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Veröffentlicht am 09.11.2023

Vielschichtiger Regionalkrimi

Wasserfallsturz
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Die österreichische Autorin Jennifer B.Wind kenne ich bereits von ihren wirklich spannenden Thrillern. Nun hat sie sich an einen Regionalkrimi gewagt, der uns in die Steiermark führt.

Chefinspektorin ...

Die österreichische Autorin Jennifer B.Wind kenne ich bereits von ihren wirklich spannenden Thrillern. Nun hat sie sich an einen Regionalkrimi gewagt, der uns in die Steiermark führt.

Chefinspektorin Franziska Fürst kehrt nach ihrer Scheidung mit den beiden Kindern zurück in ihre steirische Heimat. Auf dem Hof ihrer Eltern wird sie nicht gerade euphorisch begrüßt und ihr patriarchischer Vater erwartet von Franzi, dass sie ihm den Haushalt führt, statt sich den polizeilichen Ermittlungen zu widmen. Natürlich hat Franziska keinerlei Interesse ihrem Vater und Bruder den Haushalt zu führen und widmet sich dem ominösen Sturz ihrer ehemaligen Lehrerin beim Günster Wasserfall. Nicht nur sie, sondern auch ehemalige Schüler:innen erinnern sich daran, dass diese an Höhenangst litt und nie und nimmer den Weg rauf zum Wasserfall genommen hat. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Jugendliebe Max, der bei der hiesigen Polizei arbeitet, nimmt sie die Ermittlungen auf. Ihr Ex-Mann Nick lässt sich ebenfalls versetzten und arbeitet in der steirischen Landeshauptstadt Graz, um den Kindern näher zu sein.
Obwohl hier auch einiges Privates mitspielt, steht der Kriminalfall im Vordergrund. Weitere ominöse Vorfälle bestätigen Franzi, dass in Schöder so einiges nicht stimmt.

Schon der Prolog hat mir Gänsehaut beschert. Eine Frau liegt im Wachkoma und erkennt ziemlich schnell, dass sie weiterhin in Gefahr schwebt. Ein Alptraum! Diese Einblicke erhalten wir immer wieder, was eine starke Beklemmung hervorruft.
In einem weiteren Handlungsstrang befinden wir uns zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und begleiten die beiden Freundinnen Esther und Sophie.

Der Fall ist vielschichtig und bietet einige Überraschungen, die zurück in die Vergangenheit führen. Die Kombination der drei Handlungsstränge ist ungewöhnlich und doch passen sie zusammen. Neid, Missgunst, Rache sind die drei Ausgangspunkte des Kriminalfalles.
Der Regionalkrimi lässt sich sehr gut lesen und man fliegt nur so durch die Seiten. Ich kenne bisher zwar nur die Thriller der Autorin, doch auch auf diesem Gebiet zeigt sie ihr schriftstellerisches Können.
Die steirische Landschaft und die Eigenheiten der ländlichen Bevölkerung werden bildhaft dargestellt. Die Spannung baut sich nach und nach auf und als Leser:in kann man sehr gut miträtseln. Die Kapitel sind kurz gehalten und man lässt sich gerne "noch schnell" auf eine weiteres Kapitel ein.
Über jedes von ihnen kann man eine Illustration eines Wasserfalles sehen, was mir sehr gut gefällt. Die Gestaltung des Buches ist generell sehr ansprechend. Auf der Innenseite der Klappbroschur befindet sich eine Skizze von Schöder und der unmittelbaren Umgebung.

Die Auflösung hat mich hingegen etwas zwiespältig zurückgelassen. Ich fand das Motiv etwas weit hergeholt, wobei mich der dazugehörige Ansatz trotzdem nachdenklich gemacht hat.

Fazit:
Jennifer B. Wind hat mit ihrem vielschichtigen Regionalkrimi bewiesen, dass sie auch in diesem Genre überzeugen kann. Mir hat "Wasserfallsturz" sehr gut gefallen, bevorzuge aber weiterhin ihre spannenden Thriller.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Düster

Der Knochenwald
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Mattie lebt mit ihren um einiges älteren und gewalttätigen Ehemann William in einer abgelegenen Berghütte. Die Isolation ist von William gewollt, denn er verbirgt ein Geheimnis. Seine junge Ehefrau hält ...

Mattie lebt mit ihren um einiges älteren und gewalttätigen Ehemann William in einer abgelegenen Berghütte. Die Isolation ist von William gewollt, denn er verbirgt ein Geheimnis. Seine junge Ehefrau hält er wie eine Sklavin, die er züchtigt, wie es ihm gerade passt. Mattie kennt nichts anderes, obwohl sie hin und wieder Flash Backs hat, in denen sie sich an eine Schwester erinnern kann. Doch diese rinnerungen ergeben für sie keinen Sinn. Ihre Welt ist die abgelegene Hütte am Berg, Schnee, Kälte und ihr Ehemann, von dem die richtige Gefahr ausgeht. Unter keinen Umständen darf sie ihn verärgern.
Als Mattie einen grauenhaft zugerichteten Fuchs im Wald entdeckt, ist sie sicher, dass dieser von keinem menschlichen Wesen und auch von keinem Tier aus dem Wald getötet wurde. Die Spuren rund um den getöteten Fuchs sind riesig und können keiner normalen Kreatur gehören. Als sie William davon berichtet und sie immer wieder grauenhafte Schreie hören, macht er sich auf, nach dem furchteinflößenden Wesen zu suchen. Als auch noch drei Fremde am Berg auftauchen, die sich für die unheimliche Kreatur interessieren, weiß Mattie, dass ihr Mann dies nicht zulassen wird. Die Fremden und sie selbst sind in Gefahr, denn nicht nur das unsichtbare Monster im Wald, sondern auch das menschliche namens William, wollen ihren Tod. Denn William hat ein Geheimnis und dieses droht durch die Fremden ans Licht zu kommen, was um jeden Preis verhindert werden muss...

Der Schauplatz ist minimal und erinnerte mich irgendwie an "Die Wand".....eine einsam gelegene Hütte auf einem Berg und Wald drumherum. Mit nur wenigen Figuren, der rauen und eher ungemütlichen Winterlandschaft und einem angeblichen Monster, erschafft die Autorin einen spannenden Roman mit Thriller- und Horroranteilen. Zuerst aber lernen wir das menschliche Monster kennen: William, der seine Frau schlägt, hungern lässt und ihr befiehlt seine Söhne zu gebieren. Harter Tobak! Wer sich hier getriggert fühlt, sollte nicht zu diesem Buch greifen! Auf der anderen Seite erwartet man auch grausame Dinge, wenn man zu einer Geschichte dieses Genres greift.

Wir lesen aus der Sicht von Mattie und bekommen viele Einblicke in ihre Gefühlswelt und ihre Empfindungen. Sie lebt in ständiger Angst vor ihrem Ehemann. Nach und nach deckt Christina Henry Matties Vergangenheit auf. Ihre Figur und die von William sind großartig gezeichnet. Die drei Fremden haben mich hingegen nicht alle überzeugen können. Vorallem einer der drei Figuren ist kein empathischer Mensch und bringt Mattie manchmal in noch größerer Schwierigkeiten....

Die Atmosphäre ist düster und beklemmend. Der Schreibstil temporeich. Die Situation spitzt sich von Seite zu Seite immer mehr zu. Die Autorin spielt mit der Angst vor dem Unbekannten, dabei wird aber das Monster eher nebulös und mystisch dargestellt und nicht genau beschrieben. Der Spannungsbogen und das Grauen steigert sich von Seite zu Seite. Für reine Horrorleser wird sich der Grusel wahrscheinlich in Grenzen halten.
Zum Ende hin flachte die Geschichte dann etwas ab und das etwas offene Ende hat mir weniger gefallen. Man hat das Gefühl, dass man zum Schluss hin irgendwie alleine gelassen wird. Ein Epilog hätte die Handlung passend abgerundet.

Fazit:
Ein spannender Horrorthriller mit Gruselfaktor, dem am Ende ein bisschen die Luft ausgeht. Bis dahin allerdings ein gruseliges Erlebnis, wobei die größerer Gefahr vom menschlichen Monster ausgeht.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Dramatische Weihnachten

Weihnachten kann kommen
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Werbefachfrau Lucy Clarke liebt ihren Job in einer in London ansäßigen Werbeagentur. Als zwei Großkunden kurzfristig abspringen, steht es nicht gut um die Firma und Lucy versucht verzweifelt nach Auswegen ...

Werbefachfrau Lucy Clarke liebt ihren Job in einer in London ansäßigen Werbeagentur. Als zwei Großkunden kurzfristig abspringen, steht es nicht gut um die Firma und Lucy versucht verzweifelt nach Auswegen um Kündigungen vorzubeugen. Schließlich hat sie die Idee "Miller Active", ein Sportbekleidungslabel unter der Leitung von CEO Ross Miller, ein lukratives Angebot zu unterbreiten. Für die unsportliche Lucy ein sehr gewagtes Unternehmen. Deshalb greift sie zu außergewöhnlichen Mitteln und reist kurzerhand von einem anderen Auftrag, den sie in Schottland betreut hat, weiter zur Lodge der Millers in den schottischen Highlands. Dort will sie ihr Angebot persönlich überbringen...

In der Zwischenzeit treffen nach und nach die erwachsenen Kinder von Douglas und Glenda Miller zuhause ein. Zuvor haben sie sich abgesprochen, dass die Themen Heirat, Nachwuchs und Partner nicht angesprochen werden dürfen, denn es gibt sowieso genug "Sprengstoff", wenn die Familie aufeinander trifft. Vater Douglas gehört das Familienunternehmen Glen Shortbread. Gerne würde er etwas kürzer treten, aber sein Sohn Ross hat sein eigenes Unternehmen gegründet und hat kein Interesse den Familienbetrieb zu übernehmen. Seitdem ist das Verhältnuis zwischen Vater und Sohn sehr abgekühlt. Alice ist Ärztin und ein richtiger Workaholic. Begleitet wird sie von Nico, einem Herzchirurgen, mit dem sie seit neun Monaten zusammen ist. Mutter Glenda und Nanna Jean hören schon die Hochzeitsglocken läuten. Die Jüngste der Geschwister ist Clemmie. Sie eifert keinen der Familie nach und hat ein großes Geheimnis im Gepäck. Als Ross auftaucht, hoffen die Schwestern von sich ablenken zu können und erfinden kurzerhand für ihn eine Freundin. Und dann steht Lucy vor Tür....

Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, dachte ich eigentlich, dass sich der Roman hauptsächlich um Lucy und Ross dreht. Doch ab der Mitte verschiebt sich der Fokus auf die einzelnen Familienmitglieder und ich hatte das Gefühl, dass sich die Autorin unabsichtlich etwas verzettelt hat. Sie öffnet einen Handlungsstrang nach dem anderen und der Fokus verschiebt sich auf die gesamte Familie Miller, wobei Ross und Lucy nur mehr als Nebenhandlung fungieren. Gestört hat es mich nicht, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass Sarah Morgan zu viele Stränge aufgemacht hat, die sie auch logisch schließen muss. Dadurch bleibt einiges an der Oberfläche und es fehlte an einigen Stellen an Tiefgang. Einen Handlungsstrang fand ich außerdem etwas überhastet bzw. abrupt beendet.

Die Weihnachtsstimmung kommt dennoch nicht zu kurz, auch wenn einige Probleme gewälzt werden. Durch das stimmungsvolle Ambiente in den verschneiten schottischen Highlands und etwas Romantik, fühlt man sich rundherum wohl. Während die Millers eingeschneit werden und niemand mehr den nahen Ort erreichen kann, spitzt sich die Lage in der Lodge immer mehr zu. Es kommt zu eingen Dramen und auch humorvollen Geschehnissen, die unterhalten. Die bildhafte Beschreibung der Umgebung und das winterlichen Setting beherrscht die Autorin wieder großartig.

Schreibstil:
Sarah Morgan schreibt sehr warmherzig und gefühlsbetont. Wie von der Autorin gewohnt, wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Figuren erzählt. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und ich hatte alle bildhaft vor Augen. Besonders Nanna Jean schließt man schnell ins Herz, die offen ausspricht, was sie denkt und für einige Lacher sorgt. Man rätselt welche Geheimnisse Alice und Clemmie haben und fühlt mit Douglas, der sich Gedanken über Glen Shortbread und dessen Zukunft macht. Familienhund Hunter gehört ebenfalls dazu und Lucy schließt man sowieso von Beginn an ins Herz, die sich nichts sehnlicher, als eine Familie wünscht. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt.

Cover:

von links nach rechts:
die beiden englischsprachigen Cover, das schwedische und italienische

Warum der Verlag nun zum dritten Mal die deutsche Covergestaltung ändert, ist mir ein Rätsel. Mir gefällt zwar das neue Cover von "Weihnachten kann kommen", aber wenn nicht groß der Namen der Autorin draufgestanden wäre, hätte ich nicht erkannt, das es sich um den alljährlichen Weihnachtsroman der Autorin handelt.

Fazit:
Romantisch, stimmungsvoll, humorvoll und ein bisschen nachdenklich ist der neue Weihnachtsroman von Sarah Morgan, der mich bereits in vorweihnachtliche Stimmung gebracht hat. Trotz der zu vielen Ebenen und Dramen hat mich die Geschichte gut unterhalten und mir ein paar schöne Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Bleibt auf jeden Fall in Erinnerung

Die Unbändigen
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Der Roman handelt von drei Frauenschicksalen auf drei verschiedenen Zeitebenen.
Im Jahre 1619 wird die junge Altha der Hexerei angeklagt. Bereits ihrer Mutter wurde vorgworfen, sich der Magie zu bedienen. ...

Der Roman handelt von drei Frauenschicksalen auf drei verschiedenen Zeitebenen.
Im Jahre 1619 wird die junge Altha der Hexerei angeklagt. Bereits ihrer Mutter wurde vorgworfen, sich der Magie zu bedienen. In Rückblenden erfahren wir, warum Altha angeklagt ist, und begleiten sie während der Prozessverhandlung.
Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahre 1942. Die 16-jährige Violet lebt mit ihrem jüngeren Bruder und ihrem Vater in einem herrschaftlichen Anwesen. Sie liebt die Natur und all die Tiere um sich herum. Dabei hat sie eine Vorliebe für Spinnen, Insekten und Raben. Ihr Vater hält sie von der Außenwelt isoliert, denn sie soll ihrer verstorbenen Mutter ähneln, die an Hysterie litt und bei der Geburt ihres Bruders gestorben ist. Violet wächst etwas realitätsfremd auf und gerät dadurch eines Tages in eine für sie furchtbare Situation, die ihr Leben verändert.
Im "Gegenwartsstrang", der 2019 spielt, lernen wir Kate kennen. Ihr Leben wird von ihrem gewalttätigen und kontrollsüchtigen Ehemann Simon beherrscht. Eines Tages findet sie den Mut zu flüchten und versteckt sich im Norden Englands in einem Cottage auf dem Land, welches sie von ihrer Großtante Violet vererbt bekommen hat. Dort stößt sie auf jede Menge Geheimnisse und findet Hinweise über ihre Großtante, an die sie sich kaum mehr erinnern kann und auch über Altha, die des Mordes durch Hexerei angeklagt wurde.
Der Debütroman der jungen Autorin Emilia Hart ist eine feministische Geschichte über drei junge starke Frauen, deren Schicksale eng miteinander verwoben sind. Sie alle stammen aus der Familie Weyward und "tragen das Wilde in sich". Alle drei haben eine magischen Verbindung zur Natur, den Bäumen, Vögeln und Insekten und sind der Gewalt von Männern ausgesetzt. Sie ziehen aus ihren Kenntnissen der Pflanzen- und Tierwelt ihren Nutzen und besitzen die Fähigkeit zu Heilen und Dinge vorherzusehen. Dieses geheime Wissen wird an die Erstgeborene der Familie Weyward weiter gegeben.

Der Schreibstil von Emilia Hart ist bildgewaltig, detailliert und sehr atmosphärisch. Abwechselnd wird von den Schicksalen der drei Frauen erzählt. Die Kapitel sind eher kurz und enden meist mit einem Cliffhanger. Dadurch fiebert man mit den Protagonistinnen richtig mit. Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen ist bei allen Handlungssträngen ein Thema. Als Gegenpart haben wir wunderschöne Beschreibungen der Natur und das Erkennen, dass es zwischen den Frauen und dem Lebensraum der Tiere eine ganz besondere magische Beziehung gibt. Obwohl ich eine Spinnenphobie habe, konnte ich darüber hinweglesen, dass sich Violet eine Spinne als Haustier hält.
Ich war abwechselnd richtig begeistert von der Atmosphäre und verspürte dann doch wieder einige Längen in der Handlung. So bin ich mir etwas unsicher, wie ich dieses wirklich besondere Buch bewerten soll. Man muss sich auf die manchmal düstere Geschichte einlassen. Die facettenreichen Charaktere sind gut gezeichnet, wobei mir die beiden Frauen aus der Vergangnheit besser gefallen haben, als Kate.
Als Debütroman ist "Die Unbändigen" trotz kleiner Längen absolut gelungen.


Fazit:
Ein faszinierender Debütroman mit magischen Elementen, der mir spannende Lesestunden beschert hat, aber trotzdem auch ein paar kleine Längen hatte. Eine Geschichte, die mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird. Mystisch, schaurig, oftmals brutal - eine Hommage an drei starke Frauen, die Gewalt erfahren und sich wehren.

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Keine Leseempfehlung

Die Suche
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Ich bin eigentlich ein Fan der Autorin, doch bereits der letzte "Thriller", der mehr Spannungsroman oder Drama war, hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen. Auch hier hat der Verlag groß "Thriller" draufgeschrieben, ...

Ich bin eigentlich ein Fan der Autorin, doch bereits der letzte "Thriller", der mehr Spannungsroman oder Drama war, hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen. Auch hier hat der Verlag groß "Thriller" draufgeschrieben, aber diesmal ist nicht einmal ein Spannungsroman drinnen. Auf dem englischsprachigen Original steht "A Novel" drauf, was der Sache auf jeden Fall näher kommt.

Diesmal kann ich leider auch nicht sagen, dass die Atmosphäre gelungen war. Die Geschichte spielte sich rund um den südaustralischen Ort Marralee ab. Finanzermittler Aaron Falk ist als Taufpate bei seinem Freund und Kollegen Greg Raco eingeladen. Vor einem Jahr wurde die Taufe verschoben, weil Kim Gillespie, die Ex-Partnerin von Greg's Bruder Charlie und Mutter der gemeinsamen Tochther Zara, verschwand. Kim reiste mit ihrem Ehemann Rohan und der sechs Wochen alten gemeinsamen Tochter Zoe zum großen Marralee Valley Festival an. Sie wollte sich mit Zara und der Familie Raco treffen, während Rohan mit seinen Eltern unterwegs war. Kim tauchte jedoch nie auf und auf dem Festgelände fand man nur den abgestellten Kinderwagen mit der sechs Wochen alten Zoe. Seitdem fragen sich die Einwohner, ob Kim Selbstmord begangen und sich im anliegenden Stausee ertränkt hat? Aber würde sie ihre kleine Tochter wirklich alleine lassen? Wurde sie entführt und ermordet?
Dieses Ereignis bewegt die Einwohner von Marralee noch immer und genau ein Jahr später versuchen Zara und Rohan weitere Zeugen zu finden, die Kim damals gesehen haben könnten. Auch Aaron lässt der Fall nicht kalt. Neben dem Verschwinden von Kim beschäftigt ihn auch der tödliche Unfall mit Fahrerflucht, der seit sechs Jahren ungeklärt ist. Hängen die beiden Vorfälle zusammen? Gemeinsam mit der Familie Raco und dem Polizisten Dwyer versucht er mehr zu erfahren und beginnt nachzuforschen.

Wir haben hier zwei Cold Cases, die aufgerollt werden. Der deutsche Titel "Die Suche" beschreibt den Großteil der Handlung des Romans: Man sucht nach Kim und spekuliert immer und immer wieder, was damals passiert sein könnte. Deshalb wechselt die Autorin oftmals - leider ohne Kennzeichnung - die Zeitebene. Wir sind meistens in der Gegenwart unterwegs, wechseln aber auch zur Vergangenheit vor einem Jahr und in die Zeit, als die jugendliche Freundesclique um die Gebrüder Raco, Kim, Shane, Naomi und Dean, gemeinsam unterwegs war. Wir bekommen somit jede Menge Figuren vor die Nase gesetzt. Der laufende Wechsel zwischen Vor- und Nachname vieler Charaktere ist oftmals sehr irreführend, vorallem, wenn es um die drei Brüder der Raco Familie geht.

Während sich der Schreibstil der Autorin gewohnt flüssig liest, zieht sich die Handlung immer mehr und mehr in die Länge. Falks Überlegungen und die Rückblicke seiner Freunde in Marralee kommen immer wieder an einem Punkt, wo sich die Gedanken im Kreis drehen. Dies führt zu Längen und lässt Langeweile aufkommen, weil ebenfalls keinerlei Spannung aufkommt.
Die Auflösung beider Cold Cases ist am Ende allerdings passend und alle offenen Fragen werden beantwortet. Dies ist für mich leider einer der wenigen positiven Punkte der Geschichte.

Die ersten drei Bücher der Autorin haben mir sehr gut gefallen. "Der Sturm" konnte mich hingegen nicht mehr wirklich begeistern und für "Die Suche" kann ich leider keine Lese-Empfehlung mehr abgeben.

Cover:

von links nach rechts:
drei englischsprachige Ausgaben, das französische und das bulgarische Cover

Fazit:
Weder Thriller noch Spannungsdrama, sondern ein Roman mit Längen und einem Ausgangspunkt, der sich immer wieder im Kreis dreht. Obwohl die Auflösung schlussendlich gelungen ist, kann ich für den neuen Roman von Jane Harper leider keine Lese-Empfehlung abgeben. Sehr, sehr schade!

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