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Veröffentlicht am 29.11.2024

Wer wir sein können.

Unsere Zukunft flirrt am Horizont
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„Du siehst jetzt schon ziemlich verloren aus, Marcin.“ „Da irrst du dich. Ich richte gerade meinen Kompass neu aus.“

Da ich schon einige (Jugend)Bücher von Popescue gelesen habe, wusste ich, was auf mich ...

„Du siehst jetzt schon ziemlich verloren aus, Marcin.“ „Da irrst du dich. Ich richte gerade meinen Kompass neu aus.“

Da ich schon einige (Jugend)Bücher von Popescue gelesen habe, wusste ich, was auf mich zukommt. Hier war ich jedoch auch froh, dass es diesmal „nur“ drei Protagonisten gab, die alle ihre aus ihrer Perspektive berichten, und nicht noch mehr. So konnte ich wesentlich besser den Überblick behalten.

Das Buch beinhaltet viele schöne Gedankenansätze, die in dem gesprochenen Jugendslang (teilweise etwas zu viel des Guten) fast schon unnatürlich gewirkt haben. Wenn man aber die Authentizität beiseite lässt, kann man aus diesen Gedanken und Handlungen viel lernen: Es geht um Zukunftswünsche, Hoffnungen, für sich einzustehen, wie wichtig Freundschaft ist und dass man immer neu anfangen kann. Seine Zukunft selbst gestalten kann. Klar sind das alles keine neuen Themen, aber ich denke gerade für die entsprechende Zielgruppe ist das Buch sehr wertvoll.

Was mich gestört hat waren die langatmigen Szenen zwischendurch, wenn sich Gedanken oder Gespräche immer wiederholt haben, nur weil es jetzt ein anderer Gesprächspartner vor. Auch gab es für meinen Geschmack etwas zu viele Klischees: Alle drei Charaktere hatten ein schlechtes/toxisches Elternhaus und Marcin mit seinem Bad-Boy-Aussehen muss natürlich auch was verbrochen haben - denkt man zumindest.

“Unsere Zukunft flirrt am Horizont“ liest sich schnell weg und ist ein schönes Buch für Zwischendurch - nicht zu seicht, nicht zu tiefgründig. Es ähnelt sehr den anderen Büchern der Autorin, was durchaus nichts schlechtes ist. Aber man weiß eben, was kommt. Gefühlstechnisch geht es trotzdem sehr emotional daher, handlungstechnisch weniger. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.11.2024

Über Gut und Böse.

Zeit des Sturms
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"It’s good to feel fear. If you feel fear it means there’s something to be feared, so be vigilant. Fear doesn’t have to be overcome. Just don’t yield to it. And you can learn from it."

Obwohl dieser Band ...

"It’s good to feel fear. If you feel fear it means there’s something to be feared, so be vigilant. Fear doesn’t have to be overcome. Just don’t yield to it. And you can learn from it."

Obwohl dieser Band der zweite der Vorgeschichten ist, ist er unbedingt erst nach der Hauptreihe zu lesen! Aus Spoiler- sowie aus Interpretationsgründen. Während des ganzen Buches kam kein einziger Spoiler für die Hauptreihe, weshalb ich mich schon immer gefragt habe, warum nicht davor lesen? Die letzten zwei Seiten haben es dann aber erklärt; hier wird Bezug genommen auf das Ende der Hauptreihe und lässt einiges an Interpretationsspielraum zu. Für mich persönlich war es sehr positiv und hoffnungsvoll! Aus dem Grund hat wohl Sapkowski diesen Band auch geschrieben, weil die Leser unzufrieden mit dem Hauptende waren. Diese Weitererzählung am Ende hat auch mich wieder froh gestimmt und alleine dafür lohnt sich das Buch.

Ansonsten ist "Zeit des Sturms" eine interessante Kurzgeschichte für zwischendurch. Die Handlung ist nicht besonders spannend und wartet auch mit einigen kleinen Fragezeichen auf, hat aber trotzdem zwischendurch seine Höhen. Man kommt hier vor allem in den Genuss von Hexerarbeit, Geralt gegen die Ungeheuer, auch wenn es gar nicht die klassische Hexerart ist. Viel mehr werden in diesem Buch die Morale und Werte von Hexern, inbesondere von Geralt, philosophiert und dargelegt, was die Handlungsminuspunkte wieder wettmacht. Die Diskussion über Gut und Böse, Ungeheuer und Mensch, haben mir sehr gut gefallen.

"Zeit des Sturms" ist ein guter Zusatzband mit Höhen und Tiefen und bekommt 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.11.2024

Enttäuschender Abschluss.

Die Dame vom See
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enthält Spoiler

"We won’t manage to do much more than we’re capable of,’ he said more quietly and more warmly. ‘But we shall all do our best to make sure it won’t be much less.'"

Von diesem "fulminanten ...

enthält Spoiler

"We won’t manage to do much more than we’re capable of,’ he said more quietly and more warmly. ‘But we shall all do our best to make sure it won’t be much less.'"

Von diesem "fulminanten Finale", wie es angepriesen wird, hatte ich wesentlich mehr erwartet. Das Buch ist mit seinen fast 700 Seiten der dickste Band der Reihe und, ohmann, das hätte einfach nicht sein gemusst. Sapkowski, der vom Schreibstil her ja generell gerne ausführlich beschreibt, aber dann doch immer noch gerade rechtzeitig auf den roten Pfad zurückgefunden hat, verliert sich hier in Handlungssträngen und Nebenhandlungen. Besonders ins Auge gestochen ist mir hier der Krieg bei Brugge, mit tausenden Namen, die einmal erwähnt werden und dann nie wieder, mit seitenlangen Manöverbeschreibungen und Kriegstaktiken, die kein Mensch versteht. Davon abgesehen dass diese Ausführlichkeit nichts zur Handlung beigetragen hat. Ja, es war die letzte große Schlacht zwischen den nördlichen Königreichen und Nilfgaard und hat das Ende des Krieges eingeläutet, und ja, auch die Geschichte vom Ärzteteam des Lazaretts war spannend und emotional, aber man hätte hier einfach mehr den Fokus darauf legen sollen und nicht immer von allen 500 Perspektiven berichten müssen. Die Erzählung war dadurch noch mehr gespaltet als sonst schon und mir ist es das erste Mal beim Lesen der Reihe passiert, dass ich Zeilen übersprungen habe.

Auch das Ende war einfach zu unbefriedigend für diesen Epos von Fantasywelt, der hier erschaffen wurde. Es gibt einige Plotholes, die sich einfach nicht in die Geschichte einfügen und wirken, als hätte sich der Autor hier einen Spaß erlaubt und vergessen, diesen gegen die richtige Lösung wieder auszutauschen. Geralts und Yennefers "Doppelsui*id" sei hier mal beispielhaft erwähnt, genau wie die "Lösung", dass bändeweise der Kaiser von Nilfgaard nach Ciri gesucht hat, das war einer der Hauptstränge, und als er sie hat, lässt er sie einfach wieder gehen? Huh? Wo kam denn diese "Charakterentwicklung" seitens Emhyr her?

Und dann das wirkliche Ende des Buches... Ich hätte einfach aufhören sollen zu lesen, als Geralt, Ciri und Yennefer nach dem Kampf im Schloss Strygga wieder vereint wurden. Aber nein, das Ende ist wirklich die Ironie an sich. Der Hexer, immer neutral gewesen, entscheidet sich schlussendlich für eine Seite und... stirbt... Durch eine Mistgabel... Und Yennefer, immer unfruchtbar gewesen, will Geralt mit ihren Zaubern heilen und verliert dadurch so viel Energie, dass sie selber stirbt. Wenn das keine Definition von Ironie ist, weiß ich auch nicht. Ja, es war abzusehen, dass Geralt stirbt, das wurde oft angeteasert, aber doch nicht so! Wo endlich alles gut war! Gebt unseren Helden doch mal eine glückliche Minute zusammen... Und lasst uns einen liebenswürdigen Nebencharakter, aber nein, da muss ja auch jeder sterben. Die Sache mit der Arthussage und dass Geralt und Yennefer im Jenseits (?) zusammen weiterleben und Ciri fortgeht war einfach unbefriedigend. Ich will nicht sagen, dass es nicht zur Story gepasst hat, aber nach all den Ausschweifungen und dem Handlungsaufbau habe ich einfach mehr erwartet. Mehr, was zu den Figuren gepasst hätte. Und die weiße Kälte? Die Prophezeiung? War dann plötzlich auch nichtig. So viel Aufhebens für nichts.

"Die Dame vom See" war für mich der enttäuschendste Reihenband und schafft es nur auf 3/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Geralt der Nicht-Hexer?

Der Schwalbenturm
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„Ich habe aufgehört, ein Hexer zu sein. Auf Thanedd, im Möwenturm. Im Brokilon. Auf der Brücke über die Jaruga. In der Höhle unter der Gorgo. Und hier, im Walde Myrkvid. Nein, ich bin kein Hexer mehr. ...

„Ich habe aufgehört, ein Hexer zu sein. Auf Thanedd, im Möwenturm. Im Brokilon. Auf der Brücke über die Jaruga. In der Höhle unter der Gorgo. Und hier, im Walde Myrkvid. Nein, ich bin kein Hexer mehr. Ich werde lernen müssen, ohne Hexermedaillon auszukommen.“

In diesem Band erfährt man nun viel über Ciri, was ihr zugestoßen ist und wie das Schicksal seinen Lauf nimmt. Und wie Geralt mehr und mehr von seinem Hexer-Dasein abweicht, es gerade ablegt. Das war in den letzten Bänden ja bereits absehbar und auch einer meiner Kritikpunkte gewesen, denn heißt die Reihe nun „Der Hexer“ oder „Der Nicht-Hexer“? In diesem Band wurde diese Wandlung aber gut dargelegt und erklärt, wonach eben in der Zeit der Veränderung und Verachtung auch Hexer ihr Handwerk ablegen. Das ist gerade Zeichen dafür, dass sich die Welt ändert. Und diese Erklärung fand ich absolut schlüssig, wodurch ich meine Kritik nun zurückziehe.

AnSonaten las sich dieses Buch sehr flüssig, was auch viel daran lag, dass es keine großen Änderungen in der politischen Situation gab und somit auch keine ausschweifenden, komplizierten Erklärungen notwendig waren. Ein Glück! Es gab zwar auch wieder tausende Charaktere und Sichtweisen, aber es war diesmal nicht allzu schwierig, die Zusammenhänge zu überblicken.

Von Geralts Vorankommen wird etwas erzählt, auch Yennefer kommt endlich wieder zur Sprache, aber Fokus liegt hier eindeutig auf Ciris Geschichte und ihrer Flucht vor ihren Verfolgern. Mit dem Ende ist die Handlung nun ein gutes Stück vorangekommen und ich bin sehr gespannt auf den finalen Band!

“Der Schwalbenturm“ erhält ebenfalls gute 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Geralt der Ritter?

Feuertaufe
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"The sunrise, however, represents another victory in the fight for life, a new day, the continuation of existence."

In "Feuertaufe" ist endlich wieder mehr von Geralt zu lesen, wie er sich auf die Suche ...

"The sunrise, however, represents another victory in the fight for life, a new day, the continuation of existence."

In "Feuertaufe" ist endlich wieder mehr von Geralt zu lesen, wie er sich auf die Suche nach Ciri macht. Es ist hier spannend zu lesen, wie sehr sich Geralt charakterlich in den Hauptbänden zu den Vorgeschichten unterscheidet. Dort wird er als emotionsloser Hexer dargestellt, der nur Ungeheuer tötet. In den Hauptbänden, und gerade in diesem Buch, wird jedoch deutlich genauso Emotionen wie andere hat, vllt. sogar mehr als andere. Das wird vor allem deutlich, wenn er sich einen höherrangigen Vampir als Wegbegleiter auswählt und dies nun schon der zweite Band ohne Monsterkampf ist. Ich will nicht sagen, dass neue Geralt, Geralt der Ritter, schlechter als Geralt der Monstertöter ist, aber es wird aktuell so dargestellt, als könne er nur das eine oder nur das andere sein. Gerade mit den Vorgeschichten, die man ja zuerst liest, wird so ein ganz anderes Bild von Geralt erweckt. Ich bin gespannt, ob in den Folgebänden noch ein Ausgleich geschaffen wird.

Handlungstechnisch geht es hier nicht viel voran. Ciri ist weiterhin bei den Ratten, Geralt weiterhin auf der Suche nach hier, die Königreiche weiterhin im Krieg. Es laufen einige rote Fäden zusammen, was vor allem beim neu gegründeten Hexerzirkel offenbart wird. Und wie das offenbar wurde, die ganze Sache mit der Vererbungslehre des Gens vom Älteren Blut und der zugehörige Stammbaum... Himmel, mein Kopf ist fast geplatzt! Es ist alles so dermaßen gut durchdacht und verknüpft, dass es schon fast zu kompliziert ist und man eigentlich alle "The WItcher"-Bände fortlaufend hintereinanderweg lesen müsste, um nicht aus dem Takt zu raten. Deswegen verstehe ich gar nicht, wie hier eine Rezis den Band als "leichte Lektüre" oder "langweilig" bezeichnen konnten. Haben wir das gleiche Buch gelesen? Das ist wie, wenn Leute den "Barbie"-Film als "schlecht" bezeichnen, weil sie ihn einfach nicht verstanden haben.

"Feuertaufe" hat mir wieder besser gefallen als sein Vorgänger und bekommt gute 4/5 Sterne.

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