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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2018

Verliebt bis in die Fingerspitzen

Verliebt bis in die Fingerspitzen
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Dies ist der fünfte Band der "From Manhattan with Love" Reihe, die wie ich finde eher zwei Trilogien, als sechs Bände sind. Es gibt auch einige Unterscheidungen zwischen Titel und Cover, wobei alle drei ...

Dies ist der fünfte Band der "From Manhattan with Love" Reihe, die wie ich finde eher zwei Trilogien, als sechs Bände sind. Es gibt auch einige Unterscheidungen zwischen Titel und Cover, wobei alle drei Bücher aus dem Vorjahr das Wort "Manhattan" im Titel haben und die Romane aus diesem Jahr "Verliebt...".
Man kann die Geschichten meiner Meinung aber auch einzeln lesen....

Im Vordergrund der "Verliebt bis...." Romane steht die Hundesitter-Firma "Bark Rangers". Sie gehört den Zwillingen Felicity und Harriet. Diesmal begleiten wir Felicity, genannt Fliss, von Manhattan in die Hamptons, wo sie als Kind jeden Sommer bei ihrer Großmutter verbracht hat. Schon damals hat sie gelernt, dass es besser ist ihre Ängste und Gefühle nicht zu zeigen. Ihre schwierige Kindheit hat sie nachhaltig bis in die Gegenwart geprägt. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie ihren Ex-Mann Seth nicht über den Weg laufen will, als er ein paar Straßen weiter in einer Tierklinik in Manhattan aushilft. Auch nach zehn Jahren leidet sie noch immer unter der Trennung ihrer Jugendliebe. Da kommt der Anruf von ihrer Großmutter gerade richtig, die nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe braucht. Fliss flüchtet zur Grandma in die Hamptons und trifft trotzdem wieder auf ihren Ex, der sich um den Verkauf seines Elternhauses kümmert. Kurzfristig gibt sie sich als ihre Zwillingsschwester Harriet aus, doch das Schicksal hat einen ganz eigenen Plan...

Fliss ist kein einfacher Charakter. Sie nennt sich selbst "den bösen Zwilling". Schon als Kind hat sie ihre schüchterne Zwillingsschwester Harriet vor dem cholerischen Vater beschützt. Diesen Beschützerinstinkt hat sie auch noch heute intus. So hat sie die meisten Wutanfälle ihres Vaters abbekommen und um sich eine Schutzmauer gebaut. Neben Harriet waren nur ihr Bruder Daniel und sein bester Freund Seth immer für sie da. Als Erwachsene hat sie sich gemeinsam mit Harriet ihren Wunsch erfüllt und die Hundesitter-Firma "Bark Raners" aufgebaut. Hier ist sie erfolgreich und liebt ihre Arbeit über alles.

Seth ist ein sehr einfühlsamer Mann. Auch er leidet noch immer unter der Trennung von Fliss. Im Laufe der Geschichte nähern sich die Beiden wieder an, doch Fliss wurde so nachhaltig von ihrem Vater verletzt, dass sie zu niemanden - nicht einmal zu Harriet - vollstes Vertrauen aufbauen kann. Wird es Seth gelingen ihre Mauer einzureißen?
Besonders mochte ich Fliss und Harriets Großmutter und ihre weibliche Pokerrunde. Die amüsanten Szenen mit den älteren Damen haben mich richtig gut unterhalten.

Sarah Morgan erzählt in diesem Roman sehr eindringlich von schlimmen seelischen Verletzungen in der Kindheit und jeglichen Vertrauensverlust. Wunderbar dargestellt sind auch die landschaftlichen Beschreibungen. Man hört die ganze Zeit die Wellen rauschen und hat das Meer und den Sandstrand vor Augen. Genauso liebevoll sind die Hunde beschrieben....allen vorn Seth Hündin Lulu, und Seths Arbeit als Tierarzt. Was mir gut gefällt ist, dass auch immer wieder kurz Figuren aus den Vorgängerbänden auftauchen oder erwähnt werden.

Die Grundidee zu "Verliebt bis in die Fingerpsitzen" ist nicht unbedingt etwas Neues. Geschichten wie diese gibt es massenhaft mit ähnlichen Inhalten. Ebenso weiß man bei einem Liebesroman ganz einfach, wie er ausgehen wird (bei den meisten jedenfalls), aber der Weg bis dahin kann sehr unterschiedlich sein. Und dieser konnte mich in diesem Band der Reihe mehr überzeugen, als in den beiden anderen Romanen der "From Manhattan with love"-Reihe. Ich habe mich wirklich amüsiert und gehofft, dass Fliss endlich ihre Mauern niederreißt.


Auch wenn es mehr an die ersten drei Bände der "From Manhattan with Love"-Reihe angepasst wurde, hätte man das doch auch anders lösen können....

Fazit:
Eine schöne, romantische, aber auch humorvolle Liebesgeschichte, die nicht unbedingt neu ist, aber mir das Herz erwärmt hat. Mir hat dieser Band der "From Manhattan with Love..." Reihe bis jetzt am besten gefallen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nicht alle gelesen habe und die Reihenfolge nun etwas willkürlich geworden ist ;)

Veröffentlicht am 23.06.2018

Drei Frauenschicksale

Der Zopf
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Warnung! Der Klappentext verrät zu viel! Wenn möglich nicht vorher lesen!

Ein richtiger Zopf besteht aus drei einzelnen Strähnen, die sich am Ende zusammenfügen. Genauso ist dieser Roman von Laetitia ...

Warnung! Der Klappentext verrät zu viel! Wenn möglich nicht vorher lesen!

Ein richtiger Zopf besteht aus drei einzelnen Strähnen, die sich am Ende zusammenfügen. Genauso ist dieser Roman von Laetitia Colombani. Er erzählt von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die auf den ersten Blick nicht wirklich viel gemeinsam haben. Und doch verbindet sie einiges...

Die Geschichten der drei Frauen wechseln sich immer wieder ab. Wir lesen zuerst über Smita aus Indien, dann über Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada und jeder Part endet mit einem kleinen Cliffhanger, sodass man das Gefühl bekommt einfach weiterlesen zu wollen. So begleiten wir abwechselnd Smita, Giulia und Sarah in ihren sehr verschiedenen Leben.

Die Autorin hat mich besonders mit dem Strang rund um Smita beeindruckt. Diese ist eine Dalit, eine Unberührbare, die am untersten Ende der Gesellschaft steht. Sie hat keinerlei Rechte und null Chancen mehr aus ihrem Leben machen zu können. Die Beschreibung ihrer Aufgabe, der Einsammlung von Exkrementen höher gestellter Inder wird sehr eindringlich beschrieben. Den Gestank konnte ich durch die lebendige Beschreibung fast riechen. Ebenso erfährt man detailiert von der Arbeit ihres Ehemann Nagajaran, einem Rattenfänger. Sein Fang ist das tägliche Essen seiner Familie. Lohn erhält Smita keinen, bestenfalls ein paar Essenreste. Smita's größter Wunsch ist es ihre Tochter Lalita in die Schule zu schicken und ihr ein ähnliches Schicksal als Müllsammlerin zu ersparen. Mit Nagajaran hat sie einen guten Ehemann gefunden und die Beiden geben ihr gesamtes Erspartes einem Lehrer, damit Lalita die Schule besuchen kann. Dieser nimmt das Geld, verwehrt Lalita aber den Unterricht. Smita kann diese Schmach nicht hinnehmen und flieht mit ihrer Tochter...
Man erfährt in Smitas Abschnitt sehr viel über das Kastensystem, dem Glauben, die Armut und die Diskriminierung von Frauen. Nachdem man die Verbrennung der Witwen großteils abgeschafft hat, haben diese Frauen denselben Status wie Dalits und werden geächtet. Es ist schockierend zu lesen, wie Frauen in Indien behandelt und die Gesetzte missachtet werden.

Der Abschnitt um Giulia in Sizilien konnte mich anfangs nicht sofort begeistern. Giulia ist die jüngste Tochter der letzten sizillianischen Perückenmanufaktur in Palermo. Hier werden noch Echthaarperücken aus ausschließlich sizilianischen Haaren geflochten. Im Gegensatz zu ihren Schwestern interessiert sie sich für das kleine Firmenunternehmen und arbeitet selbst fleißig mit. Giulia möchte später in die Fußstapfen des Vaters treten. Das passiert allerdings schneller als ihr lieb ist, denn als ihr Vater nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, entdeckt sie, dass die Firma hoch verschuldet ist und auch der Privatbesitz samt Haus gepfändet werden kann. Ihre Mutter und ihre Schwestern tendieren zur Aufgabe der Fabrik. Kunsthaar oder Haare aus anderen Ländern kommen nicht in Frage. Sie bestehen auf Tradition oder Verkauf, doch Giullia glaubt an Weiterentwicklung und will nicht so schnell aufgeben. Als sie sich in einem Mann mit Flüchtlingsstatus verliebt, beginnt sie zu kämpfen - für die Fabrik, die Arbeiter und die Liebe.

Die Dritte im Bunde ist Sarah, die in Montreal, Kanada lebt. Sie erscheint neben Smita und Giulua wie ein Mensch von einem anderen Stern. Sie ist eine Karrierefrau, alleinerziehend und steht kurz davor Partner in der Anwaltskanklei zu werden, in der sie arbeitet. Als Frau muss sie noch härter arbeiten, Schwäche ist unerwünscht, denn "In einem Haifischbecken sollte man lieber nicht bluten". Sarah lebt den Perfektionismus und hat alles im Griff....bis ihr das Schicksal ein Schnippchen schlägt und sie schwer erkrankt. Sie verschweigt ihre Krankheit, wie sie auch ihre Kinder verschwiegen hat und bemerkt sehr schnell, dass Schwäche und Krankheit ein Hindernis ist, um mitspielen zu dürfen...

Sehr gefallen hat mir der Aufbau des Romans - die drei Handlungsstränge, die einander beeinflussen und sich am Ende verbinden...wie ein Zopf.

Smitas Erzählstrang ist eindeutig am intensivsten und hat mich sehr berührt. Alle drei Protagonistinnen kämpfen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Missachtung der Menschen- und Frauenrechte und für ein besseres Leben, manchmal auch ums Überleben. Der rote Faden der sich durch den Roman zieht, ist das Haar. Für alle drei Frauen haben Haare eine besondere Bedeutung, die ich hier nicht verraten möchte.

Inhaltlich steckt in diesem nur 288 Seiten starken Buch sehr viel. Einzig die Nebenfiguren blieben etwas blass. Die Autorin hat sich größtenteils auf ihre drei Protagonistinnen fixiert.
Das Ende fand ich etwas abrupt und hier hätte ich mir gerne noch mehr Seiten gewünscht. Es werden zwar die wichtigsten Fragen beantwortet, es bleiben jedoch ein paar davon offen. Man kann sich aber selbst das weitere Schicksal von Smita, Giulia und Sarah vorstellen und blickt auf einen hoffnugsvollen Ausgang der Geschichte.

Schreibstil:
Der aussagekräftige und klare Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Laetitia Colombani schreibt sehr einfühlsam und bildhaft. Dialoge gibt es kaum, dafür viel indirekte Rede. Die Gedanken und Gefühle von Giulia und Sarah hätten noch mehr in die Tiefe gehen können.


Fazit:
Ein bemerkenswerter Debutroman über drei beeindruckende Frauen, der mir noch lange im Gedächtnis beleiben wird. Gerne hätte ich noch mehr über Smita, Giulia und Sarah gelesen...ein paar mehr Seiten hätten der Geschichte gut getan. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.06.2018

Bin ich wirklich schon so alt?

Ich dachte, älter werden dauert länger
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In diesem humorvollen Ratgeber schreiben die beiden Autorinnen Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi über die magische Zahl 50, die Lucinde demnächst erreicht und Heike bereits überschritten hat. Da ich dieses ...

In diesem humorvollen Ratgeber schreiben die beiden Autorinnen Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi über die magische Zahl 50, die Lucinde demnächst erreicht und Heike bereits überschritten hat. Da ich dieses Alter auch vor zwei Jahren erreicht habe und noch immer unglaublich auf diese Zahl starre, wenn ich sie niederschreibe, musste ich mich für die Leserunde bei Lovelybooks bewerben. Außerdem kenne ich bereits einige Bücher von Heike Abidi, deren humorvollen Schreibstil ich sehr mag.

Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Lucinda Hutzenlaub macht sich Heike Gedanken über die Veränderungen im "Mittelalter". Man merkt bereits auf den ersten Seiten, dass die Chemie zwischen den Beiden stimmt und man sich auf einen humorvollen Austausch freuen kann.
Wenn ich so an meine Mutter denke, als sie so alt war, wie ich jetzt bin, habe ich ein ganze anderes Bild vor Augen, als ich mich selbst in diesem Alter sehe. Meine Schwägerin hingegen hat mit 50 den Motorradführerschein gemacht und ist einige Jahre mit ihrer Jopper quer durch Europa gedüst. Natürlich gehören beide Frauen einer ganz anderen Generation an, aber auch charakterlich sind sie total unterschiedlich.
Und so greifen Heike und Lucinde verschiedene Themen auf, die uns Frauen zu diesem Zeitpunkt interessieren oder bewegen. Wie bei einem Tennismatch spielen sie sich abwechselnd die Bälle...äh...Themen zu. Da geht es um die Sache mit der Optik, wie sich das Alter anfühlt und wie jeder damit umgeht. Denkt man sich nicht des öfteren, wenn man jemand für längere Zeit nicht gesehen hat, der- oder diejenige ist aber alt geworden? Anders sieht das aus, wenn man eine Person sehr oft sieht und man mit ihr "mitaltert".

Heike und Lucinde besprechen deswegen auch welche kleine oder große Helferleins es gibt, dem äußeren Altern vorzubeugen, sie besprechen beginnende Wehwechen, was wir vermissen oder warum graue Schläfen bei einem Mann sexy sind, bei einer Frau aber nicht?

Die Themen sind im Großen und Ganzen in drei Hauptbereiche aufgeteilt:

- Wie es sich anfühlt - Bestandsaufnahme: Was bin ich und wenn ja, warum
- Die Sache mit der Optik - Wer schön sein will, muss reiben: Beauty im Selbstversuch
- Und was machen wir nun? - Spaß mit Sachen: Einfach mal was Neues probieren

Dazu gibt es im zweiten Teil auch viele Tipps und zum Abschluss jedes Themas eine Tabelle mit Kosten diverse Behandlungen, die vorallem Lucinde ausprobiert hat.

Vom Typ her sind Lucinde und Heike sehr unterschiedlich, was für den Leser sehr positiv ist. So möchte sich Lucinde mit der nahenden Fünfzig so gar nicht abfinden, während Heike eher gelassen dazu steht. Deshalb gibt es auch jede Menge Diskussionsstoff, die zu einigen heißen Themen, wie auch der Besuch eines Sexshops, führten.
Die Leserunde für uns Mittelalterfrauen war wirklich interessant und mit viel Humor gespickt. Jede von uns erkannte sich in dem einen oder anderen Thema wieder. Und gemeinsam schwelgten wir auch in Erinnerungen unserer Jugendzeit...

Nicht alle Bereiche haben mich zu 100% überzeugt, aber bei der Fülle, die Lucinde und Heike hier angesprochen haben, ist natürlich auch nicht alles für einem selbst interessant oder anwendbar. Gefallen hat mir, dass sich beide Autorinnen ihren Problemen stellen und dabei ehrlich sind, wenn es um gesundheitliche Probleme geht, die ersten tieferen Falten, Speckfalten oder graue Haare.

Fazit:
Ein humorvoller Ratgeber für Frauen um die Fünfzig, der viele Themen aufgreift und zwei verschiedene Sichtweisen aufzeigt. Ein Buch, das man sehr gut der Freundin, Schwester, Schwägerin, Schwiegermutter usw. schenken kann, wenn die Fünfzig näher kommt!

Veröffentlicht am 18.06.2018

Sehr bildhaft, aber mit einigen Längen

Wo die Dünen schimmern
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"Wo die Dünen schimmern" ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie der Autorin, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Leider habe ich das erste Buch dieser Reihe nicht gelesen, was vielleicht ...

"Wo die Dünen schimmern" ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie der Autorin, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Leider habe ich das erste Buch dieser Reihe nicht gelesen, was vielleicht meine Bewertung beeinflussen könnte. Deswegen sollte sich jeder selbst seine Meinung zu diesem Roman bilden.

Jessieanna erkrankte als Kind schwer und versucht seitdem das Leben von der leichteren Seite zu nehmen. Sie stellt wunderschöne Windräder her, die ihr die Hoffnung geben, dass ihre wieder erkrankte Freundin Katriona gesund wird, wenn sie genug davon bastelt. Katriona war damals für sie da und ihre große Stütze. Beide haben den Krebs besiegt. Ihr Motto: "Vergiss nie, solange du etwas bewegst, bist du frei und lebendig" ist seitdem auch Jessieanna's Mantra.
Neben ihren Windrädern hat Jessieanna die Gabe Geruch nicht nur zu riechen, sondern auch als Farbe zu sehen und arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter mit. Sie möchte eine Lotion herstellen, die auch für die Seele wirkt. Sie ist dem Geruch, der ihr vorschwebt schon sehr nahe, als sie an einer Lungenentzündung erkrankt und ihr Vater sie von Kalifornien nach Amrum schickt. Seine ehemalige Heimat ist bekannt für die heilende Meeresluft bei Lungenkrankheiten. Doch Jessieanna möchte Kalifornien nicht verlassen, solange es Katriona nicht besser geht und sie die fehlende Essenz für ihre Lotion nicht gefunden hat. Außerdem möchten ihr Freund Ryan und sie in wenigen Monaten heiraten. Doch Pinswin, ihr Vater, gibt nicht nach und Jessieanna lernt erstmals ihre deutsche Verwandtschaft und die nordfriesische Insel Amrun kennen, die sie bisher nur aus den Erzählungen ihres Vaters kennt.

Gleich zu Beginn fand ich schnell in die Geschichte, die alles andere als locker-leicht daherkommt. Die alte Krankheit, die wie ein Damoklesschwert über Jessieanne und Katriona schwebt, ist allgegenwärtig. Doch die Autorin versteht trotz der melancholischen Stimmung eine positive Botschaft zu vermitteln und Mut zu geben. Außerdem haben wir es mit jeder Menge starken Frauen zu tun, die jede auf ihre eigene Weise glänzt. In Amrun angekommen dauert es nur kurze Zeit bis sich Jessieanna wohlfühlt und die raue Seeluft tut ihr Übriges.

In zwei Erzählsträngen begleiten wir Jessieanna in der Gegenwart nach Amrun und in Rückblenden wird die Kindheit bis ins Erwachsenenalter von Pinswin erzählt. Erst zum Ende hin fließen beide Erzählstränge ineinander. Die Legende des Töverees, eines leuchtenden Fisches, ist der gemeinsame rote Faden beider Handlungsstränge. Pinswin ist seit seiner Kindheit auf der Suche nach diesem sagenumwobenen Geschöpf, von dem er einige wenige leuchtende Schuppen besitzt. Der Wissenschaftler hat sich als Ziel gesetzt den Fisch zu finden und seinem magischen Leuchten auf die Spur zu kommen. Als ewig Suchender verkörpert er ganz klassisch seinen Berufszweig. Die vielen wissenschaftschtliche Erklärungen fand ich sehr interessant, obwohl ich eher der kreative Mensch bin und nicht viel mit Physik, Wissenschaft und Mathematik am Hut habe. Außerdem fand ich den Rückblick in Pinwins Kindheit mitreißend, besonders die Freunschaft zu Leni.

Auch die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, jedoch gibt es eine ganze Menge davon. Hier hat man als Kenner des Vorgängerbandes auf jeden Fall einen Vorteil. Bis ich alle zuordnen konnte, dauerte es eine Weile. Auch die Namen waren für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Ein Glossar wäre hier hilfreich gewesen.
Ab der Mitte bekam die Handlung für mich einige Längen. Ich hatte mit der Zeit das Gefühl im Sand festzustecken und nicht weiterzukommen. Generell ist die Story eher ruhig und tritt auch des öfteren auf der Stelle.

Grandios hingegen fand ich die wunderbaren und bildhaften Beschreibungen der Insellandschaft. Ich fühlte die salzige Meeresluft, den Wind in den Haaren und den Sand zwischen den Zehen. Ich roch die Zitronen aus Skem's wunderbaren Garten und sah die farbenfrohen Fenster von Rheas Häuschen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Patricia Koelle hat mir sehr gut gefallen. Er ist detailliert, mal melancholisch, aber auch dann und wann mit einer Prise Humor. Ganz besonders hervorheben muss man allerdings die bildhaften Landschaftsbeschreibungen.

Fazit:
Ein sehr ruhiger Roman, der von den authentischen und liebenswürdigen Charkteren lebt. Wunderbar gelungen ist die Beschreibung der rauhen Nordseeinsel, die tolle Bilder im Kopf entstehen lässt. Die Handlung hingegen hat einige kleine Längen, die eine bessere Bewertung aus meiner Sicht nicht zulassen. Trotzdem ein sehr stimmiger Roman, der in der Leserunde viele begeisterte Bewertungen bekommen hat.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Komplex und brandaktuell

Solothurn spielt mit dem Feuer
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Letztes Jahr habe ich die Krimis aus unserem Nachbarland, der Schweiz, entdeckt und bin seitdem ein richtiger Fan geworden ;) Mit "Solothurn spielt mit dem Feuer" darf ich nun den dritten Band der Reihe ...

Letztes Jahr habe ich die Krimis aus unserem Nachbarland, der Schweiz, entdeckt und bin seitdem ein richtiger Fan geworden ;) Mit "Solothurn spielt mit dem Feuer" darf ich nun den dritten Band der Reihe rund um die Solothurner Katonspolizei lesen.

Christof Gasser hat nichts mit einem langen Vorgeplänkel am Hut, sondern man wird als Leser bereits im Prolog Zeuge wie ein Scharfschütze einen serbischen Kriegsverbrecher eliminiert.
Danach sind wir im titelgebenden Solothurn, wo Kantonspolizist Dominik Dornnbach zu einem grausamen Fund gerufen wird. Unterhalb der Ruine Balm wurde ein Kinderskelett gefunden. Während er sich auf die Suche nach der Identität des Kindes macht, geht in der Kanzlei von Richter Scheurer eine Briefbombe hoch, die seine Sekretärin schwer verletzt. Vor wenigen Tagen hat er ein umstrittenes Urteil gesprochen, bei dem Dr. Weingarten, eine schweizer Juristin, die zum Islam konvertiert ist und die fundamentalistische Vizepräsidentin des Hamdala Rates ist, die Verteidigung inne hatte. Kurze Zeit später ist auch Scheurers Sohn Jonas verschwunden. Jana Casagrande hält sich zur selben Zeit in Genf auf, wo man eine islamische Terrorzelle hochgehen lassen möchte. Das Unterfangen misslangt und die Anführer konnten fliehen. Währenddessen steht die Identität des toten Jungen fest, der schon vor Jahren vom sogenannten "Bubenfresser" getötet wurde. Dieser starb im Gefängnis. Dornbach und Kollegin Maja sind ratlos, denn wer kannte außer dem Täter noch das Versteck der Leiche, die erst jetzt umgebettet wurde? Wurde damals der falsche Mörder verhaftet?

Fragen über Fragen....viele Personen und Namen erleichtern den Einstieg nicht gerade und die reichlichen Handlungsstränge tun das Übrige. Für mich war es etwas leichter, da ich den Vorgänger bereits kannte. Für Einsteiger dürfte es zu Beginn etwas schwer sein die vielen Figuren zuzuordnen. Der Krimi ist sehr vielschichtig und fordert Aufmerksamkeit.
Als Leser rätselt man, ob und wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenhängen oder ob es sich um einzelne Straftaten handelt. Christoph Gasser versteht es immer wieder neue Fährten zu legen und überraschende Wendungen einzubauen. Ich habe bis zum Ende nicht erraten, wer der oder die Täter ist/sind.

Auch diesmal hat sich der Autor dem Fremdenhass, sowie dem islamischen Terror gewidmet. Dabei versteht er es nicht zu polarisieren und differenziert sehr wohl zwischen Fanatiker und normale Anhänger einer Religion. Private Einblicke lassen hinter die Fassade von Dominik Dornbach, Jana Cranach von der Europol, Angela Casagrande oder Dornbachs Tochter Pia blicken. Dabei wetteifern Jana und Angela in diesem Band um Dornbach, was zu einigen problmatischen Handlungen führt.
Die Charaktere sind authentisch, wobei sich Casagrande diesmal in einer echten Lebenskrise befindet und deren Handeln mir des öfteren unglaublich den Kopf schütteln hat lassen.

Schreibstil:
Christof Gassers Schreibstil ist angenehm, aber temporeich. Spritzige Dialoge lockern die Krimihandlung auf. Lokalkolorit spielt ebenfalls eine große Rolle.
Ein Glossar mit Schweizer Ausdrücken und Begriffen findet man am Ende des Krimis. Mittlerweile habe ich mich schon an die Wörter wie "parkieren" (parken, einparken) oder dass es in der Schweiz kein "scharfes s" gibt, gewöhnt. Viele Wörter ähneln auch dem österreichischen Dialekt.

Fazit:
Der dritte Teil rund um die Solothurner Kantonspolizei ist vielschichtig, abwechslungsreich und komplex. Dabei ist er ebenso brandaktuell und brisant und liest sich äußerst spannend! Ich mag einfach die Krimis aus unserem Nachbarland Schweiz, die mit Hochspannung und Lokalkolorit punkten!