Sehr bildhaft, aber mit einigen Längen
Wo die Dünen schimmern"Wo die Dünen schimmern" ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie der Autorin, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Leider habe ich das erste Buch dieser Reihe nicht gelesen, was vielleicht ...
"Wo die Dünen schimmern" ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie der Autorin, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Leider habe ich das erste Buch dieser Reihe nicht gelesen, was vielleicht meine Bewertung beeinflussen könnte. Deswegen sollte sich jeder selbst seine Meinung zu diesem Roman bilden.
Jessieanna erkrankte als Kind schwer und versucht seitdem das Leben von der leichteren Seite zu nehmen. Sie stellt wunderschöne Windräder her, die ihr die Hoffnung geben, dass ihre wieder erkrankte Freundin Katriona gesund wird, wenn sie genug davon bastelt. Katriona war damals für sie da und ihre große Stütze. Beide haben den Krebs besiegt. Ihr Motto: "Vergiss nie, solange du etwas bewegst, bist du frei und lebendig" ist seitdem auch Jessieanna's Mantra.
Neben ihren Windrädern hat Jessieanna die Gabe Geruch nicht nur zu riechen, sondern auch als Farbe zu sehen und arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter mit. Sie möchte eine Lotion herstellen, die auch für die Seele wirkt. Sie ist dem Geruch, der ihr vorschwebt schon sehr nahe, als sie an einer Lungenentzündung erkrankt und ihr Vater sie von Kalifornien nach Amrum schickt. Seine ehemalige Heimat ist bekannt für die heilende Meeresluft bei Lungenkrankheiten. Doch Jessieanna möchte Kalifornien nicht verlassen, solange es Katriona nicht besser geht und sie die fehlende Essenz für ihre Lotion nicht gefunden hat. Außerdem möchten ihr Freund Ryan und sie in wenigen Monaten heiraten. Doch Pinswin, ihr Vater, gibt nicht nach und Jessieanna lernt erstmals ihre deutsche Verwandtschaft und die nordfriesische Insel Amrun kennen, die sie bisher nur aus den Erzählungen ihres Vaters kennt.
Gleich zu Beginn fand ich schnell in die Geschichte, die alles andere als locker-leicht daherkommt. Die alte Krankheit, die wie ein Damoklesschwert über Jessieanne und Katriona schwebt, ist allgegenwärtig. Doch die Autorin versteht trotz der melancholischen Stimmung eine positive Botschaft zu vermitteln und Mut zu geben. Außerdem haben wir es mit jeder Menge starken Frauen zu tun, die jede auf ihre eigene Weise glänzt. In Amrun angekommen dauert es nur kurze Zeit bis sich Jessieanna wohlfühlt und die raue Seeluft tut ihr Übriges.
In zwei Erzählsträngen begleiten wir Jessieanna in der Gegenwart nach Amrun und in Rückblenden wird die Kindheit bis ins Erwachsenenalter von Pinswin erzählt. Erst zum Ende hin fließen beide Erzählstränge ineinander. Die Legende des Töverees, eines leuchtenden Fisches, ist der gemeinsame rote Faden beider Handlungsstränge. Pinswin ist seit seiner Kindheit auf der Suche nach diesem sagenumwobenen Geschöpf, von dem er einige wenige leuchtende Schuppen besitzt. Der Wissenschaftler hat sich als Ziel gesetzt den Fisch zu finden und seinem magischen Leuchten auf die Spur zu kommen. Als ewig Suchender verkörpert er ganz klassisch seinen Berufszweig. Die vielen wissenschaftschtliche Erklärungen fand ich sehr interessant, obwohl ich eher der kreative Mensch bin und nicht viel mit Physik, Wissenschaft und Mathematik am Hut habe. Außerdem fand ich den Rückblick in Pinwins Kindheit mitreißend, besonders die Freunschaft zu Leni.
Auch die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, jedoch gibt es eine ganze Menge davon. Hier hat man als Kenner des Vorgängerbandes auf jeden Fall einen Vorteil. Bis ich alle zuordnen konnte, dauerte es eine Weile. Auch die Namen waren für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Ein Glossar wäre hier hilfreich gewesen.
Ab der Mitte bekam die Handlung für mich einige Längen. Ich hatte mit der Zeit das Gefühl im Sand festzustecken und nicht weiterzukommen. Generell ist die Story eher ruhig und tritt auch des öfteren auf der Stelle.
Grandios hingegen fand ich die wunderbaren und bildhaften Beschreibungen der Insellandschaft. Ich fühlte die salzige Meeresluft, den Wind in den Haaren und den Sand zwischen den Zehen. Ich roch die Zitronen aus Skem's wunderbaren Garten und sah die farbenfrohen Fenster von Rheas Häuschen.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Patricia Koelle hat mir sehr gut gefallen. Er ist detailliert, mal melancholisch, aber auch dann und wann mit einer Prise Humor. Ganz besonders hervorheben muss man allerdings die bildhaften Landschaftsbeschreibungen.
Fazit:
Ein sehr ruhiger Roman, der von den authentischen und liebenswürdigen Charkteren lebt. Wunderbar gelungen ist die Beschreibung der rauhen Nordseeinsel, die tolle Bilder im Kopf entstehen lässt. Die Handlung hingegen hat einige kleine Längen, die eine bessere Bewertung aus meiner Sicht nicht zulassen. Trotzdem ein sehr stimmiger Roman, der in der Leserunde viele begeisterte Bewertungen bekommen hat.