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Veröffentlicht am 17.05.2018

Der Funke sprang nicht über

Die Lichter von Paris
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Wer meinen Blog folgt weiß, dass ich Romane auf zwei Zeitebenen und Familiengeschichten sehr gerne lese. Deswegen habe ich mir von diesem Roman von Eleanor Brown auch viel versprochen. Leider haben sich ...

Wer meinen Blog folgt weiß, dass ich Romane auf zwei Zeitebenen und Familiengeschichten sehr gerne lese. Deswegen habe ich mir von diesem Roman von Eleanor Brown auch viel versprochen. Leider haben sich meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Das liegt jedoch weniger an der Geschichte aus den schillernden Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die mich großteils überzeugte, sondern am Gegenwartsstrang, durch den ich mich zeitweise wirklich quälen musste. Warum das so war wollt wir wissen?
Das beginnt mit Madeleine, der Hauptprotagonistin aus der Gegenwart. Wir schreiben das Jahr 1999. Madeleine ist Mitte 30 und mit dem reichen Geschäftsmann Philipp in Chicago verheiratet. Sie ist jedoch mit dem Leben an der Seite ihres Ehemannes nicht wirklich glücklich, denn dieser verbietet ihr zu arbeiten und sie soll für ihn höchstens repräsentieren. Madeleine, die sich Zeit ihres Lebens immer nur anderen Menschen angepasst hat, fühlt sich mit der Zeit eingeschränkt, kann aber nicht aus ihrer Haut. Zuerst lässt sie sich von ihrer Mutter und dann von ihrem Ehemann unterdrücken. Als ihre Mutter das Elternhaus verkauft und in eine noble Seniorenresidenz ziehen will, ergreift Madeleine die Initiative um über ihr Leben mit Philipp nachzudenken. Während sie ihrer Mutter beim Umzug hilft, findet sie die Tagebücher ihrer Großmutter Margaret. Schon bald erkennt sie, dass sich auch ihre Großmutter mit Zwängen und Verpflichtungen herumschlug......

Hier muss ich nun meine Meinung zum Roman teilen. Denn während ich den Gegenwartsstrang nicht mochte, war der in der Vergangenheit der damaligen Zeit angemessen und interessant zu lesen.
Margaret ist eine schüchterne junge Frau, die Bücher liebt und gerne Schriftstellerin werden möchte. Sie wird jedoch, wie zu dieser Zeit üblich, von ihren Eltern in die Ehe mit einem doppelt so alten Mann gedrängt. Mit ihren 24 Jahren ist sie 1924 bereits eine alte Jungfer. Als sie sich weigert, soll sie ihre lebenshungrige Kusine als Anstandsdame nach Paris begleiten. Doch die Schiffsreise gestaltet sich ganz anders, als sich Margie das vorgestellt hat und als die beiden Frauen in Paris ankommen, nimmt ihre Kusine das restliche Geld und verschwindet. Nun muss Margie die Initiative ergreifen, denn sie hat sich bereits am ersten Abend in die Stadt der Liebe verliebt und möchte bleiben.
Die Rückblenden zu Margaret, die eine schüchterne junge Frau ist und sich nicht aus ihrem Korsett befreien kann, waren interessant zu lesen. Man erhält Einblicke in die "Goldenen 20iger" und spürt die Lebenslust der Menschen nach dem großen Krieg. Die Jungen wollen lieben und sich den schönen Dingen des Lebens widmen. Große Künstler und Dichter kommen aus dieser Epoche und auch Margie lässt sich nach einiger Zeit gerne mitreißen....

Mit Madeleine konnte ich mich allerdings nicht identifizieren und auch nicht anfreunden. Immer wieder musste ich mir vor Augen führen, dass der Roman 1999 spielt und nicht 50-60 Jahre früher. Ich komme nicht aus der oberen Gesellschaftsschicht, aber kann mir trotzden nicht vorstellen, dass sich eine Frau Mitte 30 ihr ganzes Leben vorschreiben lässt und alle ihre Wünsche aufgibt. Ihr Mann bestimmt, was sie essen und anziehen darf. Sie ist unzufrieden, versinkt jedoch eher in Selbstmitleid, als sich zu ändern. Auch ihre Mutter schreibt ihr schon seit ihrer Kindheit vor, wie man sich in ihren Augen zu verhalten hat. Wichtig sind vorallem Anstand und Etikette. Eine Scheidung ist verpönt. Nicht einmal das englische Königshaus war zu dieser Zeit so borniert wie Madeleines Mutter. Die Scheidungen von Charles und Diana, sowie Andrew und Sarah fanden 1996 statt. Das ließ mich wirklich nur den Kopf schütteln...
Außerdem ist Madeleine nicht im Stande sich selbst etwas zu Essen zu kaufen oder zu kochen. Immer wieder wird der leere Kühlschrank im Haus ihrer Mutter erwähnt und wie hungrig Madeleine sei.... Ich erspare mir hier dazu einen Kommentar...! Dieses Frauenbild zur Zeit der Jahrtausendwende ist eine Farce!
Die Parallelen zwischen Großmutter und Enkelin sind offensichtlich, obwohl eine 1924 und eine 1999 lebt. Während jedoch Margaret in Paris endlich zu sich selbst findet und in die Künstlerszene eintaucht, bleibt Madeleine lange Zeit einfach nur passiv und suhlt sich in ihrem Selbstmitleid.

Mir fehlte in diesem Roman die Spannung und ich hatte des öfteren das Bedürfnis das Buch einfach zuzuklappen oder in die Ecke zu pefffern. Was mich aber am meisten gestört hat war, dass die Autorin beide Zeitepochen identisch beschrieben hat. Man hatte permanent das Gefühl beide Frauen würden Anfang der Zwanziger Jahre leben und nicht eine zur Jahrtausendwende!

Schreibstil:
Obwohl ich mit der Erzählweise der Autorin haderte, was den Unterschied des Frauenbildes zwischen 1924 und 1999 betrifft, war der Schreibstil eingängig und gut zu lesen. Trotzdem fehlte es mir an Tiefe.
Die Kapitel sind nummeriert und mit dem jeweiligen Namen der erzählenden Person beschrieben


Fazit:
Leider konnte mich dieser Roman weder fesseln noch überzeugen. Während der Strang aus der Vergangenheit gut zu lesen war, konnte mich der aus der Gegenwart nicht erreichen. Die Frauenbilder von Großmutter und Enkelin wurden im selben Stil geschrieben und man hatte nicht wirklich das Gefühl, dass eine der beiden Frauen 1999 lebt. Leider sprang der Funke nicht auf mich über und ich kann den Roman nur eingeschränkt empfehlen!

Veröffentlicht am 14.05.2018

Vielschichtiger Krimi, der in der Nachkriegszeit spielt

Kaltenbruch
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Die Geschichte aus der Nachkriegszeit ist eine Mischung aus Roman und Krimi, der mich ein bisschen an die Bücher von Mechthild Borrmann erinnerte. Wer also ihre Bücher mag, den kann ich auch "Kaltenbruch" ...

Die Geschichte aus der Nachkriegszeit ist eine Mischung aus Roman und Krimi, der mich ein bisschen an die Bücher von Mechthild Borrmann erinnerte. Wer also ihre Bücher mag, den kann ich auch "Kaltenbruch" von Michaela Küpper empfehlen.

Frühsommer 1954. Der Düsseldorfer Kommissar Peter Hoffmann erhofft sich einen Karrieresprung, doch durch eine unbedachte Aussage wird er statt der erwarteten Beförderung in die rheinische Provinz strafversetzt. Als in dem kleinen Dorf Kaltenbruch der junge Heinrich Leitner mit der Axt erschlagen wird, soll Hoffmann den Täter finden. Schnell hat er einen Verdächtigen bei der Hand: Gruber, ein Alkoholiker und Raufbold, der bei Schlüter, dem größten Arbeitgeber im Ort, angestellt ist. Kröger, der örtliche Polizist, ist jedoch skeptisch, ebenso wie Hoffmanns neu eingestellte Schreibkraft Lisbeth Pfau. Doch dann passiert ein weiterer Mord und Hoffmann steht wieder am Anfang seiner Ermittlungen....

Zu Beginn hatte ich kleine Probleme mit der Zuordnung der vielen Namen, doch nach kurzer Zeit war ich mitten im Geschehen. Traumatische Kriegserlebnisse, Flucht und düstere Geheimnisse verstecken sich hinter der Fassade der Dorfbewohner von Kaltenbruch...nichts ist, wie es scheint. Mit Rückblenden zu einzelnen Figuren des Ortes erfährt man nach und nach mehr über dessen Vergangenheit. Besonders die Bewohner des Leitner Hofes scheinen einige Geheimnisse zu haben. Gertrude Starck, die neue und begüterte Frau an Altbauer Leitners Seite und ihre Tochter Dana, sind genauso Flüchtlinge, wie die armen Kaminskis, die jedoch Außenseiter im Dorf bleiben. Marlene, die ihre Eltern im Krieg verloren hat und am Leitnerhof wohnt, hat gleich zwei Verehrer, wobei einer davon geheim gehalten wird. Aber auch der größe Arbeitgeber während des Krieges, die reichen Schlüters, sind weiterhin dick im Geschäft. Sie scheinen die richtigen Fäden zur richtigen Zeit gezogen zu haben....oder etwa doch nicht?

Die Autorin siedelt ihre Geschichte in einem kleinen rheinischen Dorf in den Fünfziger Jahren an und hat die Atmosphäre der Nachkriegszeit hervorragend eingefangen. Auf der einen Seite herrscht Aufbrauchsstimmung, auf der anderen leiden die Menschen noch immer an den Auswirkungen des Krieges. Viele von ihnen haben ihre alte Heimat verloren, mussten fliehen. In der neuen Heimat sind sie ausgegrenzt, wie die aus Schlesien kommenden Kaminskis. Und so fällt auch rasend schnell der Verdacht auf die Zugezogenen...

Auch der Großstädter Hoffmann spürt bald, dass er hier nicht wirklich willkommen ist und möchte den Fall so schnell wie möglich lösen. Dabei prallen die Dörfler und der Ermittler aus der Stadt immer wieder aneinander. Wäre nicht Lisbeth Pfau, das "Pfauenküken", wie Hoffmann sie nach Aufgabe seiner anfänglichen Abneigung nennt, wäre er wohl noch immer am ermitteln...;)
Wie die Beiden sich langsam zusammenraufen und der hochnäsige Hoffmann etwas von seinem hohen Ross fällt, zauberte einige Male ein Lächeln in mein Gesicht und hat die manchmal düstere Atmosphäre aufgelockert. Besonders die Rückblenden in die Vergangenheit einzelner Protagonisten sind erdrückend, konnten mich aber mehr abholen, als das Geschehen in der Gegenwart. Ich hatte dabei das Gefühl wirklich mitten im Geschehen zu sein und mit der Geschichte zu verschmelzen, während sich die Gegenwart einfach "nur" gut lesen lies.
Leider hatte ich viel zu schnell einen Verdacht in die richtige Richtung und wurde am Ende nicht wirklich überrascht, aber bestätigt.

Schreibstil:
Michaela Küpper schreibt wunderbar flüssig und dialoglastig. Ihre Figuren sind authentisch und vielschichtig dargestellt. Die Autorin hat die Zeitepoche der spießigen Fünfziger Jahre mit den neuen technischen Errungenschaften, wie die Stenorette (Diktiergerät), sehr atmosphärisch eingefangen.
Die einzelnen Kapitel werden mit dem Namen der erzählenden Figur gekenntzeichnet und erleichtern dem Leser die Frage, aus welcher Sicht erzählt wird.

Fazit:
Ein vielschichtiger Krimi, der die Traumata und Folgen des Krieges eindringlich aufzeigt. Die Nachkriegszeit wurde sehr atmosphärisch eingefangen. Gerne würde ich das anfangs unfreiwillige Team Kommissar und Schreibkraft beim ermitteln neuer Mordfälle begleiten und hoffe auf Nachfolgebände.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Tolles Sittenbild Südafrikas zur Zeit der Apartheit

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Dieser nicht nur von außen liebevoll gestaltete Roman glänzt auch mit einem eindrucksvollen Inhalt, der uns nach Südafrika in die 1970er des Apartheitregimes führt.
Es ist die Zeit der Rassenunruhen und ...

Dieser nicht nur von außen liebevoll gestaltete Roman glänzt auch mit einem eindrucksvollen Inhalt, der uns nach Südafrika in die 1970er des Apartheitregimes führt.
Es ist die Zeit der Rassenunruhen und die Willkür der weißen Minderheit gegenüber der schwarzen Mehrheit.

In dieser Zeit wächst die neunjährige Robin in Johannesburg auf. Sie verlebt eine unbeschwerte Kindheit bis ihre Eltern eines Abends von Schwarzen ermordet werden. Robin und ihr schwarzes Kindermädchen Mabel werden auf die Polizeistation gebracht, wo Mabel misshandelt und Robin völlig allein gelassen wird. Ab diesem Zeitpunkt erlebt der Leser den grenzenlosen Hass zwischen den Rassen und die verschiedenen Sichtweisen. Ganz klar wird aufgezeigt, wie Kindern genau das nachplappern und nachleben, was ihnen ihre Eltern vorleben. Obwohl Robin ihr Kindermädchen Mabel über alles liebt, ist es für sie zum Beispiel selbstverständlich, dass Mabel nicht ihre Toilette benutzen darf. Durch den Tod ihrer Eltern ist Robin plötzlich Waise und kommt vorerst zu ihrer Tante Edith. Diese wollte selbst nie heiraten und Kinder und fühlt sich der Verantwortorung nicht gewachsen.
Hier kommt Beauty ins Spiel, eine gebildete Xhosa-Frau, die noch eine Ausbildung als Lehrerin machen durfte, bevor es der schwarzen Bevölkerung untersagt wurde. Sie ist Witwe und alleinerziehende Mutter. Sie ist auf dem beschwerlichen Weg von der Transkei nach Johannesburg um ihre vermisste 17jährige Tochter Nomsa zu suchen, die bei der Demonstration schwarzer Schüler in Soweto in den vordersten Reihen stand. Beauty kommt bei Edith unter und kümmert sich großteils liebevoll um Robin.

Die sehr unterschiedlichen Lebensumstände von Beauty und Robin werden mit viel Tiefgründigkeit und teilweise sehr dramatischen Szenen dargestellt. Die beiden Hauptprotagonistinnen erzählen aus ihrer Sicht, wobei der Part von Robin oft passend zu ihrem Alter naiv-kindlich daherkommt. Trotzdem sind ihre Aussagen oft unheimlich stark und berührend und zeigen ihre verletzte kindliche Seele.
Beauty hingegen ist eine starke Persönlichkeit, die Robin zeigt, dass es weder auf Rasse, Alter oder Religion ankommt, sondern auf Liebe, Familie und Freundschaft. Dabei lässt sie nie ihr Ziel aus den Augen ihre Tochter zu finden und nach Hause zu bringen.

Trotz des teilweise traurigen und erschreckenden Inhalts gelingt es der Autorin mit ihrer poetischen Sprache den Leser an die Seiten zu fesseln. Bianca Marais spricht aber nicht nur die Rassenprobleme an, sondern generell über die Ausgrenzung von Randgruppen wie Homosexuellen und Juden. Dazwischen gibt es aber auch witzige Szenen, vorallem zwischen Robin und ihrem Freund Morris, die sich mit der Bedeutung von Fremdwörtern, die sie aufgeschnappt haben, übertrumpfen möchten und äußerst interessante und lustige Bedeutungen dafür von sich geben.

Über Südafrika zur Zeit der Apartheit wusste ich viel zu wenig. Ich war zu der Zeit in der das Buch spielt fast genauso alt wie Robin und kann mir kaum vorstellen, was sie alles in diesem Alter durchmachen musste. Einige Passagen haben mich sehr mitgenommen. Unvorstellbar wie brutal gegen Kinder vorgegangen wird oder dass Schwarze keine ärztliche Hilfe (abseits der Hospitals für Schwarze), erhalten, selbst bei einem lebensgefährlichen Herzinfarkt. Das hier der Leitsatz der Ärzte völlig außer Acht gelassen wird, hat mich zutiefst entsetzt. Dieser Roman ist ein Plädoyer gegen Rassismus und Andersartigkeit!

Das Buch war bis etwa 100 Seiten vor dem Ende ein absolutes Highlight und hätte von mir 5 Sterne und den "Lieblingsbuchstatus" erhalten. Doch leider hat Bianca Marais das Ende etwas vermasselt. Robin scheint sich die Vorbilder aus ihren Detektivromanen wie "Die schwarze Sieben" und "Fünf Freunde" etwas zu sehr als Vorbild genommen zu haben. Die Autorin verirrt sich hier in einige unglaubwürdige Passagen und wollte wohl etwas mehr Spannung in die Geschichte bringen. Diese Szenen mit Robin haben leider das wunderbare Flair des Romans ein bisschen zerstört. Mich hat es etwas traurig gemacht, denn diese Geschichte ist wirklich etwas ganz besonderes und wird noch lange in meiner Erinnerung bleiben.

Schreibstil:
Der poetische, feinfühlige und wirklich eindrucksvolle Schreibstil der Autorin hat mich von der ersten Seite an berührt und in die Geschichte versinken lassen. Durch die lebendigen Schilderungen der Begebenheiten und der Gedanken und Gefühle von Beauty und Robin kommt der Leser den beiden Protagonisten sehr nahe.

Cover:
Der Wunderraum Verlag hat sich auf liebevoll ausgestattete Romane mit einem schönen Innenleben, einem Buchrücken aus Halbleinen und einem bedruckten Lesebändchen spezialisiert. Ich habe bereits ein Buch aus dem zum Random House gehörenden Verlag gelesen und war schon bei "Zartbitter ist das Glück" begeistert von diesem Schmuckstück. Auch "Summ, wenn du das Lied nicht kennst" ist wieder eine Augenweide und lässt mich glücklich über den Einband streichen, dessen Grafiken sich daraus erheben.

Fazit:
Ein wunderbarer Debütroman, der mich berührt und mitgenommen hat in die 1970er Jahre nach Südafrika. Die Autorin hat einen wundervollen poetischen Schreibstil und der Roman wäre ein absolutes Highlight geworden, hätte sie die letzten hundert Seiten nicht etwas zu unglaubwürdig dargestellt. Mit dem abenteuerlichen Ende hat sie dem Buch leider das Flair ein bisschen genommen. Trotzdem eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.05.2018

Roman mit Schwächen

Das Geheimnis des Winterhauses
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Vor einigen Jahren habe ich die Bücher der Autorin verschlungen. Da ich ein großer Neuseelandfan bin, war vor allem die Weiße Wolke Saga mein absolutes Highlight. Die letzten Romane haben mir dann schon ...

Vor einigen Jahren habe ich die Bücher der Autorin verschlungen. Da ich ein großer Neuseelandfan bin, war vor allem die Weiße Wolke Saga mein absolutes Highlight. Die letzten Romane haben mir dann schon weniger gefallen und vorallem "Eine Hoffnung am Ende der Welt" fand ich richtig schlecht. Deswegen hatte ich eine Sarah Lark Pause eingelegt.
Nachdem dieser Roman wieder sehr gute Bewertungen erhalten hat, habe ich ihn mir aus meiner Bücherei mitgenommen. Leider hat er meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Das begann damit, dass die ersten Kapitel in Wien spielen, die Autorin aber überhaupt keinen Wien-Bezug herstellen konnte. Der Roman hätte genauso in Deutschland, England oder den USA spielen können. Das fand ich schade! Dann führt der Weg unser Hauptprotagonistin nach Dalmatien ins ehemalige Jugoslawien, dem heutigen Kroatien. Ellionor (auch ein sehr "österreichische Name"!) ist Historikerin und weiß nicht, als sie in Kroatien ankommt, dass diese Gegend einmal zu Österreich gehört hat?! Ich dachte ich lese nicht richtig! Bei uns in Österreich weiß jedes kleine Kind, welche Länder einmal zur Habsburger-Monarchie gehört haben. Und die Autorin willl mir erzählen, dass eine österreichische Historikerin das NICHT weiß?!! Hier hätte ich das Buch fast in die Ecke gepfeffert! Man sollte nicht nur über Neuseeland richtig recherchieren, sondern auch über andere Gegenden, über die man schreibt Bescheid wissen bzw. der Protagonistin die richtigen Worte in den Mund legen!

Aber beginnen wir mit der Geschichte, die uns die Autorin hier erzählen will. Wie schon erwähnt befinden wir uns zuerst in Wien, wo Ellionor durch eine schwere Nierenerkrankung (die sich im späteren Verlauf irgendwie in Luft aufgelöst hat!) ihrer Kusine Karla erfährt, dass sie nicht mit dem Rest der Familie verwandt ist. Ihre Großmutter Dana wurde damals adoptiert und in Ellionor erwächst der Wunsch ihre wahren Wurzeln zu suchen. Der erste Weg führt sie nach Dalmatien, wo sie auf Geschichten über ihren Urgroßvater Franjo Zima stößt. Dieser hat Liliane, die Tochter einer großen Winzerfamilie, zuerst geschwängert und dann sitzen gelassen. Gemeinsam mit seinem Freund verschwand er in einer Nacht-und-Nebel Aktion nach Neuseeland, um als Gumdigger das große Geld zu verdienen. Liliane wurde verheiratet und ihr das Kind weggenommen (Großmutter Dana). Ellionor reist daraufhin mit ihrem unsympathischen Ehemann Gernot, der sich von ihr aushalten lässt, weil er als Künstler noch immer auf seinen Durchbruch wartet, nach Neuseeland. Gernot möchte in Auckland in einer Galerie seine Bilder ausstellen, während sich Ellionor auf die Suche nach Spuren ihres Urgoßvaters macht. Ellionor verliert sich immer mehr in die Geschichte ihrer Vorfahren. Sie findet im Tagebuch von Dana, ihrer Großmutter, viele Hinweise, doch führen auch einige Spuren lange Zeit nirgendswohin. Alte Briefe und ein Autor, der über die Geschichte einer Geliebten von Franjo ein Buch geschrieben hat, decken weitere Geheimnisse auf....

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und der Vergangenheitspart, der bis ins Jahr 1904 zurückreicht, ergibt sich aus Tagebucheinträgen und Briefen. Schreibstil und Schriftart sind dementsprechend verschieden und angepasst.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, wobei die Männer diesmal eher schlecht wegkommen. Franjo, der seinen Namen später auf Frank Winter ändert, ist ein Hallodri. Mit seinem Charme und seiner sprachlichen Überzeugungskraft fällt er immer wieder auf die Füße und bricht sämtliche Frauenherzen. Trotzdem ist ihm das Glück nur teilweise hold. Ich fand seine Beschreibung gelungen.
Gernot, Ellionors Ehemann in der Gegenwart, ist ein Ich-bezogener Schmarotzer, der auf Kosten seiner Frau lebt und es versteht sie zu manipulieren und klein zu halten. Er ist eitel und empfindet kaum Empathie für andere Menschen.
Ellionor hingegen ist eine sehr sympathische, jedoch zu leichtgäubige Frau, die wenig Selbstwertgefühl hat. Ihr sehnlichster Wunsch nach einem Kind hat sich ebenso nicht erfüllt, wie ein fixes Standbein für Gernot.

Der Part in der Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Der Gegenwartsstrang konnte mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Hier war doch vieles vorhersehbar und fühlte sich nicht immer ganz rund an. Der Epilog fiel außerdem sehr kitschig aus und wäre meiner Meinung nicht wirklich mehr vonnöten gewesen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und sehr bildhaft. Jedoch finde ich, dass die Autorin diesmal ihren Roman anders angelegt hat. Mich hat das nicht gestört, denn ich finde es gut, wenn man sich verändert. Da Sarah Lark bereits viele Neuseelandromane geschrieben hat, war auch das Thema der Harzgewinnung und der Kauribäume etwas ganz Neues und sehr interessant zu lesen. Die Autorin erklärt den Beruf des Gumdiggers anschaulich. Viele junge Männer aus dem Süden sind damals nach Neuseeland ausgewandert. Ähnlich den Goldgräbern wurde auch ihnen das schnelle Geld versprochen, war jedoch Schwerstarbeit und nur für die ersten Arbeiter auch gewinnbringend.

Die Landschaftsbeschreibungen sind wie immer überaus gelungen und sehr bildgewaltig. Hier hat Sarah Lark wieder Bilder im Kopf entstehen lassen.

Fazit:
Ein Roman mit einigen Schwächen. Der Gegenwartsstrang war vorhersehbar, konnte mich nicht überzeugen und war auch noch schlecht recherchiert. Der Vergangenheitsstrang konnte mich jedoch überzeugen und hat mich auch an der Geschichte dranbleiben lassen.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Grandiose Atmosphäre

Dornengrab
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Von der Autorin habe ich im Januar dieses Jahres ihren Roman "Blut schreit nach Blut" gelesen, der eigentlich nicht ganz in mein übliches Genre passte, mir aber richtig gut gefallen hat. Als bei Lovelybooks ...

Von der Autorin habe ich im Januar dieses Jahres ihren Roman "Blut schreit nach Blut" gelesen, der eigentlich nicht ganz in mein übliches Genre passte, mir aber richtig gut gefallen hat. Als bei Lovelybooks ihre neue historische Mysterynovelle vorgestellt wurde, habe ich mich sofort beworben und es nicht bereut.

Wir sind in mitteralterlichen Worms. Hartmuth, der Sohn eines Schlachters, will groß hinaus. Seine Pläne haben nichts gemeinsam mit dem seines Vaters, einmal in sein Geschäft einzusteigen. Er hat genug von der Armt und fühlt sich zu Höherem geboren. Die eher unscheinbare Margarethe, Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, passt damit genau in sein Beuteschema. Obwohl sich ihr Vater gegen eine Heirat ausspricht, gelingt es Hartmuth seine Pläne durchzuziehen. Schon bald betrügt er Margarethe mit der jungen und betörenden Elslinn. Doch seine junge Geliebte möchte bald mehr und Hartmuth sieht seine Existenz gefährdet...

Dieses Büchlein ist ziemlich dünn und ich bin auch nicht wirklich ein Kurzgeschichtenfan, aber schon zu Beginn hat mich Aikaterini Maria Schlössers atmosphärischer und bildhafter Schreibstil sofort wieder gefangen genommen. Ich habe die 112 Seiten in einem Rutsch duchgelesen.

Die Geschichte wird so stimmungsvoll erzählt, dass man mit Hartmuth durch den Schlamm und den Regen stapft, mit ihm grübelt und sich ängstigt. Man riecht die verfaulten Rosenblätter, den Gestank in den Gassen und den feuchtwarme Qualm der Gaststube. Ebenso spürt man Hartmuths Ängste, die Unsicherheit und seine Wut durch die Zeilen. Seine Gedanken, die sich um Elslinn, seine Frau und seinem Kumpel Jorgen drehen und der Verdacht, dass ihm jemand in den Wahnsinn treiben möchte. Die geheimnisvollen weißen Rosenblätter und der Verwesungsgeruch, den er permanent in der Nase hat, stragen dazu noch bei.
Dies wird so atmosphärisch und spannend beschrieben, dass man die poetischen Worte mit einer leichten Gänsehaut liest und nicht aufhören kann, bis man am Ende angelangt ist. Mystisch, spannend und atmosphärisch!

Fazit:
Die Autorin überzeugt mich auch mit ihrer mystischen historischen Kurznovelle. Der grandiosen Schreibsil sucht Seinesgleichen. Ich muss unbedingt mehr von Aikaterini Maria Schlösser lesen!