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Veröffentlicht am 30.06.2018

Wer war der letzte Gast?

Der letzte Gast
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Dogwalkerin Mia Kaminski lebt gemeinsam mit ihrer Freundin Charlotte, einer Personal Trainerin, und Video-Cutter Lukas in einer WG in München. Sie kennt den Großteil ihrer Kunden sehr gut. Zu diesen gehört ...

Dogwalkerin Mia Kaminski lebt gemeinsam mit ihrer Freundin Charlotte, einer Personal Trainerin, und Video-Cutter Lukas in einer WG in München. Sie kennt den Großteil ihrer Kunden sehr gut. Zu diesen gehört auch die unheilbar kranke Berna Keining, die sich auf ihren selbstgewählten Tod in der Schweiz vorbereitet. Doch jemand scheint andere Pläne zu haben, denn als Mia Bernas Hund Coco abholen will, ist diese tot - brutal ermordet. Berna war Mia zuvor schon etwas merkwürdig und leicht benommen vorgekommen, als sie Coco vom Morgenspaziergang zurückbrachte. Auch ihr Verhalten war untypisch. Nun macht sich Mia schwere Vorwürfe und ist außerdem auch noch verdächtig. Wer war Bernas letzter Gast?

Der Krimi beginnt spannend und sehr vielversprechend. Man durchlebt mit Mia's Zweifel, ob sie richtig gehandelt hat oder ob sie nicht wegen Bernas merkwürdigen Verhalten Eintritt ins Haus hätte fordern sollen. Mias Aussage, dass Berna Besuch von ihrem Neffen Nico hatte, der ihr Ex-Freund ist, wird von Nico und seiner Familie natürlich nicht gern gesehen. Außerdem vermissten sie einen wertvoller Ring. Mia wird beschuldigt ihn gestohlen zu haben und wird von Nicos Familie gezwungen ihre Aussage zurückzunehmen. Doch Mia denkt gar nicht daran und wird bald darauf tätlich angegriffen. Obwohl sie sich nicht einschüchtern lässt, fand ich viele ihrer Aktionen einfach nur unglaublich dumm. Sie vernichtet Beweismittel, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht und reagiert total kopflos. Verhält man sich so, wenn man gleichzeitig Zeuge und Verdächtiger ist?

Der polizeiliche Ermittler war nur eine Randfigur, denn in diesem Krimi ist die Spürnase..nein, nicht vierbeinig, sondern Mia. Sie ist zwar tough, aber sehr unüberlegt.

Im Mittelteil des Krimis entstanden leider einige Längen. Es gab viele Wiederholungen und die Spur zum Täter drehte sich etwas im Kreis. Mias Gedanken kreisten in einer Dauerschleife um daselbe, was mit der Zeit etwas ermüdend war.
Ich habe gerne mitgerätselt, doch leider hatte ich ziemlich schnell den richtigen Riecher, wer hinter den Morden steckt. Ich wartetet nur noch darauf zu erfahren, welches Motiv der Täter hatte. So bereitete mir die zweite Hälfte des Krimis etwas weniger Spaß.

Die Charaktere fand ich facettenreich und authentisch. Ich hatte sie alle vor Augen - mit Ausnahme von Nicos Bruder, der für mich nicht greifbar war. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Greta, eine ältere Dame, die mit ihrer Tochter einen Stock ober Mia wohnt. Die nächtlichen Spaziergänge durch München, die Mia und Greta unternehmen, lassen auch vor meinen Augen die Plätze und Straßen der Stadt bildhaft entstehen. Und dann sind natürlich noch die Vierbeiner, die eine nicht unwesentliche Rolle im Krimi spielen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin konnte mich hingegen überzeugen. Er ist flüssig, lebendig und man fliegt richtig durch die Seiten. Die Kapitel sind eher kurz , die Schrift eher groß gehalten. Die Story wird aus der Sicht von Mia erzählt.

Fazit:
Ein Krimi mit einer untypischen "Ermittlerin", der spannend beginnt, aber ab dem Mittelteil einige Längen aufweist. Mir war der Täter ebenfalls ziemlich schnell klar, was aber das Miträtseln nicht schmälerte. Trotzdem hätte ich mir mehr Wendungen und Überraschungen gewünscht.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Authentisch und spannend! Leseempfehlung!

Zeiten voller Hoffnung
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Dieser Roman der englischen Autorin Lesley Pearse hat mich richtig in die Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts katapultiert und so schnell nicht mehr losgelassen - bis ich die letzte Seite gelesen ...

Dieser Roman der englischen Autorin Lesley Pearse hat mich richtig in die Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts katapultiert und so schnell nicht mehr losgelassen - bis ich die letzte Seite gelesen hatte. Es ist nicht mein erstes Buch der Autorin, aber das Beste, welches ich von ihr gelesen habe. Mein neuer Vorsatz: Wieder öfters zu einem Roman der Autorin zu greifen..

In "Zeiten der Hoffnung" erleben wir eine ganz besondere und tiefe Freundschaft zweier Mädchen aus unterschiedlichen Schichten. Während Verity aus reichem Hause stammt, lebt Ruby mehr oder weniger auf der Straße, denn ihre Mutter ist Prostituierte und dem Alkohol verfallen. Durch Zufall kreuzt sich der Weg der beiden Mädchen, die sich weiterhin heimlich treffen und Freundinnen werden. Beide lernen voneinander und Verity muss bald erkennen, dass Ruby zwar arm, aber intelligent ist.

Im Gegensatz zu Ruby, die es aus dem Sumpf Londons schafft und ihr Leben in die richtigen Bahnen lenkt, geht es bei Verity immer mehr bergab. Nachdem ihr Vater Archie wegen Veruntreuung polizeilich gesucht wird und sie ihr Zuhause verliert, lassen weitere Schicksalschläge nicht lange auf sich warten. Ihre Mutter verfällt in Selbstmitleid und ihre Tante Hazel, die Mutter und Tochter bei sich zuhause aufnimmt, ist alles andere als erfreut über zusätzliche Esser. Mit dem aufstrebenden Nationalsozialismus und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges verschlechtert sich die Situation der drei Frauen immer mehr. Als Verity's gewalttätiger Vater zur Bedrohung wird und die Freundschaft zu Ruby auf eine harte Probe gestellt wird, scheint Verity alle Hoffnung zu verlieren....

Die beiden Mädchen, die eine ganz besondere Freundschaft verbindet, sind wunderbar lebendig dargestellt. Ich hatte sie sehr schnell ins Herz geschlossen. Ich habe mit den Beiden mitgelitten und um ihr Leben gebangt. Aber auch alle anderen Charaktere bleiben keine Randfiguren, sondern werden wunderbar authentisch und liebevoll beschrieben. Besonders ans Herz gewachsen ist mir neben Ruby und Verity auch Eunice Wilberforce, genannt Wilby. Sie ist eine kluge Witwe, die in Devon wohnt und Waisen oder Kinder aus sozial schwachen Familien bei sich aufnimmt. Bei ihr lernt Ruby endlich Manieren, Vertrauen und Liebe kennen.
Das ganze Gegenteil zu Wilby ist Varitys Vater Archie. Unser Bösewicht hat mich noch nach Beenden des Romans im Schlaf verfolgt. Seine Grausamkeiten haben Thrillerniveau!

Ich bin begeistert von dieser Geschichte, die alles mitbringt, was man sich wünscht: Authentizität, Spannung, einen historisch fundierten Hintergrund und facettenreiche Charaktere.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar bildhaft, kurzweilig und lebendig. Ihre Beschreibungen sind detailliert und authentisch. Besonders gelungen fand ich ihre Charakterdarstellungen, die vielschichtig und komplex sind. Der historische Hintergrund, der eine bedrückende Stimmung widerspiegelt, ist sehr gut recherchiert und dargestellt.

Fazit:
Ein wunderbarer historischer Roman über eine besondere Freundschaft, die allen Konventionen und Schicksalsschlägen standhält, umrahmt von einem Stück dunkler Zeitgeschichte und viel Spannung. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.06.2018

Verliebt bis in die Fingerspitzen

Verliebt bis in die Fingerspitzen
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Dies ist der fünfte Band der "From Manhattan with Love" Reihe, die wie ich finde eher zwei Trilogien, als sechs Bände sind. Es gibt auch einige Unterscheidungen zwischen Titel und Cover, wobei alle drei ...

Dies ist der fünfte Band der "From Manhattan with Love" Reihe, die wie ich finde eher zwei Trilogien, als sechs Bände sind. Es gibt auch einige Unterscheidungen zwischen Titel und Cover, wobei alle drei Bücher aus dem Vorjahr das Wort "Manhattan" im Titel haben und die Romane aus diesem Jahr "Verliebt...".
Man kann die Geschichten meiner Meinung aber auch einzeln lesen....

Im Vordergrund der "Verliebt bis...." Romane steht die Hundesitter-Firma "Bark Rangers". Sie gehört den Zwillingen Felicity und Harriet. Diesmal begleiten wir Felicity, genannt Fliss, von Manhattan in die Hamptons, wo sie als Kind jeden Sommer bei ihrer Großmutter verbracht hat. Schon damals hat sie gelernt, dass es besser ist ihre Ängste und Gefühle nicht zu zeigen. Ihre schwierige Kindheit hat sie nachhaltig bis in die Gegenwart geprägt. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie ihren Ex-Mann Seth nicht über den Weg laufen will, als er ein paar Straßen weiter in einer Tierklinik in Manhattan aushilft. Auch nach zehn Jahren leidet sie noch immer unter der Trennung ihrer Jugendliebe. Da kommt der Anruf von ihrer Großmutter gerade richtig, die nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe braucht. Fliss flüchtet zur Grandma in die Hamptons und trifft trotzdem wieder auf ihren Ex, der sich um den Verkauf seines Elternhauses kümmert. Kurzfristig gibt sie sich als ihre Zwillingsschwester Harriet aus, doch das Schicksal hat einen ganz eigenen Plan...

Fliss ist kein einfacher Charakter. Sie nennt sich selbst "den bösen Zwilling". Schon als Kind hat sie ihre schüchterne Zwillingsschwester Harriet vor dem cholerischen Vater beschützt. Diesen Beschützerinstinkt hat sie auch noch heute intus. So hat sie die meisten Wutanfälle ihres Vaters abbekommen und um sich eine Schutzmauer gebaut. Neben Harriet waren nur ihr Bruder Daniel und sein bester Freund Seth immer für sie da. Als Erwachsene hat sie sich gemeinsam mit Harriet ihren Wunsch erfüllt und die Hundesitter-Firma "Bark Raners" aufgebaut. Hier ist sie erfolgreich und liebt ihre Arbeit über alles.

Seth ist ein sehr einfühlsamer Mann. Auch er leidet noch immer unter der Trennung von Fliss. Im Laufe der Geschichte nähern sich die Beiden wieder an, doch Fliss wurde so nachhaltig von ihrem Vater verletzt, dass sie zu niemanden - nicht einmal zu Harriet - vollstes Vertrauen aufbauen kann. Wird es Seth gelingen ihre Mauer einzureißen?
Besonders mochte ich Fliss und Harriets Großmutter und ihre weibliche Pokerrunde. Die amüsanten Szenen mit den älteren Damen haben mich richtig gut unterhalten.

Sarah Morgan erzählt in diesem Roman sehr eindringlich von schlimmen seelischen Verletzungen in der Kindheit und jeglichen Vertrauensverlust. Wunderbar dargestellt sind auch die landschaftlichen Beschreibungen. Man hört die ganze Zeit die Wellen rauschen und hat das Meer und den Sandstrand vor Augen. Genauso liebevoll sind die Hunde beschrieben....allen vorn Seth Hündin Lulu, und Seths Arbeit als Tierarzt. Was mir gut gefällt ist, dass auch immer wieder kurz Figuren aus den Vorgängerbänden auftauchen oder erwähnt werden.

Die Grundidee zu "Verliebt bis in die Fingerpsitzen" ist nicht unbedingt etwas Neues. Geschichten wie diese gibt es massenhaft mit ähnlichen Inhalten. Ebenso weiß man bei einem Liebesroman ganz einfach, wie er ausgehen wird (bei den meisten jedenfalls), aber der Weg bis dahin kann sehr unterschiedlich sein. Und dieser konnte mich in diesem Band der Reihe mehr überzeugen, als in den beiden anderen Romanen der "From Manhattan with love"-Reihe. Ich habe mich wirklich amüsiert und gehofft, dass Fliss endlich ihre Mauern niederreißt.


Auch wenn es mehr an die ersten drei Bände der "From Manhattan with Love"-Reihe angepasst wurde, hätte man das doch auch anders lösen können....

Fazit:
Eine schöne, romantische, aber auch humorvolle Liebesgeschichte, die nicht unbedingt neu ist, aber mir das Herz erwärmt hat. Mir hat dieser Band der "From Manhattan with Love..." Reihe bis jetzt am besten gefallen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nicht alle gelesen habe und die Reihenfolge nun etwas willkürlich geworden ist ;)

Veröffentlicht am 23.06.2018

Drei Frauenschicksale

Der Zopf
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Warnung! Der Klappentext verrät zu viel! Wenn möglich nicht vorher lesen!

Ein richtiger Zopf besteht aus drei einzelnen Strähnen, die sich am Ende zusammenfügen. Genauso ist dieser Roman von Laetitia ...

Warnung! Der Klappentext verrät zu viel! Wenn möglich nicht vorher lesen!

Ein richtiger Zopf besteht aus drei einzelnen Strähnen, die sich am Ende zusammenfügen. Genauso ist dieser Roman von Laetitia Colombani. Er erzählt von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die auf den ersten Blick nicht wirklich viel gemeinsam haben. Und doch verbindet sie einiges...

Die Geschichten der drei Frauen wechseln sich immer wieder ab. Wir lesen zuerst über Smita aus Indien, dann über Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada und jeder Part endet mit einem kleinen Cliffhanger, sodass man das Gefühl bekommt einfach weiterlesen zu wollen. So begleiten wir abwechselnd Smita, Giulia und Sarah in ihren sehr verschiedenen Leben.

Die Autorin hat mich besonders mit dem Strang rund um Smita beeindruckt. Diese ist eine Dalit, eine Unberührbare, die am untersten Ende der Gesellschaft steht. Sie hat keinerlei Rechte und null Chancen mehr aus ihrem Leben machen zu können. Die Beschreibung ihrer Aufgabe, der Einsammlung von Exkrementen höher gestellter Inder wird sehr eindringlich beschrieben. Den Gestank konnte ich durch die lebendige Beschreibung fast riechen. Ebenso erfährt man detailiert von der Arbeit ihres Ehemann Nagajaran, einem Rattenfänger. Sein Fang ist das tägliche Essen seiner Familie. Lohn erhält Smita keinen, bestenfalls ein paar Essenreste. Smita's größter Wunsch ist es ihre Tochter Lalita in die Schule zu schicken und ihr ein ähnliches Schicksal als Müllsammlerin zu ersparen. Mit Nagajaran hat sie einen guten Ehemann gefunden und die Beiden geben ihr gesamtes Erspartes einem Lehrer, damit Lalita die Schule besuchen kann. Dieser nimmt das Geld, verwehrt Lalita aber den Unterricht. Smita kann diese Schmach nicht hinnehmen und flieht mit ihrer Tochter...
Man erfährt in Smitas Abschnitt sehr viel über das Kastensystem, dem Glauben, die Armut und die Diskriminierung von Frauen. Nachdem man die Verbrennung der Witwen großteils abgeschafft hat, haben diese Frauen denselben Status wie Dalits und werden geächtet. Es ist schockierend zu lesen, wie Frauen in Indien behandelt und die Gesetzte missachtet werden.

Der Abschnitt um Giulia in Sizilien konnte mich anfangs nicht sofort begeistern. Giulia ist die jüngste Tochter der letzten sizillianischen Perückenmanufaktur in Palermo. Hier werden noch Echthaarperücken aus ausschließlich sizilianischen Haaren geflochten. Im Gegensatz zu ihren Schwestern interessiert sie sich für das kleine Firmenunternehmen und arbeitet selbst fleißig mit. Giulia möchte später in die Fußstapfen des Vaters treten. Das passiert allerdings schneller als ihr lieb ist, denn als ihr Vater nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, entdeckt sie, dass die Firma hoch verschuldet ist und auch der Privatbesitz samt Haus gepfändet werden kann. Ihre Mutter und ihre Schwestern tendieren zur Aufgabe der Fabrik. Kunsthaar oder Haare aus anderen Ländern kommen nicht in Frage. Sie bestehen auf Tradition oder Verkauf, doch Giullia glaubt an Weiterentwicklung und will nicht so schnell aufgeben. Als sie sich in einem Mann mit Flüchtlingsstatus verliebt, beginnt sie zu kämpfen - für die Fabrik, die Arbeiter und die Liebe.

Die Dritte im Bunde ist Sarah, die in Montreal, Kanada lebt. Sie erscheint neben Smita und Giulua wie ein Mensch von einem anderen Stern. Sie ist eine Karrierefrau, alleinerziehend und steht kurz davor Partner in der Anwaltskanklei zu werden, in der sie arbeitet. Als Frau muss sie noch härter arbeiten, Schwäche ist unerwünscht, denn "In einem Haifischbecken sollte man lieber nicht bluten". Sarah lebt den Perfektionismus und hat alles im Griff....bis ihr das Schicksal ein Schnippchen schlägt und sie schwer erkrankt. Sie verschweigt ihre Krankheit, wie sie auch ihre Kinder verschwiegen hat und bemerkt sehr schnell, dass Schwäche und Krankheit ein Hindernis ist, um mitspielen zu dürfen...

Sehr gefallen hat mir der Aufbau des Romans - die drei Handlungsstränge, die einander beeinflussen und sich am Ende verbinden...wie ein Zopf.

Smitas Erzählstrang ist eindeutig am intensivsten und hat mich sehr berührt. Alle drei Protagonistinnen kämpfen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Missachtung der Menschen- und Frauenrechte und für ein besseres Leben, manchmal auch ums Überleben. Der rote Faden der sich durch den Roman zieht, ist das Haar. Für alle drei Frauen haben Haare eine besondere Bedeutung, die ich hier nicht verraten möchte.

Inhaltlich steckt in diesem nur 288 Seiten starken Buch sehr viel. Einzig die Nebenfiguren blieben etwas blass. Die Autorin hat sich größtenteils auf ihre drei Protagonistinnen fixiert.
Das Ende fand ich etwas abrupt und hier hätte ich mir gerne noch mehr Seiten gewünscht. Es werden zwar die wichtigsten Fragen beantwortet, es bleiben jedoch ein paar davon offen. Man kann sich aber selbst das weitere Schicksal von Smita, Giulia und Sarah vorstellen und blickt auf einen hoffnugsvollen Ausgang der Geschichte.

Schreibstil:
Der aussagekräftige und klare Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Laetitia Colombani schreibt sehr einfühlsam und bildhaft. Dialoge gibt es kaum, dafür viel indirekte Rede. Die Gedanken und Gefühle von Giulia und Sarah hätten noch mehr in die Tiefe gehen können.


Fazit:
Ein bemerkenswerter Debutroman über drei beeindruckende Frauen, der mir noch lange im Gedächtnis beleiben wird. Gerne hätte ich noch mehr über Smita, Giulia und Sarah gelesen...ein paar mehr Seiten hätten der Geschichte gut getan. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.06.2018

Bin ich wirklich schon so alt?

Ich dachte, älter werden dauert länger
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In diesem humorvollen Ratgeber schreiben die beiden Autorinnen Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi über die magische Zahl 50, die Lucinde demnächst erreicht und Heike bereits überschritten hat. Da ich dieses ...

In diesem humorvollen Ratgeber schreiben die beiden Autorinnen Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi über die magische Zahl 50, die Lucinde demnächst erreicht und Heike bereits überschritten hat. Da ich dieses Alter auch vor zwei Jahren erreicht habe und noch immer unglaublich auf diese Zahl starre, wenn ich sie niederschreibe, musste ich mich für die Leserunde bei Lovelybooks bewerben. Außerdem kenne ich bereits einige Bücher von Heike Abidi, deren humorvollen Schreibstil ich sehr mag.

Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Lucinda Hutzenlaub macht sich Heike Gedanken über die Veränderungen im "Mittelalter". Man merkt bereits auf den ersten Seiten, dass die Chemie zwischen den Beiden stimmt und man sich auf einen humorvollen Austausch freuen kann.
Wenn ich so an meine Mutter denke, als sie so alt war, wie ich jetzt bin, habe ich ein ganze anderes Bild vor Augen, als ich mich selbst in diesem Alter sehe. Meine Schwägerin hingegen hat mit 50 den Motorradführerschein gemacht und ist einige Jahre mit ihrer Jopper quer durch Europa gedüst. Natürlich gehören beide Frauen einer ganz anderen Generation an, aber auch charakterlich sind sie total unterschiedlich.
Und so greifen Heike und Lucinde verschiedene Themen auf, die uns Frauen zu diesem Zeitpunkt interessieren oder bewegen. Wie bei einem Tennismatch spielen sie sich abwechselnd die Bälle...äh...Themen zu. Da geht es um die Sache mit der Optik, wie sich das Alter anfühlt und wie jeder damit umgeht. Denkt man sich nicht des öfteren, wenn man jemand für längere Zeit nicht gesehen hat, der- oder diejenige ist aber alt geworden? Anders sieht das aus, wenn man eine Person sehr oft sieht und man mit ihr "mitaltert".

Heike und Lucinde besprechen deswegen auch welche kleine oder große Helferleins es gibt, dem äußeren Altern vorzubeugen, sie besprechen beginnende Wehwechen, was wir vermissen oder warum graue Schläfen bei einem Mann sexy sind, bei einer Frau aber nicht?

Die Themen sind im Großen und Ganzen in drei Hauptbereiche aufgeteilt:

- Wie es sich anfühlt - Bestandsaufnahme: Was bin ich und wenn ja, warum
- Die Sache mit der Optik - Wer schön sein will, muss reiben: Beauty im Selbstversuch
- Und was machen wir nun? - Spaß mit Sachen: Einfach mal was Neues probieren

Dazu gibt es im zweiten Teil auch viele Tipps und zum Abschluss jedes Themas eine Tabelle mit Kosten diverse Behandlungen, die vorallem Lucinde ausprobiert hat.

Vom Typ her sind Lucinde und Heike sehr unterschiedlich, was für den Leser sehr positiv ist. So möchte sich Lucinde mit der nahenden Fünfzig so gar nicht abfinden, während Heike eher gelassen dazu steht. Deshalb gibt es auch jede Menge Diskussionsstoff, die zu einigen heißen Themen, wie auch der Besuch eines Sexshops, führten.
Die Leserunde für uns Mittelalterfrauen war wirklich interessant und mit viel Humor gespickt. Jede von uns erkannte sich in dem einen oder anderen Thema wieder. Und gemeinsam schwelgten wir auch in Erinnerungen unserer Jugendzeit...

Nicht alle Bereiche haben mich zu 100% überzeugt, aber bei der Fülle, die Lucinde und Heike hier angesprochen haben, ist natürlich auch nicht alles für einem selbst interessant oder anwendbar. Gefallen hat mir, dass sich beide Autorinnen ihren Problemen stellen und dabei ehrlich sind, wenn es um gesundheitliche Probleme geht, die ersten tieferen Falten, Speckfalten oder graue Haare.

Fazit:
Ein humorvoller Ratgeber für Frauen um die Fünfzig, der viele Themen aufgreift und zwei verschiedene Sichtweisen aufzeigt. Ein Buch, das man sehr gut der Freundin, Schwester, Schwägerin, Schwiegermutter usw. schenken kann, wenn die Fünfzig näher kommt!