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Veröffentlicht am 28.05.2018

Dry Country

Die Geschichte des Wassers
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Ich habe den ersten Teil des "Klimaquartetts" - "Die Geschichte der Bienen" - leide rnoch nicht gelesen und noch auf meinem SuB. Durch die sehr positiven Bewertungen zu Maja Lundes Debütroman war ich schon ...

Ich habe den ersten Teil des "Klimaquartetts" - "Die Geschichte der Bienen" - leide rnoch nicht gelesen und noch auf meinem SuB. Durch die sehr positiven Bewertungen zu Maja Lundes Debütroman war ich schon auf ihren zweiten Roman gespannt und habe mir das Buch aus unserer Bücherei geholt. So ganz überzeugt hat mich die Geschichte allerdings nicht.

Wasser ist für uns Menschen lebenswichtig und Maja Lunde widmet sich diesem Thema wieder sehr explizit. Es geht darum, welche aktuellen Entwicklungen dazu führen könnten, dass wir bereits in nächster Zukunft eine Wasserknappheit haben könnten und das auch in Ländern, die im Moment mehr als genug Wasser haben...

Auf zwei Zeitebenen erzählt uns die Autorin über die Auswirkungen des Klimawandels.
Norwegen 2017.
Die Norwegerin Signe ist seit ihrer Jugend Umweltaktivistin. Als in ihrem Heimatort Gletscherabbau betrieben wird, um Eis in die reichen arabischen Länder zu karren, ist Signe entsetzt. Schon als Kind hat sie sich gemeinsam mit ihrem Vater für die Natur starkt gemacht und bis heute gehört sie zu den aktivsten Umweltschützern. Ihre Mutter und ihr ehemaliger Freund Magnus standen eher auf der anderen Seite, die sich beruflich der Wirtschaft und dem Toursimus widmen. Signe stiehlt einige Kisten mit den Eisblocks und segelt in ihrem Segelboot "Blau" Richtung französischer Küste, wo sie den Verantwortlichen für diese Zerstörung vermutet, nämlich Magnus. Während ihrer Fahrt auf der rauhen See gibt es immer wieder Passagen, die aus ihrer Vergangenheit erzählen.

Frankreich 2041.
Die Länder in Süd- und Mitteleuropa leiden unter einer extremen Dürre und Wassermangel. Große Flüchtlingskolonnen bewegen sich Richtung Norden, wo die Menschen noch Trinkwasser vermuten. Unter ihnen auch David, ein junger Mann und Vater von Lou. Auf der Flucht aus seiner brennenden Stadt hat er seine Frau Anna und sein Baby August verloren und wartet im Flüchtlingslager Timbout auf die Beiden. Dort herrscht quälende Trockenheit. Es gibt viel zu wenig Nahrung und Wasser für die große Anzahl der Flüchtlinge. Bald kommt es zu Unruhen und Krankheiten. Eines Tages entdecken David und Lou ein Boot. Sie hoffen auf Regen und setzen darin ihre große Hoffnung Frankreich zu verlassen...

Im zweiten Erzählstrang werden wir direkt mit den Konsequenzen der Wasserknappheit konfrontiert und das in einem Land wie Frankreich, das in der Gegenwart sicherlich nicht weniger Wasserressourcen hat, wie Österreich, Deutschland oder die Schweiz.. Es zeigt sehr genau auf, wie furchtbar es ist, wenn man zwar von (Salz)wasser umgeben ist, aber man dieses Wasser nicht trinken kann. Der Grundwasserspiegel ist gesunken, es regnet kaum mehr und die Dürre weitet sich immer mehr aus. Auch in diesem Erzählstrang gibt es Rückblenden, wo sich David an die Zeit vor seiner Flucht erinnert und der Leser mehr über seine Vergangenheit erfährt. Zum Ende hin führen beide Erzählstränge zusammen...

Leider konnten mich beide Figuren nicht zu 100% überzeugen. Sowohl Signe, als auch David empfand ich als blass und oberflächlich. Ich konnte keine Verbindung zu den Personen aufbauen und spürte immer wieder eine Distanz zu den Charakteren.
Signe setzt sich zwar für die Umwelt ein, ist aber eine Vertreterin der Extreme. Sie geht kaum Kompromisse ein. Signe ist eine Einzelgängerin, egoistisch und engstirnig.
David, der sehr jung Vater wurde ist alleine auf sich gestellt und soll für seine Tochter Lou sorgen. Er ist in dieser Extremsituation total überfordert. Seine Verantwortungslosigkeit gegenüber Lou hat mich manchmal sprachlos gemacht. Beliebt hat er sich dadurch nicht bei mir gemacht...

Auch das Potential der Thematik fand ich nicht optimal ausgeschöpft. Globale Konsequenzen fehlten. Das Thema wurde alleine auf das Flüchlingslager konzentriert. Man fragt sich, wie es in anderen Ländern aussieht und welche globale Auswirkung der Wassermangel hat. Dadurch bleibt die Geschichte für mich etwas zu sehr an der Oberfläche.
Das Ende war gut gelöst, ebenso wie sich beide Erzählstränge schlussendlich miteinander verbinden.

Man sollte sich nicht nur nach dem Lesen dieses Buches den Kopf zerbrechen, wie wir mit Wasser umgehen, sondern bereits heute etwas unternehmen, dass es nicht zu diesem Horrorszenario, wie Maja Lunde es beschreibt, kommen kann!
Wasser ist der wichtigste Rohstoff, den wir haben und die meisten von uns gehen viel zu sorglos damit um. Die Lektüre hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wir alle sollten versuchen mit dem Wasser so sparsam wie möglich umzugehen.

Schreibstil:
Maja Lunde schreibt eindringlich, ruhig und flüssig. Die Charaktere bleiben leider etwas flach und oberflächlich.
Die Kapitel sind kurz und es wird immer abwechselnd aus der Sicht von Signe und der von David in der Ich-Form erzählt.

Fazit:
Maja Lunde zeigt uns auch in ihrem zweiten Roman, was uns passieren kann, wenn wir weiterhin so gedankenlos mit unserer Umwelt umgehen. Das Buch regt zum Nachdenken an, überzeugt aber nicht gänzlich. Das mag an den eher blassen Figuren liegen oder an der wenig globalen Ansichtsweise. Trotzdem sollte sich jeder Mensch den Roman zu Gemüte führen und über seinen Umgang mit Wasser nachdenken!

Veröffentlicht am 26.05.2018

Sturz in den Tod

Playa de Palma
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Levke Sönkamp ist vor einem Jahr ein schwerer Schicksalsschlag widerfahren. Seitdem hat die junge Frau jeden Lebenswillen verloren und fliegt zum Jahrestag nach Mallorca um sich das Leben zu nehmen. Sie ...

Levke Sönkamp ist vor einem Jahr ein schwerer Schicksalsschlag widerfahren. Seitdem hat die junge Frau jeden Lebenswillen verloren und fliegt zum Jahrestag nach Mallorca um sich das Leben zu nehmen. Sie bereist nochmals alle Plätze, die sie mit ihrem Mann Max besucht hat, den sie auf der Insel kennen- und lieben gelernt hat. In Valldemossa erinnert sie ein junges Pärchen an sich selbst und ihren Mann. Insa, die junge Deutsche, ist jedoch am nächsten Tag tot. Sie stürzt im selben Hotel, in dem Levke abstieg, vom Balkon und fällt Rafael, einem Polizeireporter, fast vor die Füße. Als Chefinspektor Jordi Barceló eintrifft, geht er von einem Sebstmord aus. Doch Levke glaubt nicht daran. Insa war doch frisch verliebt und überglücklich. Sie nimmt mit Insas Freundin Anna Kontakt auf, die mit ihr zusammen angereist ist. Durch den sinnlosen Tod des Mädchens gewinnt Levke wieder ein bisschen Lebensmut und verbeißt sich in den Fall, der für sie eindeutig Mord war. Dabei begibt sie sich selbst in Lebensgefahr....

Mit Levke hatte ich anfangs ein bisschen Schwierigkeiten. Doch nachdem man nach und nach erfährt, welche Tragödie sie seit einem Jahr begleitet, beginnt man zu verstehen, dass sie sich auf eine Art Abschiedsreise begeben hat. Ihre Trauer fühlt sich real und greifbar an. Warum sie jedoch die Erinnerungen an die gemeinsam verbrachten Orte auslöschen möchte, war mir nicht ganz klar.
Mit Levke begibt man sich auf eine malerische Reise quer über die Insel. Die bildhaften Beschreibungen haben mich an meine beiden Urlaube auf Mallorca erinnert. Ich war mit Levke in Valldemossa und habe Chopin gelauscht, bin in Söller in die Straßenbahn gestiegen und bin in Palma durch die engen Gassen spaziert. Die Autorin hat mich mit ihrer Lektüre wieder von der Baleareninsel träumen lassen - trotz Mord- und Totschlag.
Der Krimi ist eher unblutig und der Spannungsaufbau beginnt gemächtlich. Die Ermittlungsarbeit tritt ein bisschen in den Hintergrund, den Levke nimmt ihre "Aufgabe" ernst und ist meist Kommissar Barceló einen kleinen Schritt voraus. Dieser kämpft mit den üblichen privaten Problemen eines Ermittlers...gescheiterte Ehe und Troubles mit den Kindern. Auch Polizeireporter Rafael scheint ein Geheimnis zu haben, das bis zum Ende hin nicht wirklich gelüftet wird (und hoffentlich in einem Folgeband meine Neugier befriedigt wird). Beide Männer wirken sehr authentisch. Besonders gut hat mir die konstante Entwicklung der Hauptcharaktere, besonders die von Levke, gefallen.

Der Krimi hat mich wunderbar unterhalten. Ich habe fleißig mitgerätselt und hatte bald einen Verdacht, der sich auch bestätigt hat. Hier hätte ich mir ein paar mehr überraschende Wendungen gewünscht, die den Leser in die Irre führen.
Der Krimi besticht vorallem durch seine Atmosphäre, den bildhaften Beschreibungen der Insel und den sehr authentischen Charakteren. Punkto Spannung hat er aber noch Luft nach oben.

Einen kleinen Minuspunkt muss ich erwähnen. Das Buch lässt sich furchbar schlecht lesen. Man muss es mit beiden Händen halten, um die Seiten ganz aufklappen zu können, um diese zu lesen. Es ist sehr fest gebunden und man benötigt viel Kraft, was über längere Zeit ziemlich mühsam wird.

Schreibstil:
Stina Jensen glänzt mit einem flüssigen und ansprechenden Schreibstil und hat in ihrem Debütkrimi sehr viel Lokalkolorit einfließen lassen. Man möchte am liebsten sofort den Koffer packen und der Baleareninsel einen Besuch abstatten. Auch die Charaktere sind lebendig und haben alle ihre Ecken und Kanten. Die Entwicklung jeder einzelnen Figur ist absolut gelungen.
Die Kapitel sind mit dem Namen der Person versehen, die wir als Leser in der dritten Person begleiten. Es gibt auch einige wenige Kapitel mit der Überschrift "Er", der kleine Einblicke in die Gedanken des Täters werfen lässt.

Fazit:
Ein unblutiger und ruhiger Krimi mit viel Lokalkolorit, toller Atmosphäre und sehr authentischen Figuren. Der Spannngsbogen steigt jeoch erst im letzten Drittel an. Hier gibt es noch Luft nach oben....
Für Mallorcaliebhaber und Krimifreunde sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 24.05.2018

On the Road again

Ans Meer
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Vom österreichischen Autor René Freund habe ich bereits "Liebe unter Fischen", "Niemand weiß, wie spät es ist" und seinen biografischen Roman "Mein Vater, der Desserteur" gelesen.
Mit seinem neuem Buch ...

Vom österreichischen Autor René Freund habe ich bereits "Liebe unter Fischen", "Niemand weiß, wie spät es ist" und seinen biografischen Roman "Mein Vater, der Desserteur" gelesen.
Mit seinem neuem Buch "Ans Meer" hat er auf nur 144 Seiten einen sehr bewegenden, zu Herzen gehenden, aber auch humorvollen Kurzroman geschrieben. Auf den wenigen Seiten des Roadtrips steckt sehr viel Inhalt und man findet wunderschöne Zitate, die ich mir laufend notieren musste. Trotzdem wünschte ich mir, dass der Roman mehr Seiten hätte und der Autor noch auf einige Handlungen und Personen mehr hätte eingehen können.

Anton ist Linienbusfahrer. Schon als Kind wollte er Busfahrer werden, doch die Realität hat ihn bald eingeholt. Durch die Privatisierung der Buslinie verlor er erst den Job und wurde dann von einer privaten Busgesellschaft übernommen....Auslagerung nannte man so etwas oder "Liberalisierung des öffentlichen Verkehrs". Nun fährt er mit einem alten, klappernden Fahrzeug seine tägliche Strecke und trifft auf dieselben Menschen. Anton ist ein freundlicher und gutmütiger Mensch, der das Essen, im Speziellen seine Butterbrezeln, und gute Manieren mag. Außerdem ist er in seine Nachbarin Doris verliebt und erhält täglich mehrere Anrufe seiner Mutter, die ihn kontrolliert.
An einem Tag steigt Annika mit ihrer krebskranken Mutter Carla zu, die im Rollstuhl sitzt und während der Fahrt den Wunsch äußerst vor ihrer letzten Chemo noch einmal das Meer sehen zu wollen. Die gebürtige Italienierin möchte ein allerletztes Mal in ihr Heimatdorf San Marco und dort an den kleinen Strand, den sie als Kind immer besuchte. Anton lässt sich zuerst nicht auf Carlas Wunsch ein, doch nach einem Anruf, der ziemlich sicher seinen Arbeitsplatz kosten wird und der Aussage von Doris, dass sie echte Helden mag, setzt er seine Fahrt fort...ab ans Meer...

Als Leser befindet man sich inmitten der Fahrgäste und erlebt bei diesem Roadtrip quer durch Österreich und anschließend nach Italien jede Menge Überraschungen. Man lernt die Mitfahrer, ihre Ängste und Sorgen, besser kennen und es bildet sich eine wundervolle Gemeinschaft, die einigen Widrigkeiten trotzt. Die Geschichte und der Schreibstil sind herrlich erfrischend. Anton wächst jeden Kilometer, den er zurücklegt, mehr aus sich heraus. Einzig die kleine Liebesgeschichte zwischen Anton und Doris konnte ich nicht wirklich nachempfinden. Mir fehlte es am Zwischenmenschlichen. Außerdem war mir nicht wirklich klar, warum Doris gleich zu Beginn des Romans so reagiert, wie sie es tat....mehr kann ich dazu leider nicht sagen, um nicht zu spoilern.

"Manchmal muss man vielleicht ein bisschen von der Linie abweichen, um das Glück zu finden" - Seite 29

Obwohl der Roman nicht viele Seiten hat, wird er mir trotzdem in guter Erinnerung bleiben. Die vielen wunderschönen Zitate und Sprüche laden zum Notieren ein und haben mich auch des öfteren sehr nachdenklich gemacht.
Gerne hätte ich weitere 144 Seiten mehr davon gelesen - eines der wenigen Makel des Romans: er ist eindeutig zu kurz!

Schreibstil:
Der Autor hat einen sehr bildhaften und warmherziger Schreibstil, der immer wieder durch humorvolle Passagen aufgelockert wird. René Freund schreibt erfrischend und kurzweilig. Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet, haben aber auch Ecken und Kanten.
Der Roman wird großteils aus der Sicht von Anton erzählt, manche Teile auch aus der von Doris.

Fazit:
Ein Roman, den man gerne weiterschenkt, der warmherzig und bildgwaltig erzählt wird. Die Geschichte berührt, während auch der Humor immer wieder durchblitzt. Leider ist er etwas zu kurz geraten und ich hätte mir gewünscht, dass der Autor noch etwas mehr auf einige Handlungen eingegangen wäre.
Ein berührender Roman über Mut, Freundschaft und "von der Linie abweichen"

Veröffentlicht am 22.05.2018

Ein etwas anderes Krebsbuch - sehr empfehlenswert!

Liebe wird aus Mut gemacht
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Dieser Roman von Catharina Junk ist als Hardcover unter dem Titel "Auf Null" im August 2016 erschienen, der nun als Taschenbuch mit der abweichenden Benennung "Liebe wird aus Mut gemacht" veröffentlicht ...

Dieser Roman von Catharina Junk ist als Hardcover unter dem Titel "Auf Null" im August 2016 erschienen, der nun als Taschenbuch mit der abweichenden Benennung "Liebe wird aus Mut gemacht" veröffentlicht wurde. Ich überlegte bereits vor zwei jahren den Roman zu lesen und bin lange um ihn herumgeschlichen. Ich habe das Buch damals aber nicht gelesen, da beim Erscheinungsdatum meine Tochter Nina genauso alt wie die Protagonistin, die ebenfalls Nina heißt, war. Da hat mich der Klappentext doch etwas abgeschreckt. Außerdem war ich zu dieser Zeit auch ein bisschen überstättigt von Romanen mit diesem Thema.
Nun habe ich ihn mir aber doch aus der Bücherei mitgenommen und innerhalb von wenigen Tagen gelesen.
Ich bin wirklich froh dieses Buch gelesen zu haben, denn dieser Roman ist anders als viele Krebsbücher!

Auch wenn man in Rückblenden den Alltag im Krankenhaus mit Nina durchlebt, den sie mit viel Sarkasmus zu überleben versucht, so spricht der Roman vorallem die Ängste nach der Entlassung an. Diese Zweifel und Ninas Unsicherheit transportiert die Autorin sehr gut. Man empfindet all die Emotionen, die das junge Mädchen durchläuft, beginnend mit der Diagnose, den Kampf gegen die Leukämie-Erkrankung verbunden mit vielen Rückschlägen und der totalen Unsicherheit nach dem Verlassen des Krankenhauses. Hier breitet sich Hoffnung aus, doch Nina kann sich diesem Gefühl der Zuversicht nicht hingeben. Sie muss wieder lernen dem eigenen Körper zu vertrauen und den Schritt zurück ins Leben zu meistern. Das beginnt bei ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Theo, der sich während ihrer Krankheit benachteiligt fühlt und sich der Religion zuwendet. Hat eine Sekte ihn in ihren Fängen?

Auch Ninas Freundinnen reagieren unterschiedlich auf die Diagnose. Während sich ihre ziemlich oberflächliche Schulfreundin Isabelle in der Zeit von Ninas Krankenhausaufenthalt abwendet, aber bei ihrer Rückkehr ins Leben versucht Nina wieder zu integrieren, ist ihre beste Freundin Bahar jeden Tag im Krankenhaus und versucht alles um sie von der Krankheit abzulenken und sie zu "retten", was jedoch im Laufe der Zeit zu einem Bruch der Freundschaft führt.
Als Nina Erik kennenlernt und sich in ihn verliebt, kann sie ihre Ängste vor einem Rückfall nicht abstellen und gibt der Beziehung erstmals keine Chance.

"Angst klopft an, Vertrauen öffnet. Keiner war draußen." - Seite 366

Ninas Angst, die sie mit ihrem wunderbaren Sarkasmus bewältigt und damit zu versuchen lernt mit ihrer Krankheit umzugehen, vermittelt die Autorin wirklich großartig. Bis zum Ende hin ist man als Leser nicht sicher, ob sich das Blatt nochmals wendet oder nicht...wird Nina überleben?

„Dort treffe ich auf andere wie mich. Drei Glatzen, zwei Mützen, zwei gute Perücken, eine sehr schlanke Liza-Minelli-Perücke und eine weitere Pudelfrisur. Es ist eine große, dünne, blonde Frau, quasi Königspudel, ich dagegen: Zwergpudel.“ - Seite 107

Obwohl es sich um ein schwieriges und trauriges Thema handelt, hat die Autorin es geschafft die Geschichte richtig zu dosieren. Nur zum Ende hin wird es ein bisschen unglaubwürdig, wenn Nina gleich zweimal als große Retterin ins Spiel kommt. Das ist aber meckern auf hohem Niveau!

Schreibstil:
Catharina Schreibstil ist jugendlich und trotzdem tiefgründig. Der Roman wird mit viel Fingerspitzengefühl erzählt. Die Autorin schreibt aus der Sicht von Nina und kann sich mühelos in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Auch Humor blitzt immer wieder zwischen den Zeilen auf, besonders wenn die Hauptprotaginsitin ihre sarkastischen Bemerkungen loslässt.
Die Charaktere wurden authentisch und glaubhaft dargestellt - bis hin zu den einzelnen Nebencharakteren.

Fazit:
Die facettenreiche und tragikomische Geschichte hat mich mitgenommen und beim Lesen trotzdem positiv gestimmt. Die Autorin hat das Thema Krebs erfrischend anders behandelt und sich mit den Ängsten der Protagonistin nach der "erfolgreichen" Behandlung befasst. Der Roman ist lebensbejahend und erzählt vom langen Weg zurück in die Normallität. Ich empfehle ihn gerne weiter!

Veröffentlicht am 19.05.2018

Geisenahme in der Kapuzinergruft

Tod in der Kaisergruft
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Bewertung: 3 1/2 Sterne

Der 8. Fall rund um die Journalistin Sarah Pauli, die mit ihrer exzellenten Spürnase schon einige Kriminalfälle lösen konnte, führt uns diesmal in die Kapuzinergruft, auch Kaisergruft ...

Bewertung: 3 1/2 Sterne

Der 8. Fall rund um die Journalistin Sarah Pauli, die mit ihrer exzellenten Spürnase schon einige Kriminalfälle lösen konnte, führt uns diesmal in die Kapuzinergruft, auch Kaisergruft genannt. Diese ist die letzte Ruhestätte vieler bedeutender österreichischer Monarchen. An diesem Ort hat ein unbekannter Mann Geiseln genommen, welche mit drei Toten, inklusive dem Täter, endet. Eine der Opfer ist die Teilhaberin eines renommierten Wiener Modehauses. Die einzige Überlebende ist eine Studentin, die am Ticketschalter der Kassa der Kapuzinergruft sitzt. Diese zweifelt jedoch an der Tötungsabsicht des Schützen, was Sarah Pauli zum Nachdenken bringt. Der Gedanke, dass der Schütze einen Kompliuzen hatte, lässt sie nicht los. Während die Konkurrenzblätter reißerische Geschichten über die Geiselnahme bringen, möchte Sarah für den Wiener Boten einen gut recherchierten Artikel bringen. Wie immer führt sie ihre Spürnase auch an die richtige Quellen....

In einem anderen Strang bewegen wir uns in der glitzernden Modewelt von Wien. Das Modehaus "Modewelt Schönegg" steht für Tradition und Qualität, die besonders von Isabella Schönegg-Braun gelebt wird, der Schwester der Toten. Während diese auf alteingessene Traditonen besteht, wollte ihre Schwester eine eigene Modelinie mit zeitgemäßer Kleidung für jedes Alter hinzufügen. Isabella war allerdings nicht wirklich damit einverstanden.
Im dritten Handlungsstrang lernen wir Maria Baldauf kennen, die Mutter des Schützen. Diese klammerte sich nach dem Tod ihres Mannes an ihrem einzigen Sohn. Der arbeitslose junge Mann wurde bemuttert und war in ihren Augen immer ein guter Junge. Sie kann nicht glauben, dass er der Schütze ist, wo er doch zu diesem Zeitpunkt ein Vorstellungsgespräch in der Firma, in der auch ihr Freund Otto arbeitet, gehabt hätte.

Alle drei Handlungsstränge konnten mich fesseln. Die Autorin versucht durch kleine Hinweise den Leser in die falsche Richtung zu locken. Bei mir gelang es allerdings nicht wirklich, denn ich hatte sehr früh einen Verdacht, der sich auch bestätigte. Trotzdem blieb der Roman weiterhin interessant, denn ich war neugierig auf die Hintergründe und wie Beate Maxian diese lösen und zu einem logischen Schluss führen wird.

Ich finde es immer wieder schön mit der quirligen Sarah auf Mörderjagd zu gehen. Neben den packenden Nachforschungen der Journalistin und weiteren Einblicken in die Redaktion des Wiener Boten, stehen diesmal auch einige Änderungen im privaten Bereich bei Sarah an.

Die Kolumne über Aberglauben und Bräuche kommt auch diesmal etwas zu kurz. Nur betreffend den Totenköpfen, die der Schütze in der Gruft hinterlassen hat, werden einige Gedanken zu ihrer Bedeutung gewälzt. Das ist schade, weil ich gerne über alte Bräuche lese, die viel zu schnell in Vergessenheit geraten.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Beate Maxian ist gewohnt flüssig und kurzweilig. Die bildhaften Beschreibungen vermitteln wieder viel Wiener Flair und Lokalkolorit. Die Charaktere sind authentisch und haben Ecken und Kanten. Die Kapitel sind kurz gehalten und datiert.

Fazit:
Für Liebhaber der Reihe ein weiterer Krimi mit viel Lokalkolorit und einer einzigartigen "Ermittlerin". Wer den Krimi als Einzelband liest, vermisst eventuell etwas Spannung, da der Kriminalfall diesmal sehr in den Hintergrund tritt und der Täter für mich sehr bald identifiziert war. Trotzdem freue ich mich auf weitere Wiener Krimis der Autorin und gebe gute 3 1/2 Sterne.