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Veröffentlicht am 31.12.2016

That's Showbusiness

Der Träume blauer Schlussakkord
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Dieser Krimi von Brigitte Pons ist bereits der vierte Fall rund um Ermittler Frank Liebknecht. Ich durfte, obwohl ich die Vorgängerbände nicht gelesen hatte, bei einer Lovelybooks Leserunde mitlesen und ...

Dieser Krimi von Brigitte Pons ist bereits der vierte Fall rund um Ermittler Frank Liebknecht. Ich durfte, obwohl ich die Vorgängerbände nicht gelesen hatte, bei einer Lovelybooks Leserunde mitlesen und hatte keinerlei Problem der Geschichte zu folgen. Ein paar Hintergrundinformationen fehlten mir jedoch, die sich aber größtenteils im Laufe des Romans erklärten. Da jeder Fall in sich abgeschlossen ist, kann man problemlos auch beim vierten Fall einsteigen!

Im Vielbrunner Parkhotel, das noch 70-iger Jahre Charme versprüht, wird die Castingshow "Schlager reloaded" gedreht. Die hoffnungsvollen Schlagersternchen, die sich der Jury aus ehemaligen Schlagerstars stellen, fiebern dem Event entgegen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, als Polizist Frank Liebknecht, der gerade seinen wohlverdienten Urlaub begonnen hat, einen mysteriösen Anruf erhält. Konrad Gössner, der Chef einer Catering-Agentur, der im Parkhotel das Buffet verwaltet, wittert einen Mordfall. Als der ziemlich betrunkene Anrufer die nächsten Tage verschwunden bleibt und bei der Castingshow ein neuer Bassist gesucht wird, ist dies die Chance für Frank, sich undercover einzuschleichen. Er bewirbt sich und darf tatsächlich den Bassisten der Band ersetzen. Als kurze Zeit später Richard Ziegler, eines der Jurymitglieder tot im Pool treibt, hat Frank tatsächlich einen Fall zu klären....

Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kannte, hatte ich keine Probleme in die Geschichte abzutauchen. Mit dem Prolog zu Beginn des Buches macht uns die Autorin neugierig, wer sich hinter dem pickeligen Jungen versteckt, der als Ferialpraktikant im Parkhotel jobbt und von einer Karriere träumt. Ist er der Mörder? Oder der Tote? Oder spielt er ein undurchsichtiges Spiel?
Die teilweise sehr exzentrischen Charaktere der Castingshow sind wunderbar und lebendig beschrieben. Die Autorin nimmt den Rummel und die Abläufe hinter den Kulissen ein bisschen auf die Schaufel. Sicherlich gibt es aber auch Parallelen zum echten Showbusiness, die in Wahrheit noch viel überspitzter sind, als hier beschrieben....wer weiß? :)
Auch die für mich noch fremden Ermittler sind sehr verschiede Charaktere und haben alle ihre Ecken und Kanten. Man erfährt ebenfalls über das private Umfeld der Polizisten. Da ich diese noch nicht aus den Vorgängerbänden kannte, beinhaltet dies auch ein paar "Geheimnisse", wobei mir Marcel anfangs nicht unbedingt sympathisch war. Immer wieder gibt es auch Rückblicke einer uns unbekannten Frau, die den Leser zusätzliche Rätsel aufgibt.
Einige Passagen im hessischem Dialekt sorgen für etwas Lokalkolorit. Diese Zeilen musste ich als Österreichein allerdings zweimal lesen, um sie zu verstehen. Das macht aber gar nichts...

Die Autorin hat viele überraschende Wendungen eingebaut. Es gibt jede Menge Verdächtige und ich tappte bis zum Schluss im Dunkeln, wer der (die) Täter sind. So sollte es bei einem guten Krimi sein!

Schreibstil:
Der Schreisbtil ist flüssig und eingängig. Die Kapitel sind mit Tag, Ortsangabe und Uhrzeit versehen und werden aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Mal ist Frank der Erzähler, mal Marcel, sein Freund und Kollege. Aber auch andere Personen kommen in kürzeren Kapiteln zu Wort.

Fazit:
Ein undurchsichtiger Krimi im Showbiz und Musikermilieu. Spannend, gelungen und mit vielen Verdächtigen. Auch für Quereinsteiger der Reihe gut lesbar und verständlich.

Veröffentlicht am 27.12.2016

Die Gräuel der Nachkriegszeit

Trümmerkind
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Die meisten meiner Blog-Leser wissen, dass Bücher, die von den Weltkriegen erzählen, ganz oben auf meiner Wunschliste stehen und an denen ich kaum vorbeigehen kann. Deshalb hatte ich auch "Trümmerkind" ...

Die meisten meiner Blog-Leser wissen, dass Bücher, die von den Weltkriegen erzählen, ganz oben auf meiner Wunschliste stehen und an denen ich kaum vorbeigehen kann. Deshalb hatte ich auch "Trümmerkind" von Mechthild Borrmann sofort auf meiner Wunschliste, sobald ich das Buch in der Vorschau sah. Der Droemer Knaur Verlag hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt - vielen Dank!

Der Roman wird als Gegenwartsliteratur oder historischer Krimi gehandelt. Ich denke es ist eine Mischung daraus, da er sich aus den folgenden drei Handlungssträngen und Zeitebenen zusammensetzt:
1945: Familie Anquist, die auf ihrem Gut in der Uckermark in Nordostdeutschland lebt
1947: Agnes Dietz, deren Mann im Krieg verschollen ist und sich in Hamburg in der Nachkriegszeit mit ihren zwei Kindern durchschlagen muss
1992: Anna Meerbaum, geschiedene Lehrerin in Köln, die von einer eventuellen Erbschaft in der Uckermark erfährt und sich die Heimat ihrer Mutter ansehen will

Diese drei Handlungsstränge wechseln kapitelweise und anfangs fragt man sich noch, wie diese wohl zusammenhängen. Doch nach und nach kristallisieren sich einige Gemeinsamkeiten heraus und Puzzlestein um Puzzlestein fügt sich diese Geschichte zu einem Gesamtbild.
"Trümmerfrauen" wurden die Frauen der Nachkriegszeit genannt, die maßgeblich beim Aufbau der zerstörten Städte halfen. Eine dieser Trümmerfrauen ist Agnes Dietz, die während des Tages Steine klopft und abends an ihrer Nähmaschine sitzt, um für die reichen Engländerinnen zu schneidern. Hanno, ihr Ältester, sucht tagsüber unter den Trümmern der zerbombten Häuser nach brauchbaren Dingen, die er am Schwarzmarkt verkaufen kann. Eines Tages, als er eine tote Frau im Keller eines Hauses findet, steht plötzlich ein kleiner Junge vor ihm, der nicht spricht. Hanno und seine Schwester Wiebke nehmen ihn mit nach Hause, wo er zuerst versorgt und später, obwohl die Not groß ist, auch in die Familie aufgenommen wird.
Clara Anquist, die Tochter eines Pferdezüchters und Gutsbesitzers, verliert hingegen ihr Zuhause nach der Niederlage der Deutschen. Die rote Armee enteignet die Familie und bringt Flüchtlinge zum Gut. Das Schicksal meint es nicht gut mit der Familie, aber auch Clara zeigt Mut und Stärke in dieser Zeit und versucht die Familie über die Runden zu bringen. Auch sie werden zu Flüchtlingen, die sich zuerst in die englische Besatzungszone flüchten und danach nach Spanien zu Bekannten wollen.....
Anna Meerbaum hingegen erfährt, dass ihre Mutter nach der Öffnung des eisernen Vorhanges Entschädigungsansprüche stellen oder eine Rückübertragung des elterlichen Gutshofs in der Uckermark beantragen könnte. Sie versucht mit ihr darüber zu sprechen, doch diese möchte davon nichts hören. Seit Annas Kindheit blockt sie jegliche Fragen zu ihrer Vergangenheit ab und versucht mit Hilfe von Alkohol zu vergessen. Sie verbietet ihrer Tochter nachzuforschen, doch Anna stellt sich den Dämonen ihrer Muttert und benötigt mehr Stärke, als sie ahnt...

Drei starke Frauen, die so schnell nicht aufgeben und die es nicht leicht im Leben haben. Dabei hat Anna nicht mit dem Krieg oder der Nachkriegszeit zu kämpfen, sondern mit den Dämonen ihrer Mutter und einer Vergangenheit, die auch Annas Leben total auf den Kopf stellen wird.
Mechthild Borrmann versteht es diese Zeit sehr bildhaft und realistisch darzustellen. Das lange Anstellen für ein Stück Brot oder Butter, die Enteignungen und Vergewaltigungen und von Menschen, die die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. Beginnt der Roman anfangs noch ruhig, hat er zum Ende hin kriminalistische Elemente, die mich an die Seiten fesselten.

Schreibstil:
Mechthild Borrmann hat einen wunderbaren Schreibstil, der sehr bildgewaltig und atmosphärisch ist. Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und entwicklen eine Tiefe, die mich beeindruckt hat. Man spürt die drückende Atmosphäre der Nachkriegszeit und all die Entbehrungen, die die Menschen erleiden. Mit dem Krimiplot kommt auch die Spannung am Ende nicht zu kurz.


Fazit:
Ein großartiger und atmosphärischer Nachkriegsroman, der einem packt und nicht mehr loslässt. Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und lebendig. Eine Geschichte, in die man eintaucht und die man erst mit der letzten Seite zufrieden zuklappt, wobei sich die Gräuel des Krieges nicht so leicht abschütteln lassen...

Veröffentlicht am 26.12.2016

Wenn das Schicksal dazwischenfunkt...

Für immer fliegen
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Bei Liebesgeschichten, die von "Schicksalsbegegnungen" handeln oder es sich um Paare dreht, die sich jahrelang nicht wiedersehen, muss ich einfach zugreifen! Dabei bin ich eher unromantisch, aber bei Filmen ...

Bei Liebesgeschichten, die von "Schicksalsbegegnungen" handeln oder es sich um Paare dreht, die sich jahrelang nicht wiedersehen, muss ich einfach zugreifen! Dabei bin ich eher unromantisch, aber bei Filmen oder Romanen mit diesen Themen werde ich ganz furchtbar kitschig. Ich liebe den Roman "Zwei an einem Tag" oder den Film "Before Sunrise" und so bewarb ich mich auch für dieses dünne Büchlein aus der Feder von Birgit Loisl.

Die Geschichte der Beiden, die nicht und nicht zusammenkommen wollen oder denen das Schicksal immer wieder ein Schnippchen schlägt, erzählt von Maya und Cosmo.
Maya lernt den Straßenmusiker ganz zufällig in der Münchner Innenstadt kennen. Die Beiden verstehen sich auf Anhieb und es knistert gewaltig zwischen ihnen, vergessen jedoch Nummern und Namen auszutauschen. Von nun an laufen sich die Beiden immer wieder über den Weg, kommen aber trotzdem nicht zusammen. Als sie sich endlich ihre Liebe gestehen, sitzt Maya am nächsten Tag im Flugzeug in die USA, um ihr Auslandssemester anzutreten. Sie versprechen sich in sechs Monaten wiederzusehen und danach endlich eine richtige Beziehung einzugehen. Doch noch am Tag ihrer Rückkehr wird Maya überfahren. Der Lenker begeht Fahrerflucht. Maya ist schwer verletzt und liegt auf der Intensivstation, wo nur ihre Eltern und Marlene, die beste Freundin, zu ihr dürfen....

In Rückblenden erfährt man nun aus der Sicht von Maya, wie sich die Beiden kennengelernt haben. Außerdem lernen wir unsere Hauptprotagonistin, ihre Freundinnen und ihre Eltern besser kennen. Der zweite Handlungsstrang wird aus der Sicht von Cosmo und in der Gegenwart erzählt. Es geht hier vorallem um die aktuelle Situation im Krankenhaus und um seine Gefühlswelt. Die beiden Handlungsstränge führen langsam zusammen, bis sie sich zum Ende hin ergänzen.
Man taucht sofort in die Handlung ein, die von der Autorin sehr einfühlsam und flüssig erzählt wird. Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und sehr lebendig. Die Dialoge zwischen den Freundinnen haben mich oft zum Lachen gebracht und hat die teilweise traurige Handlung mit etwas Humor gewürzt. Obwohl das Büchlein nur 192 Seiten hat, gibt die Autorin viele Informationen aus dem Leben von Maya und Cosmo preis, die damit dem Leser noch mehr ans Herz wachsen.

Schade fand ich, dass das Taschenbuch, das ich in einer Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe, noch etwas "unausgereift" ist, was Gestaltung und Layout beinhaltet. Die Schrift ist sehr klein, die Seitenzahlen fehlen und das Layout sieht alles andere als schön aus. Der Text klebt im oberen Teil der Seite und unten ist noch ein Viertel frei. Hier gibt es noch jede Menge zu tun, vorallem da ja noch drei Folgebände veröffentlicht werden sollen....


Schreibstil:
Der Schreibstil von Birgit Loisl ist sehr flüssig, modern und locker. Man ist ab den ersten Zeilen sofort im Handlungsgeschehen und erlebt die Geschichte der beiden Studenten, die sehr einfühlsam beschrieben wird. Es ist ein richtiges Auf und Ab der Gefühle und am Ende hat die Autorin noch eine überraschende Wendung parat.

Fazit:
Eine sehr einfühlsame und schöne Geschichte, bei der ich gerne noch mehr Seiten zu lesen gehabt hätte. Berührend, authetisch und der erste Teil der „Für immer …“-Reihe. Gerne werde ich auch noch die Folgebände lesen.

Veröffentlicht am 21.12.2016

Kaltblütige Morde an jungen Mädchen

Mooresschwärze: Thriller
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Von der Autorin Catherine Shepherd habe ich bereits "Der Puzzlemörder von Zons" gelesen, den ersten Teil ihrer "Zons-Reihe", die leicht mystisch angehaucht ist und immer einen Strang in der Vergangenheit ...

Von der Autorin Catherine Shepherd habe ich bereits "Der Puzzlemörder von Zons" gelesen, den ersten Teil ihrer "Zons-Reihe", die leicht mystisch angehaucht ist und immer einen Strang in der Vergangenheit und der Gegenwart hat. Bei "Mooresschwärze" ist dies anders. Hier präsentiert uns die Autorin einen nervenaufreibenden Thriller um einen Serienmörder. Das Duo, die Gerichtsmedizinierin Julia Schwarz und Kommissar Florian Kessler ermitteln in diesem Buch das erste Mal und ich hoffe auf eine Fortsetzung!

Im Moor bei Köln wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie hat ein seltsames Tatoo oberhalb des Bauchnabels und scheint ertränkt worden zu sein, doch Julia kann sich keine Gewissheit verschaffen, da die Tote auf dem Weg ind rechtsmedizinische Institut spurlos verschwindet. Kurz darauf wird das nächste tote Mädchen gefunden - ebenfalls im Moor, kunstvoll drapiert und zur Schau gestellt. Als Julia ein ähnliches Tatoo oberhalb ihres Bauchnabels erkennen kann, sind sich alle sicher die Taten eines Serienmörder vor sich zu sehen. Dieser scheint Spaß daran zu haben seine Opfer besonders grausam zu quälen und danach kunstvoll in Szene zu setzen.

Das Duo Ermittler und Rechtsmedizinerin gefällt mir sehr gut. Jedoch agierte Julia in meinen Augen fast schon wie eine Kommissarin. Sie begleitet Florian sehr oft bei seinen Recherchen und steckt auch selbst ihre neugierige Nase in Dinge, die sie lieber lassen sollte. Ihre Alleingänge sind manchmal ziemlich riskant. Julias Figur hat Ecken und Kanten. Sie kommt aus einfachem Hause und hat als Kind ihren Bruder Michael verloren, der brutal umgebracht wurde. Dieses Erlebnis hat ihren Wunsch Rechtsmedizinierin zu werden begründet, um so viele Täter wie möglich zu überführen. Und Julia ist gut in ihrem Job. Von Florian erfahren wir im Gegenzug sehr wenig.
Die Autorin gibt dem Leser Einblicke in die Handlungen von Opfer, Täter und den Ermittlern. Die Einblicke in die Gedanken des Mörders sind erschreckend. Schlimmer wird es allerdings, wenn der Leser ihm beim Quälen der Opfer über die Schulter schauen darf.
Der Spannungslevel ist die ganze Zeit über sehr hoch und bleibt konstant. Die perfiden Rituale, die der Täter bei seinen Opfern anwendet, stellt die Polizei vor ein Rätsel.

Gegen Ende fand ich die Lösung, die Catherine Shepherd präsentiert, jedoch nicht ganz geglückt. Da ich selbst gerne miträtsle, mag ich es weniger, wenn auf den letzten Seiten ein Täter hervorgezaubert wird, der im Hauptteil des Buches namentlich nicht vorkommt. Man blickt ihm zwar über die Schulter und ich hatte gleich zu Beginn den richtigen Riecher, aus welcher Ecke er kommt, aber "überführen" konnte man ihn deswegen nicht. Deshalb muss ich leider einen Stern abziehen.

Schreibstil:
Die Autorin hat einen fesselnden Schreibstil. Auch ihr zweites Buch, das ich lesen durfte, konnte ich genauso wenig aus der Hand legen wie den Puzzlemprder von Zons. Die kurzen Kapitel lassen sich schnell weglesen und enden meistens mit einem kleinen Cliffhanger. Danach wechselt die Erzählperspektive wieder und die Spannung bleibt aufrecht. Auch die einzelnen Szenen sind sehr bildhaft dargestellt. So erhält man einen guten Einblick in die Umgebung des Moores, aber auch in die Beschreibung des Tötungsrituals, das ziemlich genau beschrieben wird.

Fazit:
Mich konnte "Mooresschwärze" überzeugen und ich klebte an den Seiten. Spannung und Thrill werden geboten und das Duo aus Ermittler und Rechtsmedizinierin gefällt mir sehr. Einzig das Ende fand ich fast zu schnell und nicht ganz geglückt, auch wenn sich dieses logisch zusammensetzt. Sehr gute 4 Sterne für diesen tollen Thriller. Ich freue mich auf eine Fortsetzung!

Veröffentlicht am 21.12.2016

Leider nicht meins

Winterküsse im Schnee
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Zermatt im Jahr 1951. Eine junge Frau wartet in einem Stall auf jemanden, als plötzlich eine Lawine abgeht und sie verschüttet.
Danach ein Sprung zum ersten Kapitel nach London in der Gegenwart und in ...

Zermatt im Jahr 1951. Eine junge Frau wartet in einem Stall auf jemanden, als plötzlich eine Lawine abgeht und sie verschüttet.
Danach ein Sprung zum ersten Kapitel nach London in der Gegenwart und in der Vorweihnachtszeit. Die beiden Schwestern Allegra und Isobel stehen sich sehr nahe, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Isobel glücklich verheiratet ist und mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn im eigenen Heim wohnt, ist Allgra die typische Karrierefrau. Sie lebt in der Welt der Finanzen und steht dort ihren Mann. Ihre kleine schmucklose Wohnung ist selten bewohnt, denn die meiste Zeit verbringt sie im Büro. Sie soll nun einen besonders finanzkräftigen Deal für ihren Chef aushandeln, doch der chinesische Geschäftsmann bevorzugt eher einen Mann als Verhandlunsgpartner. Allegra ist stinksauer und als ihr auch noch Sam, der Kollege aus der kanadischen Filiale, als möglicher Konkurrent vor die Nase gesetzt wird, der mit dem Sohn des Chinesen befreundet ist, sieht sie ihre Felle davonschwimmen.
Doch es bleibt nicht bei der einen schlechten Nachricht, denn ein Anruf der Walliser Kantonspolizei bringt die beiden Schwestern zusätzlich aus dem Gleichgewicht. Nach über fünfzig Jahren wurde die Leiche ihrer angeblich leiblichen Großmutter gefunden, die bei einem Lawinenunglück ums Leben kam und seitdem verschollen war. Wer ist diese Frau, die ihre Großmutter sein soll? Denn eigentlich glaubten die beiden Schwestern ihre Oma gekannt zu haben.... Ihre Mutter, die an Alzheimer leidet, kann ihnen leider nicht aushelfen und so reisen beide nach Zermatt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ausgerechnet im luxuriösen Schiort in der Schweiz, trifft Allegra wieder auf Sam. Dieser verbringt gemeinsam mit dem Sohn des möglichen chinesischen Geschäftspartners seinen Urlaub, was Allegra ihm allerdings nicht abnimmt.....

Meine Meinung:
Die ersten hundert Seiten war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit dem Roman warm werde. Denn unsere Protagonistin, Allegra Fisher, war mir leider anfangs alles andere als sympathisch. Eine Frau, deren Leben nur aus Börsenkursen besteht und die für Menschen, die auch gerne ein Privatleben haben, kein Verständnis übrig hat. Nur ihre Schwester Isobel und ihre demenzkranke Mutter liegen ihr am Herzen. Isobel hingegen ist eine sehr warmherzige Frau, die ihren Mann und ihren Sohn liebt. Sie freut sich auf ein paar Tage Urlaub in der Schweiz und als begeisterte Schifahrerin auch auf ihr Hobby, das sie viel zu selten ausüben kann. Das Familiengeheimnis, das sich hinter dem Tod der Großmutter verbirgt, hat mir gut gefallen und brachte etwas Schwung und Spannung in die eher öden Finanzjargons und den unglaubwürdigen Wintersportbeschreibungen (mehr dazu später). Auch die Liebesgeschichte, die hier eingebaut wurde, ist ziemlich klischeehaft, bleibt aber eher im Hintergrund. Die Welt der Reichen und Schönen im Nobelort Zermatt blieb mir fremd. Auch die Weihnachtsstimmung wollte nicht wirklich aufkommen, denn Weihnachten war eher ein Thema am Rande und wurde erst am Schluss des Romans wieder "hervorgeholt".

Nun kommen wir zu den Klischees abseits des Romans: Ich bin Österreicherin, also bin ich Schifahrerin und ich liebe den Schnee...STIMMT! Und deshalb habe ich mit großer Verwunderug manche Stellen im Buch gelesen, bei denen es ums schifahren geht! Es beginnt damit, dass die Autorin Schließfächer für Schier beschreibt. Vielleicht gibt es die in Frankreich oder der Schweiz...oder irgendwo in Österreich, wo ich noch nicht war........keine Ahnung...aber ich habe definitiv noch nie so etwas gesehen! Wo denn auch? Beim Sessellift, der Gondel oder in der Schihütte??? Danach schreibt sie über die Pisten und dass unsere Protagonisten sogar die sehr gefährlichen roten Pisten befahren. Hm....rot ist die Farbe der Gefahr - stimmt - aber nicht auf der Schipiste! Ich habe dann nachgegoogelt, weil ich wissen wollte, ob es in anderen europäischen Ländern vielleicht andere Bezeichnungen gibt - gibt es nicht! Blau ist die Familienpiste und somit die für Anfänger, rot ist die normale Piste und schwarz sind die Pisten, die eher routinierte Fahrer nehmen sollten....und nicht die roten! Nächstes Thema: ein Schirennen und bei der Autorin starten alle gleichzeitig!!! Das ist kein Lauf, sondern man fährt den Berg hinunter...einer nach dem anderen, wobei die Zeit gestoppt wird und nicht alle wie ein wilder Haufen durcheinanderfahren und risikoreich überholen und auch noch zurückschauen!!! (wie beschrieben) Wo bitte hat die Autorin hier recherchiert?????? Das geht in meinen Augen absolut gar nicht! Man kann nicht über etwas schreiben, von den man keine Ahnung hat! Und es hat mich etwas irritiert, dass Karen Swan im Nachwort noch schreibt, dass sie selbst oft im Winter in der Schweiz Wintersport betreibt. Falls mir jemand etwas Gegenteiliges beweisen kann - gerne! Vielleicht gibt es ja in anderen Ländern andere Sitten ;) oder es gibt in den mondänen Schiorten schon Schließfächer....??

Aber nun zurück zum Roman.....
Die verschiedenen Themen wie die Finanzwelt, Alzheimer, die mondäne Welt der Reichen und Schönen, das Familengeheimnis und die Liebesgeschichte birgen viel Potenzial. Ich denke allerdings, dass es besser gewesen wäre sich auf 2-3 Themen zu konzentrieren.
Das Ende lässt einem aber wieder versöhnlich zurück. Es wird ein bisschen weihnachtlich, das Familiengeheimnis wird aufgelöst und nebenbei noch ein Finanzskandal aufgedeckt. Und für die Romantiker wird es auch etwas (sehr) kitschig. Ich erwarte mir keine hochtrabende Literatur, wenn ich zu einem Buch dieser Art greife und ich lese sehr gerne weihnachtliche Liebes- oder Tiergeschichten zu dieser Jahreszeit, aber Karen Swans "Winterküsse im Schnee" war mir zu unrund, schlecht recherchiert und ich konnte außer zu Isobel keine wirkliche Beziehung zu den Protagonisten aufbauen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich gut lesen. Die Dialoge sind oft humorvoll, die einzelnen Charaktere sind sehr bildhaft beschrieben. Erzählt wird aus der Sicht von Allegra in der 3. Person. Man ist trotz der 512 Seiten schnell durch und auch die Schweizer Bergwelt, die hier sehr stimmungsvoll beschrieben wird, lässt einem abtauchen in eine andere Welt.

Fazit:
Durch den etwas holprigen Einstieg und den schlecht recherchierten Wintersportanteil hatte dieser Roman leider ziemlich schnell bei mir verloren. Das Familiengeheimnis wurde interessant dargestellt und ließ mich trotz obiger Kritiken dranbleiben. Die Liebesgeschichte blieb eher im Hintergrund, was sicher Romantiker nicht gefallen wird. Im Großen und Ganzen ein netter Roman, der einige (zuviele?) Themen aufgreift und mich eher enttäuscht zurückgelassen hat. Von mir gibt es 2 1/2 Sterne aufgerundet auf 3.