aussteigt). Apropos: Schade, dass das Cover der Filmausgabe die Fantasie raubt, die Figuren selbst zu skizzieren. So trägt Simon beispielsweise eine Brille, Nick Robinson dagegen nicht. Kleinigkeiten, sicher, aber für ein Buch sollte die eigene Vorstellungskraft ausreichen.

Im Sommer las ich Anita Kellys „Wir sind wild und wunderbar“ mit starkem Fokus auf die zwei Hauptfiguren und einer insgesamt etwas erwachseneren Beschreibung. Vielleicht ist das was für das Publikum und die Liebhaber:innen von „Love, Simon“, wenn sie ein wenig älter geworden sind.

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Eine inhaltlich dünnere Fortschreibung

Unlearn Patriarchy 2
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70 / 100
Zunächst muss ich meiner Irritation Luft machen, dass der zweite Band von Unlearn Patriarchy über 20 Rezensionen bekommen hat, Teil 1 bis dato jedoch über alle Formate kumuliert gerade mal zwei ...

70 / 100
Zunächst muss ich meiner Irritation Luft machen, dass der zweite Band von Unlearn Patriarchy über 20 Rezensionen bekommen hat, Teil 1 bis dato jedoch über alle Formate kumuliert gerade mal zwei (2), eine davon von mir.

Das finde ich vor allem deswegen merkwürdig, weil ich fand, dass die Essays im ersten Band überwiegend verständlicher formuliert waren und in der Themenwahl ein etwas breiteres Spektrum abgedeckt haben. Natürlich enthält auch der zweite Teil spannende, horizonterweiternde Texte zu ebenso wichtigen bzw. relevanten Themen, doch in Summe ist der Inhalt aus meiner Sicht wenn auch auf hohem Niveau etwas schwächer.

Einerseits sind mitunter sehr verschachtelte Sätze enthalten; teilweise hatte ich den Eindruck, dass themenspezifisches Vorwissen geradezu notwendig für das Verständnis ist, andererseits empfand ich insbesondere den Einstiegstext „Unlearn Körper“ außergewöhnlich mäßig, da aus meiner Sicht gewisse Grundfeste körperlicher Gesundheit ignoriert werden – im Prinzip eine Argumentationsweise, die zurzeit eher Konflikte befeuert statt sie zu lösen. Das mag mein rein subjektives Empfinden sein, aber darum geht es in Rezensionen ja.

Darüber hinaus empfiehlt sich dieses Buch natürlich trotzdem für alle Interessierten und vor allem diejenigen, die es unwissenderweise eigentlich am nötigsten haben.

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Veröffentlicht am 06.11.2024

Hauptsache vorwärts, egal wie

Rolle vorwärts
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67 / 100
Eigentlich ist dieses zweite Buch von Samuel Koch eine im Rahmen erstellte Kopie des ersten Buchs – nur dass sich die Uhr weitergedreht und er neue Erfahrungen gemacht hat.

Wieder lässt er die ...

67 / 100
Eigentlich ist dieses zweite Buch von Samuel Koch eine im Rahmen erstellte Kopie des ersten Buchs – nur dass sich die Uhr weitergedreht und er neue Erfahrungen gemacht hat.

Wieder lässt er die Leserschaft an seinem „neuen“ Leben teilhaben, führt durch schöne, rührende, tragische und unangenehme Momente und garniert das meiste davon mit dem gewohnt selbstironischen Humor, der ihm nach eigener Aussage sehr hilft (was ich mir auch gut vorstellen kann).

In diesem Buch ließ er aus meiner Sicht den wenn auch vielleicht niedrigen Grundlevel der Verzweiflung etwas mehr durchschauen (Was wäre gewesen, wenn...? - oder: Könnte ich doch nur noch einmal...). Für die meisten Menschen, die über einen körperlich wenig bis nicht eingeschränkten Körper verfügen, sind solche Abschnitte immer wieder Hinweis darauf, dass nur wenige Dinge im Leben garantiert sind und auch für die kleinen, bisweilen selbstverständlichen Augenblicke Dankbarkeit vorhanden sein sollte.

Allein dass Koch die Geschichte mit und hinter seiner Partnerin Sarah im Buch beinahe vollkommen ausblendet, finde ich etwas schade, denn die Annäherung über den Beruf und die weitere Entwicklung ist gewiss interessant (auch wenn ich natürlich das Argument der Privatsphäre an dieser Stelle nachvollziehen kann). Auch das Coverfoto wirkt leider etwas unbeholfen, auch wenn das Motiv möglicherweise etwas Tempo erforderte.

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Veröffentlicht am 06.11.2024

Tief unten und der Blick nach vorn

Samuel Koch - Zwei Leben
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67 / 100
Sicher, in nüchterner Betrachtung könnte man über Samuel Koch und seine Risikobereitschaft herziehen. Nichtsdestotrotz teilt er sehr eindrücklich, inwieweit er bis zuletzt Skrupel vor seinem Auftritt ...

67 / 100
Sicher, in nüchterner Betrachtung könnte man über Samuel Koch und seine Risikobereitschaft herziehen. Nichtsdestotrotz teilt er sehr eindrücklich, inwieweit er bis zuletzt Skrupel vor seinem Auftritt bei „Wetten, dass..?“ hatte und wie es ihm vorher, währenddessen und nachher erging.

Dass am Ende eine unberechenbare, unglückliche Kette von Ereignissen einen Herzblutsportler in die äußerst eingeschränkte Manövrierfähigkeit bringt, hätte niemand ahnen können. Statt länger im Sumpf der negativen Gefühle zu verharren, macht Samuel anderen und sich selbst mit diesem Buch Mut und zeigt Perspektiven auf. Elementar ist das Darüberreden, um Berührungsängste aller Art loszuwerden.

Wie es beim adeo-Verlag üblich ist, spielt Glaube eine nicht ganz unwesentliche Rolle, doch von Anfang an ist deutlich zu merken, dass Samuel wie von seinen Eltern gelernt niemandem seine Sicht auf das Leben aufzwingen möchte. Auch dass das Buch voller Selbstbeweihräucherung sei, kann ich nur verneinen – die meisten positiven Stimmen zu seiner Person kommen von Menschen, die ihn auf seinem neuen Weg begleite(te)n.

Allein die wenigen Seiten, die ein gewisses Auslassen und Abflachen mancher Situation unabdingbar machen, lassen das Buch etwas gehetzt wirken. Allerdings hat Samuel bisher noch drei weitere (Sach-)Bücher geschrieben, die ich mir sicher bald vornehmen werde.

Ich finde, er zeigt auf, dass wir uns alle mit einem gesunden, beweglichen Körper immer wieder zur Dankbarkeit mahnen sollten, wenn das für uns selbstverständlich erscheint.

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